Hertha BSC nach Niederlage in Fürth - Alte Dame, alte Leier

Sa 07.12.24 | 19:58 Uhr | Von Anton Fahl
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Hertha-Spieler nach der Niederlage gegen Fürth (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.12.2024 | Oliver Tubenauer | Bild: IMAGO / Matthias Koch

Ohne Punkte kehren die Herthaner aus Fürth nach Berlin zurück. Im Zweitliga-Duell mit dem "Kleeblatt" stand die "Alte Dame" vor altbekannten Problemen. Fabian Reese stellt die Willensfrage. Von Anton Fahl

Der Schmerz überwiege den Stolz, hatte Hertha-Trainer Cristian Fiél unter der Woche zu Protokoll gegeben – nach dem bitteren Pokal-Aus in der 121. Minute beim 1. FC Köln und vor dem Auswärtsspiel im Liga-Alltag in Fürth. "Es geht immer darum, zu gewinnen", sagte Fiél über den vielzitierten "Ergebnissport" Fußball und kündigte an: "Wir müssen am Samstag liefern. Das ist unser Job."

Und tatsächlich sah der Coach, wie Hertha BSC gut in das Zweitliga-Duell bei der SpVgg Greuther Fürth startete. Weder von einem mentalen noch von einem physischen Kater war nach der Pokal-Niederlage zunächst etwas zu spüren. Wie schon im Rheinland war es Ibrahim Maza, der in der 5. Minute die erste Großchance nutzte und die Berliner früh in Führung schoss. Eine positive Erkenntnis dieser Woche: Der 19-jährige, hochveranlagte Offensivspieler aus dem eigenen Nachwuchs beweist schon jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Führungsqualitäten.

Hertha schaltet zu früh in den Verwaltungsmodus

So war es aus Berliner Sicht ein denkbar günstiger Beginn – wohlgemerkt beim heimschwächsten Team der 2. Bundesliga, das seit fünf Pflichtspielen nicht mehr gewonnen und zuletzt am ersten Spieltag vor heimischer Kulisse einen Dreier gefeiert hatte. "Das Spiel kann für uns kaum schlechter starten", sagte Fürths Trainer Jan Siewert nach dem Abpfiff am "Sportschau"-Mikrofon. "Aber dann so zurückzukommen, die Fans hinter sich zu bringen und die Bereitschaft zu zeigen, dieses Spiel zu gewinnen - da kann ich nur sagen: Chapeau!"

Denn auch wenn in der ersten halben Stunde nahezu alles zu Gunsten der Herthaner lief, schaltete das Team von Trainer Fiél im Laufe der ersten Hälfte zu früh in den reinen Verwaltungsmodus und verfiel zunehmend in altbekannte Muster. Im Zentrum ließ der Berliner Defensivverbund die Fürther, zumal in Strafraumnähe, viel zu unbehelligt gewähren – und gerade nach gegnerischen Standardsituationen stimmte die Mann- und Raumaufteilung zu häufig nicht. Deyovaisio Zeefuik und Jonjoe Kenny verhinderten mit riskanten Abwehraktionen zunächst noch den Ausgleich, doch letztlich belohnte der umtriebige "Kleeblatt"-Stürmer Noel Futkeu die Hausherren mit seinem ersten von zwei Toren an diesem Nachmittag noch vor dem Pausenpfiff (38. Minute). Wenig überraschend: nach einem ruhenden Ball.

Fiél: "Eine Niederlage, die schmerzt"

Im Berliner Offensivspiel war Stoßstürmer Luca Schuler im 4-2-3-1-System dagegen überhaupt kein Faktor, der linke Flügelspieler Jon Dagur Thorsteinsson erneut glücklos. Die wenigen Entlastungsangriffe über die Seite des Isländers verpufften regelrecht. Trainer Fiél reagierte, indem er die beiden Angreifer zum Wiederanpfiff nicht zurück auf den Rasen schickte.

Dennoch blieb Fürth auch in der zweiten Hälfte zunächst spielbestimmend – und Hertha zu harmlos. Futkeu traf in der 55. Minute – im Anschluss an einen Freistoß – zum 1:2 und setzte die Gäste unter Zugzwang. "Es ist eine Niederlage, die schmerzt. Wir beginnen gut und fangen dann an, schlampig und ungenau zu werden", befand ein sichtlich bedienter Fiél nach dem Schlusspfiff. "Wenn wir sehen, wie wir Tore kassieren, können wir nicht über Reisestress diskutieren. Wir machen zu viele Fehler und dann wird es einfach für den Gegner." Die alte Leier, dürfte so mancher Herthaner meinen.

Erst in der letzten halben Stunde bäumten sich die Berliner im Sportpark Ronhof noch einmal auf – und kamen in Gestalt der eingewechselten Florian Niederlechner und Fabian Reese auch zu mehreren vielversprechenden Abschlüssen. Doch das Powerplay der "Alten Dame" blieb ertraglos, woran auch die Ampel-Karte für Fürths Verteidiger Maximilian Dietz in der 77. Minute und die Vielzahl an Möglichkeiten nach Standardsituationen (zehn Ecken) nichts änderten.

Florian Niederlechner gegen Fürth (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)Berliner Frust: Florian Niederlechner liegt in Fürth am Boden.

Enttäuschende Bilanz zwei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde

"Wir haben den Gegner über weite Strecken des Spiels eingeladen, stark zu werden. Wir haben nicht unseren Matchplan gespielt", analysierte Reese. "Vielleicht hat auch das Quäntchen Wille gefehlt, um wirklich dieses Spiel zu gewinnen. Es ist einzig und allein uns selbst zuzuschreiben, dass wir nicht gewonnen haben."

Nach dem dritten Auswärtsspiel innerhalb von neun Tagen bekommt die "Alte Dame" einmal mehr die Erbarmungslosigkeit des Ergebnissports Fußball zu spüren. Nach einer Englischen Woche, die – vor allem in Form von Fabian Reeses Comeback – auch positive Begleiterscheinungen und Erkenntnisse mit sich brachte, steht unter dem Strich eine enttäuschende Bilanz: ein Sieg, zwei Niederlagen. Der Traum vom Pokalfinale im Olympiastadion bleibt ein Traum, die Aufstiegsränge zwar in Sichtweite – und doch stehen nach aktuellem Stand schon wieder sieben Konkurrenten zwischen Hertha BSC und einer möglichen Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus. Es ist die alte Leier.

Bis zur Winterpause und dem Ende der Hinrunde 2024/25 stehen für die Berliner noch das Heimspiel gegen den abstiegsbedrohten Aufsteiger Preußen Münster – was im Fußballjargon wohl als "Pflichtaufgabe" zu betiteln ist – und anschließend, am vierten Advent, das Gastspiel bei Hannover 96 auf dem Programm. "Es ist unser Job, für Punkte unser Bestes zu geben", sagte Cristian Fiél nach der Niederlage in Fürth. "Zwei Spiele sind noch – die wollen wir möglichst erfolgreich bestreiten. Dafür braucht man aber andere Leistungen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.12.2024, 16:00 Uhr

Beitrag von Anton Fahl

34 Kommentare

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  1. 34.

    Ja die 2.Liga ist sehr ausgeglichen und nur die Mannschaften mit der größten Konstanz werden sich durchsetzen.
    Als fast unbeteiligter Zuschauer muss ich feststellen das auch Trainer Fiel nicht frei von persönlichen Unvoreingenommenheit befreit ist.Eigentlich sollte Toni Leistner nicht mehr erste Wahl sein, aber durch viele Verletzte kam er wieder zum Einsatz . Beim Spiel am Mittwoch im Pokal ist doch klar was für ein Gewinn er für die Mannschaft ist.
    Da kommt bei mir die Frage auf, warum Hertha sich den Luxus leistet sich ein Griechischen Nationalspieler (über 40x) nicht mit Selbstvertrauen stärkt ,damit er es endlich mit Leistung zurückzahlen wird. Viele Junge und gute Jungs im Kader brauchen Führung , aber wie soll das gehen wenn vermeintlich Spieler mit Führungsqualitäten in Frage gestellt werden.
    Florian Niederlechner auch ein Fall von fehlenden Rückhalt, erst wenn das abgestellt wird, gehen auch die Jungen( außer Maza)richtig steil.

  2. 33.

    Die Statistiken sind tatsächlich interessant. Demnach spielt Hertha in den Kategorien 'Ballbesitz', 'Passquote', 'intensive Läufe' und 'Sprints' oben mit, hängt in punkto 'Torschüsse' und 'Laufdistanz' aber im Mittelfeld (Platz 11) fest. Und in der Kategorie 'gewonnene Zweikämpfe' siehts richtig düster aus: Platz 18.

    Heißt also mehr oder weniger, man spielt sich den Ball in den eigenen Reihen gefällig zu, entwickelt daraus aber zu wenige entscheidende Situationen, da man beim Gegenpressing zu schnell den Ball verliert und dann nicht die eventl. entscheidenden, kämpferischen Meter macht; die, wenn man schon nur partiell spielbestimmend aufzutreten in der Lage ist, gerade in der 2. BL. sehr wichtig sind.

  3. 31.

    Der Spott nach dem Fürthspiel ist geerntet und Hertha sollte sich nun darauf besinnen, die 48 Punkte der letzten Saison möglichst klar übertrumpfen zu wollen, statt den Kopf hängen zu lassen, damit unter Fiel ein Aufwärtstrend erkennbar werden kann.

  4. 30.

    Na wenn ich unrecht habe, ist doch alles inbester Ordnung. Dann einfach weiter so. Da steht dem Aufstieg nichts mehr im Wege.

  5. 29.

    Das nervt mich auch.
    Klar, die studierten Trainer sind alle unfähig.
    Der Zuschauer mit der Pulle Bier in der Hand ist der Befähigste.
    Ich frage mich immer, warum diese Leute nicht als Trainer arbeiten….

  6. 28.

    *12.Marcello.

    Ich denke da eher an Sepp Herberger. Der ist aber (leider) schon tod... ;-(

  7. 27.

    Es ist verblüffend, wie viele Experten es gibt. Und jeder weiß etwas. Fiel raus, Standardtrainer raus, Torwarttrainer raus, Spieler schlecht, zu jung, zu alt, falsche Taktik, keine Kondition, es wird zu viel gewechselt, es wird zu wenig gewechselt, und die Vereinsführung ist sowieso das Allerletzte. Warum tut ihr Euch alle nicht zusammen und stellt Euch mal morgen früh auf der Geschäftsstelle vor? Dann läufts bestimmt, schließlich wißt Ihr ja genau bescheid.

  8. 26.

    Warum bemerkt eigentlich niemand, dass die Mannschaft falsch trainiert ist. Ständige Ballverluste und Passivität sind ein klares Zeichen für eklatante Konditionsmängel. Die Qualität scheint es nicht unbedingt zu sein, denn Zeitweise könnten sie ja bereits technisch guten Fussball zeigen. Jedoch viel zu selten. Vereinzelte Spiele mal ausgenommen. Hier steht klar sehr Trainer in der Verantwortung. Nur scheint der sich nicht oder in den falschen Bereichen zu hinterfragen. Die anderen Verantwortlichen im Verein scheinen leider ebenso ahnungslos. Wenn Mann in dieser Liega aufsteigen will, dann geht das nur über bedingungslose Laufbereitschaft. Die fehlt aber in bisher jedem Spiel. Das ist auch an den Statistiken klar ablesbar.

  9. 25.

    Dem Kommentar ist eigentlich nichts hinzuzufügen bis auf den Umstand das Herr Fiel auch nicht mehr als ein durchschnittlicher 2 Ligaspieler war, halt so wie er jetzt die Mannschaft spielen lässt, weil er es ihr nicht besser vermitteln kann.

  10. 24.

    Nun ja, es ging in der Analyse ums Sportliche, aber sie haben recht. Manchmal träume ich, dass den Verein das volle neoliberale Programm der Qualen trifft: McKinsey, alle Seilschaften raus werfen, Verträge mit Zielvereinbarungen, nur Erfolgsprämien - sonst Grundgehalt, Ablösesummen deckeln, Gehälter der Führung kürzen, Personal verschlanken und den Mount Magath für die Spieler. Aber hilft das?

  11. 23.

    Es fehlt der Mut zu deutlich kleineren Brötchen.
    Die Zielsetzung sollte neu angepasst werden, denn bei einem Wiederaufstieg bis 2035 stehen sicher erheblich weniger Enttäuschungen in den (sozialen) Räumen.

    Wird das Ziel früher erreicht, ist die Freude umso größer.

    Jedoch sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die Verweildauer in der 1.Liga viel zu häufig lediglich 1 oder 2 Jahre beträgt.

  12. 22.

    Es kann doch nicht sein das jedesmal nach der Führung der Spielbetrieb eingestellt und der Gegner aufgebaut wird.
    So Leid es mir tut, das zu beheben ist die Aufgabe des Trainers.
    Genau wie die Heimschwäche. Dafür werden immer nur Entschuldigungen gesucht.
    Dann muss vielleicht doch (Leider) wieder ein anderer Trainer her. Dafür musste man nicht Herrn Dardai ersetzen.

  13. 21.

    Wir richten uns in der zweiten Liga ein und müssen akzeptieren, dass es leider einfach so ist.
    Die Gehälter sollten nach Punkten bezahlt werden.
    Wir gehen auch alle 5 Tage arbeiten und haben am Freitag auch keine Ausrede, wenn es nicht klappt.
    Mit fällt immer die Frage von einem Kind ein,
    "Muss man als Fußballer schlau sein?"

  14. 20.

    Es ist dieses ständige Auf und Ab was einen verzweifeln
    lässt. Immer wenn es um die sogenannten "Bin Points"
    geht, enttäuscht das Team.

  15. 19.

    Um Gottes Willen, ein ewig gestriger. Fiel ist schon der beste Trainer seit Jahren, die Mannschaft muß es endlich mal umsetzten. Die haben ein Mentalitätsproblem, dass sie es können, aber sie in der zeiten halbzeit gezeigt.

  16. 18.

    Mit einem vernünftig ausgeglichenen Kader, stünde Hertha 3 bis 6 Punkte besser. Ob das so mit dem Aufstieg nich was wird?

  17. 17.

    Man muss mittlerweile wirklich fragen, was der eine oder andere Spieler (Klemens, Leistner, Schuler) beruflich machen. Oder liegt es doch am Training (Fiel) ? Diese schlechten Leistungen ziehen sich schon durch die gesamte Saison! Anspruch und Wirklichkeit liegen meilenweit auseinander. Eigentlich sollte man endlich den Stecker ziehen und im Amateurbereich konsolidieren!

  18. 16.

    Man sollte einfach mal realisieren das die Mannschaft nicht die Qualität besitzt um ganz vorne mitzuspielen. Dieses ewige "Aufstiegsgerede" übertüncht die tatsächlichen Kräfteverhältnisse. Nur die Tatsache, dass die zweite Liga in dieser Saison keine wirklich konstant starke Mannschaften hervorbringt, lässt Hertha besser dastehen. Es ist noch ein sehr langer Weg und wird sicherlich einige Jahre dauern bis Hertha wieder in der ersten Liga spielt.

  19. 15.

    „ Felix Magath bitte rette uns“

    Um Gottes Willen. Ich bin für Otto Rehhagel!

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