3..2..1.. Kritik! - Berlin soll Countdown-Ampeln bekommen
Der Senat möchte Berliner Ampeln ab 2024 mit Countdown-Systemen ausstatten. Die sollen anzeigen, wie viel Zeit noch zum Überqueren der Kreuzung bleibt. Aber nicht mit Zahlen - sondern mit herunterzählenden Balken. Das Projekt stößt auf Kritik.
Die Ampeln in Berlin sollen ab 2024 schrittweise mit Countdown-Systemen ausgestattet werden. Das steht in dem am Sonntag vorgestellten "Sofortprogramm" des neuen Berliner Senats. Die CDU-geführte Verkehrsverwaltung bestätigt die Pläne. Man wolle die Verkehrssicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger verbessern. Dafür sollen die rund 2.100 Ampelanlagen der Stadt Countdown-Systeme bekommen. Das Projekt stößt auf Kritik.
Countdown mit Balken statt Zahlen
In vielen Großstädten sind Countdowns an Ampeln bereits fest installiert. Oft läuft eine Sekundenanzeige schrittweise herunter und zeigt an, wann die Ampel wieder auf Grün springt - oder wie lange die Grünphase noch anhält. Das Berliner System soll allerdings anders funktionieren.
Steht eine Fußgängerin an der Ampel und die Ampel springt auf grün, dann kann sie losgehen. Springt die Ampel dann wieder auf rot schaltet sich der Countdown an. Zwischen dem roten und dem grünen Ampelmännchen erscheinen dann fünf weiße Balken. Sie sehen aus wie ein Zebrastreifen. Nacheinander verschwinden die fünf Balken. Ist der letzte Balken weg, haben die Autos grün.
Das Countdown-System mit Balken wird bereits an drei Stellen in Berlin getestet. Zum Beispiel am Fehrbelliner Platz. Dort können sich Berlinerinnen und Berliner mit dem neuen System vertraut machen. Viele Fußgängerinnen und Fußgänger, die rbb|24 dort angetroffen hat, sind mit dem Balken-Modell nicht zufrieden. "Das erklärt sich nicht von selber, sondern man muss mehrfach drüber gehen, bis man festgestellt hat, wie die Ampel funktioniert", sagt Franziska. Benno, der in Wilmersdorf arbeitet, sieht das ähnlich: "Ich glaube, keiner weiß, was der letzte Balken bedeutet."
Kritiker bemängeln Kosten
In Berlin gibt es 2.100 Ampelanlagen für Fußgängerinnen und Fußgänger. Die Berliner Ampeln sollen aber nicht alle gleichzeitig umgebaut werden. "Geplant ist eine Umsetzung ab dem Jahr 2024, und zwar schrittweise immer dann, wenn eine LSA (Lichtsignalanlage) modernisiert oder neu errichtet werden soll", sagt ein Sprecher der Verkehrsverwaltung gegenüber rbb|24.
Wie viel genau das Countdown-System kostet, konnte der Sprecher nicht sagen. Es sei in Klärung, wie viel eine Serienproduktion kosten würde, sagte er. Der "Tagesspiegel" berichtet, dass ein Countdown-Modul bis zu 30.000 Euro kosten könnte. Dann würde der Umbau aller rund 2.100 Ampelanlagen in Berlin über 60 Millionen Euro kosten. Zu viel, sagen Kritiker.
Kritik von Umweltverbänden und der Opposition
Für Martin Schlegel, Fachreferent für Verkehr beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), ist der Umbau der Ampeln herausgeworfenes Geld. "Countdown-Ampeln für Fußgänger*innen sind nutzlos und deshalb eine ärgerliche Geldverschwendung", schreibt er am Dienstag in einer Pressemitteilung. Er fordert, dass die Gelder anders ausgegeben werden sollten. Zum Beispiel für Zebrastreifen.
Niklas Schenker von der Oppositionspartei die Linke unterstützt diese Forderung. "Wir brauchen mehr Zebrastreifen, mehr Mittelinseln und längere Grünphasen an Ampeln." Das würde, so Schenker, die Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger wirklich verbessern. "Countdown-Ampeln sind teure Geldverschwendung", sagt der Sprecher für Rad- und Fußverkehr gegenüber rbb|24.
Sendung: rbb|24 Abendschau, 11.06.2023, 19:30 Uhr.