Aufarbeitung nicht abgeschlossen? - Neue Unstimmigkeiten um Machtmissbrauch-Vorwürfe am Berliner Maxim-Gorki-Theater
Bei der Aufklärung der Machtmissbrauchsvorwürfe gegen Intendantin Shermin Langhoff am Maxim-Gorki-Theater in Berlin-Mitte gab es wohl Ungereimtheiten – das zeigt eine Recherche von rbb-Reportern.
Bei der Aufklärung der Machtmissbrauchsvorwürfe gegen Intendantin Shermin Langhoff am Maxim-Gorki-Theater in Berlin-Mitte gab es wohl Ungereimtheiten – das zeigt eine Recherche von rbb-Reportern für das ARD-Mittagsmagazin. Eine zweifelhafte Rolle spielt dabei die Senatsverwaltung für Kultur.
Im Jahr 2019 wurde demnach die Senatsverwaltung für Kultur, damals mit Senator Klaus Lederer (Linke) an der Spitze, über die Vorwürfe informiert. In einem Schreiben, das dem rbb vorliegt, berichteten die Betroffenen von verbaler Gewalt, Mobbing und anderen schweren Vorwürfen. Bestätigt werden konnten die Vorwürfe nie.
Die Senatsverwaltung für Kultur schlug daraufhin eine Mediation zwischen der Theaterleitung und den Betroffenen vor. Diese sei rund ein halbes Jahr später durch die Vertrauensstelle Themis für beendet erklärt worden, geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung auf eine Anfrage im Abgeordnetenhaus hervor.
Die Vertrauensstelle hingegen bestätigt nun: Sie könne sich zwar nicht zu konkreten Fällen äußern, an Mediationsverfahren in Unternehmen / Theatern beteilige man sich aber nicht und führe auch keine durch.
Der damalige Kultursenator Klaus Lederer kann sich zu den Vorgängen in dieser Zeit auf Anfrage nicht mehr äußern. Er brauche dafür Akteneinsicht in der Verwaltung, die er nicht mehr habe, um seine Erinnerungen zu verifizieren.
Die aktuelle Senatsverwaltung für Kultur gibt auf Anfrage des rbb an, dass sie die damaligen Vorgänge nicht kommentieren könne. Weder die alte noch die neue Senatsverwaltung für Kultur fühlen sich also zuständig.
Fest steht: Im Dezember 2020 wurde der Vertrag von Intendantin Shermin Langhoff bis 2026 verlängert. Die Auswertung der Recherche wirft die Frage auf, ob die Aufarbeitung der Vorwürfe gegen die Intendantin zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen war. Wenige Monate nach der Verlängerung wandten sich erneut mehrere Mitarbeiter an die Senatsverwaltung für Kultur, um über angeblich fortdauernde Missstände zu sprechen. Zum heutigen Arbeitsklima am Gorki befragt, äußerten sich mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gewerken gegenüber dem rbb.
Zwei Mitarbeitende berichten anonymisiert vor der Kamera, dass sich an der Situation im Haus kaum etwas geändert habe. Es herrsche nach wie vor ein Klima der Angst. Aus Angst vor Repressalien traue sich aber kaum jemand Kritik zu äußern.
Damit konfrontiert, lässt die Intendantin durch ihren Rechtsanwalt ausrichten, dass sie erst Stellung nehmen könne, wenn ihr konkrete Sachverhalte bekannt seien. Zudem könne sich seine Mandantin bereits aus "Rechtsgründen" nicht zu "personalrechtlichen Einzelangelegenheiten" äußern, wenn die Betroffenen nicht auf den Schutz ihrer Daten verzichteten und ihr Dienstherr sie nicht ausdrücklich zur Stellungnahme ermächtige.
Sendung: rbb24 Abendschau, 29.06.23, 19:30 Uhr