Kritik aus Berlin und Brandenburg - Wagenknecht will Partei-Pläne am Montag vorstellen

Do 19.10.23 | 22:28 Uhr
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Sahra Wagenknecht (Quelle: dpa/Ying Tang)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 19.10.2023 | Stephanie Teistler | Bild: dpa/Ying Tang

Nach monatelangen Spekulationen steht es nun fest: Sahra Wagenknecht will am Montag ihre Pläne einer Partei-Gründung offiziell verkünden. Aus den Reihen der Berliner und Brandenburger Linken hagelt es Kritik.

  • Wagenknecht stellt am Montag Verein mit dem Namen "Bündnis Sahra Wagenknecht" vor
  • Dies gilt als konkreter Schritt zur Gründung einer eigenen Partei
  • Berliner und Brandenburger Linken kritisieren diese Pläne
  • Linken droht Verlust ihres Fraktionsstatus im Bundestag

Die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht will ihre Pläne für eine mögliche Parteigründung am Montagvormittag (10:00 Uhr) in der Bundespressekonferenz (BPK) in Berlin vorstellen. Das geht aus einer BPK-Terminankündigung hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Der Termin steht unter der Überschrift "Gründung des Vereins 'Bündnis Sahra Wagenknecht - Für Vernunft und Gerechtigkeit' zur Vorbereitung einer neuen Partei". Auch ihr Büro bestätigte dies offiziell am Donnerstag. Über die Pläne hatten am Mittwoch bereits der "Spiegel" und das "ZDF" berichtet.

Neben Wagenknecht werden am Montag auch die bisherige Co-Chefin der Linksfraktion Amira Mohamed Ali und ihr Fraktionskollege Christian Leye erwartet, der zu Wagenknechts engen Vertrauten zählt. Außerdem dabei sind der Terminankündigung zufolge der ehemalige Geschäftsführer der Linken in Nordrhein-Westfalen, Lukas Schön, und der Unternehmer Ralph Suikat dabei. Der Karlsruher Millionär hatte sich für die Initiative Taxmenow ("Besteuert mich") eingesetzt, die für Vermögenssteuern für Millionen- und Milliardenvermögen eintritt.

Schirmer: Wagenknecht auf "Ego-Trip"

Die Pläne der Politikerin werden in den Reihen der Linken in Berlin und Brandenburg kritisch gesehen. Es werde mit keiner großen Unterstützung aus den Reihen der Mitglieder erwartet, hieß es etwa von der Berliner Linke. "Der Egotrip von Sahra Wagenknecht zur Spaltung unserer Partei ist ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die auf eine linke Kraft in diesem Land angewiesen sind", sagte Linke-Landesvorsitzender Maximilian Schirmer am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. "Im Land Berlin und vor Ort in den Kiezen der Stadt kümmern wir uns als einzige Partei jeden Tag darum, dass niemand seine Wohnung verliert und auch am Ende des Monats seine Rechnungen noch bezahlen kann."

Der Egotrip von Sahra Wagenknecht zur Spaltung unserer Partei ist ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die auf eine linke Kraft in diesem Land angewiesen sind.

Maximilian Schirmer, Landesvorsitzender der Linken in Berlin

Auch der brandenburgische Linken-Bundestagsabgeordnete Christian Görke hat Sahra Wagenknecht vorgeworfen, mit der geplanten Parteigründung ein "Ego-Projekt" zu verfolgen. Er lehne es ab, sich damit zu beschäftigen, "während die Welt brennt und in Deutschland wieder Juden angefeindet bzw. angegriffen werden", teilte Görke auf Anfrage von rbb|24 mit.

Der frühere brandenburgische Finanzminister wies darauf hin, dass die Gründung einer Wagenknecht-Partei Auswirkungen die parlamentarische Arbeit habe: "Auch etwa 100 Beschäftigte der Fraktion und ihre Familien sind davon betroffen. Denn einer Gruppe stehen im Bundestag nicht dieselben Mittel zur Verfügung, wie einer Fraktion. Die Stimmung in der Fraktion ist angespannt - nun schon seit einem dreiviertel Jahr."

Linke-Landeschef Walter fordert von Wagenknecht Aufgabe des Mandats

Auch Brandenburgs Linke-Landeschef Sebastian Walter übte scharfe Kritik an der von Wagenknecht geplanten Neugründung einer Partei: "Wer mitten in einem beispiellosen gesellschaftlichen Rechtsruck den Versuch unternimmt, die Linke zu spalten, handelt in höchstem Maße verantwortungslos." Die Brandenburger Abgeordneten der Linke in den Parlamenten vom Land, Bund und Europa stünden zur Partei, sagte Walter.

Walter hat die 54-Jährige aufgefordert, ihr Bundestagsmandat aufzugeben. Es sei nur konsequent, dass Wagenknecht nun gehe, sagte Walter laut Mitteilung am Donnerstag. "Zur Konsequenz gehört es aber auch, ein Mandat zurückzugeben, das mit dem Programm und den Zielen der Linken gewonnen wurde, die sie nicht mehr teilt."

Linke könnte Fraktionsstatus im Bundestag verlieren

Die mögliche Spaltung ist vor allem für die Linken-Bundestagsfraktion problematisch. Sie hat nur noch 38 Abgeordnete. Träten Wagenknecht und weitere Unterstützende aus, würde es für die Linke nicht mehr für eine eigene Fraktion reichen.

Anke Domscheidt-Berg, eine von zwei Brandenburger Linken im Bundestag, befürchtet, dass ihre parlamentarische Arbeit eingeschränkt werden könnte. "Rechtlich ist es so, dass ausgehandelt und mit einer Bundestagsmehrheit beschlossen werden muss, ob man einen Gruppenstatus bekommt. Das wäre die nächste Möglichkeit, die es gibt und welche Rechte diese Gruppe dann hat", erkärte die Linken-Politikerin im rbb. Dies sei nirgndwo festgeschrieben und müsste ausgehandelt werden. "Verhandlungen beginnen natürlich oder werden im Hintergrund auch schon geführt." Dann werde sich zeigen, welche Rechte man weiterhin habe.

Wer mitten in einem beispiellosen gesellschaftlichen Rechtsruck den Versuch unternimmt, die Linke zu spalten, handelt in höchstem Maße verantwortungslos.

Sebastian Walter, Landesvorsitzender der Linken in Brandenburg

Wagenknecht hat sich seit Monaten immer wieder offiziell zu einer Parteigründung geäußert, sich aber nicht festgelegt. Mit der Linken hat sie sich in wichtigen Punkten wie der Migrations- und der Klimapolitik inhaltlich entzweit. Öffentlich sagte sie zuletzt, ihre Verbindung mit der Linken sei für sie abgehakt.

Linken-Mitglieder forderten Parteiausschluss

Gegen Wagenknecht läuft mittlerweile ein Parteiausschlussverfahren. Knapp 60 Linken-Mitglieder, darunter mehrere Politikerinnen und Politiker aus Berlin und Brandenburg, hatten einen Parteiausschluss Wagenknechts beantragt. Anlass ist die seit mehreren Monaten durch Wagenknecht angedeutete Gründung einer neuen Partei. In dem Antrag, der dem rbb vorliegt, wird der Bundestagsabgeordneten ein "in besonderer Weise schädigendes und illoyales Verhalten" gegenüber der Linkspartei vorgeworfen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.10.2023, 6:00 Uhr

110 Kommentare

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  1. 110.

    Nun, sie hat zumindest A... in der Hose und wenn man wohl zu oft "niederpolemisiert" wird sind die Folgen ihres Verhaltens lediglich ein Kollateralschaden. Die Linke hat doch selbst ihren alten Slogan vergessen - Vorwärts und so weiter.
    Abgerechnet wird immer zum Schluss.

    Übrigens
    44:6 für Neuseeland. Die "Kiwis" sind im Finale.

  2. 109.

    Auch Frau Wagenknecht weiß nicht, wie sie Geld für noch mehr Soziales (heute 2/3 des Haushaltes) auftreiben soll. Selbst das Wegnehmen ist endlich, wenn das Kapital vertrieben ist und sich keiner mehr anstrengen will, mangels Belohnungen.

  3. 108.

    Selbstverständlich weiß das Wagenknecht nicht. Von Realpolitik hat sie keinen blassen Schimmer. Und das Märchen vom scheuen Reh Kapital ist so alt wie es gelogen ist.

    In Deutschland haben die Millionäre sogar noch zugenommen. Die mußten sich tatsächlich nicht anstrengen. Was sie uns weismachen wollen ist so neoliberal wie neoliberal nur sein kann. Hayek und Rand lassen grüssen.

  4. 107.

    Auch Frau Wagenknecht weiß nicht, wie sie Geld für noch mehr Soziales (heute 2/3 des Haushaltes) auftreiben soll. Selbst das Wegnehmen ist endlich, wenn das Kapital vertrieben ist und sich keiner mehr anstrengen will, mangels Belohnungen. Neoliberal ist etwas ganz anderes!

  5. 106.

    Maaßen und Krall mit Wagenknecht? Dann würde ich mir sogar Markus Lanz oder Hart aber fair ansehen. Die würden sich schneller zerlegen als man Wagenknecht buchstabieren kann.

    Das wäre ja bessere Realsatire als damals Schnitzler und Löwenthal!

  6. 105.

    Einen Neuanfang? Die Altstalinistin macht die Rolle rückwärts. Eine glühenende Stalin Verehrerin und Anhängerin der DDR Diktatur. Die Altstalinisten um Wagenknecht kritisieren ja gerade die Linke dafür angbelich die Stammwähler zu vernachlässigen und für (O-Ton!) "Lifestyle-Linke" Politik zu machen.

    "Als die PDS 2002 erklärte, dass es keine Rechtfertigung für die Toten an der Mauer gebe, stimmte Wagenknecht als einziges Mitglied des Bundesparteivorstands gegen diese Positionierung."

    Also sogar eine doppelte Rolle rückwärts. Wagenknecht verhöhnt die Opfer des Stalinismus und der DDR Diktatatur.

    Was ist daran ein "Neuanfang"?

    Ich sehe auch kein Selbstmitleid bei den Linken, sondern berechtigte Verärgerung über Wagenknecht.

  7. 104.

    Selten so einen neoliberalen Quatsch gelesen. Wir können es uns leisten Milliarden zu verschenken. Cum-Ex, Double Irish With a Dutch Sandwich, Erbschaftssteuern, Vermögenssteuer und absichtlich unterfinanzierte Finanzämter.

    Ungerechte Steuergeschenke in Milliardenhöhe, während die echten Leistungserbringen unter der Steuerlast stöhnen.

  8. 103.

    Muß sie nicht, weil dieser Fehler sowohl ihr als auch der Linken endgültig das Genick bricht.
    Es wird im Osten hier und da etwas regional aufflammen und dann ist endgültig Schluss. Im Westen bekommt Wagenknecht sowieso kein Fuß in die Tür.
    Tja Gregor, da hast du die PDS durch alle Stürme auf hoher See geschippert, hast dafür weiß Gott genug Prügel bezogen und nun habt ihr euch als Linke an all den polymorphen „marxistischen“ Spinnern endgültig verschluckt. Eigentlich hättest du es besser wissen müssen, wem du die Tür öffnest und welchen Gestalten du das Ruder überlässt.

  9. 102.

    Was isr denn, wenn die WERTEUNION noch den Hut in den Ring wirft ? Maaßen und Krall sind schon so gut wie gesetzt. Noch ist es nur ein Verein. Weitere gute Leute stehen auch bereit, um der CDU ordentlcih Stimmenuch bereit. Zwei neue Parteien, die wesentlcih mehr als lumpige 5 % holen werden.Von den freien Wählern mal abgesehen. Dann kommt Bewegung in die Parteienlandschaft und es wird auch nur noch zaghafte Brandmauern geben. Nächtes Jahr weiß man mehr. Bis dahin kann aber noch einiges unvorher gesehendes passieren.

  10. 101.

    Auch Frau Wagenknecht weiß nicht, wie sie Geld für noch mehr Soziales (heute 2/3 des Haushaltes) auftreiben soll. Selbst das Wegnehmen ist endlich, wenn das Kapital vertrieben ist und sich keiner mehr anstrengen will, mangels Belohnungen.

  11. 100.

    "Wortwitz und sachliche Polemik"? Echt jetzt? Die rechtsextreme AfD steht mit ihrem Hass und ihren Hetzreden in der Tradition von Freisler und nicht etwa Buschmman.

    Da will man schonmal Poitiker in "Anatolien entsorgen" oder es spricht der Faschist Höcke in seinen Reden genau wie Gobbels und Hitler.

  12. 99.

    Ein viel beachtetes Thema. Bei soviel Zuspruch braucht sich Fr. Wagenknecht keine Gedanken zu machen.

  13. 98.

    Wagenknecht führt den anderen vor, wie echte soziale Politik geht. Jene Politik, die andere längst aufgegeben haben. Die aber gebraucht wird. Deshalb hat man Angst und bekämpft sie.

  14. 97.

    Wer hat denn die Deutungshoheit zu „dynamisch und modern“? Frau Wagenknecht eher nicht. Ich auch nicht. Der Grad einer Zielerreichung statt Phrasen, nicht der Weg dahin, könnte ein Hinweis sein. Die Linke kommt da nicht infrage. Selbst mit grünlichem Muster nicht. Zu stark ist die dogmatische Spaßbremse für den Einheitsbrei Aller eingetreten. S. Wagenknecht hat einen Unterhaltungswert, weil sie attraktiv und schlau ist, mehr aber auch nicht.

  15. 95.

    Frsu Wagenknecht hat der Linken mit ihren Egotrips geschadet und nimmt nun ihr Mandat, welches sie nur über die Liste gewann, mit. Für ein Direktmandat hat es ja bei ihr nicht gereicht. Aber die Resourcen der Partei hat sie gerne genutzt.

  16. 93.

    Dann schauen Sie doch mal wie oft Frau Wagenknecht im Parlament war und gearbeitet hat. Spoiler: sie ist eine derjenigen die am weingsten da ist. Aber für Talkshows hat sie immer Zeit. Auch hat sie es nicht geschafft ein Direktmandat zu gewinnen.

  17. 92.

    Ihre Wünsche klingen für mich nach Nationalen Sozialismus. Danke, hatten wir schon..

  18. 91.

    Frau Wagenknecht hat kein Bundestagsmandat gewonnen sondern ist über die Liste der Linkspartei ins Parlament gekommen. Wenn sie Anstand hätte würde sie dieses Mandat an die Partei zurückgeben.

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