"Job-Turbo"-Programm - Geflüchtete Lehrerin wird Erzieherin in Brandenburger Kita

Do 02.01.25 | 15:37 Uhr | Von Michel Nowak
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Die Ukrainerin Elena Beikovska arbeitet seit einem Monat als Erzieherin in der Kita "Weinbergskids" in Woltersdorf. Bekommen hat sie den Job über das Programm "Job-Turbo". (Quelle: rbb/Michel Nowak)
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Im Oktober 2023 startete die Bundesregierung den "Job-Turbo", um Geflüchtete aus der Ukraine schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Bundesrechnungshof bewertet das Programm als mangelhaft. Ein Beispiel aus Woltersdorf zeigt jedoch, dass es funktionieren kann. Von Michel Nowak

Elena Beikovska geht langsam durch den Raum der Kita "Weinbergskids", vorbei an kleinen Tischen, an denen die Kinder eifrig basteln. Auf dem Tisch liegen Papier, Scheren, Kleber und viele verschiedene Farben. Seit einem Monat arbeitet die Ukrainerin in der Woltersdorfer Kita im Landkreis Märkisch-Oderland. Vor zweieinhalb Jahren floh sie aus der Ukraine nach Brandenburg. Eigentlich ist sie Lehrerin. Jetzt arbeitet sie als Erzieherin: "Ich habe große Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und deshalb macht mir diese Arbeit großen Spaß", erklärt die 51-Jährige.

Beikovska gehört zu einem Kreis von Geflüchteten, die das Programm "Job-Turbo" schneller in reguläre Arbeit bringen soll. Auf Initiative von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) starteten im Herbst 2023 Maßnahmen gezielt für Menschen aus der Ukraine. Dazu gehören ein schnellerer Deutsch-Spracherwerb in Kursen, das Qualifizieren für Beschäftigung und das Stabilisieren der neuen Arbeitsplätze.

Hat das "Job-Turbo"-Programm funktioniert?

Die Bundesregierung wertet den seit 2023 laufenden "Job-Turbo" als Erfolg [bundesregierung.de]. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 flohen mehr als eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland. Rund anderthalb Jahre später - im Oktober 2023 - gingen rund 71.000 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Ein Jahr später waren es bereits 266.000.

Für die Ukrainerin war das Programm die Eintrittskarte für ein Praktikum, sagt der Woltersdorfer Bürgermeister Christian Stauch (SPD): "Wir konnten mit dem Jobcenter eine kurze Absprache treffen. Wir hatten uns am Donnerstag mit Frau Beikovska verabredet und am Montag war sie da und hat ihr Praktikum begonnen. Und die Sprachbarriere war jetzt in unserem Fall auch definitiv nicht gegeben. Das hat ja dann auch zum Erfolg geführt, so dass Frau Beikovska jetzt bei uns auch festangestellt ist."

Auch die Kita-Leiterin Simone Schober sieht das Programm als Bereicherung: "Ich glaube, wenn man sich mal ausprobieren kann in so einem Berufsfeld und es dann für sich gewinnt, dann kommen die Menschen dann auch mit einer anderen Einstellung zu uns und sind bereiter, diese Jobs zu machen."

Lange Wartezeiten für Sprachkurse und Zeugnisse

Der Bundesrechnungshof bezeichnet die Betreuung ukrainischer Geflüchteter hingegen als mangelhaft. Auch gebe es keine Evidenz dafür, dass der "Job-Turbo" eine große Wirkung habe. Die Beschäftigung steige seit 2022, nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, nur sehr langsam, heißt es. Der Rechnungshof kritisiert, dass Deutschland mit rund 30 Prozent eine zu geringe Beschäftigungsquote von ukrainischen Geflüchteten im europäischen Vergleich habe.

Janina Räde, Arbeitsvermittlerin im Kreis Märkisch-Oderland, verweist auf weitere Hemmnisse. Häufig müssten Betroffene zu lange auf Sprachkurse warten und Behörden bräuchten immer noch zu viel Zeit, um auf Anträge zu antworten, so Räde: "Ich bin ganz doll davon abhängig, dass die Arbeitgeber offen sind und auch auf kurze Absprachen reagieren, weil wir schon in anderen bürokratischen Prozessen sehr lange brauchen. Also zum Beispiel so eine Zeugnisbewertung dauert manchmal sechs Monate und länger."

Auch Elena Beikovska fehlt noch die Berufsanerkennung. Aber dank des Programms, kann die 51-Jährige wieder arbeiten und sieht auch ihre Zukunft im Kindergarten: "Dieser Beruf ist mein Traumjob", erklärt die Erzieherin.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.01.2024, 16:10 Uhr

Beitrag von Michel Nowak

39 Kommentare

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  1. 39.

    Bei mir um de Ecke, wohnen auch Leute der Rechtsdrehenden Fraktion - Oh Gott, Oh Gott.
    Ist generell in Südbrandenburg so - nicht nur in Ungarn, Viele Grüße.

  2. 38.

    Oder in der Uckermark oder Lausitz geht auch - muss noch nicht mal Ungarn sein.
    Reichsbürger, Querdenker, AfD, Rechtsverdrehte, usw.

  3. 36.

    Da habe ich einen Bericht drüber gesehen. Das ist ne richtige Deutsch Siedlung, gruslig, mit echten Kameraden!

  4. 35.

    Ja, genau, nach Ungarn, da treffen sich aktuell viele Exdeutsche der rechtsdrehenden Fraktion...allet klar!

  5. 34.

    Nee, ich lese lieber die Wirtschaftswoche, aber bald wird da nicht mehr viel zu lesen sein und ob ich dann umschwenke auf Gedichte, bezweifle ich. Vielleicht lerne ich Spanisch und wandere nach Ungarn aus, denn ich wollte schon immer ein Haus am Meer, viktorianischer Stil mitten in den Abruzzen mit Blick auf Wladiwostok.

  6. 31.

    Also geht es nicht um diese Menschen, sondern um uns! Sie haben sich entlart! Wie die CDU/CSU!

  7. 30.

    Mir geht es um Menschen die hier ankommen wollen, die sich was aufbauen wollen und die wir dringend brauchen um unseren Wohlstand auch in Zukunft zu sichern.

  8. 29.

    Sie schreiben es ja selbst ,,Broterwerb''. Und das soll Alles sein? Ein trauriges Dasein wäre das, Lebensverschwendung.

  9. 27.

    Sie kennen die Gedichte von Bukowski nicht? gedichte sind nicht nur ,,sentimentaler Quatsch'', es gibt auch ganz andere. Sie sollten mehr lesen.

  10. 25.

    Tja, nicht jeder will Gedichte schreiben und jeden Abend in der Bar abhängen. Ich finde manche Gedichte wirklich schön, doch die meisten sind nur sentimentaler Quatsch.
    Mir ist es egal, ob Sie sich jeden Abend die Kante geben oder ohne Alkohol auskommen. So, wie Ihr Leben für Sie stimmig ist, ist es eben für andere auch stimmig, wenn sie arbeiten können und wollen. Arbeit bedeutet ja nicht in jedem Fall Maloche bis zum Umfallen, nur Broterwerb, um im Schweiße deines Angesichts 'ne Stulle reinzuschieben. Was Sie Märchen nennen, löst in der Tat Probleme und sind die gelöst, sind viele glücklich und selig. Ich erwarte nicht, dass Sie das ausprobieren, Ihr Leben gehört Ihnen und ich will es nicht kopieren.

  11. 23.

    Eine sehr sympathische und hübsche Frau.

  12. 22.

    Wieder das Märchen von der glückseeligen Arbeit, die alle Probleme löst. Man braucht keine Arbeit, um Freunde zu finden oder sich nicht zu langweilen! Arbeit ist der Zeitfresser und verhindert, sich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu beschäftigen. Wer nur an Arbeit denkt, verpaßt das Leben…

  13. 20.

    So Josti, Ihr Kommentar wird ideologisch umhüllt und als Mogelpackung verkauft. Ihnen geht es um Menschen, die gern arbeiten wollen und um Menschen, denen Arbeit gut tun würde. Ich vergleiche das mal mit einem Rentner, dem monatlich Rente überwiesen wird von der er leben kann und nicht arbeiten muss. Aber mit dem Eintritt in die Rente hat er jetzt 40 Stunden pro Woche mehr Zeit und Langeweile. Ihm fehlen seine Kontakte aus dem Arbeitsleben. Klar könnte er sich beschäftigen, wenn er von allein aktiv wird. Ein Job hilft gegen Einsamkeit, gegen das Gefühl nutzlos und unwillkommen zu sein und kann eine Art Therapie sein für neue soziale Kontakte, das Erlernen einer Sprache und neuer Fähigkeiten. Das alles abseits von Ideologie, Wahlversprechen, Politik, die hier sofort jede gutgemeinte Sache zu einer rechten Meinung verkommen lassen, die Made finden wollen und den Apfel nicht sehen. Leider ist man hier schneller rechts als man blinken kann. Schade.

  14. 19.

    Tolles Beispiel für Integration in der Arbeitsmarkt!
    Aber mal die ehrliche Frage: in DE sind viele Lehrende schon nicht die pädagogisch-wertvollsten Menschen für unsere Kinder... Ob das bei Menschen aus der UA anders ist..?
    Was ich damit meine ist: bildet endlich anständig aus! Dann brauchen wir keine Flickschusterei mit Geflüchteten zu betreiben. Die können doch auch ganz normal die Ausbildung machen?! Wieso werden die einen hofiert (jaja, Vorerfahrungen..) und die anderen müssen für unterirdische Bezahlung vor und nach der Ausbildung 3 Jahre die Schulbank drücken?!

  15. 18.

    Mein Mann hatte in der Schule Deutschunterricht und auch in Deutschland studiert. Er sprach also wirklich gut Deutsch. Trotzdem sollte er 30 Jahre später bei seiner Einbürgerung ein Zertifikat über seinen Spracherwerb vorlegen. Es kam dann auf dem Amt zu einem kleinen Disput, in dessen Verlauf mein Mann der Beamtin riet, vielleicht selbst einen Deutschkurs zu besuchen, wenn sie ihn nicht verstehen würde. Glücklicherweise hatte einer der Vorgesetzten ein Einsehen und setzte auch ohne Zertifikat das notwendige Häkchen. Häufig läuft es leider immer noch so - man ist auf die Gnade einzelner Beamten angewiesen. Papier zählt, Wissen nicht.

  16. 17.

    Warum darf sie nicht unterrichten, wenn sie gut deutsch spricht? Wir hatten in der Grundschule Lehrerinnen, lang VOR dem Krieg in der Ukraine, die holprig deutsch sprachen. Krähte kein Hahn nach. Und ständig wechselten die Lehrerinnen.

    Fehlende Lehrerinnen sind auch ein Thema.

    Und dann können wir es uns leisten, sie als Kindergärtnerinnen einzusetzen?

    Das war direkt nach der Wende schon mal so, Lehrerinnen durften MAXIMAL Hortnerinnen sein. Meist mussten sie umschulen...

    Wir spielen und als Herren der Bürokratie auf. Unfassbar.

  17. 16.

    Man soll hier doch nicht kaum angekommen sofort zur Arbeit. Aber eine möglichst schnelle Eingliederung in den Arbeitsprozess verhindert, dass man zuhause sitzt, alte Bilder immer wieder aufleben lässt und sich den Kopf zermartert. Doch leider mahlen die deutschen Mühlen so langsam, dass man Monate bis Jahre warten muss, um in einen halbwegs ähnlichen Bereich einsteigen zu können. Bei uns zählt nämlich ein altes Zeugnis noch immer mehr, als aktuelle Kenntnisse und Fähigkeiten. Anstatt die Leute einfach zu einer beruflichen Prüfung einzuladen, lässt man sie alte Papiere besorgen, die nur mit Mühe beschafft werden können und dann noch einmal aufwändig geprüft werden. Der hier aufgezeigte Fall zeigt, dass es auch anders geht.

  18. 13.

    Danke! Eine sehr gute Frage, die ich schon oft beantworte mußte. Meine Gedichte! Die sind sehr gut und werden gemocht. Prost, Tilda!

  19. 11.

    Also die Kita und auch Woltersdorf liegen nicht im Landkreis MOL, sondern in LOS!
    Schön wenn es so geklappt hat und auch so funktioniert, leider sind die Hürden (Sprachkurse etc.) wirklich oft sehr hoch und somit ist eine Eingliederung im ersten Arbeitsmarkt eher schwer bis unmöglich, da es nunmal auch wichtig ist sich zu verstehen und die Sprache zu können. Muss nicht immer perfekt sein, aber Sprachkenntnisse müssen einfach da sein. In dem Fall schienen die ja vorhanden gewesen zu sein, was es erleichtert hat.

  20. 10.

    Übrigens: dieses Woltersdorf liegt im Kreis Oder-Spree! Sollte der Autor eigentlich wissen. Er schreibt schließlich auch für das „Spreejournal“ der Märkischen Oderzeitung!

  21. 9.

    Was ist an Deiner Meinung falsch? Alles! Es ist keine ,,meinung'' sondern Hetze. Ich arbeite nicht und bin auch nicht ,,parasitär'', denn das ist die Sprache der nationalsozialisten, wie Du weißt! Hier, mien junger kamerad: ,Die Abwertung von Menschen als Zecken, also Parasiten, knüpft an die in der Sprache des Nationalsozialismus gebräuchlichen Tiermetaphern an. Im Nationalsozialismus waren die Begriffe „Volksschädlinge“ und „jüdische Parasiten“ weit verbreitet.''. Also laß Deine Hetze gegen Menschen, die anders sind als Du. Ich sthe aber jeden Morgen früh auf, trinke einen doppelten Espresso, schreibe und lese, abends geh ich dann in meine Bar. Ist doch schön, nicht?

  22. 8.

    Nein, ich meine wir sollten den Menschen helfen hier anzukommen. In unserem eigenen Interesse, weil wir ein Einwanderungsland sind und jemand unsere Renten bezahlen muss.

    Die AfD will exakt das Gegenteil.

  23. 7.

    Ich weiß nicht ob jemand nutzlos ist, der nicht arbeitet, obwohl er könnte. Auf jeden Fall verhält er sich parasitär, wenn er andere für seinen Unterhalt arbeiten lässt.

  24. 6.

    Sie meinen, wenn man nicht arbeitet, ist man ,,nutzlos''. Das ist ja die Sprache der AfD? Was haben Sie für ein Menschenbild? Vielleicht kann man, ohne zu arbeiten auch nützliche Dinge tun? Aber soweit reicht Ihre Phantasie nicht oder?

  25. 5.

    Wat heißt hier ,,nutzlos rumsitzen''? Was ist das für ein verstaubtes Menschenbild, a la Merz? Ich habe viel Zeit und stehe jeden Morgen früh auf, Espresso/dopplet, dann lese ich, danach schreibe ich etwas und am Abend gehe ich in meine Bar. Was sit daran schlecht? Ich kenne keine Langeweile.

  26. 4.

    Glauben Sie mir, sich auf andere Menschen einstellen, eine andere Sprache lernen und einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen sind bewährte Mittel Traumatas zu überwinden, nach vorne zu schauen und nicht in ein Loch zu fallen. Nutzlos rumsitzen und auf Sprachkurse zu warten ist keine Hilfe.

  27. 3.

    Deutsche Bürokratie: Ein Busfahrer aus der Ukraine mit jahrelanger Erfahrung im öffentlichen Verkehr in einer Großstadt, vergleichbar mit 1/2 Berlins, und dem Willen zu arbeiten – nur Absagen sowohl BVG als auch deren Subunternehmen.... Gleichzeitig liest man überall: "Wir suchen Busfahrer."...... Sie sollen auch einstellen... nicht nur suchen......

  28. 2.

    Josti, stellen Sie sich vor, Sie müssen hals-über Kopf vor Bomben fliehen, alles zurücklassen und sind völlig fertg, traumatiseirt. Dann könenn Sie überhaupt nicht in einem völlig fremden Land sofort ,,arbeiten''. Das macht Ihre Psyche nicht mit! Bißchen nachfühlen und nachdenken, bitte.

  29. 1.

    In den anderen Ländern werden Geflüchtete schneller in den Arbeitsmarkt integriert. Hier in Deutschland müssen erst mal Sprachprüfungen bestanden und Berufsabschlüsse anerkannt werden.
    Das Beispiel mit der Lehrerin im Kindergarten hat doch funktioniert. Warum kann ein Arzt nicht als Pfleger einsteigen oder ein Ingenieur nicht als Techniker bis er die entsprechenden Abschlüsse vorweisen kann. Wenn alle Akademiker sich auf Englisch verständigen können, brachen wir dann derart hochgestochene Deutschkenntnisse?

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