Rettungsstation in Königs Wusterhausen - "Teils ist das halbe Gesicht der Igel weg"
Die Igel-Rettungsstation in Königs Wusterhausen hat Bilanz gezogen - rund 100 Igel wurden über den Winter aufgepäppelt. Einige von ihnen waren schwer verletzt. Sie sollen nach Ostern wieder freigelassen werden. Aber auch danach gibt es genug Arbeit.
Einige Igel wogen gerade mal 100 Gramm, als sie in die Rettungsstation in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) gebracht wurden, andere waren schwer verletzt: Insgesamt 100 Tiere haben die drei Mitarbeitenden diesen Winter aufgepäppelt, die meisten wurden im Herbst gebracht. Die Fundtiere waren zu klein oder zu verletzt, um alleine klarzukommen.
Schon Anfang Dezember hatte die Igelrettung einen Aufnahmestopp verkünden müssen, weil alle Aufbewahrungsboxen voll belegt waren. Innerhalb von sechs Wochen war die Zahl der Igel von 47 auf 100 gestiegen.
Die meisten Tiere werden unterernährt und verletzt nach Königs Wusterhausen gebracht: "Wir haben ganz schlimme Verletzungen – am Bauch, am Rücken, am Kopf. Das ist ein unheimlicher Aufwand. Die dann zu pflegen, dauert sehr lange. Auch die Tierarztkosten sind sehr hoch", berichtet Mitarbeiterin Nina Hermann.
Igel werden nach Ostern ausgewildert
Die meisten Igel bleiben drei bis sechs Monate in der Rettungsstation, ehe sie wieder ausgewildert werden. Einer von ihnen ist Friedrich. Er hat keine Hinterpfoten mehr. Er bekam im Winter sehr viel Zuneigung und noch mehr Hühner- und Rindfleisch. "Bei uns ist er so dick geworden, dass er jetzt genügend Kraft hat, in der Natur klarzukommen", berichtet Leiterin Britta Herter.
Alle Igel, die fit und wieder gesund sind, werden nach Ostern wieder ausgewildert – nach dem letzten Bodenfrost und rechtzeitig vor Beginn der Paarungszeit von Mai bis August. Die Tiere werden in geschützten Gärten ausgesetzt. Sie gehen dann wieder selbstständig auf Nahrungssuche, bekommen aber auch weiter Nahrung in sogenannten Igelhäusern. Nur vier Problemfälle können Stand jetzt noch nicht in die Freiheit entlassen werden, sagt Hermann.
Dennoch gibt es in der Igel-Rettungsstation weiter viel Arbeit: Im Frühjahr werden viele verletzte Tiere abgegeben. Vor allem Mähroboter seien ein großes Problem, sagt Herter. Die rotierenden Klingen verursachen tiefe Schnitte: "Teils werden die Stacheln abrasiert, aber das ist gar nicht so schlimm", berichtet die Leiterin: "Teils ist das halbe Gesicht der Igel weg - die kriegen wir meist nicht durch."
Aber auch Igel, die nach dem Winterschlaf zu früh erwacht sind, werden nach Königs Wusterhausen gebracht. In freier Wildbahn halten weibliche Igel bis Anfang April Winterschlaf, die Männchen sind bereits Mitte März wieder unterwegs. Milde Temperaturen sorgen mitunter aber dafür, dass sie zu früh erwachen und dann keine Nahrung finden.
Seit 29 Jahren nimmt die Rettungsstation bereits untergewichtige und verletzte Tiere aus der ganzen Region in Obhut – vorrangig Igel, aber auch Vögel, Eulen, Eichhörnchen und Waschbären. Die Station finanziert sich vor allem über Spenden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 25.03.2024, 12:30 Uhr
Mit Material von Susanne Hakenjos/Antenne Brandenburg