Feierstunde -
Der Berliner Senat und das Abgeordnetenhaus haben am Freitagvormittag mit einer Feierstunde an den Mauerfall vor 30 Jahren erinnert.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller erinnerte an den Mut und die Entschlossenheit der DDR-Bürger im Wendeherbst. Sie hätten 1989 mit ihren Rufen nach Freiheit, Demokratie und freien Wahlen die Mauer immer mehr ins Wanken gebracht und sie schließlich gesprengt, sagte der SPD-Politiker am Freitag bei einer Feierstunde im Berliner Abgeordnetenhaus. "Mit ihrem Mut brach die Macht derer, die sie seit 40 Jahren missbrauchten", so Müller. "Mit ihrem Mut brachten sie die Diktatur zu Fall. Was für eine unglaubliche Leistung und was für ein großes Glück." All diesen Menschen gebühre Anerkennung und Respekt.
Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, würdigte in seiner Ansprache das Wirken der DDR-Bürgerrechtler bereits seit den frühen 1980er Jahren. "Diese Menschen strebten nach Reformen in der DDR, wurden von der Stasi verfolgt, landeten nicht selten im Gefängnis", sagte der SPD-Politiker. "Sie haben das Verdorbene der Diktatur veranschaulicht, und mit ihrem Vorbild brachten sie viele Menschen zum Nachdenken und Umdenken." Deutschland und Berlin hätten diesen Menschen wie auch den Kirchen, die ihnen ein schützendes Dach gaben, viel zu verdanken.
Bergmann-Pohl: Fehler im Einigungsprozess
Die Präsidentin der ersten und letzten frei gewählten DDR-Volkskammer, Sabine Bergmann-Pohl, sagte in ihrer Festrede, im Einigungsprozess nach dem Mauerfall seien Fehler gemacht worden. "Die Ostdeutschen mussten nach der Wiedervereinigung durch ein tiefes Tal der Tränen gehen. Und ihre vielleicht zu hohen Erwartungen wurden enttäuscht." Trotzdem sei die große Mehrheit heute mit ihrem Leben zufrieden.
Berlins CDU-Chef Kai Wegner erklärte zum Mauerfall-Jubiläum: "Der 9. November 1989 ist ein Tag der großen Freude, zugleich aber auch ein Tag der Verpflichtung, Freiheit und Demokratie zu verteidigen."
Festwoche mit 200 Veranstaltungen
Zum Festakt geladen waren auch die Bürgermeister aus Berlins Partnerstädten Istanbul, Brüssel, Budapest, Prag und Warschau. Sie sollten ihre Sicht auf den Mauerfall vor 30 Jahren schildern.
Anlässlich des 30. Mauerfalljubiläums läuft in Berlin seit Montag eine Festwoche mit mehr als 200 Veranstaltungen und Kunstaktionen. Am Jahrestag selbst, am Samstag, gibt es unter anderem eine zentrale Gedenkfeier an der Mauergedenkstätte Bernauer Straße mit den Spitzen des deutschen Staates und internationalen Gästen. Am Abend findet am Brandenburger Tor eine große Bühnenshow mit einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier statt.
Die Zuschauer erwartet den Veranstaltern zufolge ein multimediales Showereignis, das den Themen Mut, Sehnsucht nach Freiheit und ihre Bedeutung für die Menschen damals und heute in vielfältigen künstlerischen Formaten Ausdruck verleiht.