Wenig Wechselmöglichkeiten - Geringe Leerstandsquote macht das Umziehen in Berlin und Potsdam schwer

Mo 18.12.23 | 17:39 Uhr
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Symbolbild: Sanierte Wohnhäuser in Berlin in der Saarbrücker Straße. (Quelle: dpa/Kalaene)
Bild: dpa/Kalaene

Leere Wohnungen machen Umzüge möglich. Sind alle bewohnt, friert der Markt ein. So ist die Situation in Potsdam und Berlin: Dort gibt es nur wenig freien Wohnraum. In einigen Brandenburger Landkreisen ist die Lage aber anders.

Wegen der hohen Nachfrage nach Wohnraum stehen in Deutschland immer weniger Wohnungen leer. Das zeigt eine am Montag veröffentliche Analyse des Beratungsinstituts Empirica und des Immobilienspezialisten CBRE.

In der Region Berlin-Brandenburg waren Ende 2022 leere Wohnungen demnach vor allem in Potsdam (300) und im Hauptstadtgebiet (5.900) rar. In beiden Städten betrug der "marktaktive Leerstand" zu dem Zeitpunkt nur 0,3 Prozent. Der Berliner Wert hatte ein Jahr zuvor bei 0,8 Prozent gelegen, im Jahr 2003 bei 5,1 Prozent - seitdem ist er kontinuierlich gesunken.

3,0 Prozent Leerstand wünschenswert

"Wünschenswert sind 3,0 Prozent Leerstand", sagte Empirica-Vorstand Reiner Braun dem rbb auf Nachfrage. "Diese leeren Wohnungen dienen als sogenannte Mobilitätsreserve – denn ohne leere Wohnungen sind keine Umzüge möglich." Er herrsche vielerorts riesige Wohnungsknappheit. "Gerade in Berlin und Potsdam ist der Mietwohnungsmarkt quasi eingefroren, keiner zieht mehr um", so Braun weiter.

Auch in Dahme-Spreewald (400 leere Wohnungen/1,3 Prozent), Potsdam-Mittelmark (500/1,6), im Barnim (700/1,7) und in Oberhavel (1.000/2,3) gab es zum Ende des vergangenen Jahres den Angaben zufolge nur wenige leere Wohnungen.

Die niedrigsten Leerstandsquoten gab es deutschlandweit laut der Analyse in München (0,1 Prozent), gefolgt von Frankfurt am Main, Münster und Freiburg (je 0,2 Prozent).

In Leipzig ist die Quote seit 2017 um 1,9 Prozentpunkte am stärksten geschrumpft. Einen hohen Rückgang gab es seitdem auch in Brandenburg an der Havel (- 1,1 Prozent).

Gezählt werden in dem Leerstandsindex von Empirica und CBRE Geschosswohnungen, die "unmittelbar vermietbar oder mittelfristig aktivierbar sind".

Leerstand in der Prignitz besonders hoch

Im Land Brandenburg gab es allerdings auch Regionen, in denen besonders viele Wohnungen leerstehen: so der Landkreis Prignitz mit einer Leerstandsquote von 10,5 Prozent (2.000 leere Wohnungen) und Spree-Neiße mit 10,4 Prozent (2.900). Deutschlandweit gab es nur sieben Landkreise mit einer höheren Quote. Auch in Elbe-Elster (9,4), Frankfurt/Oder (8,4) und Oberspreewald-Lausitz standen laut Analyse Ende 2022 verhältnismäßig viele Wohnungen leer.

"Diese Werte sind dagegen schon wieder zu hoch", erklärt Braun. "Die Mieten sind in diesen Regionen dann im Zweifel zu niedrig, der Vermieter macht keine Überschüsse und eine Renovierung ist dann auch sinnlos." Es gebe strukturellen Leerstand.

26.900 leere Wohnungen in Brandenburg

Auf ganz Deutschland geschaut lag der der "marktaktive Leerstand" Ende 2022 geschätzt bei 2,5 Prozent oder rund 554.000 Wohneinheiten. Die sei ein Rückgang von 53.000 zum Vorjahr, hieß es. Empirica-Vorstand Braun sprach vom größten Rückgang seit mehr als 20 Jahren. "Die Leerstandsentwicklung im Jahr 2022 war geprägt durch die Zuwanderung von rund einer Million Menschen aus der Ukraine", hieß es. Da sich die Fluchtbewegung viel gleichmäßiger übers Land verteilt habe als frühere Zuwanderungen, gebe es erstmals in keinem einzigen der 400 Kreise einen Anstieg des Leerstands.

Der Wohnungsleerstand ist in Ostdeutschland (ohne Berlin) allerdings weiter deutlich höher geblieben als im Westen (Ost: 5,8 Prozent - West: 1,9 Prozent). In Brandenburg lag er mit 26.900 leeren Wohnungen bei 4,2 Prozent. Ende 2021 hatte der Wert bei 4,6 Prozent gelegen, Ende 2002 bei 7,6 Prozent.

Bis 2025 werde sich die Lage eher verschärfen, so Brauns Ansicht. Zwar habe sich der Druck auf den Wohnungsmarkt durch Zuwanderung aus dem Ausland gelegt. Doch die Zahl der fertiggestellten Wohnungen werde wegen des Anstiegs der Zinsen und Baukosten voraussichtlich zeitverzögert einbrechen. Damit seien eine weitere Verknappung und in der Folge weitere Mietanstiege zu erwarten.

Empirica berücksichtigt den marktaktiven Leerstand, keine "Ruinen" oder dysfunktionalen Leerstände. Der gesamte Leerstand fällt höher aus und liegt nach jüngsten Zahlen von Ende 2021 bei 1,18 Millionen Geschosswohnungen und 0,55 Millionen Wohnungen in Eigenheimen.

Sendung: Fritz, 18.12.2023, 14 Uhr

74 Kommentare

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  1. 74.

    Es kann aber nunmal nicht Jede/Jeder, direkt in den Innenstädten leben - dafür reicht der Platz in den Innenstädten auch nicht aus, selbst wenn man verdichtet und nochmal verdichtet.
    Da sollte mehr in Infrastruktur/ÖPNV investiert werden und dann muss auch nicht Jede/Jeder direkt in der Innenstadt von Berlin/Potsdam oder im direkten Umland leben.
    Wer nicht arbeitet, lebt im Zentrum und wer arbeitet und viele Steuern zahlt, soll stundenlang pendeln und am A...der Welt auf dem Dorf leben ???

  2. 73.

    Auch Wir möchten wohnen in City von Berlin/Umland oder wenigstens in City von Potsdam - Wir dann mit billig ÖPNV gut fahren können und etwas dazuverdienen.

  3. 72.

    Das stimmt aber im gleichen Urteil steht auch der Zuschuss für Erhöhung der Miete wegen Erhöhung der verbrauchsspuren....und da ist er relativ frei - wobei da natürlich Wucher = Nötigung eingeplant werden kann....bloß wer macht das

  4. 71.

    Den gibt es nicht....man kann in ner WG als Untermieter oder hauptmieter wohnen.

    Nenn Untermieter hat 3 Monate Kündigungsfrist und den bekommt man schnell raus....n Hauptmieter garnicht....da wird dann gestritten...

    Wohnungsgründung ist immer Hauptmieter (die die im Vertrag stehen) und Untermieter die einen Vertrag mit dir machen....

    Im Schadensfall haftet der Hauptmieter.

    Ich mach grundsätzlich in meiner Bude nur UMV....sonst bekommst den nicht raus wenn er nach paar Wochen macken macht

  5. 70.

    Ich komme aber aus ..... und möchte aber in Berlin Mitte oder, in der Potsdamer Innenstadt wohnen und nicht in Frankfurt an der Oder - Und nuu ???

  6. 69.

    "Bildet endlich selber Eigentum und hört endlich auf andere für euren eigenen Unwillen und Bequemlichkeit haftbar zu machen."

    Blödsinn!

    "In ärmeren Ländern übersteigt die Eigentumsquote die von Deutschland um das zig zig zig Fache."

    Was kostet da eine Eigentumswohnung, im Gegensatz zu hier?

    "Wer will findet Wege und wer nicht findet Ausreden. "

    Ja, wenn man kriminell genug ist, sicher...

  7. 68.

    Bildet endlich selber Eigentum und hört endlich auf andere für euren eigenen Unwillen und Bequemlichkeit haftbar zu machen. In ärmeren Ländern übersteigt die Eigentumsquote die von Deutschland um das zig zig zig Fache. Wer will findet Wege und wer nicht findet Ausreden.
    Ansonsten gibt es genügend Wohnungen im Land. Es werden sogar viele abgerissen weil man keine Mieter findet. Ich wohne in Ffo, da wurden ganze Wohnblöcke, ganze Straßenzüge abgerissen. Es können nur nicht 80 Mio in Friedrichshain/Kreuzberg wohnen. Es kann nicht jeder seine unrealistische Lebensplanung einfordern.

  8. 67.

    Was für eine Tilgung? Der eigentliche Sinn einer Vermietung ist die Realisierung einer angemessenen Verzinsung des Wohnungswertes.
    Wenn sie ihrem Mieter zusätzlich eine Tilgung unterjubeln, ohne dass er damit das Eigentum an der Wohnung erwirbt, ist es schlicht und ergreifend Betrug.

  9. 66.

    Die Renditen liegen sowieso durch die ständigen „Kaltmietanpassungen“ weit drüber, dass ist ungefähr vergleichbar, als würde man ihnen ohne Stammkapitalerhöhung alle drei Jahre die Zinsen um 20% erhöhen, denn das ist das gesetzlich zulässige Maß, was sie ohne irgendeinen Handschlag einfach so ausschöpfen können. Und wer rechnen kann weiß, wo die Mieten bei einem Weiterso zukünftig liegen werden und wo der größte soziale Sprengstoff ist.
    Selbst Gröner hält diese Art der „Verzinsung“ nämlich ca. 8% für „unanständig“ und nicht zielführend.

  10. 65.

    Viele von FF ziehen nach Berlin - aus meinem Bekanntenkreis ganz viele - deshalb auch höher Leerstand in FF.

  11. 64.

    Selbst im Berliner Umland, stehen doch noch genügend Kasernengelände, Industrie-und Gewerbebrachen und andere ungenutzte Brachflächen leer.
    Aber sollen Wohnungen dann mal gebaut werden, ist irgendeine Fledermaus oder irgendwas anderes, im Wege.
    Oder die Landesplanung hat etwas dagegen oder Grüne Stadtverordnete oder oder oder !!!
    Wenn man wollte, wären auch Bauflächen vorhanden - für Windparks oder Solarparks oder Monokulturen sind doch auch genügend Flächen vorhanden - für Menschen aber nicht

  12. 63.

    MOL, LOS und HVL haben doch noch relativ hohen Leerstand als Landkreise um Berlin.
    Wer sich etwas Mühe gibt, wird daher auch noch etwas finden - auch wenn es etwas außerhalb ist.

  13. 62.

    Ohne schnelle Bahn, kann man doch gar nicht weiter von Berlin wegziehen - Verspätungen, Ausfälle, Streiks.
    In vielen Regionen wurde die Bahn auch stillgelegt und wird einfach nicht wiederbelebt.
    Und wo eine gute Anbindung = geringer Leerstand und dazu noch hohe Preise/Mieten.

  14. 61.

    Man will doch gar keine Bahn/ÖPNV im Flächenland Brandenburg ausbauen - Alle sollen sich doch wahrscheinlich drängeln in Berlin/Potsdam/Umland, damit die Mieten und Immobilienpreise, ungehindert weiter steigen können.

  15. 60.

    In vielen gut angebundenen Städten, steht noch Wohnraum leer - das ist auch meine Meinung !!!
    Man wartet wahrscheinlich immer auf eine gute/teure Sanierung oder gleich auf Abriss und teurem Neubau ?
    Vieles wurde auch schon schnell und heimlich abgerissen und preiswerter Wohnraum, soll dadurch schnell vergessen werden.

  16. 59.

    Wenn die Wohnung bei einem Urlaubs portal angeboten wird muss dies natürlich den Regeln entsprechen, sprich ganz normal angemeldet sein. Und dann gibt es, je nach Lage nunmal eine Rendite welcher weit höher als 2 Prozent ist. Natürlich stimme ich Ihnen zu, dass der einzelnen Wohnungseigentümer unter den Lasten zu leiden hat. Aber eine große Bildung macht immer noch mehr als genug Gewinn. Aber davon wird sich keiner hier auf diesen Portal bewegen.

  17. 58.

    Das ist doch im Osten vollkommen egal - das eine Vermietung unter 15 oder 20 Euro, gar nicht möglich ist.
    Hier wird nur verlangt und Verantwortung, möchte kaum Jemand tragen.
    Aber das Gute ist: es ist bald kein Wohnraum mehr vorhanden - gebaut wird zu wenig und dem Staat ist es sowieso egal.
    Jeder, wird jetzt für sich selbst verantwortlich - muss seine Miete bezahlen, oder sich selbst Eigentum anschaffen - Mein Geld, ist auch gut und sicher angelegt, Viele Grüße.

  18. 57.

    Statt immer neuen Wohnraum, direkt im Zentrum zu errichten, könnte ,,Vater Staat,, auch für bessere Infrastruktur, bessere und schnellere Bahnanbindungen, Reaktivierung von Bahnstrecken und überhaupt besseren und schnelleren ÖPNV, sorgen.
    Dann bräuchten nicht Alle direkt in den Ballungszentren leben und Alles würde sich, in der Fläche entzerren.
    Aber ,,Vater Staat,, zieht sich vollkommen aus der Verantwortung zurück- nach dem Motto : lass die sich da unten mal schön kloppen, dann ist hier Oben schön Ruhe.

  19. 55.

    Ja, ein erster wichtiger Schritt wäre Wohnraummietverträge zu normalen Verbraucherverträgen rechtlich zu machen. Dann wäre hier wieder ein gewisses Gleichgewicht möglich, ohne das eine Seite das Nachsehen hat.

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