Fußball - Union-Frauen sind dem Aufstieg so nah
Nur noch 90 Minuten trennen die Fußballerinnen des 1. FC Union Berlin vom Aufstieg in die 2. Liga. Nach dem 8:0-Sieg gegen Henstedt-Ulzburg ist das Rückspiel fast schon ein Bonus, den die Unionerinnen unbedingt genießen wollen. Von Lynn Kraemer
Ein Foto fehlt noch. Die ganze Saison haben die Fußballerinnen des 1. FC Union Berlin ihre Spieltage mit einer Polaroid-Kamera eingefangen. Ein Foto für jeden Sieg. Das sollte motivieren. "Wir wussten, dass die Saison sehr lang werden kann, und als Fußballerin zieht das manchmal an den Kräften", sagt Spielerin Dina Orschmann. Bisher ist der Plan aufgegangen.
Auf ins Beckersbergstadion
Nach dem 8:0 im ersten Aufstiegsspiel gegen den SV Henstedt-Ulzburg hängt ein weiteres Foto an der Girlande in der Kabine. Am Sonntag, 16. Juni, können die Eisernen Ladies nicht nur ihre Girlande, sondern auch den Aufstieg in die 2. Liga perfekt machen.
Der Bildhintergrund wird vielleicht etwas weniger imposant: Mit dem Stadion An der Alten Försterei kann das Beckersbergstadion in Henstedt-Ulzburg nicht mithalten. Um das Spielfeld spannt sich eine aschrote Tartanbahn. Sechs Steinstufen bilden eine Tribüne an der Längsseite.
Wenn das Spiel um 14 Uhr angepfiffen wird, werden nur rund 4.500 Fans im Stadion Platz finden. Union hat angekündigt, die Begegnung auf der Vereinsseite zu streamen. Kein Vergleich zum ersten Aufstiegsspiel: 18.045 Fußball-Begeisterte waren in Berlin dabei.
Eine Klasse besser
Und die wurden Zeugen einer Machtdemonstration. Der Ball bewegte sich kaum aus der Gästehälfte und die Unionerinnen trafen fast nach Belieben. "Wir haben nahezu das perfekte Spiel hingelegt", sagt Cheftrainerin Ailien Poese am Rande der Übungseinheit am Donnerstag. "Wir haben sehr, sehr gut in unserem Ballbesitzspiel agiert und immer zwischen Geduld und Dynamik gewechselt." Die Zuschauer hätten das Team unfassbar getragen.
Co-Kapitänin Dina Orschmann ist immer noch dabei, ihre Gedanken rund um das Spiel zu sortieren: "Die letzten Tage habe ich mich gefragt, wie das überhaupt möglich ist. Dass wir da so souverän ein 8:0 einfahren konnten. Und ich komme immer wieder darauf zurück, dass die Kulisse uns getragen hat, wir uns gut vorbereitet haben und davor nicht so viel nachgedacht haben."
Sie seien total im Moment gewesen. "Das waren genau die Spiele, die wir die ganze Saison haben wollten", sagt Orschmann, die zwei sehenswerte Treffer, darunter einen Fallrückzieher, beisteuerte. Ihr sei es wichtig gewesen, "dass die Zuschauer ein Spiel sehen, das Spaß macht."
Das nächste Spitzenspiel
Obwohl (oder gerade weil) das Rückspiel das letzte Puzzleteil zum Aufstieg ist, wollen die Union-Frauen die Partie nicht anders angehen. Die Mannschaft ist in der ganzen Saison nicht von ihrem Grundsatz abgewichen: Jedes Spiel ist ein Spitzenspiel.
"Wir wollen den Gegner bestimmen. Wir wissen um die Konterstärke, auch wenn sie es im letzten Spiel vielleicht nicht so zeigen konnten", sagt Trainerin Ailien Poese. Wir wollen defensiv präsent sein. Unser Ziel ist ganz klar das Spiel zu gewinnen."
Nach Spiel eins steht fest, dass der SV Henstedt-Ulzburg ein XXL-Fußball-Wunder bräuchte, um den Union-Frauen den Aufstieg streitig zu machen. "Die Anspannung ist etwas abgefallen, aber trotzdem wissen wir, dass noch ein Spiel zu spielen ist. Deswegen versuchen wir das noch ein letztes Mal zu genießen", sagt Dina Orschmann. Das Team werde mit viel Vorfreude in die Partie gehen.
So sehr die Union-Frauen die 90 Minuten auf dem Platz in Henstedt-Ulzburg genießen wollen, lange bleiben wollen sie danach nicht: "Wir fahren so schnell wie möglich zurück nach Berlin", sagt Ailien Poese. Der Fokus liege auf dem Spiel, "und dann können wir feiern – in der Alten Försterei."
Dort plant der Verein einen Empfang für die Mannschaft. Ab 20 Uhr sollen auf dem Parkplatz vor der Haupttribüne Getränke und Grillgut angeboten werden, ehe die Spielerinnen gegen 21:15 Uhr zurück erwartet werden.
Sendung: DER TAG, 14.06.2024, 18:00 Uhr