Berlin-Brandenburg - Bahn kündigt wochenlange Streckensperrungen wegen Bauarbeiten an

Di 14.02.23 | 11:08 Uhr
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Schon ab 24-März ist die Bahnstrecke von und nach Fürstenwalde einen Monat lang gesperrt. (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 13.02.2023 | Theresa Majerowitsch | Bild: rbb

Nutzer von Regionalbahnen in Berlin-Brandenburg brauchen in diesem Jahr starke Nerven. Zahlreiche Baustellen werden zu Streckensperrungen führen. Besonders spürbar wird es auf der Berliner Stadtbahn und im weiteren RE1-Verlauf.

Die Deutsche Bahn will in diesem Jahr in Berlin und Brandenburg so viele Strecken sanieren wie noch nie. Wie der Konzern am Montag mitgeteilt hat, sind mehr als zehn größere Bauvorhaben geplant, die aus hunderten Einzelmaßnahmen bestehen. Insgesamt sind über 1.400 einzelne Projekte im Bereich "Ost" geplant. Nach einer Sanierungswelle in den 1990er-Jahren müssten nun, 30 Jahre später, viele Gleise erneuert werden, weil diese in die Jahre gekommen seien, sagte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für die Region, Alexander Kaczmarek, dem rbb. Außerdem stehe der barrierefreie Umbau einiger Bahnhöfe im Fokus. Das müsse jetzt gemacht werden, um das Netz stabiler und zuverlässiger für die Pendler zu machen, so Kaczmarek weiter.

Mehr als eine Milliarde Investitionskosten

Der Konzernbevollmächtigte betonte, dass sich aufgrund der Instandhaltungsarbeiten vorübergehende Sperrungen und größere Einschränkungen nicht vermeiden ließen. Um Belastungen für Bahnkunden zu minimieren, würden Projekte stärker gebündelt als bisher. Mehr als eine Milliarde Euro werde investiert, um Brücken und Schienen zu erneuern oder Bahnhöfe umzubauen.

Fünf Wochen Vollsperrung für Berliner Stadtbahntrasse im Regional- und Fernverkehr

Eines dieser Großprojekte ist die Schienensanierung auf der Berliner Stadtbahntrasse. Laut Deutscher Bahn hätten Inspektionen im vergangenen September Schäden an rund eintausend Befestigungspunkten der festen Fahrbahn aufgezeigt. Diese müssten in einem ersten Schritt stabilisiert werden, so Kaczmarek. Daher werde der Abschnitt zwischen Berlin-Hauptbahnhof und Ostbahnhof im Mai und Juni für insgesamt fünf Wochen (11. bis 25. Mai und 9. Juni bis 1. Juli) gesperrt. Reisende müssen sich auf geänderte Anfangs- und Zielbahnhöfe sowie Fahrzeiten einstellen. So endeten Regionalbahnen aus Richtung Brandenburg (Havel) am Bahnhof Charlottenburg. Fahrgäste müssten in Richtung Ostkreuz auf die S-Bahn umsteigen, denn diese ist durch die Sperrung nicht betroffen. In umgekehrter Richtung endeten laut Kaczmarek die Regionalbahnen am Ostkreuz. Im kommenden Jahr soll Teil zwei zwischen Hauptbahnhof und Charlottenburg folgen.

Bahnsperrungen in Brandenburg. (Grafik: openstreetmap contributors/rbb) )

In Brandenburg 17 Verbindungen betroffen

Auch in Brandenburg werden Züge auf einigen Strecken nur auf einem Gleis unterwegs sein oder ganz umgeleitet werden. Das betrifft insgesamt 17 Verbindungen, beispielsweise die Abschnitte zwischen Pasewalk und Angermünde, Doberlug/Kirchhain und Cottbus sowie Potsdam-Rehbrücke und Bad Belzig. Ein Sonderprojekt ist beispielsweise der Bahnof Pirschheide, der in diesem Jahr wieder ans Netz gehen soll.

Einen Monat geht zwischen Ostbahnhof und Fürstenwalde nichts

Schon bald müssen sich Bahnkunden im RE1-Bereich zwischen Berlin-Ostbahnhof-Erkner-Fürstenwalde auf eine fast einmonatige Vollsperrung einstellen. Vom 24. März bis zum 21. April geht hier nichts mehr. Hintergrund sind Arbeiten am Korrosionsschutz der A10-Brücke bei Erkner. Zudem sollen Gleise sowie die Bahnübergänge in Hangelsberg und Fürstenwalde erneuert werden. Außerdem sollen vorbereitende Maßnahmen für die Bahnhofserweiterung Berlin-Köpenick vorgenommen werden.

Auch die Regionalbahnlinien RE2, RE8 und RB23 sind von den Arbeiten betroffen. Fahrgäste müssten bis Erkner auf die S-Bahn umsteigen. Zwischen Erkner und Fürstenwalde werden Busse eingesetzt. Der Fernverkehr wird über Cottbus umgeleitet, so dass sich die Fahrzeiten erheblich verlängern.

Größte Baustelle ist zwischen Berlin und Dresden

Das größte Bauvorhaben gibt es auf der Strecke Berlin-Dresden. Das werde bis 2029 andauern. "Es wird in der Zwischenzeit immer wieder Einschränkungen geben. Das betrifft beispielsweise die Strecke Rangsdorf-Berlin-Südkreuz oder auch zwischen Südkreuz und Baruth. Das lässt sich leider nicht verhindern", betonte Kaczmarek. "Es muss aber erstmal schlimmer werden, damit es besser werden kann", erklärte er. So wird der RB 24 dieses Jahr gar nicht fahren. Und auch auf den südlichen RE 8 wird man bis November vergeblich warten.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13.02.2023, 19:30 Uhr

43 Kommentare

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  1. 43.

    Die DB hinkt da ganz schön der DR hinterher. Die Schnelltriebzüge der DR (Fliegender Hamburger, Schlesier etc) fuhren bereits nach Plan 160 km/h und erreichten bei einer Versuchsfahrt am 17. Februar 1936 eine Geschwindigkeit von 205 km/h. Berlin-Breslau-Beuten wurde in 4:17 Stunden gefahren - das ging über die Strecke Berlin-Ffo-Sommerfeld-Liegnitz-Breslau - also war die Strecke, um die es hier geht, schon mal bei der DR für 160 km/h ausgebaut, man nähert sich also im Jahr 2023 als DB so langsam an den Stand der DR in den 1930er Jahren an, Fortschritt sieht anders aus.

  2. 42.

    Vom 5. August 2016 bis Dezember 2017 war die Berlin-Dresdener Bahn zwischen Wünsdorf und Elsterwerda gesperrt, damit die Strecke für 200 km/h ausgebaut werden kann. Der Fernverkehr wurde über Falkenberg - Jüterbog umgeleitet und der Regionalverkehr im SEV gefahren. Warum hat man damals den Abschnitt von Glasower Damm Süd bis Wünsdorf nicht gleich mit umgebaut? Nun muß man den Fernverkehr ein 2. Mal umleiten. Wenn man damals gleich die Gesamtstrecke umgebaut hätte, hätte man sich weitere Umleitungen sparen können und hätte seit 5 Jahren weitere Fahrzeit gespart.

  3. 41.

    @17+24+29: 30 Jahre bzw. 25 Jahre bei der Berliner Stadtbahn sind für hoch belastete Eisenbahnstrecken eine lange Zeit zwischen 2 grundhaften Sanierungen. Über Langsamfahrstellen bin ich nicht informiert, da ich seit vielen Jahren keine La mehr bekomme. Und www.openrailwaymap.org hat Langsamfahrstellen sicher auch nicht drin. Kann mich bitte jemand über die Langsamfahrstellen auf den betroffenen Strecken informieren?

  4. 40.

    Das haben Sie fachlich dargestellt, leidet sehr einseitig. Sind Sie von der Pressestelle der DB? Bemerkenswert ist doch z.B. die Streckenbelegung auf der Berliner Stadtbahn. Das Chaos wurde extrem mit dem Wechsel in den Winterfahrplan und Wechsel beim RE 1. Die Taktungen bestimmt DB-net und verdient auch gut daran.

  5. 39.

    Eigentlich nichts Neues. Seit Jahren ist mindestens 4 Wochen im Jahr Schienenersatzverkehr. Und immer schön nacheinander: Einmal zwischen Eisenhüttenstadt und Frankfurt (zuletzt im November) und dann wieder zwischen Frankfurt und Erkner.
    Die Strecke zwischen Berlin und Frankfurt wurde schon vor Jahren für 160 km/h ausgebaut. Offenbar hält sowas nicht lange. Die Brücke, welche neue Farbe braucht, wurde auch nach der Wende gebaut.

  6. 38.

    Die Deutsche Bahn AG ist mit ihrem Netz überfordert. Mich nervt dieses Dauerkrisenmanagent einer DB AG. Sie tut so als wenn ihr das Netz gehört. Die Infrastruktur gehört allen Steuerzahlern und sollte mit den selben Mitteln saniert und ausgebaut werden, wie die Bundesstraßen und Autobahnen. Ohne Wenn und Aber. Eine Verkehrswende wird es mit der DB Netz & DB Service and Station (oder wo die Einnahmen der Zug halte versickern) der DB AG nie geben, da zu viel Einnahme in den Bilanzen verschwinden.

  7. 37.

    Die DB muss die Zuständigkeit fürs Netz verlieren. Die Infrastruktur ist das Eigentum der Steuerzahler. Gewinne aus der Infrastruktur sollten nicht als Gewinn der DB AG aufgeführt werden, sondern ins Netz und dessen Ausbau investiert werden. Oft liest man davon, dass es für die Bahn billiger ist, Infrastruktur wie z. B. Brücken so lange verrotten lässt, bis der Steuerzahler einen Neubau bezahlt. Das Schienennetz sollte dem Gemeinwohl dienen und nicht der Bilanz der DB AG.Ein Weiterso ist Scheiße

  8. 36.

    Man könnte den Eindruck bekommen.
    Ich bleibe allerdings weiter dabei, daß die sogenannte Bahnreform zu diesem Mißstand geführt hat und weiterhin führt. In GB gab es zu deren Reformationszeiten sogar tötliche Unfälle wegen marodem Schienennetz & Sicherungstechnik, so das die Regierung gezwungen wurde, daß gesamte Netz in öffentliche Hand zu überführen und damit aus dem Gewinnwahnsinn.
    Eine Trennung von Netz und Betrieb wird in D vehement abgelehnt. Die eigenen Fachleute(die an der vordersten Front ) bei DB-Netz arbeiten am Limit, Nachwuchs schwierig, Geld versickert im Nirvana. Daseinsvorsorge ist ein Fremdwort in den Teppichetagen der DB. Zustand der DB-Netz AG aktuell.
    Nebenbei bemerkt wurde der Südring nach xJahren „Dornröschenschlaf“ erstaunlicherweise relativ zügig richtig fitgemacht. Das da wenig drüber läuft, liegt u.a.an fehlender Oberleitung und aktuell am einer Brückenbaustelle im Bereich Neukölln-Baumschulenweg.

  9. 35.

    Es wurde bisher immer auf die Bahnen geschimpft. Die eigentlichen Fehlplaner sind aber die Leute bei DB-net. Revanche für die mehr werdenden Privatbahnen?

  10. 34.

    Danke für die umfangreiche Antwort. Ja, diese Ausweichstrecke kenne ich. Ich bin allerdings der Auffassung, dass deren Kapazität die Stadtbahn tatsächlich nicht ersetzen kann. Wenn es zu unplanmäßigen Sperrungen kommt, wird bereits heute nicht jeder Zug darüber geleitet. Man konzentrierte sich immer darauf, dass der Magdeburger RE1 durchfährt, der Brandenburg/Havel-er endete dann meistens in Wannsee oder Charlottenburg. Wie dem auch sei, in Berlin gibt es noch einigermaßen Potential für Ausweichstrecken, außerhalb der Ballungszentren ist davon aber nicht mehr viel übrig geblieben, weshalb bei vielen Streckensperrungen in der Fläche nicht nur längere Fahrtzeiten zustande kommen, womit man noch recht gut leben könnte, sondern teils ganze Verbindungen wochen- und monatelang komplett ausfallen. Ich reise geschäftlich lieber mit der Bahn, aber teilweise ist das echt abenteuerlich.

  11. 33.

    Manche haben hier ja mächtig viel Verständnis für alles. Soll ja auch gerne sein, aber so gut und gerechtfertigt alle diese Entschuldigungen und Rechtfertigungen auch sein mögen, so muss man doch feststellen, dass das System Bahn auf diese Weise schlechter funktioniert als das System Fernstraße.
    Einen massenhaften Umstieg auf die Bahn wird es also nie geben. Zum Glück, denke ich mir als Bahnfahrer (und Nichtautofahrer) im RE1. :-))

  12. 32.

    "Es muss aber erstmal schlimmer werden, damit es besser werden kann."
    Das neue Motto der Bahn! Sorgt bestimmt für viele neue Kunden.
    Man beachte auch das Wörtchen "kann" bei "besser werden".....

  13. 31.

    "Überfüllte Busse sind nicht rechtfertigen und ein Sicherheitsproblem."

    Wieso das denn? Im Falle einer Vollbremsung kann immerhin keine:r umfallen!

  14. 30.

    Ausweichstrecken gibt es schon noch. Über Wuhlheide kommt man nach Lichtenberg, von dort auf den Ring und am Bahnsteig in Jungfernheide vorbei (Halt geht nur an den Gleisen aus/in Richtung Spandau) kommt man kurz vor Grunewald wieder auf die "Stadtbahn" (endet ja eigentlich in Charlottenburg) und dann wieder weiter nach Wannsee. Alternativ statt über Lichtenberg über Hohenschönhausen.

    Die Kapazitäten da reichen seltsamerweise bei ungeplanten Sperrung der Stadtbahn, um den RE1, RE2 und RE7 sowie den Fernverkehr darüber umzuleiten, manchmal wird der RE7 dann allerdings auch zusammen mit RB14 durch den Nord-Süd-Tunnel geschickt.

    Bei geplanten Sperrungen der Stadtbahn heißt es dagegen immer, es gäbe diese Kapazitäten gar nicht.

  15. 29.

    Das sehe ich völlig anders. Es wird nur dann was getan, wenn nix mehr geht. Solange da mit irgendeiner zulässigen Vmax drüber gefahren werden darf, die höher wie Schrittgeschwindigkeit ist, passiert genau nüscht.
    Und die La-Stellen werden nicht weniger, sondern mehr. Alles ist eine Folge der sogenannten Bahnreform von 1995. Und seit 27 Jahren gab es kein Jahr, wo z.b.auf der Strecke Berlin -FfO nicht gebaut wurde. Es gibt bei der S-Bahn am Bhf.Zehlendorf eine 30km/h-La-Stelle,wo noch richtige Oldschoolzüge der BR Stadtbahn und 476 drüber gerollt sind. Beseitigung steht in den Sternen…..

  16. 28.

    "Selbst die NATO fordert das, als strategisch wichtige Strecke nach Polen und weiter ins Baltikum. " Ja, das wußte auch schon die DR und ging ja auch bis 44. Man hatte jetzt rund 80 Jahre Zeit (oder mindestens die letzten 30 im Nachwendeeuropa) das wieder aufzubauen, was alles schon einmal vorhanden war an ausgebauten und schnellen Verbindungen. Anbei ein Musterfahrplan für die Zeilzeiten für die von Ihnen erwähnte Strecke: https://de.wikipedia.org/wiki/D_1/2_(Berlin%E2%80%93Eydtkuhnen)#/media/Datei:Fahrplan_Berlin-K%C3%B6nigsberg.JPG

  17. 27.

    Was möchten denn jenen Menschen sagen die auf den ÖNPV angewiesen sind und wie Vieh transportiert werden? Oder mit Glück oder Pech einfach stehen gelassen weil nichts mehr in den Bus passt? Fahrgastrechte was war das nochmal? Zum RE1 gebe es ja alternative Strecken z.Bsp den RB36 um nach Berlin zu kommen. Aber diese Strecken sind im bedauerlichen Zustand und eingleisig. Auf die Idee die Strecke RB36 zu verstärken mit zusätzlichen Einheiten kommt keiner…. Kostet ja Geld … Das Problem kann man nicht aussitzen, sondern erfordert Lösungen! Überfüllte Busse sind nicht rechtfertigen und ein Sicherheitsproblem. Welches jedes einmal vorsätzlich durch alle beteiligten in Kauf genommen wird. Die ODEG hat einen Auftrag vom VBB und diesen hat sie auch im SEV zu erfüllen!

  18. 26.

    Es wäre von Vorteil den Sùdring in Westberlin zu sanieren,ohne viel Tamtam,um endlich ein leistungsfähiges Streckennetz zu haben

  19. 25.

    Die Kosten für den SEV dürften noch das kleinste Problem sein. Es ist schlicht unmöglich, für die extrem stark frequentierten Strecken wie den RE1 am Markt überhaupt die nötigen Buskapazitäten einzukaufen. Es ist ja auch nicht so, dass nur hier in der Region aktuell gebaut wird. Bundesweit sind in den nächsten Jahren etliche Hauptstrecken gesperrt und müssen zumindest in Teilen mittels SEV bedient werden. Dafür fehlt es schlicht an Bussen und vor allem Fahrern.

  20. 24.

    "Bahnanlagen werden so gepflegt, wie es notwendig ist" Gerade als Mitglied des Bahnkundenverbands sollten Sie doch wissen, was diese Aussage bedeutet, die Sie selbst tätigen. Es wird nur das absolute Minimum gemacht. Im Notfall werden einfach Langsamfahrtstellen eingerichtet und bleiben dann über Jahrzehnte. Solange das Gleich nicht zu brechen oder eine Streckensperrung wegen eines defekten Bahnübergangs drohte, wurde in den vergangenen Jahrzehnten oft und weiträumig nur das Nötigste investiert

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