Spätestens 2026 müsste Schluss sein - Studie: Kohleausstieg in der Lausitz 2030 reicht nicht für 1,5-Grad-Ziel

Do 27.04.23 | 15:32 Uhr
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Wasserdampf steigt am 16.03.2023 aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG).(Quelle:dpa/P.Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 27.04.2023 | Stephanie Teistler | Bild: dpa/P.Pleul

Selbst ein vorgezogener Ausstieg aus der Kohle in der Lausitz im Jahr 2030 käme zu spät, um die Klimaziele einzuhalten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie. Der Studienleiter schlägt eine jährliche Drosselung der Kraftwerke ab 2024 vor.

Ein auf das Jahr 2030 vorgezogener Kohleausstieg in der Lausitz reicht einer aktuellen Studie nach nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel in Sachen Erderwärmung einzuhalten. "Wenn wir einfach nicht eingreifen und den Kohlebetreiber machen lassen, dann müssten wir spätestens 2026 sagen: Jetzt darf nicht weiter verbrannt werden", sagte Pao-Yu Oei von der Europa-Universität Flensburg am Donnerstag in Berlin.

Kraftwerke könnten ab 2024 gedrosselt werden

Die von den Wissenschaftlern der Uni und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung erstellte Studie [coaltransitions.org] zeige, dass in den Lausitzer Braunkohlerevieren noch maximal 205 Millionen Tonnen Kohlenstoff emittiert werden dürften. Dies bedeute, dass auf 50 bis 70 Prozent der Kohlefördermengen verzichtet werden müsse. Oei plädierte daher dafür, die Kraftwerke ab 2024 jährlich um 25 Prozent zu drosseln - dies führe auch zu einem längeren Erhalt der Arbeitsplätze.

Wegen sinkender Gaspreise werde die Nutzung von Kohle ohnehin spätestens ab 2030 unrentabel, erklärte der Leiter der Forschungsgruppe.

Wenn wir einfach nicht eingreifen und den Kohlebetreiber machen lassen, dann müssten wir spätestens 2026 sagen: Jetzt darf nicht weiter verbrannt werden

Pao-Yu Oei von der Europa-Universität Flensburg

Steinbach: Gutachten nicht tiefgreifend genug

Kritik am Gutachten kommt von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). Darin würden Angaben dazu fehlen, wie die Strommenge, die nach Abschaltung der Kohlekraftwerke fehle, kompensiert werden könne. Schließlich stocke der Ausbau der erneuerbaren Energien auch in Brandenburg – das Gutachten sei nicht tiefgreifend genug.

"Ich kenne niemanden, der diese 1,5 Grad nicht einhalten wollte", so Steinbach. "Dazu gehöre auch ich. Aber wenn ich dafür Maßnahmen treffe, muss ich auch die Konsequenzen bewerten und das in eine Machbarkeit bringen." Zunächst müsse die Grundlastfähigkeit der Stromversorgung sichergestellt sein. "Und dann ist auch niemand dagegen, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt die Kohlekraftwerke und den Bergbau abzustellen."

"Fridays for Future" verlangt Lösungssuche

Nach langwierigen Verhandlungen hatten sich, erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik, Lobbyisten und Interessensvertreter der unterschiedlichsten Gruppen in der sogenannten Kohlekommission im Januar 2020 auf einen Ausstieg 2038 geeinigt.

Die Studie "Klimaschutz in der Lausitz zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze" war von "Fridays for Future" in Auftrag gegeben worden. Die gute Nachricht sei nun, dass Deutschland auch in der Lausitz das 1,5-Grad-Ziel einhalten könne, sagte die Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei der gemeinsamen Pressekonferenz des DIW und der Klimaschutzbewegung Fridays for Future. Es sei jedoch Aufgabe der Bundes- und Landesregierungen, die klimapolitischen Notwendigkeiten anzuerkennen und nach Lösungen zu suchen. Sie wisse zwar, dass die Menschen in Ostdeutschland schlechte Erfahrungen mit dem Strukturwandel gemacht hätten. Dies dürfe aber keine Ausrede sein, um den Debatten auszuweichen.

DHU mit Studie zu Verkehr und CO2-Restbudget

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) veröffentlichte unterdessen eine Studie [duh.de], der zufolge der Verkehrssektor das CO2-Restbudget bis 2030 so radikal wie kein anderer Sektor in Deutschland sprengt. Laut der in Berlin vorgestellten Berechnung des NewClimate Institute wird der Verkehr allein in diesem Jahrzehnt mehr als 1.100 Millionen Tonnen Treibhausgase verursachen. Das seien fast viermal so viel wie mit der 1,5-Grad-Grenze vereinbar, sagte Studienautor Niklas Höhne. "Wenn alle Sektoren und Staaten ihre Emissionsreduktionen im selben Maß verschleppen wie der deutsche Verkehrssektor, erhitzt sich die Erde um mehr als drei Grad", warnte Höhne.

Laut Höhne kann der Ausfall des Verkehrssektors, dem etwa 20 Prozent des nationalen CO2-Restbudgets zustehen, nicht kompensiert werden. Keiner der anderen Sektoren wie Landwirtschaft, Industrie oder Energie habe Treibhausgas-Budget abzugeben. Dafür hätten alle seit dem Inkrafttreten des verbindlichen 1,5-Grad-Ziels im Jahr 2016 bereits zu viel verbraucht: "Deshalb muss der Verkehr jetzt die Notbremse ziehen."

Die Umwelthilfe fordert ein sofortiges Tempolimit 100 auf Autobahnen, 80 außerorts und 30 innerorts, die Abschaffung der milliardenschweren Subventionen etwa für Dienstwagen, Diesel und Kerosin und den Stopp aller neuen Autobahn- und Bundesstraßen-Pläne. Zudem dürften ab 2025 keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden.

Sendung: Fritz, 27.04.2023, 14 Uhr

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78 Kommentare

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  1. 78.

    Da gebe ich ihnen ja vollkommen Recht. Zur Zeit sind aber nicht CDU und AfD am Drücker, sondern die Umweltzerstörer und Gasabdreher. In Mukran kämpfen die Leute gerade gegen LNG - Terminals. Die werden hier gebaut, worüber sich unser "großer Bruder" in Washington freut . Klimaschutz, Umweltschutz ? Aber wir sollen unsere Heizungen rausschmeißen! Deshalb muss medial nachgelegt werden, um den Bürger zu "überzeugen", während Roland K. und Friedrich M.
    weiter mit Privatjets durch die Gegend kurven.

  2. 77.

    "Das letzte Jahr hat einen phänomenalen Rekord im Bereich der Clean Energy gebracht. Zum ersten Mal standen mehr als 1,1 Billionen US-Dollar an Investitionen zur Verfügung."
    Ob die Dummschwätzer von der AfD wissen wieviel Nullen das sind?
    Und ja, die Investitionen müssen noch kräftig steigen. Die Lüge der braunen Truppe ,Deutschland allein die Welt retten, ist jedenfalls schon mal widerlegt.

  3. 76.

    Schaue man sich die Hitzeperiode in Süden an, da wo im großen Stil mit viel Wasser unser billiges Gemüse her kommt. So billig ist das dann doch nicht, denn es wird sich massiv verteuern. Es gibt sogar schon erste Klimaflüchtlinge innerhalb Europas. Menschen die umgesiedelt werden müssen da die Wasserversorgung nicht sichergestellt werden kann. Man könnte ja auch Energie einsparen, aber nein als die Energieeinsparverordnung auslief wurde alles wieder angestellt und die Temperatur der Schwimmbäder hochgedreht. Die meisten Bürger wollen auf nichts verzichten und rennen jenen hinterher die ihnen das auch noch versprechen. Die Wahrheit ist doch jene das wir immer weiter an Wohlstand verlieren und da sind nicht die Grünen schuld. Auch hohe Tarifabschlüsse werden daran nichts ändern, der Verlust ist nicht aufzuhalten. Nur durch eine Umfassende Steuer und Sozialreform gerechter zu verteilen.

  4. 75.

    Lesen Sie mal das Kleingedruckte des Vertrages!
    Ihre Wärmepumpen geht in Dunkelphasen nicht aus...weil konventionelle Energie genutzt wird. Die 100% EEs sind spätere Buchmacherei...

  5. 74.

    "Von der Union nicht und von den Hinterwäldlern der AfD ist schon gar nichts in Richtung Zukunft zu erwarten." Das ist der Unterschied zwischen progressiven Kräften = linkes politisches Spekturm zu konservativen Kräften = rechtes politisches Spektrum - damit erfüllen die Parteien genau die ihrer Eigendefinition innewohnende Definition des Standortes in der Politik, soweit also ganz normal.

  6. 73.

    Ja gut, wenn man simple Rechnungen mit "glaub ich nicht" abtut, dann ist natürlich mit Argumentation bei Ihnen nichts zu erreichen. Zahlen Sie dann halt für Wasserstoff während ich mit meiner Wärmepumpe für einen Bruchteil des Geldes heizen werde. Kein Problem für mich.

  7. 72.

    Wer macht denn Panik? AfD und Union, in gemeinsam verstrahlten Geiste jammern die immer noch den Atombuden hinterher. Von der Union nicht und von den Hinterwäldlern der AfD ist schon gar nichts in Richtung Zukunft zu erwarten. Leider gehen der Panikmache zu viele ängstliche Menschen momentan auf den Leim. Das ändert sich auch wieder, alles wird gut.

  8. 71.

    Noch einen und dann ist Wochenende.
    Wenn das brandenburgische Energie Ministerium beim Fortschritt als Zweifler und Bremser auftreten sollte, macht es ein anderer und Brandenburg riskiert seinen Ruf als wichtiger Energielieferant für ganz Deutschland. Vielleicht kann man damit der AfD Stimmen im Land abjagen aber der Preis dafür?
    Auf den Bund warten und zeigen geht dabei schief, weil der diejenigen bevorzugt, die aktiv mitmachen. Logisch oder?

  9. 70.

    Lesen Sie sich das Ganze nochmal unbefangen durch und Sie werden zu der Einsicht kommen, dass sich Hr. Steinbach mit der vorliegenden Aussage nicht auf die Seite der Lösung stellt. Er steht nicht im Weg aber den Weg aufzeigen zählt er nicht zu seiner Aufgabe.
    Gucken wir nochmal wie das Ministerium heißt dem er vorsteht.
    Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE)
    Noch Fragen?

  10. 69.

    Sie haben ein echtes Problem mit der deutschen Sprache.
    Wo habe ich Herrn Steinbach in die alleinige Verantwortung genommen?
    Energie ist eben auch Ländersache und nicht nur abwarten was der Bund und die Wirtschaft macht.

  11. 68.

    Schön erkannt und wer hat diese Fehlentscheidungen zu verantworten ?
    Also müssen sie erst die richtige Regierung wählen und dann das Klima retten. Z.B. durch Senkung des CO2 Verbrauchs um 2 Prozent weltweit. Klingt echt überzeugend!

  12. 67.

    Deshalb wird ja die Panik gemacht, damit sie das glauben sollen.
    Der Klimawandel wird aber nicht aufgehalten, wenn sozialunverträgliche Schnellschüsse abgeliefert werden und eine ruinierte Umwelt hinterlassen wird.
    Wir können z,B. China technologisch unterstützen aber inzwischen ist es wohl bald umgekehrt.
    Deutschlands Regierung macht sich aber schon in die Hosen, wenn sie ein paar Meter Hafen an Beijing abgeben soll.
    So wird das nichts!

  13. 66.

    Das ist ja der Knackpunkt, wenn es so weitergeht wie jetzt müsste das verbrennen von Kohle 2026 einstellen. Es sei denn man kompensiert den CO2 Ausstoß. Für Brandenburg, wäre dies die Abschaltung des Hochofen bei AMEH! Eines der größten CO2 Schleudern. Zumal die Zertifikate unbezahlbar wären und den Betrieb ohnehin unrentabel machen. Man könnte CO2 einsparen, dazu braucht man aber Gas und das ist zu teuer. Ohne das CO2 eingespart würde wäre der Betrieb dieser Anlagen Rechtswidrig.

    Verschlafene Umweltpolitik und ihre Auswirkungen! Ein weiter so wird es nicht geben, da kann man auch blauer als blau wählen. Die folgen werden immer teuer und offensichtlicher. Weiter so !

  14. 65.

    Eben,weil Braunkohle der dreckigste Mist ist und billiges Russengas nun mal weggefallen ist, werden derzeit massiv die LNG Terminals ausgebaut. Teuer , aber weniger dreckig als Braunkohle. Hintergrund ist die Kohle Verbrennung schnellstmöglich zu beenden.
    Bei gleichzeitigem Ausbau der EE sollte das auch funktionieren. Speicher werden erst bei 80% EE gebraucht und da sind wir noch nicht. Die dann fehlenden 20% werden durch Gasverstromung wenn nötig ersetzt.
    Die Kohle ist tot und das ist gut so.

  15. 64.

    Sie würfeln wieder einmal alles durcheinander. Wer hat das Klima Abkommen unterzeichnet? Steinbach? Nein. Wer treibt den Kohleausstueg voran? Die Bundesregierung. Also, wer ist in der Bringepflicht? Das diese Braunkohle Dreckschleudern nun noch auf Volllast fahren ist schon schlimm genug. Nur Herrn Steinbach dafür die alleinige Schuld zu geben ist genauso falsch. Die Grundlastfähigkeit hätte schon viel eher geklärt werden müssen. Da hilft auch Habecks Ausrede zur angeblichen Brückentechnologie wenig. Die Braunkohle Verstromung ist keine Brückentechnologie, sondern uralter Mist.

  16. 63.

    „Ein auf das Jahr 2030 vorgezogener Kohleausstieg in der Lausitz reicht einer aktuellen Studie nach nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel in Sachen Erderwärmung einzuhalten.“

    Ach so. Bedeutet: sofortiger Kohleausstieg in der Lausitz stoppt die Erderwärmung?

    Es gibt ca. 195 unabhängige Länder – müssen da nicht alle mitmachen?
    Der Natur sind menschliche Grenzen völlig egal.

  17. 62.

    Und wir haben ja noch jede Menge Zeit, der Klimawandel wartet bis alles ausdiskutiert ist.
    Kernfusion wenn überhaupt in 50 bis 100 Jahren verfügbar.
    Davon abgesehen werden wir technologisch gerade abgehängt.

  18. 61.

    Ich glaube nicht an diese Milchmädchenrechnungen. Ebenso könnten Sie fragen wie viele Insekten und Vögel in diesen 20 Jahren durch die Anlagen geschreddert werden oder welche Auswirkungen Offshore- Windparks auf die Meeresbiologie haben.
    Statt Panik zu machen muss mit Sachverstand herangegangen werden. Es gibt viele Technologieansätze, deren Profitversprechen noch zu wage sind als das Privatinvestoren zu gewinnen wären. Hier muss der Staat durch gezielte Förderung eingreifen. Wärmerückgewinnung aus Abwässern, Kernfusion, Wassermanagement (Speicherung, Meerwasserentsalzung, Küstenschutz, Wiederaufforstung. Schließlich gesellschaftliche Veränderungen, die auf internationale Kooperation statt Konfrontation abzielen. Wohlstand für ärmere Länder, um Überbevölkerung zu verhindern und last but not least eine ökologisch und mit den Mitteln des technischen Fortschritts betrieben Landwirtschaft, die die Weltbevölkerung ernähren kann. Ich fürchte allerdings, der Kapitalismus wird da scheitern.

  19. 60.

    Stuss ist es deshalb weil es bei der Leag eine exzellente multiple Ausbildung gibt.
    Die können sofort in fast jeder Branche anfangen.

  20. 59.

    Nur zur Bestätigung: Eine Leistungszahl von 4 erreichen Sie bei Vorlauftemperaturen von 35°C erst ab einer Lufteintrittstemperatur von 15°C. Bei 0°C liegen Sie hier schon unter 3. Welche Lufteintrittstemperaturen haben wir üblicherweise im Winter? Wie hoch ist im Winter der Anteil der EE am Strommix? Und dann noch die spannende Frage: Wie erwärme ich Wasser auf 60°C mit Vorlauftemperaturen von 35°C?

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