Erneuter Spendenaufruf - "Rave the Planet" will auf jeden Fall durch den Tiergarten ziehen
Spielt am Samstag die Musik in Berlin? Die Techno-Parade "Rave the Planet" soll auf jeden Fall stattfinden, betont das Organisationsteam um Love-Parade-Erfinder Dr. Motte. Es setzt auf einen Kompromiss - aber nicht mehr auf den Rechtsweg.
Die als Versammlung angemeldete Techno-Parade "Rave the Planet" soll am Samstag auf jeden Fall durch den Berliner Tiergarten ziehen. Das haben die Organisatoren am Freitag auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz bekanntgegeben.
Demnach wurde ein privater Sanitätsdienst gefunden. Das sei aber mit enormen Mehrkosten für die Veranstalter verbunden. Daher haben die Organisatoren von "Rave the Planet" am Freitag abermals zu Spenden aufgerufen. Ein Eilantrag gegen den Auflagenbescheid der Versammlungsbehörde wurde am Freitag zurückgezogen, wie Mitorganisator Timm Zeiss dem rbb bestätigte. Der dringliche Grund sei nicht mehr gegeben, weil es nun einen Sanitätsdienst gebe.
Veranstalter behält sich rechtliche Schritte vor
"Rave the Planet" behalte sich vor, rechtliche Fragen in einem regulären Hauptverfahren weiter zu verhandeln, betonte Zeiss. Dabei gehe es um den finanziellen Mehraufwand für den privaten Sanitätsdienst, also möglichen Schadensersatz.
Ob die Parade am Samstag wirklich starten kann, wird sich derweil erst kurz vor Veranstaltungsbeginn zeigen: Die Polizei und Feuerwehr prüfen das Sicherheitskonzept vor Ort.
Polizei: Zugang und Fläche sind begrenzt
Mitentscheidend werde dabei die tatsächliche Teilnehmerzahl, so die Berliner Polizei auf rbb-Anfrage. Es habe von den "Rave the Planet"-Organisatoren eine Anmeldung für 300.000 Teilnehmende gegeben. Als Versammlungsfläche wurde die Straße des 17. Juni zwischen dem Großen Stern und dem Platz des 18. März bestimmt.
"Eine weitere Ausdehnung der Fläche und somit Teilnahme von deutlich mehr Menschen ist aus Sicherheitsgründen, insbesondere zum Schutz der körperlichen Unversehrtheit der Teilnehmenden der Versammlung, nicht möglich", teilte die Polizei mit. Wenn deutlich mehr Menschen kämen, könnte es laut Polizei auch Zugangsbeschränkungen geben. In letzter Konsequenz könnte es zur Auflösung durch den Veranstalter oder die Polizei kommen.
Bei vergleichbaren Veranstaltungen habe es in der Vergangenheit immer Sanitäter in eigener Verantwortung gegeben. "Die Teilnehmenden werden sich weitestgehend in einer ausgelassenen Stimmung befinden und zum Teil auch Alkohol und/oder möglicherweise andere berauschende Mittel konsumieren. Es wird sich also um eine Versammlung handeln, bei der ein erhöhtes Risiko an Verletzungen von Teilnehmenden besteht", teilte eine Polizeisprecherin mit.
Keine Einigung mit ehrenamtlich tätigen Sanitätsdiensten
Anfang der Woche hatten die Veranstalter mitgeteilt, dass man sich nicht mit den ehrenamtlich tätigen Hilfsorganisationen wie den Maltesern, Johannitern und dem Deutschen Roten Kreuz hatte einigen konnten. "Rave the Planet" müsste einen privaten kommerziellen Sanitätsdienst engagieren und aus eigener Tasche bezahlen.
"Momentan sind wir dazu wirtschaftlich definitiv nicht in der Lage", hatte der "Rave the Planet"-Geschäftsführer Timm Zeiss am Mittwoch dem rbb gesagt. Dienstleister würden generell zur Verfügung stehen und man habe Angebote eingeholt. Die würden alle im Bereich von etwa 250.000 Euro liegen - bei einer kompletten Abdeckung der Veranstaltung. Dabei hat "Rave the Planet" für die gesamte Organisation mit einem Budget von 100.000 Euro geplant, nicht ganz die Hälfte davon für den Sanitätsdienst.
Spenden reichen aktuell nicht
Vor einigen Tagen hätten die Veranstalter bereits eine Funding-Aktion gestartet, bei der nach drei Tagen rund 20.000 Euro zusammengekommen seien. Laut den Organisatoren hat "Rave the Planet" insgesamt 60.000 Euro Spenden beisammen.
Zudem wollte das "Rave the Planet"-Team auch noch den Rechtsweg bestreiten. Mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht Berlin wollte es sich gegen Auflagen der Versammlungsbehörde wehren, einen Sanitätsdienst bezahlen zu müssen. Den zogen die Veranstalter am Freitag zurück.
Route über die Straße des 17. Juni zum Großen Stern
Die Techno-Parade "Rave the Planet" ist für Samstag zwischen 12 und 22 Uhr bei der Polizei angemeldet. Die Route soll über die Straße des 17. Juni zum Großen Stern führen, und von dort aus zurück zum Brandenburger Tor.
Im Vorjahr kamen rund 200.000 Menschen zur ersten Auflage der Techno-Parade, die quasi Nachfolger der Love Parade ist, die ihre Hochzeit in den 1990er Jahren hatte und von 1989 bis 2006 in Berlin und danach an wechselnden Orten stattfand. Nach dem Unglück bei der Love Parade 2010 in Duisburg mit 21 Toten und Hunderten Verletzten fand sie nicht mehr statt.
Sendung: Radioeins, 07.07.2023, 11 Uhr