Revitalisierung von Gewässern - Wo kein Wasser, da kein Leben
In der Uckermark werden aktuell Millionen Euro ausgegeben, um Kleinstgewässer zu revitalisieren. Viele davon trockneten aus oder standen kurz davor. Nun kann neues Leben im Wasser entstehen. Von Riccardo Wittig
Am Dorfrand von Luckow (Uckermark) ist ein ganzer Dorfteich verschwunden. Der Landschaftsplaner Hermann Wiesing ist dorthin unterwegs, wo noch vor sechs Jahren Wasser war. "Dann kamen die Trockenjahre und das Gewässer trocknete sukzessiv aus. Jetzt hat sich Rohrkolben, Schilf und Weiden innerhalb des Gewässers gebildet", sagt er.
Zwar regne es jetzt mehr, aber die Verdunstung habe sich entsprechend erhöht, sagt Wiesing. "Der Verlandungsprozess, der eigentlich über Hunderte, Tausende Jahre geht, ist in fünf Jahren passiert."
Der Landschaftsplaner will den Dorfteich wiederbeleben und neuen Lebensraum für gefährdete Amphibien schaffen. Seit 25 Jahren rettet er solche Kleinstgewässer, wie er sagt. Im Blick hat er die Rotbauchunke, auch Feuerkröte genannt, eine streng geschützte Tierart.
"Die war auch noch vor drei, vier Jahren zu hören. Jetzt im Schilf ist sie nicht mehr da", sagt Wiesing. "Sie hat aber eine Chance wiederzukommen, wenn eine offene Wasserfläche da ist." Hier sollen im Oktober die Bagger anrollen, damit ein weiteres Biotop wiederbelebt werden kann.
Viele Kleinstgewässer trockneten aus
Fast 400.000 Euro stehen zur Wiederherstellung des Dorfteiches zur Verfügung. Das Geld kommt als Ausgleich für den Bau neuer Windkraftanlagen aus dem Naturschutzfonds Brandenburg. Allein in der Uckermark fließen aktuell nach Angaben der Stiftung Naturschutzfonds 2,8 Millionen Euro. Damit sollen Kleinstgewässer und sogenannte Feldsölle – Feuchtgebiete, die während der Eiszeit entstanden – revitalisiert werden.
Diese Gewässer fielen im vorigen Jahrhundert der Melioration zum Opfer: Um Ackerboden zu gewinnen, wurden damals viele umgepflügt oder einfach trockengelegt. Auch die vergangenen sehr heißen Jahre haben die Kleinstgewässer austrocknen lassen. Heute schätzt man sie als Biotope als wichtige Laichgewässer verschiedener Amphibien, aber auch als Brutplatz etlicher Vogelarten.
"Es ist ein Lebensraum für viele Tiere"
Nicht weit von Luckow drohte ein weiterer Teich auszutrocknen. Vor zwei Jahren wurde ausgebaggert, was oft für die Rettung eines Teiches reicht. "Wir hätten nicht gedacht, dass dieser See, der kurz vorm Vertrocknen war, wieder Wasser ansammelt", sagt Frank Gotzmann (parteilos), Amtsdirektor in Gartz/Oder. "Es ist ein Lebensraum für viele Tiere, aber es ist auch wichtig, dass es uns gelingt, immer wieder das Wasser in der Landschaft zu halten."
Nur wenige Dörfer weiter, in Hohenreinkendorf, ist ein anderer Teich saniert worden. Und das soll nur der Anfang sein: Ortsvorsteher und Landwirt Gernot Wedewardt (parteilos) will nach eigenen Angaben allein auf den Flächen des Dorfes 26 Feldsölle wiederbeleben.
Ganz aktuell wurde am Dorfrand der Bleichsee saniert. Vor der Sanierung war er ausgetrocknet und mit Vegetation bedeckt. Im vergangenen Jahr wurde er entschlammt. Jetzt füllt sich der See wieder mit Wasser. Und bald wohl mit neuem Leben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.08.2024, 14:30 Uhr