Ermäßigungstarif, einheitliche Mitnahme-Regelungen - Fahrgastverbände fordern Nachbesserungen beim Deutschlandticket

Di 02.05.23 | 14:40 Uhr
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"All you can fahr! - 49 Euro Das Deutschlandticket" steht am 01.05.2023 auf den Monitoren von Fahrkartenautomaten im Hauptbahnhof Köln. (Quelle: dpa/Thomas Banneyer)
Bild: dpa/Thomas Banneyer

Rund drei Millionen Menschen haben sich bislang das 49-Euro-Ticket gekauft, seit Montag gilt es. Die Fahrgastverbände begrüßen das Deutschlandticket, sehen aber noch Luft nach oben. So fordern sie etwa einen Ermäßigungstarif.

Fahrgastverbände haben die Einführung des Deutschlandtickets grundsätzlich begrüßt, mit denen Ticketinhaber seit Montag den öffentlichen Nahverkehr im ganzen Bundesgebiet nutzen können. Allerdings sehen sie noch Nachbesserungsbedarf.

So forderte der Berliner Fahrgastverband Igeb laut einer Mitteilung, das 49-Euro-Ticket müsse in allen Regionalzügen gelten. Im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg sind beispielsweise die Regionalexpresslinien RE17, RE28 und RE56 ausgenommen. Diese Linien werden nicht von der DB Regio betrieben, sondern von der Konzernschwester DB Fernverkehr.

Igeb fordert zudem, in Fernzügen, die das Angebot an Regionalzügen ergänzen, müsse ebenfalls das Deutschlandticket gelten. Dazu gehöre die IC-Linie 17, die den RE8 ergänze. Dort gälten die VBB-Tickets – nicht aber das Deutschlandticket.

Zudem fordert der Igeb ein Deutschlandticket zum Ermäßigungstarif für Studierende, Azubis, Schüler und Geringverdiener. Dieses müsse zum Preis von 29 Euro erhältlich sein. Eine solche Ermäßigung ist beispielweise in Bayern ab September geplant. Aktuell müssen beispielsweise Studenten den vollen Preis für ein Deutschlandticket zahlen, selbst wenn sie bereits ein Semesterticket haben. Eine Lösung soll es in Berlin und Brandenburg im Juni geben, dann sollen Studierende lediglich einen Aufpreis zahlen.

Pro Bahn fordert weitere Vereinheitlichung

Der Fahrgastverband Pro Bahn dringt darauf, dass das Deutschlandticket überall auch als Chipkarte erhältlich sein müsse. Der Vertrieb sei bei vielen Verkehrsunternehmen sehr unterschiedlich gestaltet. "Das muss im Sinne der Fahrgäste verbessert werden", sagte der Bundesvorsitzende Detlef Neuß.

Zudem seien Fragen "wie zum Beispiel Fahrradmitnahme, Mitnahme von Kindern, zusätzlichen Personen am Wochenende, Hunden und so weiter" noch nicht bundesweit geklärt, kritisierte der Pro-Bahn-Chef. Hier bestehe die Gefahr eines erhöhten Beförderungsentgelts beim Überschreiten einer Landesgrenze, warnte er. "Hier erwarten wir möglichst kurzfristig Lösungen", sagte Neuß.

Dennoch sei das neue Angebot ein großer Fortschritt, betonte er. "Die Vorteile des Deutschlandtickets überwiegen eindeutig", sagte der Pro-Bahn-Chef. Es sei "sehr preisgünstig" und kein Pendler müsse sich mehr Gedanken über Tarifgrenzen machen. "Vor allem dann, wenn die Fahrt zur Arbeit von einem Verkehrsverbund in den anderen geht."

Probleme bei Bestellung und Versand

Nach einer Hochrechnung des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben weit mehr als drei Millionen Menschen schon für den Mai den neuen Fahrschein gelöst, der bundesweit im öffentlichen Personennahverkehr gilt. Darunter sind dem Verband zufolge 750.000 Menschen, die bisher kein Nahverkehrs-Abo besaßen. Allein die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben nach eigenen Angaben vom Dienstag bislang 500.000 Deutschlandtickets verkauft, rund 70.000 der Käufer seien neue Abo-Kunden.

Die von einigen Fahrgästen beklagten Schwierigkeiten bei Bestellung und Versand des neuen Deutschlandtickets zeigen aus Sicht von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) Defizite bei der Digitalisierung. "Das sind Probleme, die damit zusammenhängen, dass wir keine ausreichende Digitalisierung im Vertrieb haben", sagte Wissing. Diese Schwierigkeiten seien aber keineswegs überall aufgetreten.

Die BVG hat eine Kulanzregelung angekündigt, wenn die Karte nicht rechtzeitig zugesandt wurde: In diesem Fall könnten Kunden trotzdem fahren, wenn sie die Bestellbestätigung und einen Ausweis vorzeigen können. Ähnlich äußerte sich der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB). Sie könne zwar nicht für jedes einzelne Unternehmen sprechen, so eine VBB-Sprecherin auf Nachfrage von rbb|24. Sie gehe aber davon aus, das Kontrolleure eine Bestellbestätigung plus Ausweis als Nachweis anerkennen.

Rolf Erfurt, Vorstand bei den Berliner Verkehrsbetrieben, räumte ein, dass es Probleme bei den Chipkarten-Herstellern gegeben habe. "Das ist aber jetzt behoben, und alle Chipkarten werden jetzt auch versandt."

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.05.2023, 7:40 Uhr

54 Kommentare

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  1. 54.

    Fortsetzung:
    Von daher bin ich dafür, dass der Bund ähnlich den Bundesstraßen und Autobahnen für die Instandhaltung zuständig sein sollte. Kein gewinnorientiertes Unternehmen, welches Gewinne aus dem einen lokalen Bereichen auszieht, um z.B. Verluste bei der DB cargo auszugleichen.

    Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld z. B. aus der S-Bahn B gezogen wurde. Ein staatsunternehmen. Und die Strecken gehören der DB Netz AG? Die S-Bahn Berlin hatte schon mal Bahnen verschrottet, um Geld zu sparen.

  2. 53.

    Was bringt es Unternehmen umzubenennen, wenn sich nichts ändert.

    Die Bahn AG investiert nur dort, wo es von den Bundesländern bestellt wird oder wo sie es muss. Die db Netz AG hat jedoch herausgefunden, dass man Geld sparen kann, wenn z. B. eine Brücke so lange nicht instand hält bis ein Neubau nötig ist. Den Neubau zahlt dann der Steuerzahler. Die Instandhaltung wäre billiger gewesen. Hätte aber die DB Netz bezahlen müssen. Bei einem Neubau muss sie gar nichts zahlen...

  3. 52.

    Wird aber suggeriert, dass das funktionieren würde: Wenns um Einkommensschwache geht, wird die Diskussion oft aufs Sozialticket verengt, auch wenn es vielen Einkommensschwachen tatsächlich garnicht zusteht.

  4. 51.

    Das Konzept des 49€-Tickets kann nicht funktionieren, weil man nicht alle geringen Einkommen mit einem eigenen Ticket berücksichtigen kann (Sozialticket, Seniorenticket, Semesterticket etc.)

  5. 50.

    Auch das 29-€-Ticket gab es nur im Abo. Aber das D-Ticket soll man ja sogar über den Arbeitgeber als Jobticket abschliessen, um sich noch länger zu binden. Nur so wirds billiger, das ist doch die eigentliche Schweinerei.

  6. 49.

    Das dauerhafte 29-€-Ticket wird kommen. Da wird die SPD schon für sorgen. Schließlich steht es im aktuellen Koalitionsvertrag.

  7. 48.

    Ich frage mich grundsätzlich, warum man dieses Ticket nicht ganz normal an einem Schalter erwerben kann? Beim 9,-€-Ticket ging es doch damals auch. Jetzt gibt es offenbar vereinzelt Probleme mit der Antragstellung, mit der Zustellung der Chipkarten, von den (gefühlt) kilometerlangen Warteschlangen mal ganz abgesehen.
    Was soll eigentlich der ganze Abo-Quatsch??? Ob unter solchen Umständen dieses Ticket auf Dauer der wirklich große Kracher, oder vielleicht doch mehr der "Lacher" ist, wird sicher noch die Praxis zeigen.
    WARUM EINFACH, WENN ES AUCH UMSTÄNDLICH GEHT?

  8. 47.

    Dieses 49€ Ticket ist für Rentner nicht geeignet. Aber in Deutscland ist alles immer kompliziert, dass es auch einfacher gehen kann hat das 9€ Ticket gezeigt. Wer das Ticket nicht so oft braucht benötigt auch kein Abo.
    29€ wären Ok und das ganz einfach am Automaten oder im Verkauf.
    Dann würden viele Rentner sich das Ticket auch mal leisten.
    Es wird immer nur gesprochen wir müssen für sozialschwache Schichten, Berufstätigen, Kinder, Studierende. unterstützen,
    aber die Bürger die dieses Land den Wohlstand beschert haben werden vergessen.

  9. 46.

    Dieses 49€ Ticket ist für Rentner nicht geeignet. Aber in Deutscland ist alles immer kompliziert, dass es auch einfacher gehen kann hat das 9€ Ticket gezeigt. Wer das Ticket nicht so oft braucht benötigt auch kein Abo.
    29€ wären Ok und das ganz einfach am Automaten oder im Verkauf.
    Dann würden viele Rentner sich das Ticket auch mal leisten.
    Es wird immer nur gesprochen wir müssen für sozialschwache Schichten, Berufstätigen, Kinder, Studierende. unterstützen,
    aber die Bürger die dieses Land den Wohlstand beschert haben werden vergessen.

  10. 45.

    Die ehemalige SPD und heutige CDU-Assiszenz hat doch vor lauter Kai-Schwärmerei ihre Wahllüge bzgl 29€ längst dem Dienst an Kemmerich II geopfert. "Frühestens Ende des Jahres" hieß es vor kurzem; die Schuld wurde der BVG zugewiesen (angeblich unzureichendes Vertriebssystem, dabei gab es das 29er bereits erfolgreich).
    Man hofft offenbar, dass durch die Aufregung über das zum Scheitern konziperte bundesweite 49er die Wahlplakte der Berliner exSPD zusammen mit der Partei bis dahin in Vergessenheit geraten.
    Wenn ich bedenke, dass ich auf Frau Jarasch sauer war, als sie das 29er als Wahlkampfgetöse der SPD bezeichnete, kann ich nur noch den Kopf schütteln.

    Liebe Moderation, bei mir erscheint "Bei Ihrer Eingabe ist ein Fehler aufgetreten!". Falls der Beitrag mehrmals ankommen sollte, greifen Sie bitte ein.

  11. 44.

    Wenn man ja wieder Einheitspreise - wie dieses 49-Euro-Billett - deutschlandweit einführen will, könnte man dann ja auch die Einzelunternehmen wieder in ein einzigen Unternehmen zusammenfassen, Namensvorschlag: Deutsche Bundesbahn oder wegen der Historie Deutsche Reichsbahn (gab es ja sogar in der DDR noch und der Bundestag tagt ja auch weiterhin im Reichstag).

  12. 43.

    "Ich begreife sowieso nicht, warum viele Autofahrer etwas gegen ein Ticket haben, das den Straßenverkehr entlastet. Das ist doch eine Win-Win-Situation für alle." Wie kommen Sie darauf, daß es den Straßenverkehr entlastet? Selbst bei dem 9-Euro-Billett hatte ich auf den Landstraßen zur Berufspendlerzeit keinen Unterschied beobachten können bei der Verkehrsdichte über Land.

  13. 42.

    "Allein dieser ganze Krampf mit den Zonen nervt total (Fahrt zum Flughafen z.B..)" Als Berlin noch eigene Flughäfen hatte, war das auch noch nicht, aber wenn der Flughafen jetzt in Brandenburg liegt, den Berlin mitnutzt, dann ist das halt kein innerstädtischer Berliner Verkehr mehr.

  14. 41.

    "Die Gesellschaft muss fair bleiben."

    Die Gesellschaft muss erst fair werden, aber davon entfernt sie sich immer weiter, insbesondere bei der Werkehrswende.
    Die mit Bahnanschluss sollen auf kosten der Steuerzahler günstig durch Deutschland fahren, und mehr als die hälfte der Bevölkerung soll weiterhin von ÖPNV abgehängt bleiben.
    Ja, bei dieser Verkehrspolitik, wo das Autofahren unerwünscht und besondesr teuer. werden soll, werden die Menschen zunehmend in die Städte ziehen, und recht haben sie.
    Wer will schon zu den abgehängten Teil der Bevölkerung gehören.
    Tja, und die Mieten in Städten mit einer guter Infrastruktur werden weiter steigen,und das ist dann die faire konsequenz.

  15. 40.

    Die Grünen wollten das so, wie Sie schreiben. Während die SPD ein dauerhaftes 29-€-Ticket für alle will.

  16. 39.

    Das ganze Konzept ist noch sehr schief. Man setzt auf das D-Ticket als Jobticket, aber dazu müssten erstmal alle Arbeitgeber dazu verpflichtet werden, mitzumachen. Sonst zahlen manche Normalverdiener künftig weniger, als Menschen mit geringem Einkommen, die weder ein Job- oder Sozialticket haben.

  17. 38.

    Abgemacht:
    Blonde Katholiken die Klaus heissen bekommen das Ticket auch nicht.

  18. 36.

    Und Katholiken sollten das Tickelt auch nicht bekommen.
    Und Blonde.
    Und ganz besonders blonde Katholiken nicht.

  19. 35.

    Seit über 3 Wochen warte ich auf diese Chipkarte. Ein Ticket auf Papier mit Namenseintrag auch aus den Automaten wäre viel praktischer und flexibler, denn nicht jeder braucht ein Abo.

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