Entwurf für Koalitionsvertrag - BSW übernimmt in Brandenburg drei Ministerien - SPD sechs

Mi 27.11.24 | 16:11 Uhr
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Archivbild: 28.10.2024, Brandenburg, Potsdam: Robert Crumbach (l), BSW Vorsitzender in Brandenburg, und Dietmar Woidke (SPD).(Quelle:dpa/M.Bahlo)
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Audio: rbb24 Inforadio | 27.11.2024 | Winker, Aurelie | Bild: dpa/M.Bahlo

SPD und BSW in Brandenburg haben sich nach dreiwöchigen Verhandlungen auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Am Mittwoch wurde der Entwurf vorgestellt - mit Details zum Zuschnitt der Ministerien und zu politischen Schwerpunkten.

 

Der rbb sendet um 20:15 Uhr ein Spezial "Neuer Weg in Brandenburg"

Der Koalitionsvertrag zwischen SPD und BSW in Brandenburg steht. Am Mittwochmittag wurde er in Potsdam vorgestellt, unter anderem durch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und den Brandenburger BSW-Landesvorsitzenden Robert Crumbach.

Personalien der Minister und Ministerinnen noch offen

Wie aus dem Entwurf des Koalitionsvertrags hervorgeht [PDF], der am Mittwoch veröffentlicht wurde, übernimmt die SPD in der neuen Koalition sechs Ministerien plus Staatskanzlei. Das BSW soll demnach drei Ressorts bekommen.

An die SPD bekommt demnach das Vorschlagsrecht für die Ressorts:

  • Staatskanzlei
  • Ministerium des Innern und für Kommunales
  • Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz
  • Ministerium für Bildung, Jugend und Sport
  • Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur
  • Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz
  • Ministerium der Justiz

Das BSW hat das Vorschlagsrecht für

  • Ministerium der Finanzen und für Europa
  • Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung
  • Ministerium für Gesundheit und Soziales

Die Parteigremien von SPD und BSW müssen dem Koalitionsvertrag noch zustimmen.

Wer Minister und Ministerin wird, blieb am Mittwoch offen. Die Wahl und Vereidigung von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist für den 11. Dezember geplant.

BSW-Landeschef Crumbach: "Es wird nicht immer einfach sein"

Ministerpräsident Woidke sagte zur Vorstellung des Entwurfs des Koalitionsvertrags, er sehe die geplante Koalition mit dem BSW als "Anker in schwierigen Zeiten". "Brandenburg braucht Stabilität und Brandenburg braucht Sicherheit", erklärte Woidke. "Es geht darum, für unser Land für die Menschen in Brandenburg das Beste zu erreichen - das ist unser Auftrag." Das Ziel sei, Brandenburg in den kommenden Jahren voranzubringen.

"Wir wissen, dass es viele Vorbehalte gibt in der Öffentlichkeit", sagte Woidke über das neue Bündnis. Zugleich erinnerte er an die erste Koalition mit Linken 2009 - auch damals habe es auch "riesengroße Vorbehalte" gegeben, so Woidke. "Es heißt nicht, wenn es am Anfang schwierig wird, dass es nicht danach deutlich besser werden kann." Er sei fest überzeugt, dass es "gelingen kann".

Auch der BSW-Landesvorsitzende Robert Crumbach sagte: "Es wird nicht immer einfach sein." Er zeigte sich aber überzeugt, "dass wir diese Dinge dann schaffen werden, weil wir fair und auf Augenhöhe miteinander umgehen".

Crumbach und auch Woidke sprachen von schwierigen Sondierungs- und Koalitionsgesprächen, lobten aber auch die gute Atmosphäre. "Die Handschrift des BSW ist deutlich erkennbar", sagte Crumbach außerdem zum Koalitionsvertrag.

Details zu politischen Zielen

Finanzministerin Katrin Lange (SPD) betonte am Mittwoch, die neue Regierung wolle die Zahl der Polizisten im Land schrittweise auf 9.000 erhöhen, im Koalitionsvertrag sei zudem eine Verbesserung des Brand- und Katastrophenschutzes festgeschrieben.

Beim sogenannten Verfassungstreuecheck, den alle Beamten und daher auch angehende Polizisten durchlaufen müssen und der vom BSW kritisiert wird, wurde offenbar ein Kompromiss gefunden. Der Check soll schon 2025 "hinsichtlich seiner Geeignetheit, Verhältnismäßigkeit sowie bezüglich der mit ihm verbundenen Grundrechtseingriffe und disziplinarrechtlichen Auswirkungen" überprüft und entsprechend angepasst werden, heißt es in dem Vertrag.

Zum Ukraine-Krieg heißt es, man wolle sich im Bund und in der EU für eine diplomatische Lösung einsetzen. Deshalb sehe man die geplante Stationierung von Mittelstreckenraketen auf deutschem Boden kritisch.

In der Migrationspolitik wird ein harter Kurs formuliert: Wer kein Bleiberecht besitzt, müsse Deutschland verlassen. Das soll unter anderem über Ausreisezentren geschehen. Andererseits sollen Menschen mit Bleibeperspektive früher in den Arbeitsmarkt integriert werden können.

Um dem Personalmangel in den Brandenburger Kitas zu begegnen, soll die Erzieherausbildung laut Koalitionsvertrag attraktiver gestaltet werden. Außerdem will die Koalition die Ausbildungsdauer von fünf auf vier Jahre reduzieren. Kindergärten sollen für Eltern beitragsfrei bleiben.

"Wir wollen alle Krankenhaus-Standorte als Orte der regionalen Gesundheitsversorgung erhalten und damit die wohnortnahe Gesundheitsversorgung insgesamt stärken", heißt es zum Thema Gesundheit. Insbesondere die Notfallversorgung vor Ort will die Koalition stärken, außerdem Kinderkliniken, Geburtskliniken und Hebammen.

Um aus der Corona-Pandemie für die Zukunft die richtigen Schlüsse zu ziehen, soll außerdem eine Enquetekommission eingesetzt werden. "Sie soll herausarbeiten, wie staatliche Eingriffe in die Freiheitsrechte unter dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit so gering wie möglich gehalten werden können, wie unser Gesundheitssystem für die Bewältigung von Pandemien aufgestellt ist und welche Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und zum Schutz der Menschen erfolgreiche waren." Dazu gehörten auch auch Beratungen über ein sogenanntes Corona-Amnestie-Gesetz - ein solches forderte das BSW.

Crumbach fordert Abgeordneten zu Mandatsverzicht auf

BSW-Landeschef Robert Crumbach forderte am Mittwoch auch den Abgeordneten Sven Hornauf aus seiner Fraktion auf, auf sein Mandat zu verzichten. Hornauf hatte mehrfach die Stationierung eines Raketenabwehrsystems auf dem brandenburgischen Luftwaffenstützpunkt Schönewalde/Holzdorf kritisiert und damit seine Stimme bei der Wahl von Woidke zum Regierungschef verknüpft. Er werde niemanden zum Ministerpräsidenten wählen, der für die Stationierung sei, sagte er und bekräftigte die Position am Mittwoch erneut gegenüber dem rbb. Würde die BSW-Fraktion Hornauf ausschließen oder dieser austreten, aber im Landtag bleiben, hätte die neue Landesregierung aus SPD und BSW nur noch eine knappe Mehrheit von einer Stimme.

Die SPD gewann die Brandenburger Landtagswahl vom 22. September vor der AfD. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse ist ein Bündnis aus SPD und BSW die einzige Möglichkeit, im neuen Landtag zu einer Regierungsmehrheit zu gelangen. Eine theoretisch mögliche Koalition mit der AfD lehnt die SPD ab.

Das rbb Fernsehen sendet um 20:15 Uhr ein 15-minütiges rbb24 Spezial unter dem Titel: "Neuer Weg in Brandenburg - SPD und BSW einigen sich". Die nachfolgenden Sendung verschieben sich um ca. 15 Minuten.

Kommentar

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28 Kommentare

  1. 28.

    Es wird nicht meine Regierung sein.

  2. 27.

    Ohne Ehrgeiz und Machtwille wird es wohl in keiner Führungstätigkeit nichts. Das ist halt in allen Positionen so. Möchte keinen Politiker, der ohne Ehrgeiz und ohne Führungswille ist. Als Nicht BSW- Anhänger fand ich gut, wie man in BRB schnell zu pragmatischen Lösungen im Koalitionsabkommen gekommen ist.

  3. 26.

    Schreiben Sie über meinen Beitrag??? Natürlich bin ich froh dass SPD und BSW sich zusammengerauft haben und natürlich war das nicht selbstverständlich. Die Raketen mag ich auch nicht, aber glauben Sie das irgenwer darauf Rücksicht nimmt?? Die Amis schützen uns nur, wenn es für sie einen Vorteil bringt, der neue Präsident sowieso.

  4. 24.

    >"Ausbootung aller Umweltverbände aber Hofieren aller, die die Umwelt und das Klima belasten. Reaktionär bis in die Knochen und eine Katastrophe für alle, die hier noch in 40, 50 oder 60 Jahren leben wollen."

    Sie nun wieder... aber erstmal losmeckern, ohne den Vertrag mal gelesen zu haben!
    Was wollen Sie denn mehr in einem und unserem Bundesland als diese Aussage im Koalitionsvertrag:
    "Wir wollen bis 2045 klimaneutral wirtschaften. Die Klimaneutralität erfordert, dass in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen insgesamt keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausgestoßen oder nicht vermeidbare ausgeglichen werden. "
    Klar sind das noch 20 Jahre hin. Diese Zeit muss dann auch genutzt werden für neue Technologien, dass auch Industrie und Gewerbe klimaneutrag produzieren kann zu wettbewerbsfähigen Preisen. Mehr kann ein Bundesland nicht machen. Wir sind ja nicht unter einer Käseglocke und allein. Die allermeiste Hoheit über Klimapolitik ist Bundespolitik und natürlich Weltpolitik.

  5. 23.

    Könnt ihr dieses ganze Putin, Putin endlich mal lassen, dem Putin interessiert das BSW und Fr Wagenknecht nicht die Bohne dafür ist der BSW und Fr Wagenknecht eine viel zu kleine Nummer, Putin kratzt sich nicht mal am Hintern wegen das was hier in Brandenburg gewählt wurde , wer erzählt,bloß immer so einen Unsinn.
    Hier wird immer rumgejammert über Brandenburg und wie schlecht es Brandenburg geht und manche hier sagen schon mal vorraus in ihrer unendlichen Weisheit, das die neue Regierung nicht's auf die Reihe bekommt. Lass sie doch erstmal machen ,abgerechnet wird zum Schluss und wenn die alte Regierung der Börner gewesen ist warum habt ihr sie dann nicht wiedergewählt.

  6. 21.

    Seit wann dauert die Ausbildung von ErzieherInnen 5 Jahre?
    Ich denke, sie dauert 3 Jahre.
    Merkwürdig, diese Unwissenheit. Oder nur ein Flüchtigkeitsfehler ?

  7. 20.

    Warum stellt man sich denn zur Wahl? Um Funktionen und Macht auszuüben, was sonst.
    Die Frage nach Waffenlieferungen an die Ukraine und Stationierung von Mittelstreckenraketen wird in Berlin und nicht in Potsdam entschieden. Das ist BSW-Folklore.

  8. 18.

    Haben sie den Beitrag überhaupt gelesen? "Zum Ukraine-Krieg heißt es, man wolle sich im Bund und in der EU für eine diplomatische Lösung einsetzen. Deshalb sehe man die geplante Stationierung von Mittelstreckenraketen auf deutschem Boden kritisch." Was wollen sie denn mehr, wenn das Bundesland nunmal kein "Mitspracherecht" über sowas im Bund hat. "Beim sogenannten Verfassungstreuecheck, den alle Beamten und daher auch angehende Polizisten durchlaufen müssen und der vom BSW kritisiert wird, wurde offenbar ein Kompromiss gefunden." Finde ich richtig, oder wollen sie Rechsextremisten im Lehramt, bei der Polizei oder anderen Schaltstellen haben?

  9. 16.

    12.Drehstrom.

    Haben Sie schon einmal einen Politiker gesehen, der nicht die "Fratze der Machtbessenheit" trägt. Bitte, nennen Sie mir den Namen dieses Herrn/ Dame. Bitte, drehen Sie nicht so am Rad, wenn Sie solche Sprüche ablassen.

  10. 15.

    Klimapolitik ohne Experten. Umweltschutz nur mit Landnutzern. Ausbootung aller Umweltverbände aber Hofieren aller, die die Umwelt und das Klima belasten. Reaktionär bis in die Knochen und eine Katastrophe für alle, die hier noch in 40, 50 oder 60 Jahren leben wollen.

  11. 14.

    spd und bsw in Brandenbirg wollen mit den Vertrag Aufrüstung und "Nachwuchswerbung der Bundeswehr in der Unterrichtszeit stattfinden" lassen, somit wird die Koalition letztlich das was die afd schon ist, eine Pseudofriedenspartei.

  12. 13.

    Schön das man sich offenbar geeinigt hat, das war aus meiner Sicht nicht selbstverständlich. Nun kann jeder zeigen wie groß der Wille ist notwendige Veränderungen herbeizuführen, einfach wird es nicht. Positiv ist, dass die AfD außenvor ist und den Grünen die Flügel gestutzt wurden.

  13. 12.

    Läuft ja hier in Brandenburg! Machtbesessene SPD zieht BSW sauber über den Tisch! Was ist mit den Wahlversprechen des BSW? Kein Wort mehr vom Stop von Waffenlieferungen an die Ukraine oder Verzicht auf Stationierung von Mittelstreckenraketen in Holzdorf! Lehramtsstudium in FFO? Abschaffung Verfassungstreuecheck? Das waren alles rote Linien! Da hat sich das BSW sehr schnell vom Seelenverkäufer Woidtke die Maske vom Gesicht zaubern lassen und die Fratze der Machtbesessenheit kommt zum Vorschein!

  14. 11.

    Woidke hat aus Machtkalkül keine Probleme mit den Putin-Statthaltern zu paktieren. Ich hoffe nur, das geht nicht lange "gut".

  15. 10.

    Die Vorhaben dürften erstmal den Mehrheitswillen der Bevölkerung abbilden.
    Das BSW sollte seine Handschrift auf jeden Fall versuchen deutlich zu vermitteln, denn bis auf das Thema Ukraine weiß ich nicht wirklich, wo die Positionen der SPD groß anders waren.

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