Häuser, Gastronomie und Kultur - Bergheider See soll für 2,7 Millionen Euro zum Tourismusmagnet werden

Do 21.09.23 | 13:50 Uhr
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Archivbild: Förderbrücke F60, südlich von Finsterwalde bei Lichterfeld. (Quelle: imago images/R. Weisflog)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.09.2023 | Daniel Friedrich | Bild: imago images/R. Weisflog

Bis jetzt zieht die alte Förderbrücke F60 ziemlich allein am Ufer des Bergheider Sees Touristen an. Das soll sich ändern. Das Amt hat große Pläne, wie der Seerand bebaut werden soll - und dadurch mehr Übernachtungsgäste angezogen werden könnten. Von Daniel Friedrich

Das Amt Kleine Elster (Elbe-Elster) im Südwesten Brandenburgs will in den nächsten Jahren gut 2,7 Millionen Euro in die Hand nehmen, um mehr Touristen an den Bergheider See zu ziehen. Das Gebiet am ehemaligen Tagebaurestloch soll aufgewertet werden, die Pläne stehen bereits, teilte Amtsdirektor Marten Frontzek mit.

Das Ziel seien weniger Tagestouristen und mehr Übernachtungsgäste, so Frontzek.

Ein Ferienhaus am Bergheider See (Foto: rbb/Friedrich)
Ein Ferienhaus am Bergheider See | Bild: rbb/Friedrich

Erste Arbeiten laufen schon

Rund um das Besucherbergwerk F60, eine ehemalige Abraumförderbrücke, die hoch über dem See thront, soll laut dem Amtsdirektor eine Ferienhaussiedlung mit etwa 70 Einzelparzellen entstehen. Die ersten Häuser stehen schon. Käufer zahlen 145 Euro pro Quadratmeter.

Dafür sollen die neuen Besitzer einen unverbauten Seeblick, Badestrände, Restaurants und bald auch Kultur bekommen. "Am Hafen wird eine Seebühne entstehen, mit Sitzplatzkapazitäten, WCs, damit wir hier touristisch vorankommen", so Frontzek.

Der Amstdirektor Kleine Elster, Marten Frontzek, am Bergheider See (Foto: rbb/Friedrich)
Amtsdirektor Marten Frontzek | Bild: rbb/Friedrich

Gehen die Pläne auf, wäre die Seelage für die Gemeinde Lichterfeld-Schacksdorf eine Goldgrube. "Natürlich ist für die Gemeinde eine Einnahmesituation da", so der Amtsdirektor, "aber dafür musste ich als Gemeinde in Vorleistung gehen. Das Geld, was ich da vorgestreckt habe, fließt dann einfach nur wieder zurück."

"Endlich kein Tourismus-Schlusslicht mehr"

Auch Anja Ittmann vom Tourismusverband Elbe-Elster freut sich auf das, was kommen soll. Zwar gebe es mit der F60 schon einen Anlaufpunkt für Besucher, aber künftig gehe es zusätzlich um Wassertourismus, so Ittmann - und "Wassertourismus ist halt ein Magnet, das zieht Urlauber ungemein an."

Bergheider See mit der Förderbrücke F60 Lichterfeld im Hintergrund (Foto: rbb/Friedrich)
Boote auf dem Bergheiner See | Bild: rbb/Friedrich

Sie hofft, dass der Bergheider See nach der Umsetzung der Pläne zum touristischen Flaggschiff im Elbe-Elster-Kreis wird. "Unser Wunsch ist: Wir wollen im Brandenburgischen Tourismus endlich mal nicht mehr das Schlusslicht sein." Ittmann hofft, dass der Trend in den nächsten zehn Jahren zu Übernachtungen über ein verlängertes Wochenende geht, mit etwa vier Nächten. "Dann sind wir schon ganz glücklich."

Für die Ferienhaussiedlung brauche es laut Frontzek auch weitere Infrastruktur. Er geht davon aus, alles "bis zum Ende des Jahrzehnts geschafft zu haben."

Erste Projekte gibt es schon

Ganz blank ist der Bergheider See auch jetzt schon nicht mehr. Auf dem Gewässer schwimmt seit 2019 ein energieautarkes Haus, das wissenschaftlich durch das Fraunhofer-Institut begleitet wurde [frauenhofer.de]. Darüber hinaus gibt es ein Schiff, das für Seminare genutzt werden kann. Es wurde auch ein Hafenbecken angelegt, das kraftstofflose Boote nutzen können.

In einem Pilotprojekt soll darüber hinaus ein autarkes Ferienhaus auf einen Windrad-Stumpf als Blickfang für die Seenlandschaft und Forschungsobjekt für das Fraunhofer Institut montiert werden. Laut Amtsdirektor Frontzek steht bereits das Fundament. Dort soll getestet werden, wie ein altes Windrad nachgenutzt werden kann, "dass man aus den Flügeln Treppen und ähnliches macht."

Und schließlich gibt es die F60, die laut dem Amt bis zu 100.000 Touristen pro Jahr anzieht. Sie muss in den kommenden Jahren allerdings eine neue Haut bekommen. Der Korrosionsschutz des Stahlgehäuses sei abgenutzt, so Marten Frontzek. Um das Vorhaben zu finanzieren, hofft er auf Strukturwandel-Fördergelder. "Wir werden versuchen, um die 40 Millionen Euro einzuwerben, um die F60 für die nächsten 40, 50 Jahre als touristisches Highlight gewährleisten zu können." Die Arbeiten werden voraussichtlich mehrere Jahre dauern. Dafür muss die Förderbrücke eingehüllt und teilweise geschlossen werden.

Noch nicht alle Flächen als sicher eingestuft

Bis das nun geplante Feriengebiet am Bergheider See mit allen Ideen entstehen kann, muss der Bergbausanierer LMBV allerdings noch mehrere Wege und Flächen als sicher einstufen und freigeben.

Der Bergheider See ist 320 Hektar groß und aus dem ehemaligen Tagebaus Klettwitz-Nord entstanden. Hier haben in den Jahren 1988 bis 1992 über 1.000 Menschen gearbeitet. Die Förderbrücke F60 war nur ein Jahr in Betrieb. Das Tagebaurestloch wurde schließlich in den Jahren 2001 bis 2012 geflutet.

Sonnenuntergang am Bergheider See (Foto: rbb/Friedrich)
| Bild: rbb/Friedrich

Mit Informationen von Daniel Friedrich.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.09.2023, 14:10 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Also im eisenhaltigen Bergheider See kann Jeder baden ! Gesundheitlich absolut unbedenklich. Der Grund für Baden auf eigene Gefahr ist das dort kein Wasserrettungsdienst dauerhaft tätig ist. Außer zu den Festivals da stellt der Veranstalter die Rettungsschwimmer zur Absicherung.

  2. 9.

    Die Föderbrücke ist so alt nicht: war die letzte, die gebaut wurde und nur ein Dreiviertel Jahr in Betrieb. Also fast „neuwertig“.
    Die Bänder hat man allerdings an in Betrieb befindliche Geräte der gleichen Bauart abgegeben, um den Museumsbetrieb zu ermöglichen. Als nächste wird wohl die F60 in Jänschwalde außer Betrieb gehen und dann sicher auch verschrottet.
    In Betrieb sind dann noch die Brücken in Welzow und Nochten, wenn ich richtig informiert bin.

  3. 8.

    Aha, da ich keinen Pkw habe, habe ich den Besuch des Bergheider Sees nicht realisieren können. Mit den Eisen-II-hydroxidablagerungen das ist leider eine sehr häufige Erscheinung. Das ist geologisch bedingt. - Sie berichten darüber, nun das ist eigentlich nicht zumutbar.
    Ist denn wg. Baden nicht gewarnt? Höchstens (!) auf eigene Gefahr. Wenn überhaupt! Man kann da echt nur warnen. Das hat handfeste Gründe, nicht etwa blöder, weiser Uhu!

  4. 7.

    Ja, das wäre dann die wirklich nur betriebswirtschaftl. Seite. Und was Sie da zur Helene schrieben, richtig. Das muss man auch so sehen. Aber ein Gewässer wie die Helene und nicht baden können, das wird eine schwierige Nummer.
    Wie schon beschrieben, kenne ich die Problematik am Bergheider See nicht, da jeder Insider natürlich so seine 'Landschaftsräume hatte', in denen er tätig/involviert war.
    Und nicht jeder See in der Niederlausitz hat das Glück, eine funktionierende Flusskläranlage (Laubusch) "vorgeschaltet" zu haben. Das war damals sehr ausgetüftelt, weil sich Territorium m. dem Bergbau einig war, eine Kreisstadt wie SFB braucht ein Badegewässer. Inzw. gibt es viele Konditionen, nicht jedes Restloch erfüllt diese, sorry. Badegewässer sollte Spaß/Unbeschwertheit bringen. Das war bei der Helene schon immer eine gewisse Unwägbarkeit!

  5. 6.

    Zwei Dinge die gefallen:
    Das man langsam wachsen will.
    Windradresycel wird wichtig werden. Schön wäre es, wenn „FestkleberInnen“ da mitmachen wollten...

  6. 5.

    Ihr habt mit den Festivals doch Mega Zulauf und jeder beneidet euch das sowas da überhaupt möglich ist. Ihr habt Erfahrungen mit Events nutzt das doch und baut das aus . Das Feelfestival ist der Oberknaller und die Leute kommen genau deswegen dort hin … so eine langweilige Siedlung und der See ist auch noch sehr eisenhaltig und am Strand kann man auch nur bedingt liegen danach sieht man aus wie ein Schwein und dann noch der Megawind immer . Für Festivals optimal aber mehr nicht.

  7. 4.

    "Wir werden versuchen, um die 40 Millionen Euro einzuwerben, um die F60 für die nächsten 40, 50 Jahre als touristisches Highlight gewährleisten zu können." Dann waren die EInnahmen schlicht zu niedrig, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen.
    "aber dafür musste ich als Gemeinde in Vorleistung gehen. Das Geld, was ich da vorgestreckt habe, fließt dann einfach nur wieder zurück." Da muß aber noch mehr zurückfließen. Wurde die Vorleistung aus Haushaltsüberschüssen oder verzinsten Krediten gemancht? Die laufenden Kosten müssen zusätzlich aus den Einnahmen beglichen werden + Rücklagen gebildet werden (z.Bsp. falls Rutschungen wie Helenesee und Sanierungskosten)

  8. 3.

    Zu den Plänen d. Amtes kann man eigentl. nur abwinken. Leider entzieht sich meiner Kenntnis, ob der Bergheider See als Erholungs sprich: ausdrückl. Badegewässer konzipiert war. So'ne Blockhüttensiedlung m. abendlichem Lagerfeuer und Tanz -- Leute das war einmal... Ich glaube, dass man die althergebrachten Konzepte nicht mehr in die Gegenwart/Zukuft übertragen kann. Das mit dem Erhalt der Förderbrücke war beabsichtigt und, ich weiß es, es warhart umkämpft. Also sollte man versuchen , "Festivals" weil Musik nicht jedes Ohr beglückt, dorthin zu holen, dann wird das besucht. Ist es das Festival beendet, ist wieder Ruhe am Strand. Man darf seine Wünsche nicht gleich in Geldsäcke verwandelt sehen.Wer will für ein Bier fernab sonstiger Sehenswürdigkeiten erhöhte Preise zahlen? "Geführte Wanderungen" funktionieren nur in den wenigsten Fällen. Von 'Installationen' irgendwelcher fixen Bubbles würde ich abraten, alles Modererscheinungen, die vergehen. Einf. Ruhe bewahren, s. nichts verbauen!

  9. 2.

    "Um das Vorhaben zu finanzieren, hofft er auf Strukturwandel-Fördergelder."
    Wir waren auch schon 2x auf der F60 und eigentlich hatte ich erwartet, dass eine solche Instandhaltung aus den Eintrittsgeldern finanziert werden kann. Wenn nicht, ist der Betrieb leider nicht wirklich nachhaltig.

  10. 1.

    Bitte nicht. Wir brauchen nicht noch mehr zugebaute See und betonierte Landschaften. Steck die Millionen in Bildung, Kitas und Schulen, das gibt zwar nicht sofort Geld zurück aber auf lange Sicht ist das viel nachhaltiger als jetzt Touris für die schnelle Mark anzulocken. Warum wird nicht mal weitergedacht als bis morgen? Der See ist schön so wie er ist und sollte es auch bleiben.

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