Ostdeutsches Wirtschaftsforum - Bund will Kohleregionen bei Strukturwandel gezielter unterstützen

Mo 03.06.24 | 16:42 Uhr
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Kraftwerk Staudinger
Audio: Antenne Brandenburg | 03.06.2024 | Michael Lietz | Bild: IMAGO / rheinmainfoto

Wirtschaftsminister Habeck will Fördergelder künftig breiter verteilen, um Kohleausstieg und Strukturwandel zu beschleunigen. So soll künftig auch die Ansiedlung von Unternehmen direkt gefördert werden. Woidke fordert derweil niedrigere Strompreise für die Wirtschaft.

Der Bund will Spielräume bei staatlichen Förderprogrammen in den bisherigen Kohleregionen erweitern und damit den Strukturwandel beschleunigen. Ermöglicht werden sollen nun auch direkte Investitionen in Unternehmensansiedlungen. Es sollten Gelder auch bereitstehen beispielsweise für die Ansiedlung von Solarindustrie, sagte Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) am Montag beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum im brandenburgischen Bad Saarow (Oder-Spree).

Bisher gingen die Gelder vor allem in Bildungs- und Infrastrukturprojekte sowie den Bereich Forschung und Entwicklung. Allerdings habe es bisher an Möglichkeiten gefehlt, um gezielt Innovationen und Investitionen von Unternehmen etwa im Bereich der Transformationstechnologien zu fördern, heißt es in einem Papier des Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums.

Habeck forderte einen "neuen Pragmatismus". Es gebe Investitionswünsche von Unternehmen, die sich in den Braunkohlerevieren in der Lausitz, in Mitteldeutschland und im Rheinland ansiedeln wollen. "Und wir haben Geld, das nicht verausgabt wird, weil nicht das zwölfte Bushaltehäuschen gebraucht wird", sagte der Minister.

Früherer Kohleausstieg auch im Osten?

Hintergrund ist eine Reform des europäischen Emissionshandels, der die klimaschädliche Kohleverstromung zunehmend unrentabler machen soll. Im Ministerium wird außerdem auf den fortschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien verwiesen sowie auf den geplanten Bau neuer Gaskraftwerke, die auf Wasserstoff umgestellt werden sollen - und die gesetzliche Möglichkeit, den Kohleausstieg auf 2035 vorzuziehen.

Im Papier heißt es: "Für den Fall, dass die Kohleverstromung sich schon deutlich vor 2038 nicht mehr rechnet und der Ausstieg auch in den ostdeutschen Kohleregionen früher kommt, ist es wichtig, jetzt den Übergang so gut es geht vorzubereiten."

In dem Papier des Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums wird aber mit Blick auf die ostdeutschen Kohlereviere betont, der gesetzlich vereinbarte Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 habe Bestand. "Die Bundesregierung wird keine politischen Bemühungen unternehmen, um diese gesetzliche Frist zu verändern." Ein möglicher marktgetriebener Ausstieg vor 2038, ebenso wie Maßnahmen der Länder und Reviere, blieben davon unberührt.

Strompreise für die Wirtschaft sollen weiter sinken

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hält unterdessen niedrigere Strompreise für die Wirtschaft für notwendig. "Wir brauchen dringend stabile und bessere Rahmenbedingungen gerade im Energiebereich für unsere Unternehmen", sagte Woidke am Montag in Bad Saarow. "Energiepreise sind heute der Scharfrichter über die Investitionsentscheidungen von Unternehmen bei uns im Land." Nötig seien klare Antworten für die Wirtschaft und mehr Tempo beim Ausbau von Öko-Energien. Fast alle mittelständischen Betriebe wollten klimaneutral produzieren, sagte Woidke. "Deswegen muss ausgebaut werden - und zwar noch schneller."

Woidke: "Alles, was an Bürokratie überflüssig ist, abwerfen."

Der Brandenburger Regierungschef verlangte eine Entlastung für Länder mit hoher Produktion von erneuerbaren Energien wie Brandenburg. Es gebe einen klassischen Fehlanreiz, sagte Woidke. Schleswig-Holstein und Brandenburg hätten "die höchsten Energiepreise in Deutschland", weil sie erneuerbare Energien ausbauen. "Das [...] darf so nicht bleiben", sagte er.

Woidke forderte auch weniger Vorgaben und schnellere Genehmigungen. "Wir müssen schneller werden", sagte Woidke. "Wir müssen alles, was an Bürokratie überflüssig ist, abwerfen." Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Sonntag in Bad Saarow gesagt, er wolle die Beschleunigung von Bauvorhaben etwa zum Ausbau erneuerbarer Energien entschlossen voranbringen.

Bei der dreitägigen Konferenz diskutieren die Spitzen von Wirtschaftsverbänden und Unternehmen bis Dienstag mit Politikern und Wissenschaftlern über die Folgen des Strukturwandels am Wirtschaftsstandort Ostdeutschland.

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.06.2024, 12 Uhr

19 Kommentare

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  1. 18.

    Wo kommt der Wasserstoff her ? in einer der trockensten Gebieten in Deutschland?
    Noch mehr Ackerflächen zu Solarparksflächen der Rest dann Monokultur Mais für Biogasanlagen?
    Noch mehr Spargel mit WKA kein Naturschutz kein Landschaftsschutz tolle Aussichten für die Lausitz.
    Wieviel Wald wird noch gerodet für WKA ?
    Das ist die Grüne Politik alles auf Strom umstellen wo kommt der her aus der Steckdose ich weiß .
    Wer hält eigentlich die Frequenz im Netz und fährt die Grundlast Hr.Habeck Atomstrom aus Frankreich ,Belgien, Tschechien etc. aber laut Fr. Göring Eckert verstopft Atomstrom die Netze hier?mm

  2. 17.

    Aktuell erlebt Deutschland besonders im Süden welche Auswirkungen Klimawandel hat.
    Und hier in der Lausitz soll ein weiterer Betrieb dieser Umweltverschmutzung auch noch finanziert werden - was für ein Unsinn. Wir benötigen dringend die Förderung zukunftsträchtiger Technologien und kein Museumserhalt.
    Leag dürfte für die Braunkohle nur den Betrag bekommen, den eine kWh per Solarerzeugung kostet, mehr nicht. Ganz schnell würde sich dann der Wandel vollziehen zum Wohle aller. Und da in der Lausitz eh die Bevölkerung enorm schwindet braucht man dort auch keine neuen Arbeitsplätze. Zugleich ist die abgeschiedene Lage, an der Grenze doch ideal für ein Atommüllendlager, die sind dort doch so angetan von der Atomenergie....
    Diese Subventionierung dieser Region seit jetzt schon 35 Jahren ist doch wie das Reiten eines toten Pferdes - aufhören damit!

  3. 16.

    Die Politik versprach einen späteren Ausstieg auf Rücksicht der Menschen in dieser Region (Job, Leben, Zukunft umbauen und anhängige Nebengewerbe schützen). Dann zog man es auf 2038 vor, nun 2035. gebrochene Versprechen ohne Rücksicht für Ideologie. Das Klima wird es nicht beeinflussen, nur das Klima in der Bevölkerung und dem Vertrauensverlust in Zusagen.

  4. 15.

    Woidke: Es muss schneller ausgebaut werden
    Auch Woikde: Bitte noch größere Abstände zu Windrädern und Solarparks will ich eigentlich auch nicht.

  5. 14.

    Der normale Bürger bezieht Strom für weniger als 30 ct/kWh anstelle 40 ct/KWh beim Grundversorger, der "Bürger der Mitte" behauptet, sich einen neuen Verbrenner bestellt zu haben.

  6. 13.

    Was ist mit den Strompreisen für den normalen Bürger? Ein Hoch auf die E Mobilität, nur gut das der nächste Verbrenner bestellt ist.

  7. 12.

    Na Sie Wissen es natürlich mal wieder, nur leider sind die Unterschiede zwischen den Anbietern lächerlich und nicht jeder günstige Anbieter kann überall gebucht werden! Es ist und bleibt ein totalversagen der aktuellen Regierung!

  8. 11.

    "Der Ausstieg wird immer weiter vorgezogen und gegebene politische Versprechen gebrochen."

    Gegebene politische Versprechen sind 2038, wenn möglich schon 2035. Wenn es schon vorher unwirtschaftlich ist, wird sich EHF bzw Leag schon melden und versuchen, noch ein paar Steuermillionen abzugreifen.

  9. 9.

    Der Ausstieg wird immer weiter vorgezogen und gegebene politische Versprechen gebrochen. Alternativen bietet man aber immer noch nicht in ausreichender Menge. Egal ob Energieversorgung oder neue Arbeitsplätze. Scholz fand die laufende De-Industriealisierung im Osten sogar toll, sagte er am Wochenende. Mehr Realitätsferne geht nicht

  10. 8.

    Ach auch schon aufgewacht, die SPD will wohl auf den letzten Metern noch ein paar Stimmen generieren, sorry aber wer das euch abnimmt dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
    Ampel Regierung bringt uns dem Ende nahe.

  11. 7.

    Richten Sie ihr Augenmerk mal auf den internationalen Bechmark und weniger auf die Check24-Werbung.

  12. 4.

    Dem "Bürger der Mitte" ist nicht zu helfen, wenn er nicht von sich aus den Strom- und Gasanbieter wechselt.

  13. 3.

    Zitat: Wir müssen alles, was an Bürokratie überflüssig ist abwerfen so Herr Woidke .Also ich glaube es ist doch eigentlich der Gegenteil der Fall. Und nicht nur in Deutschland sondern in der EU allgemein. Aber Herr Woidke kann ja schon mal Taten folgen lassen und nicht nur fordern.

  14. 2.

    Bei niedrigen Strompreisen für die Wirtschaft ziehe absolut mit, aber wie sieht es mit niedrigeren Stromkosten und Gaskosten für das Fußvolk aus ???....irgendwann ist die Zitrone ausgepresst.

  15. 1.

    Es braucht für alle niedrigere Energiepreise. Die I dustrie hat schon lächerlich geringe Strompreise. Bezahlt durch die normalen Haushalte

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