BER-Untersuchungsauschuss -
Der frühere Flughafengeschäftsführer Hartmut Mehdorn habe den Posten auf Drängen seines Freundes Manfred Stolpe übernommen. Dies sagte Mehdorn als Zeuge vor dem BER-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtags.
Stolpe, der ehemalige SPD-Ministerpräsident Brandenburgs, habe ihn eindringlich gebeten, den damals seit einem Jahr vakanten Posten zu übernehmen. Auch der damalige Berliner Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), habe sich an ihn gewandt. Mehdorns Aufgabe sei es gewesen, Ordnung in ein zu diesem Zeitpunkt chaotisches Bauprojekt zu bringen, sagte er.
"Wie ein Lumpi unterm Sofa"
Als er die Baustelle des Flughafens zum ersten Mal gesehen habe, sei er entsetzt gewesen, so Mehdorn: "Die ganze Baustelle sah aus wie Lumpi unterm Sofa." Materialdiebstahl sei an der Tagesordnung gewesen. Erst unter seiner Führung seien beispielsweise Ein- und Ausfahrtkontrollen eingeführt worden.
Wichtiger sei es jedoch gewesen, die Organisationsstruktur der Flughafengesellschaft neu zu ordnen. Dies sei ihm gelungen. Er habe allerdings die Leitung eines Unternehmens übernommen, in dem es zum Beispiel keine Protokolle über Leitungssitzungen und keinen Organisationsplan gegeben habe. Mehdorn lobte den Schallschutz am BER als einen der besten der Welt. Es sei eine enorme finanzielle und organisatorische Herausforderung gewesen, diesen umzusetzen. Deshalb habe er diese Aufgabe an sich gezogen. "Ich würde tippen, dass die Anrainer heute zufrieden sind mit dem, was da gemacht wurde", sagte Mehdorn.
Mehdorn wurde 2013 Flughafenchef und trat 2015 zurück
Die Behauptung, dass der BER einer der teuersten Flughäfen der Welt sei, bezeichnete der ehemalige Flughafenchef als "Mär". Im Preis-Leistungs-Verhältnis sei er einer der günstigeren Flughäfen. Er sei jedoch von Beginn an zu klein geplant worden. Umbau- und Erweiterungswünsche der Gesellschafter hätten zu Kostensteigerungen und Bauproblemen wie der nicht genehmigungsfähigen Brandschutzanlage geführt.
Mehdorn wurde 2013 Flughafenchef und trat 2015 zurück. Im ganzen Projekt habe eine "Misstrauenskultur" geherrscht, die für seinen Rücktritt ausschlaggebend gewesen sei. Insbesondere zwischen Aufsichtsrat und Flughafengeschäftsführung habe das Vertrauensverhältnis gefehlt.
Die Eröffnung des Flughafens BER war 2012 wegen Mängeln an der Brandschutzanlage abgesagt worden. Nach achtjähriger Umbauzeit ging er im Oktober 2020 in Betrieb. Die offiziellen Baukosten belaufen sich auf knapp 6 Milliarden Euro, die von den Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und dem Bund getragen werden.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 19.01.2024, 19:30 Uhr