Füchse-Geschäftsführer über U21-WM - "Guckt euch das an, weil das macht richtig, richtig Freude"

Fr 30.06.23 | 17:09 Uhr
  1
Bob Hanning (imago images/Eibner)
Bild: imago images/Eibner

Lange war Bob Hanning Vize-Präsident des Deutschen Handball-Bundes. In seinem Haupt-Job bei den Füchsen Berlin hat er ein besonderes Auge auf den Nachwuchs. Im Interview prognostiziert er nicht nur der aktuellen U21-Nationalmannschaft eine rosige Zukunft.

rbb|24: Bob Hanning, die deutsche U21-Handball-Nationalmannschaft hat das Halbfinale der Weltmeisterschaft erreicht. Sie haben vor dem Turnier gesagt, die Mannschaft wird Weltmeister. Es sieht gut aus, oder?

Bob Hanning: In der Tat bin ich glücklich, dass wir es geschafft haben, zur Hauptrunde nochmal einen deutlichen Gang zuzulegen. Wir waren griffiger, wir waren bereiter. Wir haben als Mannschaft nochmals mehr auf die Platte gebracht. Was notwendig ist, um eine Mannschaft wie Dänemark auch so zu schlagen. Von daher bin ich sehr glücklich über das, was ich gesehen habe. Jetzt kommt Serbien im Halbfinale und dann vermutlich Ungarn im Finale. Das ist so mein Weg, den ich für die deutsche Mannschaft sehe. Ich bin super zufrieden. Und das, was ich immer gesagt habe, wird auch eintreten: dass wir am Sonntag Weltmeister werden.

Die Leistung der Mannschaft stimmt. Der Zuschauerzuspruch in der Berliner Schmeling-Halle dürfte steigerbar sein.

Ich bin auch der Meinung, wir müssen noch mehr dafür begeistern, in die Schmeling-Halle zu kommen. Die Mannschaft hat das verdient. Man hat wieder eine Idee vom deutschen Handball. Wir stehen vor einem Jahrzehnt des Handballs, mit der Heim-EM Anfang 2024 und mit der Männer-WM 2027 im eigenen Land. Man kann nur jedem raten: Guckt euch das an, weil das macht richtig, richtig Freude.

Die, die da waren, haben stimmungsvolle Fan-Gesänge angestimmt. Das haben wir beim Fußball lange nicht mehr gehört.

Weil es sich die Jungs verdient haben. Du hast gemerkt, als es ein bisschen enger wurde, wie auf einmal die Halle stand. Und man hat das Gefühl gehabt, das ist ein richtiges Heimspiel und der richtige Wunsch der Spieler und des Publikums, dieses Spiel gewinnen zu wollen. Der Funke ist einfach übergesprungen und das war ganz großartig.

Was zeichnet das aktuelle Team aus? Ist das eine goldene Generation? Ist es Glück?

Mit Glück hat das definitiv gar nichts zu tun. Wir sind sowohl in der Breite als auch in der Spitze wirklich sehr stark. Das heißt, wir haben immer die Möglichkeit, ein ganzes Turnier lang auf hohem Niveau zu wechseln. Ich glaube, der zweite Hauptpunkt ist, dass wir eine Mentalität haben, dieses Turnier auch gewinnen zu wollen. Ich glaube es gibt niemanden, der nur sagt, ich will ins Endspiel kommen. Jeder will Weltmeister werden. Diese Mentalität ist ganz wichtig. Und das dritte Thema ist der Heimvorteil. Du wirst ja schon vom Publikum getragen. Natürlich wünsche ich mir 10.000 Zuschauer. Aber auch 4.000 Zuschauer können eine Mannschaft tragen.

Den letzten Junioren-Titel holte Deutschland 2011. Was macht diese Mannschaft besser als ihre Vorgänger?

Ich sage es mal ganz brutal: Da hat uns die Corona-Zeit tatsächlich geholfen. So schwer sie für viele Menschen war. Es sind im Nachwuchs viele Wettbewerbe ausgeblieben. Man konnte viel mehr trainieren, viel individueller trainieren, es war kein Systemdruck da. Das hat vielen Spielern einfach gut getan. Dazu kommt, dass in jungen Jahren einfach viele Spieler auch schon in der Verantwortung stehen. Wir haben ganz viele Spieler, die den Spieldruck schon gewöhnt sind - und das in jungen Jahren. Das hilft auf jeden Fall.

Mitten hinein in diese Weltmeisterschaft platzte die Nachricht von der Vertragsauflösung Jacob Holms bei den Füchsen Berlin.

Es hat sich im letzten halben Jahr angebahnt. Er hat mehrfach das Gespräch gesucht und um Auflösung des Vertrags gebeten. Und das letzte Gespräch, das wir geführt haben, hat bei mir dazu geführt, dass es alternativlos war. Wenn sich ein Spieler nicht wohl fühlt und das etwas mit ihm macht, dann gibt es Situationen im Leben, wo man selbst einen Schritt zurückweichen muss. Man muss ganz klar sagen, Jacob hat nicht gezockt, Paris in der Hinterhand gehabt und irgendwie versucht aus dem Vertrag rauszukommen. Sondern er hat das viele Wochen lang argumentativ mir gegenüber vertreten. Deswegen musste ich leider, so schwer es mir persönlich fällt, den Vertrag in seinem Sinne auflösen.

Mit Nils Lichtlein trumpfte einer, der in seine Fußstapfen treten könnte, gegen Dänemark groß.

Es weiß jeder, dass ich Fan von Nils Lichtlein bin. Es weiß jeder, dass ich genau das in ihm sehe, was er hier gezeigt hat bisher. Ich bin felsenfest von diesem Spieler überzeugt. Er kann einfach alles. Er hat einen guten Schlagwurf, er hat ein gutes, schnelles Eins-Eins, er hat eine gute Spielübersicht. Von daher bin ich super glücklich mit ihm.

Wie schlagen sich die anderen fünf Füchse bei dieser WM?

Wenn wir ganz ehrlich sind und auf hohem Niveau eine Linie ziehen, dann spielt oberhalb dieser Linie Moritz Sauter, der hier wirklich für ganz viel Furore gesorgt hat. Dann spielen oberhalb dieser Linie Nils Lichtlein und Tim Freihöfer. Dazu kommt Lasse Ludwig, der seine Aufgabe im Tor immer gut gelöst hat. Auch mit ihm bin ich mega zufrieden. Wer an der Linie kratzt, ist Max Beneke, der noch nicht so richtig in diesem Turnier drin ist und bei dem ich auch immer wieder sage: Das ist der Grund, warum ich ihn nirgends anders hingebe, sondern noch ein Jahr bei mir in Potsdam lasse (beim 1. VfL Potsdam, einem Kooperationspartner der Füchse, trainiert von Bob Hanning, Anm. d. Red.). Das ist eines der größten Juwele, die wir in Deutschland haben. Matthes Langhoff tut mir ein bisschen leid. Der agiert unterhalb der Linie. Wenn er in der Abwehr gespielt hat, hat er immer eine gute Rolle gespielt. Vorn allerdings hängt er aufgrund seiner Verletzung und der wenigen Einsatzzeiten die er bei den Füchsen Berlin bekommen hat, ein Stück hinten dran.

Wagen wir einen Ausblick auf das Halbfinale und auf Serbien. Was zeichnet die aus?

Das ist eine gute Jugendmannschaft. Das sind Spieler, die auch in ihrer ersten Liga spielen. Die ist aber nicht vergleichbar mit der ersten Bundesliga in Deutschland. Und ich sage, in der Breite noch nicht einmal vergleichbar mit der zweiten Bundesliga. Es gibt drei, vier ordentliche Spieler. In der Breite sind sie nicht so stark. In der Spitze ist ihr bester Mann verletzt. Ich bin ganz sicher, dass wir hier wieder stehen werde und die nächste Frage sein wird, dass ich etwas zum Endspielgegner sagen werden.

Das machen wir dann aber erst am Samstag. Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jens-Christian Gussmann.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.06.2023, 19:15 Uhr

1 Kommentar

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 1.

    Bob Hanning, hat bestimmt viel Ahnung vom Handball, aber man kann einfach seine Kommentare nicht zuhören. Er redet und redet und immer äh,äh,äh bestimmt 1000 mal oder auch mehr. Ich drehe den Ton schon immer leise, meine Bekannten,bestimmt 10 Personen, sagen das auch.

Nächster Artikel