"Kita-Kollaps" - Etwa 200 Brandenburger Kitas wegen Protest geschlossen

Mi 15.05.24 | 17:46 Uhr
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Demonstrant:innen protestieren am am 15.05.2024 beim Kitaprotest in Eberswalde. (Quelle: rbb/Felicitas Montag)
Video: rbb24 | 15.05.2024 | Nachrichten | Bild: rbb/Felicitas Montag

Das Bündnis "Kita-Kollaps" fordert eine bessere Finanzierung und mehr Betreuungsqualität. Am Mittwoch protestierten daher Hunderte Betroffene in mehreren Brandenburger Städten.

Eltern, Pädagogen und Kita-Träger haben am Mittwoch in mehreren Städten in Brandenburg gegen die Bildungspolitik der Landesregierung protestiert. Etliche Kindertagesstätten waren daher geschlossen. Organisiert wurde die Aktion vom Bündnis "Kita-Kollaps", zu dem unter anderem Elternbeiräte, die Arbeiterwohlfahrt und das Diakonische Werk gehören. Mindestens 50 Einrichtungen beteiligten sich an dem landesweiten Protest.

So versammelten sich etwa 200 Kinder, Erzieher, Kita-Träger und Eltern auf dem Marktplatz in Eberswalde (Barnim). Auf bunten Transparenten waren unter anderem Slogans zu lesen wie "Wir haben nicht nur die Windeln voll" oder "Wo bleibt mein Recht auf Bildung".

Die finanzielle Ausstattung der Einrichtungen sei derzeit alles andere als ausreichend, betonte Almut Kunze, Leiterin der Naturkita Wukaninchen in Biesenthal. "Das Land sagt, so und so viel bekommt ihr, aber sie fragen nicht, was wir eigentlich brauchen."

Auch in Eberswalde und Potsdam wurde demonstriert. Im Potsdamer Stadtteil Schlaatz versammelten sich etwa 100 Menschen.

Mehrere Hundert Menschen folgten auch in Cottbus dem Aufruf des Bündnis "Kita-Kollaps" und gingen auf die Straße. Die Bildungsarbeit in den Kitas sei wegen des Personalmangels nicht mehr möglich, sagte Mitorganisatorin Sarah Ostrowski. "Kitas unterstützen unsere Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, in der Entwicklung von Sprache, von emotional-sozialen Fähigkeiten und motorischen Fähigkeiten". Das sei momentan jedoch nicht drin, denn die Kitas seien bei "satt und sauber".

"Es braucht ein neues Kita-Gesetz und Finanzierung aus einer Hand", sagte Ralf Klinghammer von der Stiftung Lobetal, "denn manche Kita-Träger konnten kurz vor der Pleite stehen, wenn es so weiter geht."

Neues Kitagesetz gefordert

Das Bündnis kritisierte unter anderem, dass sich die Finanzierung von Kitas nur an der Zahl der betreuten Kinder orientiert - nicht an der Qualität der Betreuung. Das habe einen Mangel an Fachkräften und schlechtere Bedingungen für Beschäftigte und die betreuten Kinder zur Folge.

Gefordert wird ein neues Kitagesetz des Landes mit eindeutigen Vorgaben zu Qualitätsstandards und Betreuungsschlüssel, die sich am Bedarf der Kinder orientieren. Dazu gehöre auch eine bessere Finanzierung.

Auch Parteien fordern Verbesserungen

Auch einige Parteien sprachen sich zuletzt für Veränderungen aus. Die Linke etwa legte im März einen Gesetzentwurf vor, in dem wurden unter anderem beitragsfreie Krippen-, Hort- und Kitaplätze und ein Betreuungsanspruch von acht Stunden sowie ein Bürokratie Abbau gefordert wurden.

Die Regierungspartei Die Grünen forderte einen Ausbau der Betreuung, das Ziel seien sieben Kinder auf einen Betreuer bei den über drei Jährigen und drei Kinder auf einen Betreuer bei den Jüngeren. Auch sie forderten mehr Beitragsfreiheit. Fraktionschefin Petra Budke sagte der Deutschen Presse-Agentur, es habe aber bereits Verbesserungen gegeben in diesen Bereichen.

Die Regierungskoalition aus CDU, SPD und Grünen hatte unter der Führung der damaligen Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) eine im Koalitionsvertrag vereinbarte Kita-Reform vor zwei Jahren gestoppt. Die Grünen sagen nun: Die von ihnen geforderten Verbesserungen seien Ziele für die nächste Wahlperiode.

Auch die SPD (ebenfalls in der Regierung) und die AfD haben Forderung nach Verbesserungen im Personalschlüssel in ihren Wahlprogrammen.

Eine bereits beschlossene Änderung soll noch vor der Landtagswahl am 22. September umgesetzt werden: Ab dem 1. August sollen alle Eltern von Kindern im Kindergartenalter beitragsfrei sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.05.2024, 15:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Weil vielleicht Erzieherhelferinnen, obwohl engagiert, nicht auf den Betreuungsschlüssel angerechnet werden, sondern nur staatlich anerkannte Erzieherinnen. Eine individuellere Anerkennung als Fachkraft wäre hier wünschenswert.

  2. 16.

    Ein Helfer ist keine Fachkraft, das beschreibt schon die Semantik der unterschiedlichen Wörter.

  3. 15.

    Younes, das soll jetzt keine „überhebliche Belehrung“ sein oder gar werden. Ich beziehe mich auf Brandenburg,
    Eine berufsbegleitende Ausbildung zur Fachkraft, „staatlich anerkannter Erzieher“, umfasst mindestens 1920 Unterrichtsstunden in einer Fachschule und ein 200 Stunden-Praktikum in einer pädagogischen Einrichtung. Bei einer Vollzeitausbildung 2400 Std + 30 Wochen Praktikum. Beide Ausbildungen haben eine Dauer von 3 Jahren.
    Die Ausbildung zur „Erzieherhelferin“ beinhaltet deutlich weniger Unterrichtsstunden, meist maximal 450 und auch das Praktikum ist recht verkürzt, beides keinesfalls vergleichbar mit den Inhalten der Fachkräfteausbildung.
    Ganz abgesehen davon, dürfen „Erziehungshelfer“ laut Verordnung nicht jede alltägliche Aufgabe im Kitaalltag übernehmen, sollen stetig be- und angeleitet werden. Ihrer Frau würde ich die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin vorschlagen. Diese macht den Unterschied zwischen Fachkraft und Helferin aus. Keine Absagen mehr.

  4. 14.

    Kann ich mir schlecht vorstellen. Wie Sie selbst schreiben ist Ihre Frau Fachkraft und die werden ja gesucht.
    Meine Enkeltochter hat eine dreijährige Ausbildung zur diplomisierten Erzieherin gemacht und hat noch während der Studiezeit im Praktikum eine Stelle gefunden. Nach dem Studium hat sie sich beworben und wurde sofort genommen.

  5. 13.

    In der Tat könnte man sich ein Beispiel an der Damaligen nehmen!

  6. 12.

    Erzieherhelfer werden leider in Berlin immer noch nicht anerkannt.
    Somit können diese nicht so einfach ,abgerechnet/bezahlt' werden.
    In Brandenbrurg ist dies m.E. anders.

  7. 10.

    Ich verbiete mir Ihre überhebliche Belehrung!
    Meine Frau ist Fachkraft!

  8. 8.

    Es heißt immer, daß Fachkräfte gesucht werden. Meine Frau hatte bereits Erfahrungen und im vergangenen Jahr eine Ausbildung zur Erzieherinnenhelferin erfolgreich abgeschlossen. Auf ihre vielen Bewerbungen erhielt sie nur Absagen.

  9. 7.

    Ich finde eine grundsätzliche Kiragebührenbefreiung ungerecht. Wer als Alleinerziehender über 2500 oder Doppelverdiener von 5000 Euro Netto hat, sollte gestaffelt nach oben, seinen Anteil an Kitagebühren mit tragen.

  10. 6.

    Und trotzdem machen das Leute weil es gemacht werden muss.
    Sie einfach nur arrogant und überheblich.

    Ein neues Kitagesetz ist überfällig aber wie wird viel geredet und wenig getan.

  11. 5.

    Vor allem wird durch mehr Geld kein einziger Beruf attraktiver. Ich würde nicht einmal für 50.000 netto Dixi-Klos ausspülen oder in der Kanalisation rumkrauchen.

  12. 4.

    Wenn Kinder U3 in der Betreuung sind - sollte die Gruppe nicht größer als 8 sein und das ist ein sehr lange bekannter Fakt … es geht nicht nur um Betreuung, sondern auch um Bindung und Bildung… und dafür benötigt die KiTa Raum und Zeit in Form von Betreuungs- Personal … und das kostet eben Geld!!

  13. 3.

    Mehr Geld löst noch keinen Fachkräftemangel. Ein Arbeitnehmer kann nur an einer Stelle arbeiten. Wenn sich Arbeitgeber da auch mit Löhnen oder Sonderleistungen gegenseitig die Arbeitnehmer ausspannen, werden es nicht mehr. Fakt ist, dass überall zu viel Personal mit Bürokratie beschäftigt ist, diese Zeit sollte der eigentlichen Arbeit zu Gute kommen. Da gibt es Betriebsrat, Arbeitsschutz- , Datenschutzbeauftragte und und und... das auch in den kleinsten Firmen, wo der Chef dann alles macht,

  14. 2.

    Work-Life Balance kann ja auch ein 10h-Tag von Mo-Do (=40h-Woche) sein, meist nur für Angestellte mit Gleitzeit möglich. Also die die auch Homeoffice machen, würden mit Work-Life Balance die nächste Bevorteilung erhalten.
    Am bestem Back to the Roots: Arbeitsort, Wochenzeit und Arbeitsjahre gemäß Grundgesetz: niemand darf bevorteilt werden.

  15. 1.

    Das ist doch schon längst überfällig, der Betreuungsschluessel wird doch an allen Enden ausgehebelt. Viele junge Kollegen rufen nach Work Life Balance - kann auch gern ohne Work sein.

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