Befragung über Konsumverhalten - Cannabis gehört für viele junge Berliner zum Alltag

Mo 19.06.23 | 18:30 Uhr
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Symbolbild: Ein Jugendlicher konsumiert in einem Park Marijuana. (Quelle: imago images/L. Radin)
Audio: radioeins | 19.06.2023 | Britta Nothnagel | Bild: imago images/L. Radin

Viele Jugendliche und junge Erwachsene in Berlin haben Erfahrungen mit dem Konsum von Cannabis. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen, die Pandemie hat das Problem offenbar verstärkt.

Cannabis gehört für viele Jugendliche und junge Erwachsene in Berlin laut einer Studie zum Alltag. Zugleich gebe es große Wissenslücken bei dem Thema, erklärte die Fachstelle für Suchtprävention Berlin am Montag. Anlass war die Veröffentlichung einer Umfrage über die Nutzung von Cannabis in der Bundeshauptstadt [berlin-suchtpraevention.de]

Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) betonte, die Studienergebnisse zeigten, dass Suchtpräventionsangebote insbesondere für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden müssten. Suchtprävention bedeute, "über die Auswirkungen des Konsums zielgruppengerecht aufzuklären und riskantes Konsumverhalten früh zu erkennen".

Jeder zweite Nutzer zeigt problematisches Konsummuster

Knapp ein Drittel der Befragten gab in der Umfrage an, die Substanz innerhalb der vergangenen zwölf Monate konsumiert zu haben. Knapp 16 Prozent nutzten sie der Studie zufolge innerhalb der 30 Tage vor der Befragung.

Bei knapp 40 Prozent der Nutzer stieg demnach der Konsum während der Corona-Pandemie. Bei jedem zweiten Nutzer seien problematische Konsummuster festgestellt worden.

Männliche Befragte waren mit rund 50 Prozent deutlich häufiger betroffen als weibliche mit rund 35 Prozent. Konsumiert wird der Studie zufolge häufig gemeinsam mit anderen (rund 75 Prozent), um die Stimmung aufzuhellen (rund 50 Prozent), zum Einschlafen (rund 50 Prozent) und gegen Langeweile (knapp 50 Prozent).

Das durchschnittliche Einstiegsalter von Cannabis-Konsumenten liegt laut Studie in Berlin bei 14,6 Jahren. Das sei ein sehr frühes Einstiegsalter, sagte die Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention Berlin, Kerstin Jüngling, dem rbb. "Jeder, der in dem Alter konsumiert, ist einer zu viel."

Befragte zwischen 16 und 27 Jahren alt

Die Studie stellte zudem bei knapp 40 Prozent der Befragten Wissenslücken fest. Nur rund 60 Prozent hätten THC als berauschenden Wirkstoff von Cannabis benennen können. Knapp 20 Prozent der Befragten hätten nicht gewusst, dass die Risiken des Konsums bei Jugendlichen höher sind als bei Erwachsenen.

Für die Studie der Fachstelle für Suchtprävention und des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung Hamburg wurden 2.410 Berlinerinnen und Berliner im Alter zwischen 16 und 27 Jahren zu ihrem Konsum, ihrer Einstellung und ihrem Wissen zu Cannabis befragt.

Sendung: radioeins, 19.06.2023, 20:02 Uhr

45 Kommentare

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  1. 45.

    Na, Cannabis wird ja zu großen Teil von Personen konsumiert, die der Jugend längst entwachsen sind.

  2. 44.

    Das in Berlin angeblich 50% aus Langweile Kiffen sollen, das kann nur als faule Ausrede oder Verarsche gemeint sein.
    Anders In der Pampa, da wäre wohl was drann, aber bitte nicht in Berlin.

  3. 43.

    "Hat das denn in Bezug auf Alkohol, den ja quasi alle trinken und woran allein in Deutschland jährlich Zigtausende zugrunde gehen, jemals irgendjemanden gestört?"

    Natürlich nicht. Alkohol ist ja auch keine "Droge" oder "Rauschgift". Alkohol ist ein Kulturgut und Genussmittel, jeder Weintrinker trinkt Wein nur des Geschmackes wegen und nicht weil er sich berauschen will. Zechgelage bis zum Filmriss waren schon zu Goethes Zeiten deutsche Kultur. Dem Besoffki wird auf die Schulter geklopft, haste gut gemacht. Der Nichttrinker muss sich rechtfertigrn, warum er sich dieses Nervengift nicht reinziehen will. Kranke Welt.

  4. 42.

    „Der Inhalt der Studie wird völlig ignoriert. Hier geht es um die wachsende Zahl von Jugendlichen, die scheinbar regelmäßig Drogen konsumieren.“

    Hat das denn in Bezug auf Alkohol, den ja quasi alle trinken und woran allein in Deutschland jährlich Zigtausende zugrunde gehen, jemals irgendjemanden gestört? Sicherlich ist Cannabis auch nicht vollkommen harmlos – im direkten Vergleich dazu aber eher ein Witz; Todesfälle gibt es praktisch nicht. Ausgerechnet das dann aber zu verbieten, ist wirklich nicht nachvollziehbar.

    Menschen haben schon immer bewusstseinsverändernde Substanzen zu kultischen Zwecken genutzt – und sich sicherlich auch einfach so zum Spaß berauscht; sogar viele Tiere in freier Wildbahn tun das, z.B. indem sie bestimmte Pflanzen, vergorene Früchte und Pilze fressen.

    Während Alkohol nie so mein Ding gewesen ist, habe ich früher schon ganz gerne mal mit Freunden einen geraucht. Warum sollten erwachsene Menschen da nicht einfach frei entscheiden dürfen?


  5. 41.

    Der Inhalt der Studie wird völlig ignoriert. Hier geht es um die wachsende Zahl von Jugendlichen, die scheinbar regelmäßig Drogen konsumieren. Aber die einzige Sorge scheint zu sein, die Legalisierung nicht in Frage zu stellen, und wie der Minderjährige über ältere Geschwister verfolgungsfrei an den Stoff kommt. So ziehen Abhängige die nächste Generation von Konsumenten groß. Vorbilder sind gerade bei Heranwachsenden wichtig. Aber bitte keine Süchtigen. Höchstens als schlechtes.

  6. 40.

    „Die Krankenkassenbeiträge steigen schon wieder. Ich möchte nicht für vorsätzliche, fahrlässige Unvernunft bezahlen.“

    Ach, wissen Sie, der eine hat einem Kletterunfall, die andere verunglückt mit dem Motorrad – und im (beinahe) schlimmsten Fall zieht das für beide dann aufwändige und teure Operationen und Therapien nach sich oder sie werden zum Pflegefall und sind ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen … Ganz jemand anders bekommt vielleicht auch einfach „nur“ Hautkrebs, der vermeidbar gewesen wäre, wenn er / sie sich nicht immer so lange ungeschützt in der Sonne aufgehalten hätte – und sämtliche Kosten für all das übernimmt die Krankenkasse. Vielleicht sollte man die Risikobewertung für das Tun jeder und jedes Einzelnen doch einfach ihm bzw. ihr selbst überlassen. Oder wollen Sie wirklich jedes irgendwie erdenkliche riskante Verhalten verbieten? Dann dürfte z.B. auch niemand mehr irgendeiner Soortart nachgehen, die mit Bewegung verbunden ist, weil er sich dabei ja verletzen könnte …

  7. 39.

    „Es werden, auch wenn es zu einer Legalisierung kommt, keine Drogen an Minderjährige abgegeben. Die werden sich weiter beim Dealer des Vertrauens eindecken. Mit den gleichen Risiken. Mit der legalen Abgabe wird also gar nichts gelöst.“

    Da bin ich etwas anderer Meinung. Wenn alle Volljährigen ihr Gras und Hasch ganz legal in kontrollierter Qualität kaufen können, wird der illegale Handel damit ganz deutlich zusammenschrumpfen – und ihm somit dann auch jede Menge Geld entzogen; mit dem eventuell auch noch andere illegale Geschäfte finanziert werden. Abgesehen davon, wird es wohl auch nicht ausbleiben, dass auch noch nicht (ganz) Volljährige sich mal was vom älteren Kumpel oder dem großen Bruder mitbringen lassen – wodurch sie dann aber immerhin ebenfalls nicht mehr darauf angewiesen sind, es sich auf dem Schwarzmarkt zu besorgen, wo sie eventuell auch noch mit anderen Substanzen in Kontakt kommen. Unterm Strich sehe ich da eigentlich nur Vorteile.

  8. 38.

    Unglaubwürdig, sie müssen nur mal durch Berlin laufen.

    Sie sind offensichtlich nicht aus Berlin.

  9. 37.

    Sie meinen also, legale Abgastellen würden keinen Altersnachweis verlangen, die illegalen Dealer aber schon...?

  10. 36.

    "...nachts durch Couchritzen streifen und Kekskrümel suchen..."
    Mein Tag ist gerettet :-).

  11. 35.

    Hier wird wohl etwas falsch verstanden. Es werden, auch wenn es zu einer Legalisierung kommt, keine Drogen an Minderjährige abgegeben. Die werden sich weiter beim Dealer des Vertrauens eindecken. Mit den gleichen Risiken. Mit der legalen Abgabe wird also gar nichts gelöst. Bis auf die idiologischen Sehnsüchte einiger Alt 68.

  12. 33.

    Mit den Drogen, Rauschmitteln und Giften Alkohol, Nikotin, Tabletten und Industriezucker haben bereits Millionen Menschen ihre Probleme. Warum den Zugang zu weiteren erleichtern? Den einzigen Vorteil in einer Legalisierung von weichen Drogen sehe ich in der Reduzierung der Organisierten Kriminalität. Wird diese auch tatsächlich spürbar reduziert?
    Alkohol, Nikotin, Tabletten und Industriezucker sollten so wenig wie möglich konsumiert werden. Mäßig und vor allem unregelmäßig! Wer vorsätzlich seine Gesundheit durch Drogen, Gifte, ungesundes Essen und Bewegungsmangel schädigt, sollte mehr an den Krankheitskosten beteiligt werden. Die Krankenkassenbeiträge steigen schon wieder. Ich möchte nicht für vorsätzliche, fahrlässige Unvernunft bezahlen.

  13. 32.

    Wenn Sie den Artikel aufmerksam lesen werden Sie feststellen dass schon jetzt ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen Zugang zu Cannabis haben. Lediglich vom Schwarzmarkt, wo weiß Gott was für Zusätze drin sind und überhaupt kein Jugendschutz durchgesetzt wird. Das wurde schon vor Jahrzehnten zu meiner Zeit in der Grundschule verkauft. Eine Legalisierung würde den Schwarzmarkt effektiv trocken legen und so den Jugendschutz deutlich verbessern.

  14. 31.
    Antwort auf [P.G] vom 19.06.2023 um 22:47

    Das ist kein typisches Berlin-Problem.

  15. 30.
    Antwort auf [Rene] vom 19.06.2023 um 22:01

    Das ist lediglich ein konstruktiver Umgang mit dem permanenten Vorwurf, sie seien eine Verbotspartei. ;-)

  16. 29.

    Für mich gehört es auch zum Alltag, genau wie Zigarettenrauch. Nicht weil ich es freiwillig konsumiere, sondern die Nachbarn entscheiden das einfach für mich mit. Dieses ganze Drogenzeug gehört verboten und es ist mir egal welche schillernden Gründe die Konsumenten erfinden. Dann sollen sie mit ihrer Unsitte aufs Land ziehen, wo sie niemanden belästigen.
    War das heute Abendschau über giftige Kippen? Vergiftete Kinder, vergiftetes Grundwasser. Wo seit ihr ganzen Grünen und Lasties, Rebellions und Moralapostel da eigentlich?
    Wer Bewusstseien verändernde Drogen konsumiert, ist im Freien eine Gefahr für alle anderen. Reaktion im Eimer, Wahrnehmung im Eimer, Risiko einschätzen im Eimer. Um so mehr Leichtsinn, Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit.

  17. 28.
    Antwort auf [P.G] vom 19.06.2023 um 22:47

    Zahlreichen Politikern empfehle ich zur Kenntniserlangung den wöchentlichen Besuch am Kottbusser Tor, Zoologischen Garten sowie in diversen Suchtkliniken.
    Aber mal hängt wohl wie bei einigen anderen Themen lieber einer ideologischen Wunschvorstellung an anstatt sich mit der Realität auseinanderzusetzen.

  18. 27.

    Natürlich wirken Drogen auf jeden auch anders.
    Aber viele nutzen Kiffen zum Einschlafen.
    Dann muss es ja eine Wirkung haben.
    Von mir aus kann sich jeder alles reinballern.
    Habe da keine moralischen Empfehlungen.
    Ich sage mir immer: Die Dosis macht das Gift.

  19. 26.

    Eben deshalb ist es ein Unterschied, ob Kinder und Jugendlich an sowas kommen oder verantwortungsbewusste Erwachsene damit als Genuss umgehen können. Leider ist diese gesellschaftliche Trennung nicht möglich. Das sehen wir als Beispiel ja beim Nikotin und Alkohol. Diese beiden Beispiele sollten eingentlich Warnung sein und nicht Rechtfertigung für die offizielle Verbreitung einer weiteren potenziellen Droge. Wohl gemerkt: Es geht um Kinder und Jugendliche! Wenn Erwachsene Canabis frei zur Verfügung haben, ist es auch kein weiter Weg bis zu Kindern und Jugendlichen. Das ist für mich das große Problem.

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