LKA Niedersachsen - Ex-RAF-Terrorist Garweg soll jahrelang in Berlin-Neukölln gelebt haben
Das LKA Niedersachsen hat neue Erkenntnisse über die seit Jahrzehnten gesuchten früheren RAF-Terroristen veröffentlicht. So soll Burkhard Garweg acht Jahre in Neukölln gelebt und als Fotograf gearbeitet haben. Auch ein Video wurde veröffentlicht.
- Ermittler veröffentlichten Video und Bilder, die Garweg zeigen sollen
- Das Video stammt sehr wahrscheinlich vom Wagenplatz, der im Frühjahr durchsucht wurde
- Ermittler erhoffen sich durch die Veröffentlichung neue Hinweise
- Ehemalige Liebschaften Garwegs sind aufgerufen, sich bei der Polizei zu melden
Der frühere RAF-Terrorist Burkhard Garweg soll von 2008 bis 2016 mit einer Lebensgefährtin in Berlin-Neukölln gelebt und eine Schule für Fotografie besucht haben. Später sei er auf den Markgrafendamm in Friedrichshain gezogen sein. Dabei sei es durchaus möglich, dass er zwischenzeitlich als Fotograf gearbeitet habe. Das gab das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt.
Zudem gibt es laut den Ermittlern Hinweise, dass der Gesuchte sich immer wieder für eine gewisse Zeit in Hamburg aufgehalten haben dürfte. Die Fahnder gehen davon aus, dass sich Burkhard Garweg nach wie vor in Deutschland aufhält und über einen erheblichen Unterstützerkreis in der linken Szene verfügt. In diesem Zusammenhang haben die Ermittlungsbehörden auch andere ehemalige RAF-Terroristen vernommen, wie es hieß.
Video soll bei "Aktenzeichen XY" gezeigt werden
Im Zusammenhang mit der Suche nach Garweg haben die Ermittler neben den erstmals publizierten Erkenntnissen am Mittwoch auch ein Video des Verdächtigen veröffentlicht. Die Aufnahme zeigt den gesuchten Garweg offenbar im Jahr 2020 auf einem Gelände mit Wohnwagen, wie die Staatsanwaltschaft Verden und das niedersächsische Landeskriminalamt in Hannover am Mittwoch mitteilten. Nach Abgleich des Videos mit Foto- und Kartenmaterial handelt es sich dabei um den Wagenplatz am Markgrafendamm in Friedrichshain. Dort durchsuchte Anfang März ein Sondereinsatzkommando den mutmaßlichen zu Burkhard Garweg gehörenden Bauwagen.
In dem nun veröffentlichen Video wünscht mutmaßlich Garweg einer unbekannten Karin oder Carin viel Erfolg bei einer nicht näher benannten Prüfung. Aus der Aufnahme werde Mimik und Gestik sowie die Aussprache des mutmaßlichen Räubers deutlich, erklärten die Behörden weiter. Das Video soll am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" ausgestrahlt werden, in der Hoffnung, dass die Ermittler Hinweise aus der Bevölkerung erhalten.
RAF-Trio mutmaßlich für mehr Taten verantwortlich als bisher bekannt
Die Ermittler gehen nach aktuellen Erkenntnissen davon aus, dass das Trio aus Daniela Klette, Burkhard Garweg und Ernst-Volker Straub für weitere Taten verantwortlich ist als bislang bekannt. Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft von 13 versuchten und vollendeten schweren Raubdelikten aus, die dem Trio zugerechnet werden können. Den Beschuldigten wird nun unter anderem auch erpresserischer Menschenraub vorgeworfen.
Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubes in mehreren Fällen. Sie sollen Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren.
Um die Taten aufzuklären, bitten die Ermittler eine besondere Bevölkerungsgruppe um ihre Mitwirkung: die (ehemaligen) Liebschaften von Burkhard Garweg. Die Ermittler haben nach eigenen Angaben "auch Erkenntnisse darüber erlangt, dass Burkhard Garweg zahlreiche Verhältnisse zu Frauen gehabt haben könnte". Die Ermittlungsbehörden bitten daher, dass sich "die Frauen, die eine Beziehung zu Burkhard Garweg unterhalten haben, mit dem LKA Niedersachsen in Verbindung zu setzen."
Digitale Spuren von 17 Terabyte
Neben der Suche nach Garweg dauert die Fahndung nach Ernst-Volker Staub weiter an. Das dritte Mitglied des früheren RAF-Trios, Daniela Klette, war im Februar in Berlin festgenommen worden. Dabei wurden zahlreiche Beweismittel beschlagnahmt. Deren Auswertung dauerte ebenfalls an. Nach aktuellem Stand befinden sich darunter auch digitale Spuren in einer Größenordnung von 17 Terabyte. Bei der Auswertung dieser digitalen Asservate stießen die Beamten auch auf das nun veröffentlichte Video.
Zudem veröffentlichten die Ermittler auch Fotos, die Garweg in einer Wohnung im niedersächsischen Hildesheim zeigen sollen. Die Wohnung soll für Vorbereitungen einer Straftat genutzt worden sein. Die Fotos zeigen den Gesuchten demnach in der Spiegelung eines Fensters. Die Aufnahmen stammen vermutlich aus 2016.
Der Schaden der mutmaßlich durch das Trio begangenen Taten beläuft sich laut Polizei auf mehr als 2,7 Millionen Euro. Garweg und Staub sollen zwischen 1996 und 2016 gemeinsam mit Klette unter anderem bewaffnete Raubüberfälle auf Geldtransporter und Supermärkte begangen haben. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erweiterte das zuständige Ermittlungsgericht inzwischen die Haftbefehle.
Früher sollen die drei zur früheren Kommandoebene der RAF gehört haben und an Anschlägen beteiligt gewesen sein. Die linksextremistische Rote-Armee-Fraktion (RAF) war von Anfang der 1970er Jahre bis Anfang der 1990er Jahre aktiv. Der Gruppierung werden mehr als 30 Morde zugeschrieben. 1998 erklärte sich die RAF nach Jahren der Inaktivität für aufgelöst.
Sendung: rbb24 Abendschau, 11.09.2024, 19:30 Uhr