Rekommunalisierung der Energieversorgung - Einstieg des Landes Berlin bei der Gasag auf der Kippe

Mo 21.10.24 | 16:33 Uhr
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Symbolbild: Das Logo der Gasag AG am Sitz der Gesellschaft auf dem EUREF-Campus. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
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Audio: rbb24 Inforadio | 21.10.2024 | Menzel, Jan | Bild: dpa/Christoph Soeder

Seit Anfang Mai ist Berlin wieder Eigentümer der Fernwärme in der Hauptstadt. Auch den Energieversorger Gasag will das Land nun zurückkaufen - doch zwei der Anteilseigner geben sich derzeit unnachgiebig.

Der vom Senat geplante Kauf von Anteilen des Energieversorgers Gasag droht zu scheitern. Dem rbb wurde aus Koalitionskreisen bestätigt, dass die Verhandlungen mit den Eigentümern der Gasag vor dem Aus stehen. Zuerst hatte die Berliner Morgenpost darüber berichtet.

Demnach sind zwei der Anteilseigner, der deutsche Energiekonzern Eon und das französische Unternehmen Engie derzeit nicht bereit, dem Land Berlin eine Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen einzuräumen. Insbesondere die Franzosen erweisen sich dem Vernehmen nach als unnachgiebige Verhandlungspartner. Beide Unternehmen halten jeweils rund ein Drittel der Gasag-Anteile.

Berlin arbeitet an Rekommunalisierung der Energieversorgung

Die übrigen Anteile liegen in der Hand des schwedischen Vattenfall-Konzerns. Vattenfall wäre jedoch bereit, seine Gasag-Beteiligung zu veräußern. Die Schweden haben bereits die Berliner Fernwärme verkauft. Seit Mai gehören Kraftwerke und Leitungen wieder offiziell dem Land Berlin.

Der Einstieg bei der Gasag sollte der Schlussstein in einer umfangreichen Rekommunalisierungsstrategie des Landes im Energiebereich werden. Vor der Fernwärme war bereits das Stromnetz im Jahre 2021 für etwas mehr als zwei Milliarden Euro zurückgekauft worden.

Gasag soll in Berlin zur Energie-Holding werden

In den Planspielen der Energiepolitiker sollte die Gasag zu einer Art Energieholding werden. Der Holding wäre die zentrale Aufgabe zugekommen, den Umstiegsprozess in Richtung klimaneutrale Energieerzeugung zu steuern.

CDU und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag aber festgelegt, dass nur eine Mehrheitsbeteiligung an der Gasag in Frage kommt. Dafür müssten die bisherigen Eigentümer Anteile abtreten. Insbesondere Engie ist dazu aber offenbar nicht im erforderlichen Umfang bereit.

2027 läuft Konzessionsvertrag für Betrieb des Berliner Gasnetzes aus

Wie aus Koalitionskreisen verlautete, ist die Frist für Verhandlungen noch einmal bis Ende November verlängert worden. Dennoch gilt ein Scheitern der Gespräche inzwischen eher als wahrscheinlich. Allerdings hat das Land noch einen Hebel in der Hand: Am 31.12.2027 läuft der Konzessionsvertrag für den Betrieb des Berliner Gasnetzes aus. Die Gasag muss sich dann wieder bewerben, zu den Bedingungen, die das Land in der Ausschreibung festlegt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.10.2024, 17:01 Uhr

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11 Kommentare

  1. 11.

    Warum muss ich an den Spruch denken?

    Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.

  2. 10.

    Rekommunalisierung - ein Hasswort!!!
    Sugerierung von Fairness und preiswerten Kosten, wie verlogen, von allen Senaten die sich dafür einsetzten.
    Alle Lebensbereiche verteuern sich, Gesundheit, Wohnen, Verkehr, Energie, Bildung, Freizeit, Gastronomie - habe ein Alter, wo das alles noch erschwinglich erlebt wirkte.
    Kann mir in handwerklichen Belangen noch immer gut selber helfen.
    Den Enkeln und der Generation Z vermag ich nichts mehr mitgeben zu können, da sehe ich zu viel Resistenz.
    Können und sollen sich dann halt mit ner App helfen (lassen).
    Opa, wie war das früher? - Schau bei Google nach!!!

  3. 9.

    Kosten für Gas und Fernwärme hängen zusammen. Fernwärmekraftwerke erzeugen Strom und Wärme mit Erdgas 50 %. Steinkohle 21 %. Müll 15 %, Braunkohle 8 %, Biomassse 5 %.

  4. 8.

    Als die Gasag privatisiert wurde, wurden eine Menge Stellen abgebaut. Ist dem Kunden gar nicht aufgefallen, uns Installateuren schon. Erstaunlicherweise sank die Bearbeitungszeit der Anträge. Dass ein landeseigenes Unternehmen stärker Personal abbaut und mehr Leistung fordert als ein privatwortschaftliches Unternehmen, halte ich für sehr unwahrscheinlich um es höflich auszudrücken. Glauben Sie wirklich dass Vattenfall, Engie und Co jahrelang nichts mit der Gasag verdient hätten?

  5. 7.

    Unerträglich die ganze Spiele - feierlich verkaufen, mit Champagner anstoßen (wie Ex Finanz-Senatorin Fugman-Hessing) und dann nach vielen Jahren teuer zurück kaufen wollen. Das versteht kein Wähler. Das sind Spiele auf die sich nur die Banken freuen.....

  6. 6.

    Das Land zieht Geld aus den landeseigenen Unternehmen. Ja Nee, iss klar, aber müssen Sie das hier so deutlich schreiben? Nachher liest noch einer von den privaten Eigentümern hier mit und denkt so bei sich "Mensch ey, tolle Idee eigentlich. Sollten wir auch mal machen, wäre doch mal etwas ganz Neues" ...

    Das die Bahn im Bundeseigentum ist, wissen Sie aber schon ...

  7. 5.

    wenn Staatsunternehmen sich Untereinander streiten. Sie meinen wohl der Bund als Miteigentümer sowie die etwa 200 Landkreise die Aktionäre von Eon. Staatsunternehmen Vattenfall oder das Tschechische Staatsunternehmen LEAG. Was solls den nun sein???

  8. 4.

    Was hat das mir der nicht stattfindenen Rekommunalisierung zu tun? Hat die GASAG denn eine Preiserhöhung angekündigt? Ich habe dazu nirgends etwas gefunden? Und falls doch, kann man doch den Versorger wechseln. Ich kann jedenfalls nicht feststellen, dass kommunale Versorger immer günstiger sind als private...
    Ich finde es gut, wenn das Land nicht Milliarden an Steuergeldern für den Kauf eines Gasversorgers herauswirft. Denn ist Gas wirklich die Zukunft...?

  9. 3.

    Vielleicht tatsächlich gut.
    Letztendlich würde die Stadt einfach Geld rausziehen, Personal abbauen, da auf Sparmaßnahmen gesetzt würde und die Infrastruktur und Versorgung langfristig leiden. Und Mitarbeiter würden sich desillusioniert mit dem Leitspruch: "Die Deutsche Bahn ist unser Vorbild" zur Arbeit schleifen.....wie bei allen anderen Landeseigenen!

  10. 2.

    Und wieso steigen im nächsten Jahr wieder die Gaspreise für Fernwärme?

  11. 1.

    Na Prima! Ab 1. Januar 2025 steigen die Gaspreise wieder!

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