Nach Tod des Kreml-Kritikers - In Berlin mehren sich Rufe nach einem Nawalny-Platz

Di 20.02.24 | 17:16 Uhr
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Demonstranten versammeln sich nach dem Tod von Alexej Nawalny mit Schildern vor der russischen Botschaft. (Quelle: dpa-Bildfunk/Kay Nietfeld)
Video: rbb24 | 20.02.2024 | Nachrichten | Bild: dpa-Bildfunk/Kay Nietfeld

Wenige Tage nach dem Tod von Alexej Nawalny fordert eine Online-Petition, einen Ort in der Nähe des russischen Konsulats in Berlin-Mitte nach ihm zu benennen. Der Bezirk reagiert skeptisch - aber für den Senat ist die Idee durchaus ein Thema.

  • Online-Petition für Nawalny-Würdigung in Berlin gestartet
  • Platz oder Straße nahe der russischen Botschaft wird in Betracht gezogen
  • Regierender Bürgermeister: Senat wird "zu gegebener Zeit" darüber beraten
  • Bezirk Mitte verweist auf Komplexität von Straßenumbenennungen

Wenige Tage nach dem Tod des russischen Regimekritikers Alexej Nawalny mehren sich Forderungen, in Berlin eine Straße, einen Platz oder ein Gebäude nach ihm zu benennen.

Eine Petition mit der Forderung, in Berlin-Mitte die Straße nach Nawalny zu benennen, in der sich das russische Konsulat befindet, fand im Internet innerhalb eines Tages knapp 22.000 Unterstützer. Damit solle das Engagement des Oppositionellen für die Demokratie, seine klare Haltung gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und sein Kampf gegen Korruption in Russland gewürdigt werden, heißt es in der Petition. Darüber hinaus müsse sein Lebensweg als politischer Gefangener anerkannt werden.

Wegner: "Zu gegebener Zeit über den Vorschlag beraten"

Der aktuelle Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) teilte auf rbb-Nachfrage am Dienstag mit, die Koalition und der Senat würden "zu gegebener Zeit über den Vorschlag, eine Straße oder einen Platz nach Alexej Nawalny zu benennen, beraten". Zuvor hatte Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) dem "Tagesspiegel" gesagt, der Schritt, einen Platz nach Nawalny zu benennen, wäre ein Zeichen der Ermutigung auch für all diejenigen, die sein Erbe unter bedrohlichen Bedingungen verteidigten. "Nawalnys Kampf für die Freiheit ist unsterblich", fügte Giffey hinzu: "Diesen weiterzuführen und an ihn zu erinnern, ist Verantwortung aller Demokratinnen und Demokraten."

Auch die Stiftung Zukunft Berlin rief dazu auf, in Berlin einen Ort nach dem russischen Oppositionellen zu benennen. Der Vorstandssprecher der Stiftung, der frühere evangelische Berliner Bischof Markus Dröge, begründete die Forderung mit Nawalnys unerschrockenem, unbeugsamem und furchtlosem Eintreten für Freiheit und Demokratie in seiner russischen Heimat. Seit dem Tod von Nawalny hätten in Russland diejenigen, die seiner gedenken, mit Einschüchterungen, Repressionen und Inhaftierungen zu rechnen.

Dröge erinnerte daran, dass Nawalny im Jahr 2020 nach einem Giftanschlag gegen ihn in der Berliner Charité behandelt wurde. Von Berlin aus sei er anschließend freiwillig nach Russland zurückgekehrt, um seinen Kampf für Menschenrechte und Demokratie weiterzuführen. "Es wäre deshalb ein eindrucksvolles Zeichen, wenn in Berlin ein Ort gefunden würde, der seinen Namen trägt und an seinen Kampf erinnert", erklärte Dröge.

Bezirk Mitte reagiert skeptisch

Der Bezirk Berlin-Mitte reagierte zurückhaltend auf die Vorstöße. "Persönlich habe ich sehr große Sympathien für die Idee", sagte Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) dem rbb. Allerdings setzten die rechtlichen Rahmenbedingungen enge Grenzen für eine Straßenumbenennung.

Existierende Straßennamen dürften nur aus triftigen Gründen gestrichen werden, etwa wenn Bezüge zu Antisemitismus oder kolonialen Verbrechen vorliegen. Rund um die russische Botschaft liege ein solcher Fall nicht vor, so Remlinger. Verstorbene dürfen laut Straßenverkehrsordnung zudem frühestens fünf Jahre nach ihrem Tod mit einer nach ihnen benannten Straße geehrt werden. Allerdings ist es laut Straßenverkehrsordnung möglich, Ausnahmen zu machen, wenn es sich um "eine herausragende Persönlichkeit handelt und ein gesamtstädtisches Interesse beziehungsweise Hauptstadtbelange" vorliegen. In dem Fall müsste der Senat zustimmen.

Remlinger sprach sich dafür aus, für die kurzfristige Ehrung Nawalnys andere Formen zu finden. Das sei zum Beispiel mit Veranstaltungen möglich, so die Grünen-Politikerin. Denkbar sei auch, eine Grünfläche, die bislang keinen Namen hat, nach Nawalny zu benennen. Eine solche Fläche in Mitte zu finden könne aber schwierig werden, so Remlinger.

Nawalny war nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS am Freitag in der Strafkolonie im Norden Russlands, in der er inhaftiert war, zusammengebrochen und gestorben. Der 47-Jährige war seit Langem ein Opponent des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.02.2024, 19:30 Uhr

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73 Kommentare

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  1. 73.

    Der Nettelbeckplatz böte sich an.

  2. 72.

    Empathie ist gut und wichtig!Übertriebener Aktionismus, wie das sofortige Fordern eines Navalny-Platzes in der Folge, was anderes.

  3. 69.

    Ich hatte eine Frage gestellt, nicht eine Diskussion mit Ihnen führen.

  4. 65.

    Mitgefühl und Trauer sind zunächst mal absolut nachvollziehbar und berechtigt.
    Aber weder Symbolik noch die Lieferung weitreichender Waffensysteme nützen irgendeinem Häftling.
    Der Einfluss auf Russland wird so oder so in den nächsten Jahren absolut begrenzt sein.
    Wenn nicht gleich Null.
    Was aber noch möglich ist, ist das Einfrieren des Krieges, wenn der politische Willen auf allen Seiten da ist.
    Dies würde zwar keine Gefängnisinsassen mehr vor der Hinrichtung schützen, könnte aber Hunderttausenden anderen Menschen das Leben retten.
    Wäre es das nicht wert, hier noch mal alle diplomatischen Kanäle zu schaffen und zu nutzen?
    In den Kriegsgebieten irren Tausende hungernde, verzweifelte und verletzte Menschen umher.
    Das kann doch niemanden kalt lassen.

  5. 64.

    "Man kann schon seit langem beobachten, daß sich Teile unserer Gesellschaft voller Inbrunst betroffen zeigt, noch mehr als die Betroffenen selbst. Ich denke allerdings, daß da auch viel Oberflächlichkeit mitschwingt."

    Ich nenne das Empathie und finde es an dieser Stelle durchaus angebracht. Allerdings gebe ich Ihnen insofern recht, dass ich das an der einen oder anderen Stelle manchmal auch so empfinde. Ich denke jedoch, dass man schon ganz gut unterscheiden kann, was Oberflächlichkeit ist und was echte Betroffenheit.

    (Sorry rbb, ich hatte eine erste Version mit einem falschen Wort als Zitat geschickt.)

  6. 63.

    Vorab, der plötzliche Tod von A. Nawalny und der Umgang mit seinem Leichnam macht mich betroffen.
    Die historische Einordnung des Politikers Nawalny sollte künftigen Historikern überlassen bleiben. Ich hoffe, er findet in der russischen Geschichte einen ihm angemessenen Platz. Ich werde das wohl nicht mehr erleben. Das hat mich die Aufarbeitung vom Erbe eines gewissen Herrn Stalin gelehrt.
    Jetzt in Berlin einen Ort nach ihm zu benennen, halte ich für Aktionismus.
    Und mal zynisch gefragt, wer soll den in Berliner Bürgerämtern die ganzen Ausweise umschreiben.
    In Berlin Karow gibt es Straßen, die haben Nummern.
    Find ich gut!!!

  7. 62.

    "Man kann schon seit langem beobachten, daß sich Teile unserer Gesellschaft voller Inbrunst betroffen zeigt, noch mehr als die Betroffenen selbst. Ich denke allerdings, daß da auch viel Oberflächlichkeit Mitschnitt."

    Ich nenne das Empathie und finde es an dieser Stelle durchaus angebracht. Sie ja anscheinend nicht.

  8. 61.

    Was ist eigentlich mit den Leuten nicht in Ordnung? Man kann schon seit langem beobachten, daß sich Teile unserer Gesellschaft voller Inbrunst betroffen zeigt, noch mehr als die Betroffenen selbst. Ich denke allerdings, daß da auch viel Oberflächlichkeit mitschwingt. Beruhigt euch mal wieder und schlagt euch diese Idee aus dem Kopf.

  9. 59.

    Schon mal in Marzahn gewesen? Da gibt es keine Brachen , immer dieser negative Tatsch von Marzahn. Hat mit diesem Artikel aber auch gar nichts zu tun. Immer schön sachlich bleiben.

  10. 58.

    Was für eine Schnapsidee !!!

  11. 57.

    Eines sollten wir nie vergessen, Nawalny starb, weil ein Mensch die Macht an sich riss und Willkür ausübt. Putin herrscht allein. Meinungen anderer werden erstickt. Egal wie. Nawalny wird das Bild sein, der Held sein, der sich ihm entgegenstellte. Wie muss er gelitten haben, wie muss er gefoltert worden sein und trotzdem träumte er für ein freies Russland.
    Hingegen Putin ist eher unmutig, der hat so viel Angst vor anderer Leute Meinung, der bringt diese um, so viel Angst hat er.

  12. 56.

    Sie meinen also, man müsste Nawalny noch nach seiner Ermordung schlechtreden, weil er ein mutiger Mann war, der für eine freie Gesellschaft und gegen Autokratie war? Der mutig und intelligent war, um sich gegen Unfreiheit zu stellen?
    Nawalny ist Opfer von Putins Gewalt, er ist der Sinnbegriff für den Kampf gegen das Böse.
    Vielleicht wussten Sie das noch nicht, denn wenn Sie es so genau nehmen, beschäftigen Sie sich einfach mal mit Putins Vergangenheit, da haben Sie sehr viel zu tun.

  13. 54.

    Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was ich Ihnen sagen möchte. Aber sicherlich wissen Sie es nicht besser.
    Und Nawalny und Sie trennen Welten, da muss ich Ihnen Recht geben.
    Und für manche Mitbürger schäme ich mich tatsächlich.
    Wie kann es sein, dass Sie das einfach ohne Gewissen schreiben? Wie kann das passieren?
    Ein mutiger Mann will Freiheit für seine Gesellschaft, die Freiheit, die man übrigens abwählt, indem man Rechtsextreme wählt. Ich glaube, in manchen Köpfen ist das noch gar nicht angekommen. Genau das passiert im Einparteienstaat.
    Herr Nawalny sagte, dass das Gute laut sein soll, denn nur so kann das Böse bekämpft werden.

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