Wasserhaushalt in der Lausitz - Umweltverbände beklagen fehlende Objektivität bei Umweltamt-Studie
Wie kann Wasserknappheit in der Lausitz begegnet werden, sobald dort keine Kohle mehr abgebaut wird? Dieser Frage ist das Umweltbundesamt nachgegangen. Für Naturschützer hat die entsprechende Studie jedoch einen schwerwiegenden Makel.
Eine Studie des Umweltbundesamtes zum Wasserhaushalt in der Lausitz wird von den Umweltverbänden Nabu, Grüne Liga und BUND kritisiert. In einer gemeinsamen Pressekonferenz am Dienstag erklärten sie, die Studie sei nicht unabhängig erstellt worden.
Die Studie beschäftigt sich mit dem drohenden Wassermangel in der Lausitz, speziell in der Spree, nach dem Ende der Braunkohleförderung. Aktuell wird für die Tagebaue Grundwasser abgepumpt, damit die Gruben nicht vollaufen. Das abgepumpte Wasser wird derzeit in die Spree gegeben - an heißen Sommertagen macht das Grubenwasser bis zu 90 Prozent des Spreewassers aus, so der Tagebaubetreiber Leag.
Die Studie stellt Lösungsansätze vor. So sollen beispielsweise Seen im Winter mit überschüssigem Wasser gefüllt werden und dieses im Sommer wieder abgeben. Außerdem geht es um die Möglichkeit Wasser aus anderen Flüssen, etwa aus der Elbe, zu entnehmen.
Wurden wichtige Faktoren ausgeblendet?
Laut den Umweltverbänden wurde die Studie von Gutachtern erstellt, die unter anderem für die Leag arbeiten. "Ein Unding" nannte das Björn Ellner vom Nabu Brandenburg.
Rene Schuster von der Grünen Liga fügte hinzu: "Die vom Gutachten empfohlene Überleitung von Wasser aus der Elbe würde vor allem die Flutung der geplanten Tagebauseen und andere Projekte der Leag sichern, wird aber allen anderen Wassernutzungen in die Schuhe geschoben."
Er habe festgestellt, dass sich die Berechnungen hauptsächlich auf Angaben der Leag gestützt und stichprobenartigen Überprüfungen nicht standgehalten hätten. Für Schuster sei in der Studie die Notwendigkeit der Überleitungen von der Elbe nicht nachgewiesen worden. Hier halte er von der Leag unabhängige Untersuchungen für notwendig, zumal solch ein Projekt sehr aufwendig und teuer sei. Schätzungen vor Jahren seien von Kosten in Höhe von 500 Millionen Euro ausgegangen, so Schuster.
Umweltverbände fordern neue Studie
Außerdem kritisierten die Verbände, dass Beiträge der Leag zur Problemlösung ausgeblendet worden seien. Es sei gar nicht erst untersucht worden, welche Maßnahmen der Tagebaubetreiber leisten müsste, um den Tagebau-Folgeschaden für den Wasserhaushalt und damit für die Allgemeinheit zu begrenzen, sagte Nabu-Landeschef Björn Ellner.
Es wurde zudem kritisiert, dass die Folgen des Klimawandels in der Studie nicht berücksichtigt worden seien. Das war allerdings bei der Vorstellung der Studie so kommuniziert worden. Die Umweltverbände fordern nun eine neue Studie auf Grundlage "klarer Daten". Diese solle zudem von "unabhängigen Gutachtern" erstellt werden.
Umweltbundesamt weist Kritik zurück
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, verteidigte dagegen das Gutachten über das künftige Wassermanagement in der Lausitz. "Wir hatten sehr wenige Bewerber, die dieses Gutachten erarbeiten wollten, weil sich ein Großteil der erforderlichen Daten in privater Hand befinden, so zum Beispiel beim Tagebaubetreiber Leag", sagte Messner am Dienstababend in rbb24 Brandenburg Aktuell. Man habe aber Transparenz hergestellt und Methoden und Gutachter hinterfragt. Jetzt müsse nach den kostengünstigsten und umweltverträglichsten Lösungen gesucht werden, so der Präsident des Umweltbundesamtes.
Schließlich betonte Messner, dass die Leag an den Folgekosten der Tagebaue beteiligt werde. "Das Unternehmen bekommt rund 1,7 Milliarden Euro Entschädigung dafür, dass der Bergbau aufgegeben werden muss. Das Geld musss für die Renaturierung der bergbaugeschädigten Landschaften verwendet werden. Die Leag wird also für einen Teil der Kosten aufkommen. Der Rest muss von den betroffenen Ländern aufgebracht werden."
Mit Informationen von Andreas König
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 18.07.2023, 19:30 Uhr