Einigung im Tarifstreit - Rund 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst erhalten mehr Geld

So 10.12.23 | 13:32 Uhr
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Symbolbild: Ein Facharzt und mehrere Intensivpfleger (Quelle: dpa/Jan Woitas)
Audio: rbb24 Brandenburg Aktuell | 09.12.2023 | R. Garthoff | Bild: dpa/Jan Woitas

Gewerkschaften und Arbeitgeber haben sich im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes der Länder geeinigt. Unter anderem sind Sonderzahlungen von insgesamt 3.000 Euro vorgesehen. Brandenburgs Ministerpräsident Woidke lobte das Ergebnis.

  • Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder erhalten mehr Geld
  • mehr als drei Millionen Beschäftigte könnten profitieren
  • Brandenburgs Ministerpräsident Woidke nennt Einigung verantwortungsbewusst

Nach tagelangen Gesprächen gibt es eine Einigung im Tarifstreit für Beschäftigte der Länder im öffentlichen Dienst. Rund 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder erhalten damit künftig mehr Geld.

Die Arbeitgeber-Tarifvereinigung deutsche Länder, die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sowie der Beamtenbund verständigten sich am Samstag in der dritten Tarifrunde in Potsdam auf eine stufenweise Anhebung der Entgelte zum 1. November 2024 und zum 1. Februar 2025.

Zudem sollen die Beschäftigten in mehreren Teilbeträgen eine Inflationsausgleichprämie in Höhe von insgesamt 3.000 Euro bekommen.

Details zum Abschluss

In diesem Dezember sollen die Tarifbeschäftigten zunächst 1.800 Euro, bis einschließlich Oktober jeweils monatlich weitere 120 Euro erhalten. Im November 2024 werden die Entgelte dann um einen Sockelbetrag in Höhe von 200 Euro, ab 1. Februar 2025 dann um weitere 5,5 Prozent erhöht.

Der bisher geltende Tarifvertrag war Ende September ausgelaufen. Die Einigung gilt für die Bundesländer mit Ausnahme von Hessen, das seinen Tarifvertrag selbst aushandelt.

Mehr Geld bekommen etwa Lehrkräfte an Schulen und Hochschulen sowie Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte an Unikliniken. Strafvollzug und Justizwesen sind genauso betroffen wie die Kitas in Berlin. Wird der Abschluss wie üblich auf die Beamtinnen und Beamten übertragen, erhalten rund drei Millionen Beschäftigte mehr Geld.

Archivbild: Dietmar Woidke am 24.11.2023. (Quelle: Bernd Elmenthaler/Geisler-Fotopr)Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD)

Brandenburger Finanzministerium: Mehrkosten von 628 Millionen Euro bis 2025

Nach ersten Berechnungen des Brandenburger Finanzministeriums bedeutet die Einigung für die Tarifbeschäftigten eine Mehrbelastung des Landeshaushalts von rund 81,0 Millionen Euro im Jahr 2024 und 135,0 Millionen Euro im Jahr 2025.

Finanzministerin Katrin Lange (SPD) wies darauf hin, dass das Ergebnis der Tarifverhandlungen zeit- und wirkungsgleich auf die Beamten und Pensionäre des Landes übertragen werden soll - vorbehaltlich der Zustimmung des Landtages.

"Damit kommen auf den Landeshaushalt weitere Kosten von rund 145,8 Millionen Euro im Jahr 2024 und 265,9 Millionen Euro im Jahr 2025 zu. Insgesamt hat der Tarifabschluss damit ein Volumen von rund 226,7 Millionen Euro im Jahr 2024 beziehungsweise 400,9 Millionen Euro im Jahr 2025", teilte das Finanzministerium mit.

Woidke und Evers begrüßen Tarifabschluss

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich zufrieden mit der Einigung. "Es ist ein fairer Kompromiss in schwierigen Zeiten", sagte er am Samstag nach dem
erzielten Durchbruch. Er bedankte sich für "das Verantwortungsbewusstsein beider Seiten".

Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) begrüßte den Abschluss ebenfalls. Dem rbb sagte er, die Einigung sei für Berlin in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg. Nach langem Streit unter den Ländern sei es gelungen, die sogenannte Hauptstadtzulage als einen Baustein im Tarifabschluss zu verankern. Zudem habe es eine gute Lösung für die Sozial- und Erziehungsdienste gegeben. Mit diesem Tarifabschluss schließe Berlin zum Bund auf und verwirkliche ein weiteres seiner politischen Ziele. Evers fügte aber auch hinzu, dass der Abschluss teuer werde, was den Konsolidierungsdruck erhöhe. Es sei allerdings wichtig, dass das Landespersonal gut bezahlt werde.

Für die Länder bedeutet der Abschluss voraussichtlich Mehrkosten von 23,9 Milliarden Euro, wie der Länder-Verhandlungsführer, Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), mitteilte. Es handle sich um ein "insgesamt herausforderndes Ergebnis", allerdings sei es über drei
Haushaltsjahre betrachtet "machbar".

Auch in der Nacht zu Samstag hatten die Spitzen von Verdi und Beamtenbund dbb mit den Verhandlungsführern der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) ihre Gespräche fortgesetzt. Zum Auftakt der aktuellen dritten Verhandlungsrunde am Donnerstag hatten aber beide Seiten ihre Bereitschaft für einen Abschluss erklärt.

Gewerkschaften hatten 10,5 Prozent mehr Einkommen gefordert

Die Gewerkschaften hatten 10,5 Prozent mehr Einkommen gefordert, mindestens aber 500 Euro mehr, höhere Verdienste für die Beschäftigten in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sowie einen Tariflohn für studentische Beschäftigte.

Der TdL war das wegen der angespannten Haushaltslage vieler Länder zu teuer.

Im Fall eines Scheiterns der Verhandlungen hätten neue Warnstreiks im öffentlichen Dienst gedroht. In den vergangenen Wochen waren bereits Tausende Beschäftigte von Hochschulen, Unikliniken, dem Justizvollzug und Verwaltungen bereits für mehr Lohn in Warnstreiks getreten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.12.2023, 08:00 Uhr

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67 Kommentare

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  1. 67.

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, einen neuen Arbeitgeber zu finden, der Ihren Wünschen gerecht wird.

  2. 66.
    Antwort auf [Tom] vom 09.12.2023 um 16:56

    Was stimmt nicht? Das Angestellte Lehrer 500 Euro weniger Netto raus haben, selbst wenn man 300 Euro beim verbreiteten Lehrer vorher abziehen?

    Bei entsprechend niedriger eingruppierten wird der Unterschied natürlich geringer als im höheren Dienst.

  3. 65.

    „Das fällt doch nicht vom Himmel. Ihr fördert vom Staat“ Genau so ist es. Der Staat als AG kann Moral (!) beweisen und es besser machen als andere „Ausbeuter“.

    Dominik #55: „Das Beamtennetto ist ... höher im Vergleich zu Angestellten. “
    Das liegt an der Gehaltsentwicklung, die für Landesbeamte, im Vergleich zur Wirtschaft, aber auch zu den Bundesbeamten und städtischen Beamten, vergleichsweise bescheiden ausfällt. Es bleibt aber ein Arbeitsleben lang dabei, dass ca. 7% vom Brutto abgezogen werden, damit das Netto nicht höher ausfällt.
    Diesen Anteil, plus die AG-Anteile, müsste der Steuerzahler sofort übernehmen, wenn man nicht weniger Netto zumuten möchte, für Feuerwehr, Polizei, Lehrer u.ä. Und weil das teurer wird, über 45 Jahre lang, statt gute Pensionen zu zahlen, bleibt es so wie es ist. Nur sind die in den NBL bedeutend niedriger. Wenn es anderesherum günstiger ist, würde man es machen. Ich rede von den Meisten hier. Und das sind Landesbeamte. Das ist ein Unterschied.

  4. 63.

    Ich bin im öffentlichen Dienst seit fast 30 Jahren, 2004 wurde der BAT abgeschafft und seitdem bekommen wir Almosen oder Nullrunden. Leider nur Angestellte. Das Rentenniveau reduziert sich mit jedem Jahrgang.
    Immer mehr Arbeit, aber keine Erhöhung seitens der Arbeitgeber. Der Stuhl wird berwertet und nicht die Leistung.

  5. 62.

    Die Pensionen werden zu 100% versteuert , ohne Freibeträge. Die Renten nach Abzug der Freibeträge und die Steuer richtet sich nach dem Anteil der im Erwerbsleben von der Steuer abgesetzten Vorsorgebeiträge (Rentenbeiträge). Dieses Verhältnis verschiebt sich je nach Renteneintrittsalter bis 100% absetzen bis 100% Rente versteuern. Aber den Komplex gesamt betrachten ist schwerer als Stammtischmeinungen vertreten.

  6. 61.

    Das nenne ich Jammern auf hohem Niveau. Rentner mit niedrigen Renten oder Geringverdiener bekommen gar keinen Inflationsausgleich. Denen schmerzt die Inflation jedoch viel mehr, als die jenigen, die schon ein hohes Einkommen haben. Was denkt Ihr denn, wo da viele Geld herkommt, was Ihr haben wollt. Das fällt doch nicht vom Himmel. Ihr fördert vom Staat. Die Unternehmen müssen solche Summen erwirtschaften.

  7. 60.

    Ich bin völlig irretiert. In anderen Branchen wäre dieses Ergebnis ein Lottogewinn.

  8. 59.

    Bis auf Polizei, Richter braucht man keine Beamte. Kosten viel Gelt , zahlen in keine Rentenversicherung, sind aber als Pensionäre besser gestellt als Rentner. Haben auch sonst Vergünstigungen- z.b Bei Versicherungen, Kindergeldzuschüssen. Bekommen 70% von Ihren letzten Gehaltsabrechnungen, normale Rentner max. 50% ihres gesamten Arbeitslebens.






  9. 58.

    Nach der Abschaffung des Berufsbeamtentuns bei Post, Bahn , Versorgungsbetrieben lief alles besser? Außerdem ist die Ausübung von hoheitlichen Aufgaben durch Berufsbeamte im GG vorgeschieben.

  10. 57.

    In Österreich zahlen alle mehr Beiträge ein, die AG noch mehr als 50%. Das ist preisrelevant. Dort ist fast alles teurer. Für die Pflege muss in Österreich jeder selbst sorgen... usw.
    Siehe #39, warum Sie das wirklich nicht ernsthaft wollen. Da ist es für Sie noch an anderer Stelle von Vorteil, wenn Kitaerzieher, Lehrer, Feuerwehr und Polizei nicht streiken und ihren Arbeitsplatz frei wählen dürfen.

  11. 55.

    Die Beihilfe für Beamte beträgt max. 50% der Krankheitskosten wobei ein Kostendämpfungsbeitrag (weitere Eigenbeteiligung der Versicherten) und mgl. Einschränkungen bei Leistungen zu berücksichtigen sind. Also nicht immer pauschal (ver-)urteilen sondern komplex betrachten.

  12. 54.

    Das Beamtennetto ist bei allen mir bekannten gleichwertigen Stellen, z.B. Lehrer, deutlich höher im Vergleich zu Angestellten.

    Und nein, so teuer ist die private Krankenversicherung für Beamte nicht, da Beihilfe, also der Staat schon einen beträchtlichen Teil der Gesundheitskosten trägt.

  13. 53.

    Was für ein Armutszeugnis.
    Guter abschluss sieht anderst aus

  14. 52.

    @Pichelsdorferin. Fortsetzung: Und Pensionserhöhungen gibt es nur, wenn Tariferhöhungen für die Beamten gibt. Nun hat die Behörde sich den „Trick“ erdacht, z.B. in den letzten Jahren Zahlungen nur an aktive Beamte, aber nicht an Pensionäre zu zahlen. Also gab‘s keine Zahlungen in den letzten Jahren, außer den 300€ fürEnetgiepauschale. Es ist so: Beamte sind rechtlos. Übrigens hat man uns um die Jahrtausendwende einfach 500€ monatlich weggenommen und die Arbeitszeit von 37,5 Std auf 42,5 Stund e

  15. 51.

    Einen sicheren Job vielleicht, das ist doch der einzige Vorteil. Da es im ÖD lange einen Einstellungsstopp gab, klafft eine riesige Lücke. Jetzt wo theoretisch Leute eingestellt werden können, suchen diese sich Jobs mit besserer Bezahlung und arbeitnehmerfreundlicheren Strukturen.
    Kennen Sie Asterix, wie er im Amt rumrennt? Öffentlicher Dienst... Und klar man hat theoretisch Gleitzeit, doch wenn die Leute für 2 arbeiten sollen, bringt das nix. Und die bevorstehende Digitalisierung - super für die 55plus, die immerhin die Mehrheit bilden......

  16. 50.

    Na dann ist doch schön, dass Sie einfach so von einem Tarifvertrag profitieren und einfach so ohne individuelle Gehaltsverhandlung mehr Geld bekommen.

    Gemeckert wird natürlich trotzdem....

    PS: Viele Menschen bekommen nicht sutomatisch mehr Lohn sondern müssen dafür was tun!

  17. 49.

    @Pichelsdorferin und all die anderen. Einmal zur Erklärung. Ein Arbeiter oder Angestellter, z.B. ein Tischler, wird sein Leben lang wie ein Tischler bezahlt. Ein Beamter hat fast seine ganze Dienstzeit über Dienstgrade zu erklimmen, bekommt für die gleiche Arbeit also die meiste Zeit nur teilweise, was er verdient. Erst am Ende seiner Dienstzeit hat er seinen wahren Wert für seine Arbeit erreicht. Er zahlt also VORHER durch das Mindeteinkommen. Ein Trick des Staates. Und Pensionserhöhungen …

  18. 48.

    Ich bin sowas von nicht einsam, kann meine Meingung aber nochmal präzisieren, um etwas Dampf aus dem Kessel zu holen: ich bin den Beamten und Beamtinnen, die ihren Dienst für uns versehen, sehr dankbar. Wenn alle Verbeamteten, Richter und Freiberufler sowie Honorarbeschäftigten in die Sozialkassen einzahlen würden, wären die Fiskalprobleme, auch für alle Rentenbeziehenden bedeutend kleiner. Das macht den Unterschied zum modern ausgerichteten Österreich aus, um mal ein Beispiel zu nennen - da funktioniert es im Gegensatz zu D, wo viele an althergebrachten Pfründen festhalten müssen, was es uns "normalvertraglich" arbeitenden Bürgern vieles schwerer macht.

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