Konzertkritik | Green Day in der Waldbühne - Punkrock als wäre wieder 2004

Di 11.06.24 | 12:15 Uhr | Von Lennart Garbes
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Archivbild: Frontmann Billie Joe Armstrong von der US-amerikanischen Rockband Green Day steht beim Open-Air-Festival "Rock im Park" auf der Bühne. am 07.06.2024.(Quelle: dpa/Daniel Karmann)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.06.2024 | Lennart Garbes | Bild: dpa/Daniel Karmann

Die Punk-Band Green Day feiert in diesem Jahr gleich zwei wichtige Jubiläen mit einer Welttournee. Beim Konzert in der Berliner Waldbühne am Montag drehten die Kalifornier für einen Abend die Zeit zurück. Von Lennart Garbes

Das Wetter will erstmal nicht mitspielen. Gerade als Green Day die Bühne betreten, entscheidet sich der Himmel über Berlin, dass es statt ein paar Tropfen doch eher ein nieselregnerischer Montagabend werden soll. Umso mehr legen sich die drei Bandmitglieder aus Kalifornien zum Start ins Zeug, um allen so richtig einzuheizen.

Gleich im ersten Song ist eigentlich schon alles drin, was Green Day ausmacht: gut gelaunter Punkrock, gepaart mit sozialkritischen Texten. In "The American Dream Is Killing Me" vom diesjährigen, neuen Album singt Frontmann Billie Joe Armstrong - im schwarzen Hemd mit roter Krawatte, blondierten Haaren und deutlich weniger Kajal als früher – gegen Verschwörungstheorien und Obdachlosigkeit in den USA. Dazu gibt es eine Lightshow, die an die glamourösen Lichter in Las Vegas erinnert, aber in fünffacher Geschwindigkeit und ergänzt durch Feuerstöße aus mindestens fünf in der Bühne integrierten Flammenwerfern.

Mit mordsmäßigem Tempo durch 30 Jahre Bandgeschichte

Das alles sorgt dafür, dass das leicht durchnässte Berliner Publikum am Anfang etwas überwältigt wirkt, während Sänger Armstrong zusammen mit Drummer Tré Cool und Bassist Mike Dirnt in einem mordsmäßigen Tempo einen Song nach dem anderen abfeuert. Die meisten kommen von "Dookie" - dem Album, mit dem die drei Punkrocker vor 30 Jahren groß rausgekommen sind.

Während sich das Moshpit der Hardcore-Fans direkt vor der Bühne fröhlich durch jedes Lied schubst, will die routinierte Energie der Band in der ersten Hälfte des Konzerts noch nicht so richtig auf die ausverkauften Ränge der Waldbühne überschwappen. Die "Lets Go Crazys" und "Eyos" von Armstrong kommen so selbstverständlich daher, dass am Ende ein anderer, guter alter Konzerttrick zum großen Dosenöffner des Abends wird. Für "Know your Enemy" holt sich der Sänger einen jungen Fan auf die Bühne, der nach einer gar nicht enden wollenden Umarmung mit dem Green-Day-Frontmann völlig euphorisiert eine Strophe ins Mikrofon jubeln darf, bevor er per Stagedive von der Bühne zurück ins Publikum hüpft.

Zwei ganze Alben an einem Abend

Danach kocht auch auf den Rängen die Stimmung, auf denen neben Nietengürteln und bestickten Jeanswesten auch viele Funktionsjacken zu sehen sind. Dabei stecken in allen Kleidungsstücken größtenteils Menschen, die auch das Jahr 2004 schon sehr bewusst miterlebt haben und damit auch das zweite große Jubiläum, das Green Day mit der aktuellen Tour feiert.

Nachdem in der ersten Stunde des Konzerts alle Lieder von "Dookie" gespielt wurden, ist in der zweiten Hälfte des Konzerts "American Idiot" an der Reihe. Auch von ihrem großen Punk-Pop-Konzeptalbum spielen Green Day jeden Song, diesmal sogar fast in der Reihenfolge des Albums. Dafür kommen extra drei weitere Musiker mit auf die Bühne. Und es ist absolut erstaunlich, wie gut die 20 Jahre alten Hymnen auch heute noch funktionieren.

"American Idiot", "Holiday / Boulevard of Broken Dreams" und "Wake Me up When September Ends" klingen nicht ausgelutscht, sondern genauso catchy wie 2004. Die größten Green-Day-Hits scheinen einfach alles überstehen zu können – ein Dasein als ewige Ohrwürmer, George W. Bush und Donald Trump, und schlechtes Berliner Sommerwetter sowieso.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.06.2024, 8:50 Uhr

Beitrag von Lennart Garbes

10 Kommentare

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  1. 10.

    Ich glaube wir waren auf unterschiedlichen Konzerten. Durch die Ränge hat man extrem gut gesehen, standen an der unteren Kante des oberen Rangs. Das Stempel verteilt werden ist klar, wenn voll dann voll. Das ist bei großen Karten so. Meist gibt es auch für den ersten wellenbrecher auf Konzerten Bändchen, einfach damit es auch für Sicherheits- und Rettungskräfte im Ernstfall die Möglichkeit gibt einzugreifen. Die Akustik war bei uns super. Wir hatten ein richtig geiles Konzert und ich mit meinen 1,57m kein Probleme mit Riesen. Muss aber sagen, nächstes Mal will ich für mich selbst wieder näher dran. Bin lieber gern mitten drin im Chaos.

  2. 9.

    Der Artikel des rbb gibt leider nicht die Konzerterfahrung meinerseits wieder. Ja, man musste frühzeitig da sein und auch Regen abkönnen, aber wir sind alle nicht aus Zucker und können eine Wettervorhersage deuten.
    Rein musikalisch war das ein Highlight des Jahres, weil die Musiker 2 Stunden 20 Minuten ohne Pause alles gegeben haben und das komplett im Publikum ankam. Wer nicht mitspringen wollte, musste ja nicht. Die Musik war laut genug und den Punk konnte ich auf jeden Fall spüren. Bereue keinen einzigen Cent, den ich ausgegeben habe und keinen Regentropfen, den ich abbekommen habe. Danke Green Day, gerne wieder <3

  3. 8.

    Das Konzert war Top.......aber Punk geht anders:-) Sex Pistols forever.

  4. 7.

    Punk is härter als das weichgespülte Zeug.

  5. 5.

    Green Day Konzert. 100 Eur für freie Platzwahl. 2 Stunden vor Konzertbeginn anwesend. Ordner verteilten vorher Stempel als sogenannte Sitzplatzsicherung. Was soll das? Viele freie Sitzplätze blieben bis zum Ende unbesetzt.
    Wir haben vom Konzert eigentlich nichts sehen können, viel zu viel Menschen.
    Dazu war die Musik extrem leise.
    Leider war das sehr sehr enttäuschend

  6. 4.

    Die Sex Pistole waren besser, auch UK Subs!!!

  7. 3.

    Mit Dookie vor 30 Jahren habe ich Green Day lieben gelernt. Das hat sich nie geändert. Nun war es endlich mal wieder so weit und die Californier haben echt alles rausgehauen. Für mich die beste Liveband auf diesem Planeten. Da kann sich die beste Band der Welt aauuuussss Beeerllliiinnn echt drei Scheiben abschneiden.
    Green Day gehört in jede Bucketlist!

  8. 2.

    Ich bin schon wirklich lange nicht mehr auf einem Konzert gewesen, aber bei Green Day hätte ich fast nochmal schwach werden können. Das war bestimmt ein tolles Konzert und "American Idiot" ist sowieso einer der besten Alben, die ich in meinem Schrank zu stehen habe ;).

  9. 1.

    Tolle Band, bringt einfach Laune :-)))

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