BER-Untersuchungsauschuss - Mehdorn: Stolpe hat mich an den BER geholt

Fr 19.01.24 | 14:21 Uhr
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Archivbild: Der frühere Berliner Flughafenchef Hartmut Mehdorn wartet auf seine Befragung beim BER-Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus.(Quelle: dpa/Ditsch)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.01.2024 | Mischa Frinke | Bild: dpa/Ditsch

Der frühere Flughafengeschäftsführer Hartmut Mehdorn habe den Posten auf Drängen seines Freundes Manfred Stolpe übernommen. Dies sagte Mehdorn als Zeuge vor dem BER-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtags.

Stolpe, der ehemalige SPD-Ministerpräsident Brandenburgs, habe ihn eindringlich gebeten, den damals seit einem Jahr vakanten Posten zu übernehmen. Auch der damalige Berliner Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), habe sich an ihn gewandt. Mehdorns Aufgabe sei es gewesen, Ordnung in ein zu diesem Zeitpunkt chaotisches Bauprojekt zu bringen, sagte er.

"Wie ein Lumpi unterm Sofa"

Als er die Baustelle des Flughafens zum ersten Mal gesehen habe, sei er entsetzt gewesen, so Mehdorn: "Die ganze Baustelle sah aus wie Lumpi unterm Sofa." Materialdiebstahl sei an der Tagesordnung gewesen. Erst unter seiner Führung seien beispielsweise Ein- und Ausfahrtkontrollen eingeführt worden.

Wichtiger sei es jedoch gewesen, die Organisationsstruktur der Flughafengesellschaft neu zu ordnen. Dies sei ihm gelungen. Er habe allerdings die Leitung eines Unternehmens übernommen, in dem es zum Beispiel keine Protokolle über Leitungssitzungen und keinen Organisationsplan gegeben habe. Mehdorn lobte den Schallschutz am BER als einen der besten der Welt. Es sei eine enorme finanzielle und organisatorische Herausforderung gewesen, diesen umzusetzen. Deshalb habe er diese Aufgabe an sich gezogen. "Ich würde tippen, dass die Anrainer heute zufrieden sind mit dem, was da gemacht wurde", sagte Mehdorn.

Mehdorn wurde 2013 Flughafenchef und trat 2015 zurück

Die Behauptung, dass der BER einer der teuersten Flughäfen der Welt sei, bezeichnete der ehemalige Flughafenchef als "Mär". Im Preis-Leistungs-Verhältnis sei er einer der günstigeren Flughäfen. Er sei jedoch von Beginn an zu klein geplant worden. Umbau- und Erweiterungswünsche der Gesellschafter hätten zu Kostensteigerungen und Bauproblemen wie der nicht genehmigungsfähigen Brandschutzanlage geführt.

Mehdorn wurde 2013 Flughafenchef und trat 2015 zurück. Im ganzen Projekt habe eine "Misstrauenskultur" geherrscht, die für seinen Rücktritt ausschlaggebend gewesen sei. Insbesondere zwischen Aufsichtsrat und Flughafengeschäftsführung habe das Vertrauensverhältnis gefehlt.

Die Eröffnung des Flughafens BER war 2012 wegen Mängeln an der Brandschutzanlage abgesagt worden. Nach achtjähriger Umbauzeit ging er im Oktober 2020 in Betrieb. Die offiziellen Baukosten belaufen sich auf knapp 6 Milliarden Euro, die von den Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und dem Bund getragen werden.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 19.01.2024, 19:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Solche Leute fallen immer wieder auf die Füße. Man muss sich halt nur gut verkaufen und Beziehungen haben!

  2. 12.

    Vor der Bahn hat der selbstverliebte Herr M. schon Heidelberger Zement und Auf Berlin ruiniert.

    Wahrlich ein wirklicher Leistungsträger im Sinne der Union ....

  3. 11.

    Niemand, wirklich niemand von denen, die zur Behebung ständiger Probleme eingesetzt waren, wird sich heute in der Verantwortung sehen oder für von ihm verursachte Schäden zur Verantwortung gezogen.
    Falls Deutschland nochmal einen Flughafen baut, schlage ich vor, das Management aus Warschau einzufliegen, da weiß man, wie es geht.

  4. 10.

    Es gibt nur Berlin/Brandenburg, die Flughäfen besser bauen können als richtige spezialisierte Firmen, also Profis? Und „das Beste“: Am richtigen Standort...
    Was Herr Mehdorn auch sagen könnte: Wie viel besser sich eine Region mit einem richtigen Standort hätte entwickeln können. So als Erfolgsgeschichte. Als Aushängeschild für andere. Man wäre das schön gewesen.

  5. 9.

    Hat die Bahn kaputt gemacht und dann Air Berlin und dann...
    Aber wie man sieht, mal wieder politische Seilschaften.

  6. 8.

    Mehdorn hat doch alles in die Tonne getreten wo er verantwortlich war und hat nie etwas zuende gebracht. War immer rechtzeitig mit den Taschen voller Abfindungen wieder weg. DB, Air Berlin, BER.

  7. 7.

    Hartmut Mehdorn ist mir sehr bekannt geworden durch sein Beschleunigungsprogramm SPRINT.

    Sprint sei mal dahingestellt, davon hatte ich schon damals andere Vorstellungen z. B. aus dem Sport.
    Aber an SPRINT scheint sich Herr Mehdorn gar nicht mehr zu erinnern. Gedächtnislücke?

  8. 6.

    Auch wenn Hr. Mehdorn sicher nicht der sympathischste Manager ist, sollte man doch den Untersuchungsausschuss abwarten um möglichst sicher zu erfahren wer die Kosten nach oben getrieben hat.
    Letzten Endes dürfte er sehr wahrscheinlich nur eine sehr limitierte freie Hand gehabt haben und somit quasi jede Rolle Klopapier bei den Gesellschaftern genehmigen lassen.

  9. 4.

    Mit der Beschreibung der Zustände hat Mehdorn gar nicht mal Unrecht, doch liegt es fern seines eher gutsherrenhaften Auftretens, so etwas unter einen Hut zu bringen. Das war dann Bretschneider und Lütke-Daldrup vorbehalten.

  10. 3.

    Erst dei Bahn kaputt gemacht-dann den BER Preis in die Höhe getrieben. Fremd- und Selbstbild passen so gar nicht zu einander. Geschäftsfürher*innen müssten z. T. auch mit Privatvermögen haften-finde ich.

  11. 2.

    Wenn Herr Mehdorn erst Ein- und Ausfuhrkontrollen durchführen lassen hat, warum musste man dann bereits 2009 seinen Ausweis beim Einlass hinterlegen, wenn man dort einen Termin hatte????

  12. 1.

    "Ohne mich funktionierte hier gar nichts, nur ich habe Struktur in den Laden gebracht.!"
    So kennt man, ihn, den Hartmut.

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