Havelland - Nauen kauft "Theater der Freundschaft" zurück

Sa 07.12.24 | 08:14 Uhr
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"Theater der Freundschaft" in Nauen. (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 06.12.2024 | Heike Schüler | Bild: rbb

Seit über 30 Jahren verfällt im havelländischen Nauen ein ehemals beliebtes Kino aus DDR-Zeiten. Nach mehrfachem Eigentümerwechsel wird die Stadt nun das "Theater der Freundschaft" zurückkaufen. Und die Nauener können über die Nutzung entscheiden.

Beim alten Kino schauen viele Nauener derzeit lieber weg. Es verfällt seit drei Jahrzehnten. Wie schade, dachten sich einige Männer vom Heimatverein. Sie wissen von den guten, alten Zeiten im "Theater der Freundschaft". "Ich kenne das als Lehrling aus den sechziger Jahren", erinnert sich Wolfgang Johl, erster Vorsitzender der Nauener Heimatfreunde 1990. "Hier bin ich mindestens zweimal die Woche ins Kino gegangen", berichtet er dem rbb.

In dem alten Kino in Nauen (Havelland) haben Menschen seinerzeit auch ihre Jugendweihe gefeiert, es gab eine Theater-Bühne für Veranstaltungen im "Theater der Freundschaft". Gebaut wurde es von 1954 bis 1956 im Stil des sozialistischen Klassizismus.

Bis Mitte der 1990er Jahre wurden Filme im Kino gezeigt. Die Treuhand hatte es privat verkauft, aber offenbar rechnete sich das damlas nicht. Mehrfach wechselte der Eigentümer, die Immobilie wurde entkernt, dann ein Baustopp verhängt, der Verfall begann.

"Theater der Freundschaft" in Nauen. (Quelle: rbb)
| Bild: rbb

Erstes Kaufangebot an die Stadt bei über einer Million Euro

Inzwischen hat das Gebäude zumindest ein intaktes Dach. Vom Nauener Rathaus aus kann Bürgermeister Manuel Meger (LWN) direkt auf das sanierungsbedürftige Gebäude schauen.

Jahrelang bemühte er sich vergeblich, den Eigentümer entweder zum Weiterbau oder zu einem Verkauf zu bewegen. "Im August, September haben wir es geschafft, zum ersten Mal Kontakt zum Eigentümer direkt herzustellen", sagt Meger dem rbb. Es habe ein erstes Kaufangebot an die Stadt gegeben, das jedoch zu hoch war.

Der Kaufpreis liegt nun bei 795.000 Euro, zuvor sollten es mehr als eine Million Euro sein. Fraktionsübergreifend stimmten Ende November alle Stadtverordneten dem Kauf zu. Auch deshalb, weil Nauen keinen vergleichbar großen Kulturort hat.

Für die spätere Nutzung werden Ideen gesucht

In der Stadt gibt es Zustimmung dafür. "Wir sind alle dafür, dass es erhalten bleibt und wieder in Nutzung gebracht wird", sagt beispielsweise Madita Pyschik. "Das ist sehr gut! Dann ist endlich mal wieder was los hier", finden weitere Passanten, mit denen der rbb spricht.

Über die spätere Nutzung muss aber noch entschieden werden. Bis März soll erst einmal der Kauf abgeschlossen werden. "Danach wollen wir über eine Bürgerwerkstatt unter Einbindung der Politik einen Ideenwettbewerb machen und die Nauener fragen, was sie sich für das ehemalige ,Theater der Freundschaft' wünschen", sagt Nauens Bürgermeister Manuel Meger (LWN).

Die Wiedereröffnung stellt die Stadt frühestens in drei Jahren in Aussicht.

Mit Material von Heike Schüler

Sendung: Brandenburg aktuell, 06.12.24, 19:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Das freut mich total zu lesen! Danke an die Stadtabgeordneten.
    Ein wunderschöner Veranstaltungsort und gleich nebenan das Casa toro.....ich freue mich.

  2. 17.

    In dem "Beispiel" fahren die Züge autonom und nur mit eigenen Ressourcen - und jetzt fängt es schon mächtig an zu "hinken"!
    Thema "Blühende Landschaften": einfach mal Bilder aus Nauen aus den 80ern mit heute vergleichen!
    Andersherum kann man das übrigens auch sehen und zwar in der dichtestbesiedeltsten Region Europas: dem Ruhrgebiet!

  3. 16.

    Besser als Falkensee. Alte Stadthalle abgerissen, Bayrischer Hof abgerissen.... stattdessen gibt es ein Container - artige Stadthalle ,mehrer drive- ins zu Discounter - Blechhütten- Dörfer und Verteilerkreise. ... wunderschön...
    Nächstes Jahr wird der Bahnhof Seegefeld abgerissen, dann hat das riesige Falkensee nur noch 2 Regionalbahnhöfe...und viele, die in der lange Strecke bis Bahnhof Falkensee wohnen , müssen die weitere Strecke nach Berlin -Albrechtshof pendeln..
    So kümmert sich die Stadt um ihr historisches Aussehen, das öffentliche Leben und die Erreichbarkeit..dumm
    ..

  4. 15.

    Ich nahm an, daß Sie nicht arbeiten? Dashatten Sie erwähnt! Was denn nun?`

  5. 14.

    Aufgrund der "35-Jahre-Schnorre" gehe ich mal davon aus, das sie kein Nauener sind. Lassen sie es mich bildhaft erklären. Die DDR und die BRD sind zwei Züge, die nicht nur wirtschaftlich in gegensätzlichen Richtungen fuhren, rd. 50 Jahre lang. Der Eine stoppte hart am Prellbock, der Andere bremste sehr zögerlich ab. Es dürfte jetzt etwa die Zeit sein, wo sich beide Züge ganz langsam wieder auf einander zu bewegen wobei dem Anderen Signalstörungen zu schaffen machen und der Eine noch während der Fahrt restliche Reparaturen zu erledigen hat. Stellen sie sich locker nochmal auf 35 Jahre ein bis beide Züge wieder in einem Bahnhof stehen. Das dürfte das "West-Problem" darstellen. Das "Ost-Problem" ist zu erkennen, das es blühende Landschaften bis auf weiteres vornehmlich nur im Frühling geben wird. Das mal so von einer reichlich steuerzahlenden Wahl-Brandenburgerin aus dem alten Westen.
    Einen schönen zweiten Advent noch.

  6. 13.

    Ziemlich frech, Dein Kommentar und blödsinnig oder meinst Du etwa, daß Du der Einzige hier bist, der Steuern zahlt? Wir zahlen alle Steuern und für ein Theater gebe ich das Geld liebend gern! Meine Güte!

  7. 12.

    Tja Detlef! Da müssen Sie mich doch glatt „belehren“, obwohl Sie meine Herkunft gar nicht kennen! Aber so ist das im WWW! Übrigens gab es all diese von Ihnen gepriesenen Errungenschaften auch einstmals im Westen! Dort gab es in der 80-ern ebenso viele Angebote für die Jugend und Schwimmunterricht in den Grundschulen. In „Ihrer Erinnerung“ aber ein Ding der Unmöglichkeit! Denn in der DDR war ja für Sie alles besser als in der Bundesrepublik. Die von Ihnen angesprochenen Punkte sind heute ein gesamtdeutsches Problem, und erst in der näheren Vergangenheit durch schlimme finanzielle Vernachlässigung entstanden. Und das schreibt Ihnen eine „alte“ Eisenhüttenstädterin! Also regen Sie sich wieder ab ;-).

  8. 11.

    Tja, dann lachen Sie ruhig darüber. Damals konnte man jedenfalls viel mehr machen - Wissensvermittlung über Kultur. Es "gehörte" einem nicht, aber es war für die Bürgen dieses Landes da. Das versteht aber heute nicht jeder.

    Schauen Sie doch mal genau hin, was beispielhaft in Berlin im Pionierpalast oder dem Haus der jungen Talente der Jugend geboten wurde, warum es überall Schwimmhallen gab und nahezu jedes Kind schwimmen konnte? Und was ist heute?

  9. 10.

    Wenn das so wäre, dann lässt es nur den Schluss zu, dass es ihnen egal ist, weil andere das bezahlen!
    Klartext: Subventionen, Zuschüsse, Förderungen und dergleichen mehr - die fließen ja auch seit 35 Jahren reichlich...
    Aber, man soll es nicht glauben: auch diese Gelder werden tatsächlich von Menschen erarbeitet!

  10. 8.

    Die Tatsache, dass Sie glauben, nur weil in der DDR alles offiziell als Volkseigentum bezeichnet wurde, hat es u.a. Ihnen gehört, das ist der eigentliche Wahnsinn!

  11. 7.

    Die, die damals in den 90ern über den Verkauf entschieden haben, hatten von der Geschichte des Hauses mit Sicherheit keine Ahnung. Sonst hätte man es ja gleich der Stadt überlassen können. Oberste Priorität bei solchen Gebäude müsste immer der Nutzen für die Allgemeinheit sein. Schaut man sich alte Bahnhöfe, Schulen, Krankenhäuser, Rathäuser, Badeanstalten usw. an, dann sieht man, dass bis vor rund 100 Jahren in Deutschland auch so gehandelt wurde. Öffentliche Gebäude waren Schmuckstücke und das aus gutem Grund. Diese Einrichtungen wurden von allen aufgesucht, egal ob arm oder reich. Heute schafft man eher Gated-Communities oder Ghettos, indem die Gesellschaft innerlich und äußerlich nach dem Geldbeutel gespalten wird.

  12. 6.

    Eine gute Entscheidung der Stadt! Nauen hat viel Zuzug und kann für alte und neue Bewohner einen größeren Ort für Kunst, Kultur und Geselligkeit gut gebrauchen. Gerne einen mit Geschichte wie das TdF.

  13. 5.

    Lustig , diese Immobilie war mal Volkseigentum und nun kauft man es zurück.
    Wahnsinn dieser Staat.

  14. 4.

    "Seit über 30 Jahren verfällt im havelländischen Nauen ein ehemals beliebtes Kino aus DDR-Zeiten." Von Eile steht hier nichts - die Investoren stehen nun wirklich nicht Schlange. Davon, dass dort ein Theater rein kommt, steht ebenfalls nichts im Text. Die Fragen nach dem "wer finanziert was und vor allem wie lange" sind weiterhin nicht beantwortet, ebenfalls nicht, wie die Finanzierung des Dauerbetriebes jahrzehntelang aussehen kann. So geht man mit Geld allenfalls dann um, wenn man zu viel davon hat oder es nicht um das eigenen Geld geht!
    Wut vernebelt manchmal wohl das klare Denken....

  15. 3.

    Warum? Na weil es schnell gehen mußte! Sonst hätte irgendein Investorheini seinen Mist darein gebaut.So kommt endlich wieder ein Theater zum Volk zurück, sonst ist doch da tote Hose! Bißchen Kultur und Kunst, schadet Niemanden!

  16. 2.

    Die Reihenfolge finde ich merkwürdig: erst mal knapp eine Million für den Kauf ausgeben (woher kommt das Geld eigentlich - ausschließlich von der Kommune?) und dann darüber nachdenken, was ich damit machen will! Andersherum würde es doch eher Sinn machen - so "diktiert" die Tatsache des Gebäudes und die Erinnerungen damit den Kauf, das kann ziemlich daneben gehen. Auch, weil der Kauf alleine ja nichts bringt, es muss renoviert werden und die dann laufenden Kosten müssen ebenfalls bestritten werden. Wenn das alles unklar ist, dann ist der Kauf eine geradezu fahrlässiger Umgang mit wessen Geld auch immer.

  17. 1.

    Es gibt eben Orte, die neben ihrer Bauzeit und einem schwülstigen Namen auch viel Bedeutung haben. Wenn Nauen daraus einen Nutzen für die Bevölkerung ziehen kann, ist das sehr gut. Etwas Nostalgie schadet dabei auch nicht. Der Ort hat seine Geschichten bewahrt, und auch das sollte erhaltenswert sein.

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