Modellprojekt des Senats - 16 Berliner Grundschulen sollen Familienzentren bekommen

Fr 04.08.23 | 14:39 Uhr
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In einem Familienzentrum liegen verschiedene Bücher und Spielzeuge für Kleinkinder. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: rbb 88,8 | 04.08.2023 | Sabine Müller | Bild: dpa/Fabian Sommer

Der Berliner Senat will die Familienarbeit an Schulen in sozial benachteiligten Stadtquartieren verbessern. Dafür sollen an 16 Grundschulen Familienzentren entstehen.

In Kitas ist dieses Konzept längst etabliert, nun sollen Familienzentren auch Eltern und Schulen besser vernetzen. Ziel ist es, intensivere Kontakte und mehr Austausch zu wichtigen Themen wie Gesundheit, Spracherwerb oder Bildung zu ermöglichen.

Familienzentren bieten nach Angaben des Senats unter anderem Erziehungs- und Ernährungsberatung für Eltern, Schüler und Geschwister an. Sie begleiten auch werdende Eltern in den Phasen der Schwangerschaft, der Geburt und später beim Kita- und Schul-Eintritt. Als offene Treffs dienen sie auch dem Kennenlernen von Eltern und Nachbarn.

Zwei Bezirke sind nicht dabei

In der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz, über die am Freitag zuerst der "Tagesspiegel" berichtet hatte, nennt die Bildungsverwaltung Einzelheiten des Modellprojekts. Danach soll in jedem der 16 Stadtquartiere, die der Senat als sozial benachteiligt einstuft - etwa die Thermometersiedlung in Steglitz-Zehlendorf oder Marzahn-Nord -, an einer Grundschule ein Familienzentrum entstehen.

Bis auf Pankow und Charlottenburg-Wilmersdorf sind alle Bezirke am Modellprojekt beteiligt.

Ausgewählt wurden:
- drei Grundschulen in Reinickendorf (Lauterbach-Grundschule / Hermann-Schulz-Grundschule / Reginhard-Grundschule)
- zwei in Spandau (Grundschule im Beerwinkel / Christian-Morgenstern-Grundschule),
- zwei in Mitte (Vineta-Grundschule / Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule)
- zwei in Neukölln (Hermann-Boddin-Schule / Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg) - zwei in Marzahn-Hellersdorf (Schule am grünen Stadtrand / Kolibri-Grundschule)
- jeweils eine in Friedrichshain-Kreuzberg (Otto-Wels-Grundschule)
- Lichtenberg (Randow-Schule)
- Steglitz-Zehlendorf (Mercator-Grundschule)
- Tempelhof-Schöneberg (Nahariya-Grundschule)
- Treptow-Köpenick (Schule am Pegasuseck)

Start für den Herbst geplant

Zur Förderung des Projekts stellt der Senat in diesem Jahr 840.000 Euro und in den beiden darauffolgenden Jahren jeweils zwei Millionen Euro bereit.

Wie die Bildungsverwaltung dem rbb mitteilte, sieht die aktuelle Planung vor, dass alle 16 Familienzentren im Herbst startklar sind. Als Termine werden der 1. September oder der 1. Oktober genannt. Wann und wo das Angebot stattfindet, entscheiden die Schulen in Eigenregie, Räume für den Unterricht sollen dadurch nicht wegfallen. Die Bildungsverwaltung denkt etwa an Platz in der Mensa oder auf dem Schulhof sowie an Zeiten am Abend oder am Wochenende, wenn die Klassenräume leer sind.

Als Vorbild für das Berliner Modellprojekt diente Nordrhein-Westfalen, dort gibt es schon seit zehn Jahren Familienzentren an Grundschulen.

Sendung: rbb 88,8, 04.08.2023, 15:20 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Hoffentlich nicht zu Lasten der Erzieher und Lehrer. Manch ein "Förderprojekt" bedeutete in der Vergangenheit Mehraufwand für ohnehin gestresstes Personal...

  2. 5.

    Das war auch mein erster Gedanke dazu. Gibt es nicht auch immer wieder irgendwelche Förderangebote für sozialschwache Familien, die nie abgerufen werden? Man fragt sich immer, warum, wenn doch so viel Bedarf da ist...

  3. 4.

    Ich habe früher mehrere Jahre lang an Berliner Grundschulen Koch- und Ernährungskurse angeboten, viele Schulen davon lagen in Problemkiezen. Die Kinder fanden es super. Auch für die Eltern wurden Angebote gemacht, die jedoch überhaupt nicht angenommen wurden, es interessierte sie wohl einfach nicht. Daher rechne ich nicht damit, dass so ein Angebot jetzt groß angenommen wird. Die Idee ist gut und wichtig, aber leider haben viele eltern keine Zeit/Lust oder beides, sich beraten zu lassen.

  4. 3.

    Schon die Vorstellung über Ort und Öffnungszeiten der geplanten Familienzentren zeigt, dass keine Ahnung über Soziale Arbeit oder Erziehung vorliegt. Niedrigschwellig ist das nicht und hat auch nicht die kritische Distanz zur Schule, die außerschulische Lern- und Bildungsorte obligatorisch benötigen. Das fällt einem nicht erst auf, wenn es fundamentale Probleme an der Schule selbst gibt. Die jeweilige landespolitische Vorstellung, wie Schule funktionieren soll, wird hier lediglich forciert. Eine flächendeckende Planung ist es ohnehin nicht - und mitnichten werden Familienzentren nur dort gebraucht, wo wer auch immer "Brennpunkte" auszumachen vermag. Mit 16 Standorten ist das Symbolpolitik und Augenwischerei. Ein tumber, hastiger Versuch, zu überdecken, dass man so gar keinen Plan von Bildungs- und Sozialpolitik hat. Am Ende wird abgerechnet und behauptet werden, was man alles Tolles auf die Beine gestellt habe - ohne wirklich etwas nachhaltig bewegt zu haben.

  5. 2.

    Mal so ganz praktisch nachgefragt:
    Wer begleitet das Familienzentrum - Lehrkräfte der Schulen?
    Oder externe Kräfte? Woher kommen diese - bei der momentanen Lage in Berlin?
    Wie oft sollen die Familienzentren geöffnet sein?
    Reicht die Finanzierung (je Schule ca. 52.500 Euro für dieses Jahr) für Personal/Material?

    Irgendwie fehlt mir da wohl die Vorstellungskraft für die Umsetzung ...



  6. 1.

    Da bin ich aber neugierig, ob das auch wirklich durchgezogen wird und nicht nur wieder auf dem Papier steht.

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