"Pride House" in Berlin - Wie das Poststadion während der Fußball-EM ein Treffpunkt für queere Communities wird
Wie zu jedem großen Fußball-Turnier bietet Berlin auch während der Heim-EM viele Möglichkeiten, Spiele in großen Gruppen zu schauen. Das Poststadion wird zum "Pride House", das sich vor allem - aber nicht nur - an queere Communities richtet.
In den kommenden Tagen und Wochen, wenn auch Fußballfans aus ganz Europa in Berlin unterwegs sein werden, verwandelt sich das Poststadion in Moabit in ein "Pride House". Nach internationalem Vorbild olympischer Häuser der Gastfreundschaft soll es sein Ort sein, an dem alle Menschen zusammenkommen können, die sich für ein respektvolles Miteinander und Vielfalt einsetzen.
"Das Public Viewing ist für alle offen. Wir laden aber ganz besonders alle queeren Menschen ein, zum Beispiel Lesben, Schwule, bi-, trans-, intergeschlechtliche und nichtbinäre Personen“, sagt Alice Drouin, die das Projekt "Pride House Berlin" leitet, im Gespräch mit dem rbb. "Darüber hinaus sind natürlich alle Verbündeten und alle Menschen, die sich mit unseren Werten identifizieren können, eingeladen: Offenheit, Vielfalt – das ist uns wichtig."
An allen Spieltagen geöffnet - Abwechslungsreiches Rahmenprogramm
Das "Pride House" wird während der Fußball-Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli 2024) seine Tore an allen Spieltagen öffnen, ab dem 9. Juli auch an allen spielfreien Tagen. Auf großen Bildschirmen – draußen und drinnen – werden alle Partien des Turniers live übertragen. Außerdem wird für ein Rahmenprogramm mit Filmabenden, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen oder Turnieren gesorgt. Entstanden ist die Idee und Umsetzung in Zusammenarbeit zwischen der "AG LSBTIQ+ im Berliner Sport", die von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport ins Leben gerufen wurde, und dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Berlin-Brandenburg.
"Es kostet gar nichts, alle dürfen kostenfrei vorbeikommen", sagt Drouin. "Wir zeigen die Spiele draußen auf der Tribüne, wo 1.400 Leute Platz finden. Einige Spiele zeigen wir außerdem im Innenbereich, wo 200 Leute reinpassen."
"Wir verstehen uns nicht als Ersatzangebot"
Es sei als "safer Space" gedacht, denn ganz sicher sei es, gerade für marginalisierte Menschengruppen, nirgendwo, so Drouin. Doch im Poststadion solle dafür gesorgt werden, dass sich alle Menschen möglichst frei und wohlfühlen können. "Wir verstehen uns nicht als Ersatzangebot für alle anderen Public-Viewing-Orte, die es gibt, sondern als Ergänzungsangebot", sagt Drouin. "Denn so lange Mainstream-Angebote keine sicheren Orte für queere Menschen sind, brauchen wir Ergänzungsangebote, die ermöglichen, dass es für sie sicherer ist."
Der Zuspruch sei bislang sehr erfreulich – zumal es das allererste "Pride House" in Deutschland und somit eine Premiere sein wird. "Es gibt viele Menschen, die neugierig sind, Lust haben vorbeizukommen und sich das mal anzuschauen."
Schließlich soll auch im "Pride House" die verbindende Kraft des Fußballs im Vordergrund stehen.
"Wir wollen erreichen, dass queere Menschen einen Ort haben, an dem sie sich wohlfühlen, so sein können, wie sie möchten und dabei ein schönes Fußball-Erlebnis haben", betont Drouin. "Darüber hinaus soll es ein Begegnungsort für Austausch zwischen queeren und nicht-queeren Menschen sein. Wir wollen allen zeigen, dass auch wir Teil des Spiels und Teil der EM sind."
Sendung: rbb24 Spezial, 12.06.2024, 20:15 Uhr