Berlin-Neukölln - Böllerwürfe und brennende Barrikaden bei pro-palästinensischen Protesten
Wieder protestieren Menschen in Berlin wegen der Eskalation im Nahen Osten. In Neukölln sind Einsatzkräfte mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern beworfen worden. Die Polizei ist mit Wasserwerfern im Einsatz und setzt Pfefferspray ein.
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Auf der Neuköllner Sonnenalleeist es am Mittwochabend erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und pro-palästinensischen Demonstrantinnen und Demonstranten gekommen. Am späten Abend sei ein Abschluss noch nicht in sich gewesen, teilte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur DPA mit.
Die Demonstranten warfen demnach mit Steinen und Flaschen auf Polizisten, wodurch einige Polizeikräfte verletzt wurden. Vorläufigen Angaben zufolge blieben sie weiter im Dienst. Auch Pyrotechnik sei auf Beamte geschossen worden. Die Polizei fuhr mehrere Wasserwerfer auf und setzte Pfefferspray ein. Angaben zu möglicherweise verletzten Protestierenden lagen zunächst nicht vor. Die DPA sprach von Dutzenden Festnahmen.
Trotz eines Demonstrationsverbots kam es bereits am Nachmittag zu Protesten, die Stimmung wurde von der Polizei von Beginn an als aufgeheizt besschrieben.
Kurz nach 19 Uhr wurden auf der Reuterstraße zwischen Sonnenallee und Karl-Marx-Straße Barrikaden in Brand gesetzt. "Wir sehen, wie Menschen wahllos Gegenstände auf die Straße werfen, anzünden und sich dabei filmen und feiern", teilte die Polizei weiter bei X (vormals Twitter) mit. Durch Würfe von Pyrotechnik sei ein Feuer auf einem Balkon entstanden, das Polizisten gelöscht hätten.
Mehrere Einsatzwagen wurden aufgefahren, um die Aufnahme von Personendaten schneller bearbeiten zu können. Gegen 20 Uhr rückten Wasserwerfer von mehreren Seiten in Richtung der Barrikaden vor. Beamte versuchten Protestierende einzukesseln, die der Aufforderung zum Weggehen nicht nachkamen. Auf X teilte die Berliner Polizei mit, dass Beamte Pfefferspray eingesetzt hätten und Zwang gegen einige Personen eingesetzt wurde.
Slowik nennt Lage in Neukölln angespannt
"Wir haben mit Sicherheit mehrere Hundert Menschen auf den Straßen in der Sonnenallee", sagte die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik der rbb24 Abendschau. "Die Situation in Nord-Neukölln ist angespannt." Die Einsatzkräfte würden versuchen, die Menschen auseinanderzubringen und konsequent einzuschreiten.
Slowik rechnete erneut mit einem längeren Einsatz. "Wir haben auch heute Nacht damit zu rechnen, dass kleinere und größere Gruppen auf den Straßen unterwegs sind, die skandieren und die vielleicht auch zu Straftaten greifen", sagte sie. "Wir greifen deutlich ein", betonte die Polizeipräsidentin.
Polizei meldete mehrere Verletzte in der Nacht auf Mittwoch
Seit dem späten Nachmittag kam es in Neukölln trotz des Verbots von pro-palästinensischen Kundgebungen an mehreren Orten zu Menschenansammlungen. Am Richardplatz wurden laut Polizei Personengruppen per Lautsprecher mehrfach angesprochen und über das dort bestehende Versammlungsverbot aufgeklärt. Gleichwohl hätten nicht alle Menschen den Platz verlassen.
Später versammelten sich dann immer mehr Menschen in der Sonnenallee. In dem Bereich war es bereits in der Nacht zum Mittwoch zu Ausschreitungen gekommen.
Auch am Auswärtigen Amt in Mitte hatten sich am Nachmittag mehrere Hundert Menschen versammelt. Bei der Kundgebung unter dem Motto "Not in My Name" (nicht in meinem Namen) demonstrierten Muslime für ein Ende der Gewalt gegen Israelis und Palästinenser. Die Kundgebung wurde laut Polizei jedoch direkt von der Veranstalterin beendet, weil sie keinen Einfluss auf die Teilnehmenden gehabt habe. Angemeldet waren demnach 50 Personen, gekommen waren mehrere Hundert.
Eskalierte Lage in Israel und Gaza
Erst in der Nacht zum Mittwoch war es bei pro-palästinensischen Kundgebungen zu Ausschreitungen vor allem in Neukölln gekommen. 20 Polizistinnen und Polizisten seien verletzt worden, hieß es. Zwei hätten den Dienst beenden müssen. Nach Angaben der Polizei wurden 39 Menschen festgenommen und 65 Strafverfahren eingeleitet. Zudem wurden zwölf Ordnungswidrigkeiten registriert.
Auslöser der Proteste ist die eskalierende Gewalt im Nahen Osten. Nachdem am 7. Oktober Mitglieder der Terrororganisation Hamas von Gaza aus mehrere Dörfer und Städte in Israel angegriffen hatten. Dabei waren Hunderte Menschen getötet, verletzt und verschleppt worden. Als Reaktion hat Israel begonnen, Ziele im Gazastreifen zu beschießen.
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Sendung: rbb24 Spezial, 18.10.2023, 20:30 Uhr