Unions Gegner in den Aufstiegsspielen - Wissenswertes über das Frauen-Team des SV Henstedt-Ulzburg
Die Spielerinnen des 1. FC Union wollen ihre glorreiche Regionalliga-Saison krönen und den Sprung in die 2. Bundesliga perfekt machen. In den Aufstiegsspielen bekommen sie es mit dem SV Henstedt-Ulzburg zu tun. Der Meister der Staffel Nord im Team-Check.
Was haben Schauspieler David Kross, Rapper Nate57 und Profigolferin Florentyna Parker miteinander gemeinsam? Richtig, sie kommen alle aus dem beschaulichen Örtchen Henstedt-Ulzburg im Süden Schlewsig-Holsteins.
Knapp 30.000 Menschen leben in der Gemeinde, die rund 40 Autominuten von Hamburg und eine gute Stunde von Lübeck entfernt ist. Und, für diesen Text viel wichtiger, der Gegner von Union Berlins Frauenteam in den Aufstiegsspielen um ein Ticket für die 2. Fußball-Bundesliga kommt dort her: der SV Henstedt-Ulzburg.
Nur eine Niederlage auf dem Weg zur Regionalliga-Meisterschaft
Die Kräfteverhältnisse sind vor den Aufstiegsspielen vermeintlich klar verteilt: Die Spielerinnen des 1. FC Union Berlin sind mit der perfekten Bilanz von 22 Siegen aus 22 Spielen und einem Fantasie-Torverhältnis von 145:5 durch die Regionalliga Nordost gepflügt und gehen als Favorit in die beiden Duelle gegen den SV Henstedt-Ulzburg.
"Das wird ein Duell David gegen Goliath, wir sind klarer Außenseiter", sagte Christian Jürss, seit 2019 Trainer des Teams aus Schleswig-Holstein, gegenüber dem "Hamburger Abendblatt". Für das Hinspiel am Sonntag (14 Uhr) werden im Stadion an der Alten Försterei rund 15.000 Zuschauer erwartet. "Das ist für uns alle das Spiel unseres Lebens", so Jürss. "Wir sind noch nie vor einer solchen Mega-Kulisse aufgelaufen – und werden das voraussichtlich auch nie wieder tun."
Verstecken müssen sich seine Spielerinnen aber mitnichten: 17 Siege, vier Unentschieden und gerade mal eine Niederlage – so liest sich die Bilanz des SV Henstedt-Ulzburg in der Regionalliga Nord 2023/24. Das Torverhältnis von 66:24 kommt – verglichen mit dem der Eisernen Ladies – weniger utopisch daher, ist aber nicht weniger bemerkenswert. Auch Henstedt stellte in seiner Liga auf dem Weg zur Meisterschaft die beste Defensive.
Achtung, Union! Im Liga-Betrieb hat der SVHU in dieser Spielzeit keine einzige Begegnung auf fremdem Terrain verloren.
Die Spielerinnen im Fokus
Besonders großen Anteil am sportlichen Erfolg des SV Henstedt-Ulzburg haben die beiden Spielerinnen Indra Hahn und Jennifer Michel, die in der ligaweiten Liste der besten Torjägerinnen die Plätze zwei und drei belegt haben.
Übertroffen wurden Hahn (18 Tore) und Michel (16) dabei nur von einer Knipserin, die aus einer besonders torhungrigen Familie stammt: Anna-Lena Füllkrug (27 Treffer, Hannover 96), jüngere Schwester von Niclas Füllkrug, der ab dem kommenden Freitag mit dem DFB-Team um den EM-Titel spielen wird.
Bitter für den Underdog in den Aufstiegsspielen gegen den FCU: Für Hahn – und Luisa Kern, SVHU-Stammkraft auf der Außenverteidigerposition – ist die Saison aufgrund eines Kreuzbandrisses bereits gelaufen.
In Henstedt-Ulzburg schleppen die Spielerinnen noch selbst
Ein Blick aufs Equipment verdeutlicht die unterschiedlichen, strukturellen Bedingungen, unter denen die beiden Teams in der Regionalliga unterwegs sind: Union mit Profi-Unterbau, Henstedt-Ulzburg in ehrlicher Amateur-Manier.
"Bei Union kümmern sich neun Hauptverantwortliche um die Belange ihres Teams, wir haben keinen einzigen", so Henstedt-Ulzburgs Coach Jürss im Gespräch mit dem "Hamburger Abendblatt". "Als wir gefragt wurden, wo wir vor der Partie unseren Materialwagen abstellen wollen, musste ich erst einmal erklären, dass bei uns die Spielerinnen ihre Sporttaschen noch selber tragen."
Die dreckigen Sportklamotten werden von den Spielerinnen selbst gewaschen, auch für das leibliche Wohl auf Auswärtsreisen sorgen die Kickerinnen selbst. Der SV Henstedt-Ulzburg: bodenständig – und erfolgreich.
Sendung: Fritz, 09.06.2024, 17:00 Uhr