Interview | Soziologin Ulrike Ehrlich - "Man kann sehr plötzlich in die Rolle des pflegenden Angehörigen rutschen"

Mo 14.10.24 | 14:22 Uhr
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Symbolbild:Eine ältere Frau liegt krank auf einem Sofa, während ihr eine Person beim Trinken hilft.(Quelle:picture alliance/dpa/M.Brichta)
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Wenn die Eltern älter werden, unterstützen oft die erwachsenen Kinder. Einige übernehmen nach und nach immer mehr Hilfe, andere geraten über Nacht in die Rolle des Pflegenden. Die Berliner Soziologin Ulrike Ehrlich erklärt, wen es besonders häufig trifft und wo die Probleme liegen.

rbb|24: Hallo, Frau Ehrlich. Woran erkennt man, dass die älteren Eltern Hilfe benötigen?

Ulrike Ehrlich: Es gibt Forschungsarbeiten, die zeigen, dass es sich dabei um einen schleichenden Prozess handelt und viele Angehörigen erst mit der Zeit merken, dass sie jetzt pflegende Angehörige sind. Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis man erkennt, dass die Eltern hilfs- oder pflegebedürftig sind und man in dieser Pflege längst angekommen ist.

Woran man das genau festmachen kann, ist sehr unterschiedlich. Es gibt viele Tätigkeiten, die Pflege- oder Care-Arbeit umfassen. Das geht los mit dem Einkauf für die Eltern, das können Haushaltstätigkeiten sein, viele bearbeiten auch Unterlagen und es geht weiter mit Arztfahrten und medizinischer Überwachung. Es fallen wirklich viele Aufgaben an und sie steigern sich meist.

Zur Person

Soziologin - Ulrike Ehrlich

Dr. Ulrike Ehrlich ist Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA). In ihrer Forschung beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit der Frage welche Konsequenzen die Übernahme von familiären Pflegetätigkeiten in u.a. beruflicher Hinsicht hat.

Gibt es den typischen (Pflege-)Fall? Also beispielsweise: Oberschenkelhalsbruch - ab dann geht gar nichts mehr?

Nein, den gibt es nicht. Man kann sehr plötzlich in die Rolle des pflegenden Angehörigen rutschen. Da kann es um Unfälle oder um Krebserkrankungen gehen, um Parkinson oder auch um Demenz. Es gibt sehr viele Wege in die Pflege. Viele unterstützen auch erst einmal eher allgemein im Alltag und irgendwann rutscht das in Richtung medizinische Pflege.

Muss man sich zwingend um die gebrechlichen Eltern kümmern als erwachsenes Kind?

Bis zu einem gewissen Grad muss man sich finanziell kümmern und beispielsweise die Pflegeheimkosten der pflegebedürftigen Eltern tragen, wenn diese dazu nicht in der Lage sind. Zumindest, wenn man mehr verdient als 100.000 Euro brutto im Jahr. Stichwort: Elternunterhalt.

Aber dass man sich aktiv kümmern muss, ist nicht gesetzlich festgeschrieben. Vielmehr empfinden erwachsene Kinder ein Pflichtgefühl oder Verantwortungsgefühl oder einfach Verbundenheit, wenn es um die Frage geht, ob sie sich um die Eltern kümmern sollen oder nicht.

Politisch soll das Pflegen von Angehörigen ja möglich gemacht werden - auch mithilfe von Arbeitsflexibilitätsmaßnahmen wie "Pflegezeit" und "Familienpflegezeit". So können berufstätige Pflegende sich für bis zu 24 Monate von der Arbeit teilweise oder komplett freistellen lassen. Doch Pflege dauert im Durchschnitt sechs Jahre.

Im Rahmen der Pflegezeit, Familienpflegezeit oder zur "Begleitung in der letzten Lebensphase" - hierfür kann man sich für drei Monate freistellen lassen - kann man ein zinsloses Darlehen beanspruchen, um sich zu finanzieren - auch wenn das kaum genutzt wird. Denn das Geld muss man natürlich irgendwann zurückbezahlen.

Nutzen viele pflegende Angehörigen die von Ihnen erwähnte Familienpflegezeit?

Nein. Unsere Analysen auf Basis des Deutschen Alterssurveys zeigen, dass die "Kurzzeitige Arbeitsverhinderung", das ist eine weitere Maßnahme, von zwei Prozent der Pflegenden in Anspruch genommen wird, die Pflegezeit und die Freistellung für die Begleitung der letzten Lebensphase von je einem Prozent, die Familienpflegezeit so gut wie gar nicht. Die meisten Pflegenden nehmen also keine der gesetzlichen Freistellungsmaßnahmen in Anspruch. Sie regeln das vermutlich intern mit ihren Arbeitgebern oder nehmen ihr Recht auf Teilzeit in Anspruch.

Die Ampel-Koalition wollte eigentlich nachbessern für die berufstätigen pflegenden Angehörigen, wird das aber in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr schaffen.

Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis man erkennt, dass die Eltern Hilfe- oder Pflegebedürftig sind und man in dieser Pflege längst angekommen ist

Ulrike Ehrlich

In Berlin leben viele Zugezogene, die vom "Distance Caregiving" betroffen sind. Da leben die alternden Eltern, wenn es schlecht läuft, im Saarland. Wie geht das Ganze, wenn die Eltern weit oder weiter weg wohnen? Und ab wann ist es "weiter weg"?

Aus meinem Umfeld weiß ich, dass es schon weit weg sein kann, wenn man seine alternden Eltern in Brandenburg pflegt und dabei stets auf Abruf ist. Aber natürlich ist Brandenburg da eher bewältigbar als das Saarland. Da steht und fällt sicherlich alles auch mit dem Arbeitgeber.

Wie und wann klärt man mit den alternden Eltern am besten, welche Unterstützung gebraucht wird?

Man sollte sicherlich so früh wie möglich abklären, was die Eltern wollen und was man selbst in der Lage und Willens ist, zu tun. Doch ich glaube, das passiert nicht sehr häufig. Genau wie viele Menschen auch Vorsorge-Entscheidungen nicht treffen. Auch die Dokumente, in denen es um das Lebensende geht, also Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht, werden kaum vorbereitet., wie unsere Analysen auf Basis des Deutschen Alterssurveys belegen. Und genauso wenig wird womöglich darüber gesprochen, wie man im Falle einer Pflegebedürftigkeit gepflegt werden möchte. Nur die wenigsten klären auch, was ihre Kinder bereit zu tun sind.

Aus eigenen, vorläufigen Analysen weiß ich, dass etwa 90 Prozent der Leute, die gefragt wurden, von wem sie nach einem schwerwiegenden Unfall gepflegt werden wollen, gesagt haben: "von nahen Angehörigen".

Wer kann und sollte seine Eltern selbst pflegen?

In Deutschland ist das Pflegesystem über die soziale Pflegeversicherung so ausgerichtet, dass häusliche Pflege vorrangig ist. Und ambulante Pflege kommt vor stationärer. Es gibt finanzielle Anreizmechanismen, die die häusliche Pflege finanzierbarer als externe, professionelle Pflegeeinrichtungen machen. Ein Pflegeheim kostet, je nachdem wo in Deutschland man ist, bis zu 2.800 Euro zusätzlich pro Monat. Zusätzlich zu dem, was die Pflegeversicherung bezahlt. Das sind die sogenannten "Hotelkosten". Das muss man sich erstmal leisten können. Da das nicht viele können, ist klar, dass Pflege meist erst einmal in der Familie stattfindet. 84 Prozent der etwa fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden zuhause von Angehörigen versorgt. Manchmal mit ambulanten Diensten zusammen, meistens aber ohne diese.

Obwohl doch die wenigsten Familien noch über Generationen hinweg zusammenleben?

Ja. Und das wird sicherlich zunehmend schwieriger werden. Insbesondere das Potential der Elternpflege nimmt ab, also dass erwachsene Kinder die Unterstützung ihrer Eltern übernehmen. Es gibt einen Geburtenrückgang, es werden also auch immer weniger Menschen überhaupt Eltern.

Und dort, wo es Eltern-Kind-Beziehungen gibt, gibt es mitunter die schon benannten großen Distanzen zwischen den beiden Haushalten. Es wird zunehmend ältere Menschen geben, die gar nicht von ihren Kindern gepflegt werden können.

Da die Menschen in Deutschland immer später Eltern werden, sind ja viele auch noch mit der Aufzucht ihrer eigenen Teenager beschäftigt, wenn die eigenen Eltern hilfsbedürftig werden.

Richtig. Das Stichwort hierfür ist "Sandwich-Generation". Wer später Eltern wird, kann in diese Situation geraten, dass es zu ihren Kindern die eigenen Eltern gibt, die Unterstützung bräuchten. Und dann kommt noch die Vereinbarkeit mit dem Beruf hinzu.

Viele Arbeitgeber leiden unter dem Fachkräftemangel und wollen ihre Arbeitnehmer möglichst in Vollzeit halten. Auch die Sozialversicherungssysteme profitieren von vielen Vollzeitkräften – insbesondere die umlagefinanzierte Rentenversicherung. Nur so kann nachhaltig finanziert werden.

Das führt dazu, dass sehr auf die Frauen geschielt wird: Frauen werden beispielsweise als Mittel zur Bekämpfung des Fachkräftemangels genannt. Sie sollen in größerem Umfang erwerbstätig sein. Zusätzlich sollen Frauen – wie auch Männer – länger arbeiten. Aber keiner weiß, wie das gehen soll. Einerseits soll man seine Zeit in den vier Wänden der zu pflegenden Angehörigen verbringen, andererseits soll man möglichst 40 Stunden in der Woche dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Eine Möglichkeit, die Situation zu verbessern wäre sicherlich, wenn man die Pflegeaufgaben gerechter zwischen Frauen und Männern verteilen würde

Ulrike Ehrlich

Mehr Kinder als eines – und sich gut kümmern – soll man ja möglichst auch bekommen. Klingt, als wäre die Bettdecke überall zu kurz?

Ja, es bleibt die Frage, wie das alles funktionieren soll. Ein gewisses Anrecht auf Selbstverwirklichung haben die Menschen ja dann auch noch. Es ist eine schwierige Lage. Das Pflegesystem wird krachen, wenn man weiter davon ausgeht, dass die Familien das aus Liebe schon alles wuppen.

Gibt es dafür Lösungsansätze?

Eine Möglichkeit, die Situation zu verbessern wäre sicherlich, wenn man die Pflegeaufgaben gerechter zwischen Frauen und Männern verteilen würde. Noch immer sind Frauen, insbesondere im erwerbsfähigen Alter, die Haupt-Pflegepersonen. In dieser Zeit leisten Frauen etwa 70 Prozent der Angehörigenpflege. Nach dem Renteneintritt erhöht sich die Quote der Männer, die Pflege leisten.

Außerdem muss man die Pflegezeit einschließlich der Familienpflegezeit weiterentwickeln. Einschließlich einer finanziellen Absicherung währenddessen. Das ist angedacht und steht auch im Koalitionsvertrag. Es soll eine Entgeltersatzleistung in Anlehnung an das Elterngeld eingeführt werden. Das möchte Lisa Paus auch immer noch für die nächste Legislaturperiode - unter wem auch immer - durchsetzen.

Das Elterngeld funktioniert ja gut. Man sieht aber auch dort, dass es eher die Frauen sind, die es in Anspruch nehmen. Das geht häufig mit einer finanziellen Notwendigkeit einher. Weil Männer vielfach besser verdienen. Ähnlich wird dass dann auch bei einer Entgeltersatzleistung in der Pflege werden.

In einer klassischen Paarbeziehung macht das dann meist die Person, bei der es finanziell weniger weh tut, wenn ein Teil des Einkommens wegfällt. Und es sind immer noch die Frauen, die weniger verdienen. Wenn man möchte, dass mehr Männer die Pflege übernehmen, muss man gut überlegen, wie hoch die Lohnersatzrate sein solle.

Außerdem kommt es darauf an, wie lange man künftig die Pflegezeit oder die Familienpflegezeit in Anspruch nehmen kann. Aktuell sind es insgesamt maximal zwei Jahre – bei einer durchschnittlichen Pflegebedürftigkeit, die viel länger ist. Wenn es für die Zeit nach den zwei Jahren keine guten institutionellen Rahmenbedingungen für die Pflegebedürftigen gibt, in denen sie professionell weiter gepflegt werden können, bringt den Familien das auch nicht viel. Alles geht also nur im Zusammenspiel mit einem gut ausgestatteten, professionellen Pflegesektor.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Sabine Priess, rbb|24

Maßnahmen zu Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf

KURZZEITIGE ARBEITSVERHINDERUNG:
Wenn sich ein akuter Pflegefall ergibt, haben Angehörige die Möglichkeit, bis zu zehn Tage ihrer Arbeit fernzubleiben, um Pflege usw. zu organisieren. Pflegende haben währenddessen Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld.

PFLEGEZEIT:
Beschäftigte können sich für bis zu sechs Monate von der Arbeit freistellen lassen - voll oder teilweise -, wenn sie einen pflegebedürftigen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegen. Für die Betreuung minderjähriger pflegebedürftiger Angehöriger (mind. Pflegegrad 1) kann die Freistellung genommen werden, ohne dass die Pflege zuhause stattfinden muss. Die Pflegenden haben Anspruch auf ein zinsloses Darlehen.

BEGLEITUNG IN DER LETZTEN LEBENSPHASE:
Um einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in der letzten Lebensphase zu begleiten, kann eine bis zu dreimonatige Auszeit im Beruf genommen werden, voll oder teilweise. Die Pflegenden haben Anspruch auf ein zinsloses Darlehen.

FAMILIENPFLEGEZEIT:
Wenn die Pflege für sechs Monate nicht ausreicht, können sich Beschäftigte im Rahmen der Familienpflegezeit bis zu 24 Monate teilweise vom Job freistellen lassen, um einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung zu pflegen. Für die Betreuung minderjähriger naher Angehöriger kann man sich freistellen lassen, ohne dass die Pflege zu Hause stattfinden muss. Auch hier können die Pflegenden ein zinsloses Darlehen in Anspruch nehmen.


Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend [www.wege-zur-pflege.de]

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Sie sind vermutlich nicht selbst in der Situation, Familienmitglieder pflegen zu müssen. Heute werden deutlich andere Anforderungen an die Pflege gestellt als noch vor 50 Jahren. Die Menschen werden älter und die Gesellschaft muss sich mit Krankheitsbildern auseinandersetzen, die es früher in dem Maße nicht gab. Wie wollen Sie beispielweise als Einzelkind einen schwerst an Demenz Erkrankten pflegen, der eine 24-Stunden-Betreuung benötigt? Das kann ein einzelner Mensch alleinnicht leisten, ohne selbst daran kaputt zu gehen. Früher wurden die Menschen nicht so alt und dieses Krankheitsbild trat deutlich seltener auf als heute. Da muss die Gesellschaft irgendwann einspringen. Und man sollte sich davor hüten Menschen zu verurteilen, die nicht ausreichend dafür qualifiziert sind, schwersterkrankte Familienmitglieder zu pflegen, wenn sie die Pflege denen überlassen, die dafür ausgebildet wurden. Schließlich erwartet man, dass auch jemand, der alt und erkrankt ist, bestmöglich versorgt wird.

  2. 18.

    Sie stellen fest? Sie beschreiben einen Ist-Zustand...
    Aber nur halb. Weil die Carearbeit nicht nur die Pflege ist, sie/es ist auch das Ehrenamt im Verein als Jugendtrainer, die Feuerwehreinsätze, das THW im Katastrophenschutz, und auch...? Das erfüllen von Wünschen der Frauen?
    Nur wenn ein Partner „herumsitzt“ während der andere pflegt.. ja dann hätten Sie recht. Aber dann haben Sie auch ein ganz anderes Problem... das gehört jetzt aber nicht hierher...

  3. 17.

    Sie stellen fest? Sie beschreiben einen Ist-Zustand...
    Aber nur halb. Weil die Carearbeit nicht nur die Pflege ist, sie/es ist auch das Ehrenamt im Verein als Jugendtrainer, die Feuerwehreinsätze, das THW im Katastrophenschutz, und auch...? Das erfüllen von Wünschen der Frauen?
    Nur wenn ein Partner „herumsitzt“ während der andere pflegt.. ja dann hätten Sie recht. Aber dann haben Sie auch ein ganz anderes Problem... das gehört jetzt aber nicht hierher...

  4. 16.

    Ob Sie mich verstehen? Sie (!) persönlich sind mit Ihren Anstrengungen gefordert. Sie selber. „Ich“ kann „Ihre“ Arbeit nicht übernehmen. Ein bisschen helfen über die Pflegeversicherung ist eine Errungenschaft. Es ist eine kleine, aber wertvolle Hilfe. Mehr nicht... Also denken Sie nicht immer daran, wer was für „mich“ zu machen hat.

  5. 15.

    Die Gesellschaft kann das. Wenn sie will.

    Es gibt Gesellschaften, da werden die Alten nicht abgeschoben. Bei uns beginnt es ja schon in der Kindheit, das Trimmen auf die Wirtschaft hin. Die dann wiederum die Lebensgrundlagen zerstört.

  6. 14.

    "Distance Caregiving" ist ähnlicher Senf wie Social Distancing, (queere) Community, Caretaker, Caterer, Oscars, Finals usw. usf. Und das im ÖRR! Im deutschen ÖRR.

    Deutsch ist eine Fremdsprache. In D.

  7. 13.

    die in das System auch einzahlen halten widerspruchslos dieses System aufrecht. Es ist nun mal die Frau, die die Kinder in jüngeren Jahren (des Lebens, der Karriere) bekommt. Sie wird von da an oft nie wieder in dem Maße karriere-aufsteigen, wie ohne.
    Frauen schließen sich auch nicht selbst aus dem Bewerberkreis für höher"wertige" (Lohn) Jobs aus.
    Letztlich sollte jeder Mensch frei sein, der Natur zu folgen und also Kinder und Alte zu pflegen, ohne ein Leben in Anstand, Wohlstand und Würde zu verlieren.

    Wer wird Sie später mal pflegen?

  8. 12.

    Ihre „Aussichten“ sind so gut wie sie es noch nie waren. Bei entsprechenden (Bildungs-)Anstrengungen und Einstellungen zu den jeweiligen Lebensphasen. Der Artikel trägt dazu bei daran zu denken das, wenn man nicht zu den 80% Eigenversorgern im Alter gehört, Reserven dafür braucht. Verlagern können Sie das nicht. Keiner kann das.

  9. 11.

    "Distance Caregiving" ??? Warum nur das Unverständliche?
    (Kostenlose)Pflege kann man nicht verlagern. Man kann Frauen auch nicht zwingen in Berufen zu arbeiten, die besser bezahlt werden. Man kann auch nicht Löhne politisch festlegen, in der sozialen Marktwirtschaft. Man kann auch nicht die Löhne der Männer absenken, damit ein gleiches Lohnniveau über alle Branchen herrscht....
    Bei uns gibt es Hilfen: Die großartige Pflegeversicherung ist eine Solche. In anderen Ländern gibt es das gar nicht...
    Es zeigt sich immer mehr, dass diejenigen am sozialsten sind, die in das System auch einzahlen....statt in Talkshows „Ich finde..“ unter Journalisten und Schauspielern zu diskutieren, wo man nicht weiß, wieviel diese beitragen...

  10. 10.

    Warum soll man nur leben können, wenn man bezahlte Arbeit hat? So viel (Frauen-)Arbeit ist weiterhin unbezahlt. Und dafür dann sozialer Abgrund und Ausgrenzung.

    Lässt man diese Arbeit allerdings woanders ausführen, wirds richtig teuer. Paradox. Irre. Wann reformieren wir endlich die Gesellschaften grundlegend????

  11. 9.

    Bitte nicht dieses "Rutschen" (sprachlich) verfestigen – also bergab, und da ist/bleibt man dann. "rutscht das in Richtung medizinische Pflege", "rutscht man in die Rolle"

    Das haben wir schon bei anderen Themen wie Arbeitslosigkeit oder Lebenskrisen. Wir sollten sorgsam auswählen, welche Bilder wir mit der Sprache Malen. Denn unsere Gehirne kennen sehr gut die Unterschiede und damit verbundenen Welten.

    Im Zweifel einfach: ist man – "ist das in Richtung medizinische Pflege", "ist man in der Rolle" – das stempelt nicht ab.

  12. 8.

    Welche Aussichten haben die heute Jungen, wenn schon jetzt gilt: Die Ersparnisse für meine eigene Rente sind das Geld , was ich fürs Heim ausgebe.

  13. 7.

    Schade, dass hier nicht die pflegenden Ehepartner Erwähnung finden.

    Ich bin voll berufstätig und Ende 50. Mein Partner ist mit Anfang 60 an Demenz erkrankt. Falls er ins Altenheim kommen sollte, sind die Ersparnisse für meine eigene Rente das Geld , was ich fürs Heim ausgebe. Hier greift leider der Ehegattenunterhalt. Und wie das so ist, unsere Lebensversicherungen sind für den Rentenbeginn abgeschlossen und gehen dann vermutlich auch ins Altenheim .

    Entweder ich gehe weiter arbeiten und das Geld geht ins Heim. Oder ich arbeite weniger, dann habe ich selbst weniger Rente.

    Und Sandwich gibts auch noch. Meine Mutter ist über 80. Ich hoffe nur, dass sie nicht Pflegefall wird.

    Erwähnt sind hier auch nicht, die Eltern, die ihre Kinder behinderten Kinder pflegen.

  14. 6.

    Ich vermisse in diesem Artikel das Wort „Vorsorgevollmacht“. Die wird man jedoch irgendwann benötigen, um eine entsprechende Betreuung überhaupt vornehmen zu können.

    Ich habe zusammen mit meinem Bruder und später auch einem Pflegedienst meine Eltern betreut. Anfangs habe ich dabei auch noch gearbeitet und meinen Mann gepflegt. Die erwachsenen Enkel konnten nicht einspringen, da sie nicht vor Ort wohnen, arbeiten und selbst Kinder haben. Mein Mann und mein Vater verstarben und meine Mutter war aufgrund ihrer Demenz unerträglich. Sie war stets schlecht gelaunt und streitsüchtig, beschimpfte alle oder beschuldigte alle des Diebstahls. Seit einigen Jahren ist sie jetzt in einem Pflegeheim. Das hat uns sehr erleichtert, denn wir haben inzwischen auch mit verschiedenen Altersbeschwerden zu kämpfen. Und meine Mutter fühlt sich auch wohl und ist nun gutgelaunt und freundlich. Denn im Heim hat sie endlich verstanden, dass sie keine Verantwortung mehr übernehmen muss und loslassen kann.

  15. 5.

    Danke "Mona", das haben sie schwungvoll dargestellt. Jeder der das durch hat, weiß wie es Ihnen damit geht.
    Danke auch rbb24 für diesen sensibel dargestellten ProblemBall, der einen ganz schön anknocken kann...wenn die Situation schlagartig eintritt. Verbundenheit ist Herzensangelegenheit. Probleme treten gewaltig auf. Drücke Ihnen und allen die Daumen. Vergessen Sie sich dabei selbst nicht. Beste Grüße.

  16. 4.

    Deswegen ist das höhere Renteneintrittsalter so problematisch. Meine Oma ging noch mit 60 in Rente und hatte dann Zeit, sich um ihre alten Eltern zu kümmern. Wer bis 67 arbeiten muss, fällt die meiste Zeit des Tages für die Pflege aus. Manche kündigen dann. Das ist aber auch keine Lösung, denn es wirkt sich auf die spätere Rente negativ aus.

  17. 3.

    Und wenn dann noch die eigenen Kinder pflegebedürftig sind, hat man ganz verloren.

  18. 2.

    Tja, solange man ohne Geld oder mit einem Darlehen am Hacken da steht, kann man wohl die Eltern nicht pflegen. Schwierig. Arbeitgeber machen das auch nicht mit - entweder ganz weg oder gar nicht, weil man die Stelle ja nicht offen halten kann. Sonst wäre man ja vorher schon überflüssig gewesen.
    Leider sind auch in diesem Artikel im Info-Teil keine Hilfen erwähnt, wo man was beantragen kann, und wie man sich finanziert ohne Arbeit.

  19. 1.

    Jupp, bin auch gerade in der Phase Teenies plus alte Eltern.
    Bei uns ging es von einem Tag auf den anderen durch einen Schlaganfall. Pflegedienst und Putzhilfe sind zwar vorhanden, aber von neue Spülmaschine besorgen über Ausflüge ermöglichen bis Papierkram durchgehen ist immer was zu tun.

    Gut nochmal die Rechte aufgeführt zu sehen, die man als Arbeitnehmer hat, gerade wenn mal Not am Mann ist.

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