Torloses Unentschieden - Hertha BSC verpasst trotz langer Überzahl Sieg bei Hannover 96
Zum Ende der Hinrunde hat sich Hertha BSC bei Hannover 96 einen Punkt erkämpft. Ein Sieg wäre möglich gewesen, weil Hertha lange Zeit in Überzahl agierte. Doch in der Offensive fehlte die Zielstrebigkeit - so blieb es beim torlosen Unentschieden.
- Hertha BSC holt nur Punkt in Hannover trotz halber Stunde in Überzahl
- intensive Partie mit vielen Zweikämpfen auf schwerem Geläuf
- Florian Niederlechner muss nach 30 Minuten verletzt ausgewechselt werden
- 10.000 Berliner Auswärtsfans schaffen beinahe Heimspiel-Atmosphäre
Hertha BSC hat zum Abschluss der Hinrunde den ersehnten Befreiungsschlag nach zuletzt drei Niederlagen in Folge verpasst. Beim 0:0 gegen das heimstarke Team von Hannover 96 zeigte sich die Mannschaft von Trainer Cristian Fiél zwar deutlich formverbessert, vor allem in puncto Einsatz und Zweikampfstärke.
Dass es aber trotz einer halben Stunde in Überzahl (Hannovers Fabian Kunze hatte in der 57. Minute Gelb-Rot gesehen, Herthas Marton Dardai in der 89. Minute) nicht für den Sieg reichte, lag zum einem am schweren Geläuf im Stadion und zum anderen an der mangelhaften Chancenverwertung.
Der Spielverlauf
Beide Teams begannen auf schwierigem Geläuf im voll besetzten Hannoveraner Stadion schwungvoll. Hertha versuchte, sich bei Ballbesitz schnell durchs Mittelfeld zu kombinieren. Ein aussichtsreicher Abschluss von Derry Scherhant wurde im letzten Moment durch Hannovers Defensive geblockt (12.).
Bei gegnerischem Ballbesitz zog sich die Fiél-Elf hinter die Mittellinie zurück und versuchte, die Räume zwischen den Ketten so eng wie möglich zu halten. Aber nach eigenen Ballverlusten wackelte das Berliner Defensivkonstrukt. In der 18. Minute tauchte Hannovers Hyun-Ju Lee frei vor Tjark Ernst auf, verzog aber über das Tor.
Hertha-Stürmer Florian Niederlechner musste im Anschluss mit Oberschenkel-Problemen ausgewechselt werden, für ihn kam Smail Prevljak. Die Gastgeber bauten vermehrt Druck auf und blieben torgefährlich: Ernst zeigte eine starke Reaktion im Eins-gegen-Eins gegen 96-Stürmer Harvard Nielsen (33.). Auch im Anschluss blieb es eine Partie, die von vielen Zweikämpfen und Gelben Karten geprägt war, wobei Hannover mehr Spielanteile besaß. Aber die Abwehr der Berliner hielt stand, weshalb es torlos in die Pause ging.
Anschließend kam Hertha gut aus der Kabine: Ibrahim Maza zielte seinen Schuss aus halblinker Position nur knapp am Kasten von Ron-Robert Zieler vorbei (46.). Danach bestimmte Hannover wieder die Partie, ohne sich große Torchancen zu erspielen.
Ab der 57. Minute agierte Hertha dann in Überzahl: 96-Abräumer Fabian Kunze arbeitete gegen Prevljak zu sehr mit dem Ellenbogen und erhielt zurecht die Ampelkarte. Mit einem Mann mehr kamen die Berliner besser ins Spiel, ein Schuss von Scherhant (63.) und ein Kopfball von Michael Cuisance zwangen Zieler jeweils zu einer Parade.
Hertha übte auch im weiteren Verlauf der Partie viel Druck auf, tat sich aber schwer den Abwehrriegel der Gastgeber zu knacken. Maza tauchte nochmal gefährlich vor Zieler auf, Hannovers Keeper konnte aber mit einem langen Bein retten (82.). Kurios wurde es in der 89. Minute: Dardai ärgerte sich gestenreich über seinen Mitspieler Michal Karbownik, aber Schiedsrichter Daniel Schlager dachte, die Beschwerden galten seiner Freistoßentscheidung. Der Herthaner bekam Gelb-Rot. Danach passierte nichts mehr und so blieb es beim torlosen Remis.
Spieler des Spiels
Dass man bei einem 0:0 einen Offensivspieler zum Spieler des Spiels auszeichnet, kommt nicht allzu häufig vor. Normalerweise müsste jemand aus den Defensivreihen für ihre jeweilige Null prämiert werden. Doch Derry Scherhant hat sich mit einem abermals engagierten Auftritt diesen Titel verdient.
Von Beginn an war der offensive Schienenspieler ein Aktivposten der Hertha, erarbeitete sich zwei der vier besten Chancen der Berliner und sorgte mit vielen Läufen über seine linke Außenbahn immer wieder für Torgefahr.
Seit Wochen zeigt sich das 22 Jahre alte Eigengewächs in starker Form, konnte dadurch den Ausfall von Fabian Reese phasenweise sehr gut kompensieren. Fünf Tore und eine Vorlage in 17 Spielen können sich durchaus sehen lassen. Dass Hertha BSC auf dem zwölften Tabellenplatz überwintert, liegt jedenfalls nicht an der Konstanz und Leistung von Derry Scherhant.
Was war denn da los?
Der Rasen in der Arena in Hannover glich bereits vor dem Anpfiff eher einer Sumpflandschaft als dem würdigen Spielfeld einer Partie der zweiten Bundesliga. Mit zunehmender Spieldauer wurde das Geläuf in dem zweikampf-intensiven Spiel immer ramponierter, was dem Spielfluss beider Teams natürlich nicht zuträglich war. Viele Akteure rutschten weg und so hatte es Hertha schwer, sich in Überzahl vor das Tor der Gastgeber zu kombinieren. Das torlose Unentschieden war fast schon die logische Konsequenz, da auch Schiedsrichter Schlager durch seine kleinliche Linie den spärlich einsetzenden Spielfluss sofort unterband.
Zählbares
- 10.000 Hertha-Fans begleiteten ihre Mannschaft nach Hannover und wussten sowohl optisch als auch akustisch zu überzeugen.
- Acht Gelbe und zwei Gelb-Rote-Karten zückte Schiedsrichter Daniel Schlager, obwohl die Partie nicht von großer Aggression geprägt war, vielmehr war die Kartenflut ein Zeichen für die kleinliche Linie des Referees, die im kuriosen Platzverweis von Marton Dardai seinen Höhepunkt fand.
- Hertha BSC (15) hatte fast doppelt so viele Torschüsse wie Hannover (8) zu verzeichnen, zu einem Tor reichte es nicht
Die Stimmen zum Spiel
Cristian Fiél (Hertha BSC): "In der Phase, wo wir in Überzahl waren, hatten wir die Chancen. Wir konnten sie nur leider nicht nutzen. Der letzte Meter, der letzte Punch, das Reinfliegen, um das Tor zu erzwingen, das hatten wir heute nicht - und dann spielst du 0:0."
Toni Leistner (Hertha BSC): "In der jetzigen Zeit fehlt uns das Quäntchen Glück auch mal einen Ball dreckig über die Linie zu schieben. Positiv ist für die Abwehr, dass wir auch mal zu null gespielt haben. Aber wir hatten uns für den Jahresabschluss mehr vorgenommen."
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Sendung: rbbUM6, 22.12.2024, 18:15 Uhr