Landgericht Berlin - Prozess um mutmaßliche Vergewaltigung im Görlitzer Park geht weiter

Do 15.02.24 | 06:09 Uhr
Polizeikräfte im Görlitzer Park im März 2021 (Bild: imago images/Funke Foto Services)
Bild: imago images/Funke Foto Services

Der Fall löste eine neue Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen im Görlitzer Park in Berlin aus. Von einer Gruppenvergewaltigung war die Rede. Nach vier Verhandlungstagen steht der Prozess auf der Kippe.

Der Prozess zu einer mutmaßlichen Vergewaltigung im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg wird am Donnerstagvormittag fortgesetzt. Nachdem das mutmaßliche Opfer vergangenen Montag nicht als Zeugin erschienen war, ist noch offen, ob das Verfahren zunächst ausgesetzt wird - oder ob das Berliner Landgericht ohne eigene Befragung der Zeugin zu einer Entscheidung kommen wird.

Die Richter baten den Anwalt der Frau aus Georgien, die in dem Prozess Nebenklägerin ist, noch einmal Kontakt zu ihr aufzunehmen und mit ihr mögliche Konsequenzen zu besprechen.

Zeugin will sich in Tiflis vernehmen lassen

Die wichtige Zeugin hatte kurzfristig ihr Erscheinen zum vierten Prozesstag abgesagt. Sie habe sich überfordert gefühlt, erklärte ihr Anwalt Roland Weber. Sie habe ihm mitgeteilt, dass sie sich wohl über die Deutsche Botschaft Tiflis vernehmen lassen wolle. Sollte die Frau nicht aussagen, hält Weber wohl einen Freispruch der Angeklagten für wahrscheinlich. "Ohne die Zeugin kann sich das Gericht keinen Eindruck machen", wird er zitiert, ein Freispruch sei dann aus seiner Sicht "zwingend".

Angeklagt sind drei Männer im Alter von 22 und 23 Jahren. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft ihnen besonders schwere Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung und besonders schweren Raub vor. Laut Anklage sollen die Männer am frühen Morgen des 21. Juni 2023 ein Ehepaar überfallen und die damals 27 Jahre alte Frau vergewaltigt haben. Der Fall hatte eine Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen in dem Park ausgelöst.

Entlastet ein Handyvideo die mutmaßlichen Täter?

Die mutmaßlichen Täter stammen aus Somalia und Guinea. Einer von ihnen bestritt im bisherigen Prozess die Vorwürfe und sagte, die sexuellen Handlungen seien einvernehmlich gewesen. Der Ehemann habe sogar Geld dafür geboten, weil seine Ehefrau einmal mit "einem Schwarzen Sex haben wolle", soll er ausgesagt haben. Auch habe er dem Mann nichts geraubt. Die anderen beiden Angeklagten äußerten sich bislang nicht. Weitere mutmaßlich an dem angeklagten Verbrechen Beteiligte sind bislang unbekannt.

Zuletzt war ein Handyvideo als Beweismittel aufgetaucht, über das Staatsanwaltschaft und Verteidigung streiten. Es zeigt zwei Männer und eine Frau bei sexuellen Handlungen. Während die Verteidiger der Auffassung sind, dass das siebensekündige Video ihre Mandanten entlaste, lässt sich nach Meinung der Staatsanwaltschaft nicht daraus schließen, ob die Handlungen freiwillig gewesen sind, auch die Personen seien nicht identifizierbar.

Der Prozess hatte Mitte Januar begonnen, mit einer Entscheidung wurde ursprünglich Mitte März gerechnet.

Görlitzer Park: Bringt ein Zaun mehr Sicherheit? | rbb24 explainer

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.02.2024, 7 Uhr

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