Nach Fußball-EM - Nur die Hälfte des Berliner Fanmeile-Kunstrasens kann wiederverwendet werden

Do 10.10.24 | 13:32 Uhr
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Das Brandenburger Tor mit Kunstrasen wird am 12.07.2024 während der Euro 2024 in Berlin gereinigt. (Quelle: Imago Images/Maurizio Gambarini )
Video: rbb24 Abendschau | 10.10.2024 | Nachrichten | Bild: Imago Images/Maurizio Gambarini

Der Kunstrasen der EM-Fanmeile sollte fast vollständig wiederverwendet werden. Doch findet er bei Weitem nicht so viele Abnehmer, wie geplant: Kaugummis, Verschmutzungen und Beschädigungen durch Pyrotechnik haben ihm zugesetzt.

Vom Kunstrasen der Berliner Fanmeile zur Fußball-Europameisterschaft wird weniger als die Hälfte wiederverwendet. Das teilte die zuständige Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf Nachfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus mit. Demnach können von den rund 24.000 Quadratmeter Kunstrasen nur 11.000 Quadratmeter anderswo verlegt werden.

Der Kunstrasen gehörte zu den Highlights der Fanmeile zur Europameisterschaft im Sommer und hatte des Land Berlin rund 1,2 Millionen Euro gekostet. Nach dem Turnier sollte er auf Bolzplätzen in der Stadt verlegt werden, als Teil des Berliner EM-Nachhaltigkeitsprogramms.

Kaugummireste und Brandflecken

Die nun zu verlegenden 11.000 Quadratmeter seien "1.000 Quadratmeter mehr als in der Planung vorab geschätzt wurde", so die Innenverwaltung auf Nachfrage der Grünen-Politikerin Julia Schneider. Das heißt aber auch, dass die EM-Organisatoren zunächst davon ausgegangen waren, dass mehr als die Hälfte des Kunstrasens im Müll landen würde.

Das widerspricht den Versprechungen des Teams um Sportsenatorin Iris Spranger (SPD), wonach der Kunstrasen von der Fanmeile fast vollständig wiederverwendet werden sollte. Noch im Juli hatte die Kulturprojekte GmbH, die für die Fanmeile verantwortlich war, erklärt, es gäbe eine lange Liste mit Interessenten für den Kunstrasen. "Wir mussten mittlerweile einen Aufnahmestopp machen", sagte damals Eva Beyer von den Kulturprojekten gegenüber rbb|24. Zu den ersten Abnehmern gehörte unter anderem die Justizvollzugsanstalt Tegel. Spranger selbst hatte nach der Europameisterschaft erklärt, dass "95 Prozent des Rasens" weiter verwendet werden können.

Doch kein Kunstrasen für JVA Tegel

Die aber werde nun doch keinen EM-Kunstrasen bekommen, so die Sportverwaltung. Gründe wurden nicht genannt. Übrig geblieben sind demnach elf Abnehmer, darunter die Erwin-von-Witzleben-Schule in Charlottenburg-Wilmersdorf und die Kita Hoppetosse in Lichtenberg. "Nicht alle ursprünglichen Interessensbekundungen konnten schlussendlich bestätigt beziehungsweise von den Interessenten baulich oder finanziell umgesetzt werden", heißt es.

Grund seien unter anderem "Verschmutzungen durch Kaugummis oder Spuren von Pyrotechnik". Von der Rasenfläche, die auf dem Platz des 18. März verlegt wurde, könne sogar gar nichts wiederverwendet werden, "aufgrund von Rissen, die durch die Bühneninstallationen und der daraus resultierenden Traglast entstanden sind", so die Sportverwaltung. Von den 11.000 Quadratmeter Kunstrasen seien allerdings noch Reste vorhanden, für die nun eine weitere Verlosung organisiert werden solle.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.10.2024, 07:20 Uhr

45 Kommentare

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  1. 45.

    ja ein Fehler, o. pol. Absicht - denn dann hätten hunderte Gruppierungen erklärt, dass dies ab jetzt Fahrradzone ist unter Ausschluss anderer Verkehrsteilnehmer ;-) - ach ja - mit Fahrradtheke, Reparaturautomat usw. usw.

  2. 44.

    Siggi, altes Haus - alles gut, aber hier gehts um von uns allen bezahlten Rasen, der jetzt teilweise weggeschmissen werden muss...

  3. 41.

    Konnte man nicht ahnen.

  4. 40.

    Zum ganzen Mikroplastik-Zeug in der Kanalisation, auch noch wieder ein Haufen Steuergeld versenkt ...
    Langsam muss man wirklich zweifeln, ob die Stadt noch über ,Experten' verfügt oder nur noch ein gewisser ,Größenwahn' vorherrscht ;-(

  5. 39.

    Deutschland hat sich beworben, die wurden nicht verpflichtet.
    Die „Spielregeln“ waren vorher klar…. Da kann man sich im Nachhinein nicht wirklich beschweren.
    Entschieden haben das die Parteien die eine demokratische Mehrheit hatten.
    Man kann sich natürlich beschweren was alles nicht gut war aber eine Haftung kommt halt nicht in Frage.

  6. 38.

    Warum hat man nicht einfach den Asphalt grün angemalt? Dass der Kunstrasen im "Arsch" ist, war doch klar. War ja halt ne blöde Idee.

  7. 37.

    Tja, nach dem Schaden wird man wohl klüger werden? Viellt hätte man doch einen Eintritts-Obulus nehmen sollen? Trotzdem ist zu stauen, dass der Kunstrasen "verschmutzt wurde", obwohl, wie ich sah, gekehrt wurde und z. T. auch besprengt. So exakt weiß ich's nicht, denn mein Trageutensil auf dem Rücken war etw. größer als die zuläss. Maße. Da kehrt man trotz - ja, vorbildlich - Taschenkontrolle gleich um. Das Ganze ein bisschen kleiner hätte es m.M.n. auch getan. Aber die Hauptstadt will in Weltformaten glänzen. Ein bisschen mehr Psychologie im Voraus hätte viellt doch mit berücksichtigt werden sollen. Denn dass Berlin an manchen Stellen eher unansehnlich ist, hat man doch vorher gewusst. Derart entsteht doch nur, wenn manche Zeitgenossen einfach 'no feelings' für die an sich schon prima Stadt haben u. Vermüll/Verdreckung geduldet werden. Aber, wenn alles runtergemacht wird? Warum auch nicht den Rasen? Ich hoffe sehr, dass die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden!

  8. 36.

    "... und hatte DAS Land Berlin rund 1,2 Millionen Euro gekostet".
    A und E sind auf der Tastatur ziemlich weit voneinander entfernt.

  9. 35.

    (und auch Thomas) Ist ja richtig, aber welche Ausgaben hatten die denn groß.
    Dann auch diverse Vorgaben und Bedingungen.
    Und für die schmusigen Trikots kann und konnte man die auch nicht verantwortlich machen.
    Aber immer schon - Sport frei!

  10. 34.

    Na was für eine Überraschung...

  11. 33.

    Schuld sind immer die anderen
    War doch irgendwie klar. Der Steuerzahler wird es schon richten.

  12. 32.

    Die Idee stamm ja wohl von van Dülmen und seiner Kulturprojekte Firma, die zum Senat gehört. Man kann sich ja leider noch gut an seine großmäuligen Äußerungen zu dem Kunstrasen erinnern - wie toll das alles sei, und was man damit alles machen könnte... Es ist schon erstaunlich, für was wir Steuerzahler alles zur Kasse gebeten werden! Warnungen blieben ungehört.
    Das nächste Projekt sind wohl Aktivitäten zum Maueröffnungs-Jubiläum; mal sehen, was der da wieder veranstaltet. Vielleicht lässt er die Mauer noch mal aufbauen, um sie dann nochmal einzureißen...

  13. 31.

    Nur 50 % bleiben übrig ?
    Ist doch Gut !
    Einlagern für
    Olympia in 2136 in Groß-Brandenburg / an Havel und Spree !
    Zumbeispiel im ICC oder
    im FußgehendenTunnel davor oder
    im SEZ oder
    im Humboöforum während der Fasaden-Revision oder
    im Jahn-Sport-Park .
    Oder im Mauerstreifen als Außenspielfläche verbauen !
    Warum muss Berlin soviele Ideen-freie Politiker erdulden ?

  14. 29.

    Der Kunstrasen verursacht Mikroplastik und ist nicht besonders wiederstandsfähig. Sowas bei einer Veranstaltung die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt ist ein Hohn.

  15. 28.

    Ihr lieben Politiker, schaut euch doch mal Kermits „Was passiert dann“ Maschine an. Vielleicht wärt ihr dann auch in der Lage, die Auswirkungen eurer Entscheidungen ein Stück weit vorauszusehen.

  16. 27.

    supaaa, dann kann die olympiade, die uns berlinern versucht wird schmackhaft zu machen, ja kommen muahaha.
    die em war im vergleich dazu ein kleines volksfest.

    die steuern werden es schon richten, zur not gibt's ne erhöhung.

  17. 26.

    Na wer hätte das gedacht.Kluge Mitbürger hätten sich schon im Vorfeld Gedanken darüber gemacht,das so was eintreten würde.Ich betone,kluge Mitbürger.Ich spreche nicht von Politiker.Man kann da als Wähler nur den Kopf schütteln über Mißwirtschaft und sinnlose Verschwendung.Ich bin für Kürzung der Senatsgehälter,soll richtig weh tun.

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