Tödliche Begegnungen - Nachtfahrverbot für Mähroboter und andere Ideen zum Schutz der Igel

Sa 09.03.24 | 14:39 Uhr | Von Andreas Heins
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Ein junger Igel auf Futtersuche
Bild: picture alliance / Zoonar

Wenn Igel von Mährobotern verletzt werden, geht die Sache für die Tiere oft tödlich aus. Tierschützer empfehlen ein Nachtfahrverbot für die Roboter und es gibt noch andere Ideen für den Schutz der Igel. Von Andreas Heins

Der Igel sucht die Nähe des Menschen - ein Kulturfolger ist er schon lange. Viele Studien zeigen aber, dass der Igel seit 2010 häufiger in Siedlungsnähe anzutreffen ist als im ländlichen Bereich. Nicht weil es ihm in unseren Städten so gut gefällt, sondern weil er keine Wahl hat - viele seiner Lebensräume auf dem Land sind bereits komplett zerstört.

Die kleinen Tiere brauchen abwechslungsreiche Landschaften - Hecken, um im Verborgenen zu schlafen und ihre Nachkommen groß zu ziehen und Wiesen, um Nahrung zu finden. Diese besteht hauptsächlich aus Insekten und Regenwürmern, aber auch Spinnen, Schnecken und gelegentlich Aas.

Auch in Siedlungsgebieten wird es den Igeln nicht leicht gemacht: Die Vorgärten sind mit Kies zugeschüttet, Ziergewächse bieten den einheimischen Insekten keine Nahrung, Gehölze sind akkurat zurechtgestutzt. Neue Gefahren drohen auch durch Technik, die in Gärten, Grünanlagen und auf Golfplätzen vermehrt eingesetzt wird. Neben Rasenkantenschneidern sind das auch die vermeintlich smarten Mähroboter. Die sind meistens nicht smart genug, um Igel zu erkennen, wie die Leiterin der Igelforschungsgruppe am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Anne Berger in ihren Studien herausgefunden hat.

Igel mit Schnittverletzung durch einen Mähroboter (Editha Schneider / Leibniz-IZW)Ein Igel mit einer durch einen Mähroboter erlittenen Schnittverletzung. (Bild: Leibniz-IZW/Editha Schneider)

Viele Igel leiden lange Zeit

Dass Igel von Mährobotern verletzt werden, ist gewiss kein Einzelfall: 70 Igel- und Wildtierauffangstationen dokumentierten über 16 Monate mehrere hundert schnittverletzte Igel mit Fotos und Diagnosen. Bei 47 Prozent der gemeldeten Fälle waren die Verletzungen so schwer, dass die Igel nicht mehr zu retten waren. "Erschreckend war auch, dass viele Igel Wunden hatten, die bereits Stunden, Tage oder Wochen alt waren", so Anne Berger: "Sie hatten bereits lange Zeit gelitten, an Verletzungen, die ihnen durch elektrische Gartengeräte zugefügt wurden. Und das ist laut Tierschutzgesetz verboten."

Erschreckend war auch, dass viele Igel Wunden hatten, die bereits Stunden, Tage oder Wochen alt waren, [...] die ihnen durch elektrische Gartengeräte zugefügt wurden. Und das ist laut Tierschutzgesetz verboten.

Anne Berger, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung

Igel erkennen Mähroboter nicht als Gefahr

Es liegt nicht unbedingt in der Natur des Igels, Feinden aus dem Weg zu gehen. Igel sehen schlecht, hören und riechen aber gut. Bei Gefahr bleibt er stehen, verhält sich ruhig und igelt sich sprichwörtlich ein. Bei Raubtieren hat dies bisher relativ gut geklappt. Diese suchen sich, wenn sie keinen Erfolg haben, nach einiger Zeit leichtere Beute.

Mähroboter sind, wie auch Autos, immun gegen die Stacheln. Gleichzeitig ist der Igel äußerst neugierig - wird etwas nicht als Gefahr erkannt, so steckt der Igel gerne seine Nase in unbekannte Dinge und beschnüffelt und knabbert sie an, um herauszufinden, ob sie fressbar sind. Das ist keine besonders hilfreiche Strategie gegen Mähroboter.

Nachtfahrverbot für Mähroboter gefordert

Alternativen gibt es, die einfachste wäre ein Nachtfahrverbot für Mähroboter, das empfiehlt zum Beispiel der BUND. Das würde schon viele tödliche Begegnungen verhindern. Igel sind nachts unterwegs und tagsüber nur selten aktiv. Die Hersteller könnten die Roboter so programmieren, dass sie sich nachts nicht mehr einschalten ließen. Leider machen dies nur wenige.

"Oft wird in den Sicherheitshinweisen der Hersteller nur darauf hingewiesen, man solle den Garten nach Kleintieren absuchen oder das Gerät nicht unbeaufsichtigt laufen lassen. Damit wird den Verbrauchern die Verantwortung für die Unfälle zugewiesen", sagt Anne Berger.

Auch vermeintlich kleintiersichere Geräte erkennen die Igel nicht zuverlässig als Hindernis. In Hunderten von Testläufen wurde ein Igel nur einmal als Hindernis erkannt. Die Verletzungen durch Mähroboter reichten von kleinen Schnittwunden bis hin zu Fällen, wo die Igel buchstäblich geschreddert wurden. Die Tests wurden mit bereits toten, anderweitig verstorbenen Tieren durchgeführt.

Doch auch kleinere Schnittwunden können tödlich enden. Wird der Igel an einer Stelle verletzt, an der er die Wunde nicht sauber halten kann, kommt es zu Entzündungen oder Fliegen legen ihre Eier in die Wunde. Diese Igel sterben dann einen langen, qualvollen Tod.

Crashtests für Mähroboter

Auch wenn ein allgemeines Nachtfahrverbot für Mähroboter über eine Aktualisierung der Software umgesetzt würde, fordert Anne Berger weitere Maßnahmen, auch vom Gesetzgeber. Bisher gibt es keine Möglichkeit für Käufer zu überprüfen, ob die Geräte wirklich Igel erkennen. "Wir verlangen, dass es EU-weit verpflichtend für alle Mähroboter einen standardisierten Test geben muss, der feststellt, ob die Geräte kleintiersicher sind. Gerade entwickeln wir einen Igel-Dummy für einen Crashtest, wie er beim Auto bekannt ist."

Selbst wenn in nächster Zeit immer mehr Mähroboter mit Kameras und künstlicher Intelligenz auf den Markt kommen, ein solcher Test wäre eine Entscheidungshilfe für den Gartenfreund, ob ihm die sauberen Rasenkanten oder lebendige Igel wichtiger sind. Vielleicht gibt es ja bald beides.

Bis dahin gilt: Lieber nicht nachts fahren, am besten auch nicht zwei Stunden vor und nach Sonnenunter- beziehungsweise -aufgang und immer ein Auge auf den "smarten" Gartenhelfer haben.

Beitrag von Andreas Heins

47 Kommentare

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  1. 47.

    Da fühlte sich sie beleidigte Leberwurst angesprochen....
    Quadfahrersollten garnicht erst in den Wald um ihren dämlichen Spass auszuleben.Für manche Kommentatoren scheint ja nur das Balkenkreuz zu zählen...

  2. 46.

    Nur unter Aufsicht benutzen lassen

  3. 45.

    Jürgen vergisst außerdem, dass wir alle Säugetiere sind. Zum Glück hatben Delphine den höheren IQ.

  4. 44.

    Hi Lothi, in Kürze wandern auch wieder die Amphibien zu; meistens nachts. Die würde so ein Ding auch platt machen… Hatte gestern einen Fuchs im Garten; der hat in der Sonne geschlafen und mich kaum beachtet… Grüße

  5. 43.

    Mähen Sie bei Nacht? Mit Kopflampe oder hat Ihr Anwesen Flutlicht? Naja, jedem Tierchen sein...

  6. 42.

    Bezüglich Ihrer zweiten Frage: es gibt halt Menschen, die begreifen, dass es nett ist, miteinander und mit der Natur in Einklang zu leben! Und dann sind da SIE! Ich hoffe, Sie besitzen außer Ihrem hoffentlich Igel-freien Grundstück auch einen ausreichend großen Wald, den Sie meinetwegen nach Herzenslust mit Ihrem Quad zerpflügen können!

  7. 41.

    Man trägt immer die Jacke, die man sich anzieht. Was die Wahlen anbelangt, Sie haben 2 Stimmen, dürfen 2 Kreuze machen , wie alle anderen Wähler auch, also da ist noch ein bisschen Platz, um als Kreuzritter durchzugehen. Ob Sie danach machen können, was Sie wollen, kann Ihnen niemand versprechen, aber Sie können mit Ihrem Quad zum Wahllokal reisen, ne Leberwurschtstulle mitnehmen und sich stärken, bevor Sie Ihren persönlichen demokratischen Vorgang starten. Ist nicht verboten! :-)

  8. 40.

    Schon blöd, wenn Sie als Tierhasser so ganz alleine dastehn, gelle?
    Übrigens sind die Rechtsbraunen doch immer so für deitschen Heimatsschutz. Also wat soll die Drohung mit den Wahlen?! Sie sollten hier keine Panik verbreiten. BUND empfiehlt lediglich ein NACHTFAHRVERBOT für Rasenroboter, aber Sie können trotzdem gern die Sense nehmen. 1+18+19+3+8+12+15+3+8?

  9. 39.

    Das ist ne Sauerrei. Ich würde sofort Anzeige erstatten. Die von Dir geschilderten Maßnahmen sind jedes Jahr ab dem 1. März gesetzlich verboten. Am Besten die Beweise aufheben und die Tätigkeiten fotografieren. Uhrzeit und Datum sind ja heutzutage in jedem Photo mit dabei.

  10. 38.

    Irrtum. Wir werden alle mal älter. Für ältere Menschen ist so ein Roboter eine große Hilfe. Unser 20 Jahre alter Mähroboter tut Igeln nichts, er stößt an und macht kehrt. Auch bei kleinen Igeln. Selbst Mäuse lässt der normalerweise in Ruhe, da die Schnitthöhe über den Mäusen liegt. Außerdem lassen wir ihn nachts nicht fahren, wozu auch?
    Es ist halt nicht alles gleich. Je nach Bewuchs, kann auch ein normaler vom Menschen geschobener, Rasenmäher Igel schreddern nur mal eine Sec. abgelenkt genügt

  11. 37.

    Kann man auf diese Kleintierhächsler nicht generell verzichten?
    Verbieten würde ich nix, aber der Verstand verbietet schon die Nutzung solcher als Roboter getarnten Automaten.

  12. 36.

    Was soll das hier? Warum werd ich hier von links grünen so angefeindet? Wird das vom rbb gesteuert? Wo ist wossi und der Rest meiner Bande? Auf meinem Grund und Boden mache ich, was ich will. So weit sind wir schon dass mir das Mähen verboten wird. Aber wartet mal die Wahlen ab!!!

  13. 35.

    Ich fühle mit dir, wirklich. Es liest sich total traurig und ich selbst nehme auch jeden Tag die völlige Entfremdung und Empathielosigkeit gegenüber Flora und Fauna wahr. Es tut einfach nur noch weh. Ob mit Technik absichtlich Tiere (und Nachbarn) verjagt werden (Ultraschallgeräte), Technik lebensbedrohlich ist, wie die Mähroboter oder massenhaft Müll in der Natur landet, man hat den Eindruck, ein Teil der Menschheit hat überhaupt keinen Bezug mehr zu seinem eigenen Ursprung, keine Demut, keinen Respekt vor der Schönheit der Natur und ihren Bewohnern. Traurig, widerlich und die Ohmacht macht wütend.

  14. 33.

    Würde auch nicht zu Dir passen. Bei all Deinen schönen Garten Geschichten die Du uns hin u.wieder hier kundtust. Grüße Lothar.

  15. 32.

    Hahahaha, entlarvt! Schön uns versucht auf's Glatteis zu führen. Aber leider etwas zu stark übertrieben, dass es gar keine wahre Meinung sein kann. Schöner Gag-Versuch, aber leider einfach zu krass! So eine Figur, die so etwas ernsthaft von sich gibt, kann es gar nicht geben...!

  16. 31.

    Sie müssten sich nichts verbieten lassen, wenn Sie soviel Grips hätten, mal drüber nachzudenken, was Sie mit Ihrer Technikglorifizierung alles anrichten.
    Sie sind ferngesteuert und gehören somit zu den Ewiggestrigen, weil Sie alles was auf den Markt kommt. kritik- und gedankenlos übernehmen!
    Und warum sollte das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Art.2 Abs. 2 GG) nur für Sie gelten und nicht auch für andere Lebewesen in Ihrem Umfeld?
    Schalten Sie Ihr Empathiezentrum in Ihrem Hirn ein und lassen Sie in der Dunkelheit Ihren Mähroboter ruhen, damit Igel unbeschadet auf Futtersuche gehen können!

  17. 30.

    "Der einzige Mäh-Roboter der so'n Dauerbetrieb rechtfertigt, trägt Wolle und hat 4 Beine."
    Die find' ich voll schaaf.

  18. 29.

    Wie alt sind Sie? Ich glaube drei Jahre. Trampeln Sie auch mit den Füßen auf dem Boden oder schmeißen Sie sich gleich auf den Boden und schreien? Vielleicht sind Sie auch schon älter und haben seit dem dritten Lebensjahr nichts dazugelernt. Außerdem sehr egoistisch. Die Mitmenschen in Ihrer Umgebung und vor allem die Tiere tun mir sehr leid.

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