EU-Kommissar Breton in Schwarze Pumpe - Wird die Lausitz das erste "Net Zero Valley" Europas?

Fr 17.05.24 | 18:45 Uhr
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Diskussion mit Vertretern der Lausitzrunde und EU-Kommissar Breton (Bild: rbb/van Capelle)
Video: rbb24 | 17.05.2024 | Nachrichten | Bild: rbb/van Capelle

Der Braunkohle-Ausstieg verändert die Lausitz grundlegend. Die Region hat sich beworben, eine Modellregion mit Blick auf Klimagase zu werden. EU-Kommissar Thierry Breton versprach am Freitag Unterstützung.

Es ist ein neues EU-Gesetz, das viele in der Lausitz hellhörig gemacht hat: der "Net Zero Act" - oder "Netto-Null-Industrie-Gesetz", wie die EU-Kommission selbst etwas sperrig übersetzt. Damit sollen in bestimmten Regionen die Bedingungen für den sogenannten Cleantech-Markt verbessert und Investitionen angeregt werden. Ziel ist es, dass am Ende deutlich mehr klimaneutrale Technologien genutzt werden. In sogenannten "Net Zero Valleys" sollen besonders günstige Strukturen dafür geschaffen werden.

Die Lausitz ihrerseits ist auf eine schnelle Transformation der Region nach der Braunkohle angewiesen, sie will großflächig erneuerbare Energien aufbauen - und könnte das Gesetz deshalb gut für sich nutzen. Ein kommunales Bündnis in der Lausitz hatte sich im März um den
Status als Modellregion beworben.

Eine Delegation der Lausitzrunde, dem Zusammenschluss der Lausitzer Bürgermeister, hatte sich bereits in Brüssel dafür stark gemacht, die Lausitz zum ersten "Net Zero Valley" Europas zu machen. Am Freitag stattete EU-Kommissar Thierry Breton einen Gegenbesuch ab.

Von der Braunkohle zur Emissionsfreiheit

Konkret bedeutet die Rolle als "Netto-Null-Valley" nach Bretons Worten: "Mehr Fördermittel für Projekte, mehr Investitionen, einfachere Genehmigungsverfahren, Ausbau der Infrastruktur, Aufbau von lokalen Kompetenzzentren und mehr hochwertige Arbeitsplätze."

Er treffe zwar nicht die Entscheidungen in Sachen "Netto-Null-Tal", sagte der EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistung am Freitag im Industriepark Schwarze Pumpe (Spree-Neiße). Er zeigte sich aber beeindruckt darüber, wie stark der Wunsch in der Region geäußert werde, ein "Net Zero Valley" zu werden.

Wirtschaftsvertreter erhoffen sich viel von dem Gesetz. Es könne den Wandel der Lausitz deutlich beschleunigen und eine "mindestens 180-Grad-Wende" erreichen, sagte Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender beim Energiekonzern Leag, am Freitag. Die Leag setzt nach Ende der Braunkohle weitgehend auf erneuerbare Energien.

Unternehmen erhoffen sich weniger Bürokratie

Karsten Baumeister, Chef des Batterieunternehmens Altech, erhofft sich bessere Wettbewerbschancen durch einen Status als "Net Zero Valley". "Wir als Unternehmen sind immer im Zugzwang und wenn ich das Material oder Produkt nicht heute auf den Markt bringe, dann macht es ein anderer", so Baumeister. Bei ähnlichen Vorhaben in den USA oder in Kanada würden Entscheidungen innerhalb von drei Monaten getroffen. Das müsse auch in Deutschland möglich sein.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 17.05.2024, 19:30 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Die Bürger von damals werden Veränderungen schon zu verhindern wissen. Zur Not wird auf reisende Aktivisten zurück gegriffen.

  2. 5.

    "Net Zero Valley"?

    Hatten wir doch schon fast hier überall, so kurz nach dem Zusammenbruch. Da hätte man doch gleich anschließen können. Konsequent sämliche Industrie Brandenburgs mit westdeutscher Hilfe (siehe Treuhand - oder schon vergessen?) plattmachen, und wir hätten heute dieses Ziel längst erfüllt. Endlose Wälder, Wölfe als primäre Bewohner. Mein Gott, wäre das schön gewesen. Die Natur hätte sich längst alles zurück geholt. Siehe Haidemühl. Ach ja, da war doch noch was: ja, da waren mal Menschen, die hatten dort ihre Heimat.

  3. 4.

    Ich schließe mich Ihrer Frage an.

    "... Bei ähnlichen Vorhaben in den USA oder in Kanada würden Entscheidungen innerhalb von drei Monaten getroffen. Das müsse auch in Deutschland möglich sein. ..."
    Nach diesen Sätzen muss ich es evtl. auch nicht verstehen, da dies wohl bei unserer Bürokratie nichts wird bzw. so lange dauert, bis auch ich's verstanden habe ;-)

  4. 3.

    Ich habe es trotz heftigster Bemühungen noch nicht verstanden. Daher eine Frage an die versammelten Experten: Was ist konkret für die Lausitz das "Netto-Null-Valley"?

  5. 2.

    Was für ein schönes Titelbild. Ein Podium voll mit alten, weißen Männern.
    Das erinnert doch an die guten, alten Zeiten.
    Hoffentlich kommt bald frischer Wind in die Führungsebenen der Region.

  6. 1.

    Ich halte den Industriestandort Schwarze Pumpe nicht für geeignet. Es wurden schon zu viele Projekte in den letzten Jahren vorgestellt womit man den Durchbruch schaffen wollte.Firmenansiedlungen von Algenproduktion bis Biokraftwerk . Nichts ist passiert. Und das Dock 3 ist verwaist. Nur heiße Luft. Die
    Stromanbindung nach Kappung der alten Hauptleitung ( Sanierung kontaminierter Böden)im Jahr 2020 alte Südstraße Fehlanzeige und das in einem angeblich komplett erschlossenen Industriegebiet .

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