Nach Fußball-EM - Nur die Hälfte des Berliner Fanmeile-Kunstrasens kann wiederverwendet werden
Der Kunstrasen der EM-Fanmeile sollte fast vollständig wiederverwendet werden. Doch findet er bei Weitem nicht so viele Abnehmer, wie geplant: Kaugummis, Verschmutzungen und Beschädigungen durch Pyrotechnik haben ihm zugesetzt.
Vom Kunstrasen der Berliner Fanmeile zur Fußball-Europameisterschaft wird weniger als die Hälfte wiederverwendet. Das teilte die zuständige Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf Nachfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus mit. Demnach können von den rund 24.000 Quadratmeter Kunstrasen nur 11.000 Quadratmeter anderswo verlegt werden.
Der Kunstrasen gehörte zu den Highlights der Fanmeile zur Europameisterschaft im Sommer und hatte des Land Berlin rund 1,2 Millionen Euro gekostet. Nach dem Turnier sollte er auf Bolzplätzen in der Stadt verlegt werden, als Teil des Berliner EM-Nachhaltigkeitsprogramms.
Kaugummireste und Brandflecken
Die nun zu verlegenden 11.000 Quadratmeter seien "1.000 Quadratmeter mehr als in der Planung vorab geschätzt wurde", so die Innenverwaltung auf Nachfrage der Grünen-Politikerin Julia Schneider. Das heißt aber auch, dass die EM-Organisatoren zunächst davon ausgegangen waren, dass mehr als die Hälfte des Kunstrasens im Müll landen würde.
Das widerspricht den Versprechungen des Teams um Sportsenatorin Iris Spranger (SPD), wonach der Kunstrasen von der Fanmeile fast vollständig wiederverwendet werden sollte. Noch im Juli hatte die Kulturprojekte GmbH, die für die Fanmeile verantwortlich war, erklärt, es gäbe eine lange Liste mit Interessenten für den Kunstrasen. "Wir mussten mittlerweile einen Aufnahmestopp machen", sagte damals Eva Beyer von den Kulturprojekten gegenüber rbb|24. Zu den ersten Abnehmern gehörte unter anderem die Justizvollzugsanstalt Tegel. Spranger selbst hatte nach der Europameisterschaft erklärt, dass "95 Prozent des Rasens" weiter verwendet werden können.
Doch kein Kunstrasen für JVA Tegel
Die aber werde nun doch keinen EM-Kunstrasen bekommen, so die Sportverwaltung. Gründe wurden nicht genannt. Übrig geblieben sind demnach elf Abnehmer, darunter die Erwin-von-Witzleben-Schule in Charlottenburg-Wilmersdorf und die Kita Hoppetosse in Lichtenberg. "Nicht alle ursprünglichen Interessensbekundungen konnten schlussendlich bestätigt beziehungsweise von den Interessenten baulich oder finanziell umgesetzt werden", heißt es.
Grund seien unter anderem "Verschmutzungen durch Kaugummis oder Spuren von Pyrotechnik". Von der Rasenfläche, die auf dem Platz des 18. März verlegt wurde, könne sogar gar nichts wiederverwendet werden, "aufgrund von Rissen, die durch die Bühneninstallationen und der daraus resultierenden Traglast entstanden sind", so die Sportverwaltung. Von den 11.000 Quadratmeter Kunstrasen seien allerdings noch Reste vorhanden, für die nun eine weitere Verlosung organisiert werden solle.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.10.2024, 07:20 Uhr