Herthas Palko Dardai im Interview - "Es macht einfach Spaß, mit so vielen Jungs aus den eigenen Reihen zu spielen"
Gerade, als Hertha BSC große Verletzungssorgen plagen, kehrt Palko Dardai zurück. Im Interview spricht der Mittelfeldspieler des Fußball-Zweitligisten über seine monatelange Pause, den wichtigen Schritt ins Ausland und Herthas Umbruchsjahr.
rbb|24: Diese Verletzungspause (Bänderverletzung im Sprunggelenk) war wohl die längste in ihrer bisherigen Profi-Laufbahn. Wie geht es Ihnen mittlerweile? Wie ist es, wieder dabei zu sein?
Palko Dardai: Ich freue mich natürlich, wieder da zu sein. Ganz bei 100 Prozent bin ich aber noch nicht. Man sagt ja: So lange, wie man ausfällt, braucht man auch, um wieder bei 100 Prozent zu sein. Ich fühle mich aber von Tag zu Tag besser und es macht auf jeden Fall Spaß, wieder mit der Mannschaft zu sein.
Gefühlt sind alle anderen Spieler krank, verletzt oder gesperrt – geht es deshalb auch wieder schneller für Sie los, als gedacht oder es vernünftig gewesen wäre?
Das kann man schon so sagen. Wir brauchen jeden Mann, ein paar Leute fallen aus, ein paar waren gesperrt. So war das meine Chance, die ich am vergangenen Wochenende nutzen konnte.
Nehmen Sie uns mit in die vergangenen Monate: Wie haben Sie während der Verletzungspause gearbeitet? Wie nervig ist dieser Weg zurück?
Es war auf jeden Fall eine schwere Zeit. Nach der Operation dauert es ein bis zwei Wochen, bis die Wunde vollständig heilt. In der Zeit kannst du erst einmal gar nichts machen. Danach hatte ich eine Schiene, bin sechs Wochen auf Krücken gegangen – die Treppen hoch und runter, die Fortbewegung fiel sehr schwer. Eine blöde Zeit, aber auch die ging vorbei. Sobald dieser spezielle Schuh, der "Airwalker" weg ist, kann man auch wieder mit dem Muskelaufbau anfangen – auch sehr nervig, da sich der Muskel in dieser Zeit zurückbildet. Alles, was man sich vorher erarbeitet hatte, ist auf einen Schlag wieder weg. Man muss einfach dran bleiben, dann wird das wieder.
Wie war Ihre Rückkehr zu Hertha? Mit all den Erwartungen, die Sie an sich hatten, die die Fans an Sie hatten. Nach wenigen Wochen waren Sie verletzungsbedingt ja plötzlich monatelang raus. Wie war das für den Kopf?
Es war schwer. Die Verletzung habe ich mir am sechsten Spieltag zugezogen. Ich hatte mir sehr viel vorgenommen, aber ich habe ja immer noch Zeit, meine Ziele zu erreichen – da bin ich jetzt auf einem guten Weg.
Sie waren nun lange in der Zuschauerrolle. Wie nehmen Sie diese Hertha-Saison wahr?
Es hat nicht ganz so gut angefangen, doch dann sind wir immer besser in Fahrt gekommen. Jetzt hatten wir wieder ein kleines Tief, es war kein guter Januar. Am vergangenen Wochenende haben wir aber gezeigt, dass wir uns zurückkämpfen können – als Einheit. Jetzt können wir von Spiel zu Spiel schauen und wir wollen möglichst viele Spiele gewinnen.
Wie blicken Sie sportlich auf Ihre Rolle in der Mannschaft? Auch, was die Position angeht. Zuletzt hatten Sie eher auf der Zehn gespielt. Was ist Ihnen am liebsten?
Ich spiele am liebsten in der Zentrale, habe auch kein Problem damit, auf den Außenbahnen zu spielen. Bei meiner letzten Vereinsstation und auch in der Jugend habe ich variabel gespielt – mal rechts, mal links, mal auf der Zehn und auch mal ganz vorne drin.
Als Sie zurückkamen, hatte man gesehen, dass Sie sich in der zurückliegenden Zeit körperlich weiterentwickelt hatten. Sie hatten damals erklärt, dass der Schritt nach Ungarn als junger Profi wichtig war. Was haben Sie in jener Zeit gelernt?
Ich habe dort den Einstieg in den Profifußball geschafft, habe mich etabliert. Ich konnte dort um die 80 Erstligaspiele machen und auch international spielen. Da reift der Körper, der Mensch, alles. Man wird erwachsen. So bin ich als etablierter Männerfußballer zurückgekommen.
Es gibt viele junge Spieler in Herthas Profikader – auch aus der eigenen Akademie. Gleichzeitig gibt es einige sehr Erfahrene, wie Kapitän Toni Leistner. Sie befinden sich mit 24 Jahren in der Mitte. Als Ur-Herthaner, gebürtiger Berliner und nun etablierter Profi – welche Rolle wollen Sie einnehmen? Was sind Ihre Ziele?
Als ich für die Gespräche mit Benjamin Weber und Andreas "Zecke" Neuendorf herkam, war der Plan, dass ich mit der Zeit auch Verantwortung übernehme. Ich werde dieses Jahr 25, bin die goldene Mitte. Aber wenn die Gruppen im Training geteilt werden, bin ich meistens in der jüngeren Hälfte. Das ist der schmale Grat (lacht).
Was bedeutet "Verantwortung übernehmen" für Sie?
Beispielsweise den jungen Spielern zu sagen, wie es läuft – ob bei der Ordnung in der Kabine oder auf dem Platz bei Standardsituationen.
Was geben Sie den ganz jungen Spielern wie Bence Dardai oder Ibrahim Maza (beide 18 Jahre alt) ganz konkret mit auf den Weg?
Immer fokussiert zu sein, immer 100 Prozent zu geben und stets bei der Sache zu sein.
Es verbleiben noch 13 Spiele in der laufenden Saison. Was sind die Ziele für diese Zeit?
Es sind ja noch recht viele Spiele. Wir schauen aktuell nur von Spiel zu Spiel, wollen natürlich jedes Spiel gewinnen und schauen, wo wir am Ende der Saison stehen. Wir wollen auf jeden Fall erfolgreich sein.
Man kann die aktuelle Zeit sicher schon dafür nutzen, zu überlegen, wie man sich kommende Saison aufstellen möchte. Was ist, glauben Sie, schon richtig gut an dem, was Hertha diese Saison ausmacht?
Wir sind eine super Einheit geworden, auch wenn wir zu Anfang der Saison sehr viele Neuzugänge hatten. Wir waren eine komplett neue Truppe, die sich erst finden musste. So etwas dauert natürlich. Man sieht aber auf jeden Fall Fortschritte. Dazu kommt, dass in unserem Team auch einige Akademiespieler sind. Das widerum spiegelt den "Berliner Weg" wieder. Es macht einfach Spaß, mit so vielen Jungs aus den eigenen Reihen zu spielen – das ist cool.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Dennis Wiese, rbb Sport.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.2.2024, 8:15 Uhr