Interview | Bürgermeister zum 70. Geburtstag - "Als Templiner bin ich stolz, dass Frau Merkel hier ihre Wurzeln hat"
Angela Merkel wird 70 Jahre alt. Ihre Jugendjahre hat die Kanzlerin a. D. in Templin verbracht und ist dort heute noch gelegentlich im Supermarkt anzutreffen. Zum Ehrentag gratuliert auch Bürgermeister Tabbert und spendiert das Bild von einem Baum.
Zwar 17. Juli 1954 in Hamburg zur Welt gekommen, hat es die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel kurz nach ihrer Geburt mit ihren Eltern in die DDR verschlagen. Zunächst in dem Dorf Quitzow, das heute zu Perleberg gehört, ging es für die Pfarrerstochter später dann nach Templin in die Uckermark. Merkel verbrachte in der Stadt ihre Kindheit und Jugend, machte dort Abitur, bevor ihr Weg sie später in Politik führte. Doch Templin blieb sie weiterhin verbunden. 2019 erhielt sie die Ehrenbürgerwürde und hat in der Nähe ein Wochenendhaus, wo sie heute ihre freie Zeit verbringt. Auch ihren 70. wolle die Politikerin in der Uckermark feiern. Aus Anlass ihres Geburtstages hat rbb|24 mit Templins Bürgermeister Detlef Tabbert (BSW) gesprochen.
rbb|24: Herr Tabbert, viele Bürgermeister statten ihren Einwohnern bei runden Geburtstagen zum Gratulieren einen Besuch ab. Haben Sie bei Frau Merkel ähnliches geplant?
Detlef Tabbert: Eine der angenehmsten Aufgaben eines Bürgermeisters auch in der Stadt Templin sind die Besuche bei Senioren. Aber da wir sehr viele Senioren haben, erfolgt das in der Regel erst zum 100. Geburtstag. In diesem Jahr werden in Templin acht Bürger 100 - alles Frauen.
Sie schauen also nicht bei Angela Merkel vorbei?
Nein, Angela Merkel wird 70 - wozu ich natürlich herzlich gratuliere. Sie hat also noch ein bisschen Zeit bis ich vorbeischaue. Ich vermute Mal, die 100 Jahre erreicht sie auch. Denn statistisch werden die Kinder ja sieben Jahre älter als die Eltern. Und ihre Mutter ist ja weit über 90 geworden. Also drücke ich ihr die Daumen, dass sie die 100 schafft.
Gibt es von Ihrer Seite trotzdem ein Geschenk?
Ja, Angela Merkel ist Ehrenbürgerin von Templin. Und wir haben uns da auch etwas einfallen lassen. Sie bekommt ein Bild der Linde, die sie mit uns gemeinsam im September 2021 anlässlich der Grundsteinlegung einer Kindestagesstätte im Templiner Bürgergarten gepflanzt hat. Das war zwei Monate vor Ende ihrer Kanzlerschaft. Und der Baum gedeiht prächtig, steht im grünen Kleid da und wird in 100 Jahren ein entsprechend großer Baum sein.
Das ist doch nicht der erste ihrer Bäume, mit dem die Kanzlerin zu tun hat, oder?
Bäume haben Tradition. Und auch zum 60. Geburtstag hat Frau Merkel von uns schon in dem Fall kein Bild, sondern einen Baum geschenkt bekommen - ein Setzling einer Weißtanne aus dem Templiner Stadtforst. Dieser Baum steht jetzt nach wie vor dem Bundeskanzleramt. Der wurde dort von der Stadtgärtnerin und mich eingepflanzt.
Das einzige Problem war zu dem Zeitpunkt, dass der Gärtner des Bundeskanzleramtes gesagt hat, dass wir die ganze Planung durcheinanderbringen. Nadelbäume waren dort nicht vorgesehen. Aber die Kanzlerin hat sich durchgesetzt und es ist glaube ich der einzige Nadelbaum im Kanzleramt. Die steht am Nebeneingang etwas höher auf einer Dachterrasse.
Wenn Sie nach der berühmtesten Persönlichkeit ihrer Stadt gefragt werden, nennen Sie dann Frau Merkel oder hat sie Konkurrenz?
Die bekannteste Einwohnerin Templins ist mit Abstand Frau Merkel. Auch in der Geschichte gab es einige Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Bildhauerei und Architektur. Aber eben keine Persönlichkeit, die weltweit bekannt ist. Als Templiner bin ich stolz, dass Frau Merkel hier ihre Wurzeln hat und Deutschland über 16 Jahre lang so erfolgreich regiert wurde.
Die Ex-Kanzlerin ist seit 2019 Ehrenbürgerin Ihrer Stadt. Ist sie oft in Templin?
Sie ist oft in ihrem Ferienhaus in der Uckermark und schaut oft in Templin vorbei. Gerade die Templiner freuen sich, wenn sie auf ein Schwätzchen im Supermarkt halten können. Was da besonders schön ist: sie hat in der Regel mehr Zeit als früher, um mit ihren ehemaligen Mitschülern und Bekannten zu schwatzen. Sie ist aber auch nicht empfindlich, wenn Templiner sie ansprechen.
Es freut mich, dass sie der Region eng verbunden ist. Sie hat ja auch ihre Wurzeln in der Uckermark. Und wenn Frau Merkel den Wunsch hat, ihren Hauptwohnsitz nach Templin zu verlegen: sehr gerne. Das würden wir dann auch außerhalb der Sprechzeiten ermöglichen.
Ich selbst habe sie im Juni zuletzt getroffen. Da haben wir in einem netten Gespräch auch über ihr Geburtstagsgeschenk geplaudert. Und sie hat gesagt, sie würde sich freuen, wenn sie das Bild von dem Baum in ihrem Arbeitszimmer aufhängen könnte. Deshalb haben wir das mit dem Gedanken, dass sie daran Freude hat, auf den Weg gebracht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung. Das Interview führte Sabine Tzitschke für Antenne Brandenburg.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.07.2024, 15:10 Uhr