Mehr ÖPNV, mehr Naturschutz - So soll der Spreewald-Tourismus nachhaltiger werden
Für Besucher ist der Spreewald ein Idyll - doch hinter der Fassade ist die Kulturlandschaft gefährdet. Nun soll der Tourismus nachhaltiger werden. Landwirte, Touristiker und die Wirtschaft arbeiten zusammen. Von Daniel Friedrich
Wer mit dem Paddelboot durch den Spreewald fährt, könnte meinen, hier sei die Welt noch in Ordnung. In den Fließen ist ausreichend Wasser, die saftigen Wiesen sind gemäht, unzählige kleine Einlegebetriebe verkaufen die beliebten Spreewaldgurken.
Doch das Bild täuscht - der grüne Spreewald sei keine Selbstverständlichkeit mehr, sagt Holger Bartsch von der Bürgerstiftung Kulturland Spreewald. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kulturlandschaft zu erhalten. Die typischen Feuchtwiesen gehören dazu oder auch die Streuobstwiesen, "die im Burger Raum zum Beispiel zu Hause sind und auch landschaftsprägend sind", so Bartsch.
"Wiesenaktie" für ein Jahr Pflege
Früher haben sich zahlreiche Bauern um die Pflege und den Erhalt der Wiesen gekümmert - heute verdienen nur noch wenige ihren Lebensunterhalt ausschließlich mit Landwirtschaft im Spreewald. Der Klimawandel macht den Erhalt der Landschaft noch schwieriger.
Die Bürgerstiftung Kulturland Spreewald hat sich deshalb etwas einfallen lassen. Einheimische und Touristen können sogenannte Wiesenaktien kaufen. Die Dividende bestehe in dem guten Gefühl, die ordnungsgemäße Pflege von 1.000 Quadratmetern Feuchtwiese für ein Jahr zu gewährleisten, sagt Bartsch.
Wasser wird zum knappen Gut
Das Wasser, das den Spreewald Jahrhunderte geprägt hat und auch heute der Hauptanziehungspunkt für zehntausende Touristen jährlich ist, macht den Bewohnern auch an anderer Stelle Sorgen. Viele Spreewälder bewässern im Sommer ihre Gärten mit Wasser aus den Fließen. Entsprechende Verbote waren früher eine Seltenheit - mittlerweile gehören sie zum sommerlichen Alltag.
Die Paddelbootverleiher geben ihren Kunden deshalb auch den Hinweis, möglichst auf Schleusen zu verzichten. Sonst würde zu viel Wasser aus dem Spreewald hinausfließen. Der Tourismusverband Spreewald versuche wiederum, die Anbieter und Verleiher zu schulen und für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, sagt Sprecherin Silvia Jonas.
So solle explizit dafür geworben werden, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. Auch erneuerbare Energien spielen eine größere Rolle. Die Spreewaldtherme in Burg etwa bezieht mittlerweile zu 100 Prozent Ökostrom.
Regionale Wirtschaftskreisläufe sollen gestärkt werden
Auch die Spreewälder Wirtschaft soll nachhaltiger werden. Der Spreewaldverein mit Sitz in Lübben (Dahme-Spreewald) fördert zum Beispiel regionale Wirtschaftskreisläufe. Vor allem die kleineren Firmen in der Region sollen davon profitieren, beispielsweise Kahnbauer oder Gurkeneinlegerein, wie Sarah Plotzky vom Spreewaldverein erklärt. So werde überprüft, wie nachhaltig die bestehenden regionalen Wertschöpfungsketten bereits sind. Außerdem werde nach nachhaltigen Wirtschaftsmodellen gesucht, die möglicherweise weiter entwickelt werden können, so Plotzky.
In einem Projekt geht es beispielsweise um die Landwirtschaft. Eine Uni, Wirtschaftsunternehmen und Landwirte würden gemeinsam an einem Agroforst-Projekt arbeiten. Dabei wird der Ackerbau mit eigens angelegten Hecken und Sträuchern kombiniert - das schützt vor Austrocknung und Erosion.
Es sind viele kleine Bausteine, die im Spreewald aktuell zusammenegsetzt werden. Doch das Ziel ist klar: Die Idylle auch für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.07.2023, 14:10 Uhr