Verband der Ersatzkassen - Zuzahlungen für Pflegeheime in Berlin und Brandenburg deutlich gestiegen

Mi 10.07.24 | 10:45 Uhr
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Symbolbild: Eine ältere Frau im Rollstuhl sitzt am 27.04.2018 in ihrem Zimmer in einer Pflegeeinrichtung in Berlin. (Quelle: Picture Alliance/photothek/Inga Kjer)
Audio: rbb24 | 10.07.2024 | Po Keung Cheung | Bild: Picture Alliance/photothek/Inga Kjer

Fast 3.000 Euro im Monat muss man für das Wohnen im Pflegeheim im ersten Jahr zuzahlen. Wegen höherer Personalkosten sind die Zuzahlungen gestiegen. Dabei müssen Berliner Hunderte Euro mehr pro Jahr zahlen als Brandenburger.

Pflegebedürftige Menschen und ihre Familien müssen für die Unterbringung im Heim mehr als vor einem Jahr zuzahlen: 2.900 Euro pro Monat aus eigener Tasche sind aktuell im bundesweiten Schnitt fällig, wie der Verband der Ersatzkassen ausgerechnet hat.

Das sind gut 200 Euro mehr als im Juli 2023. Grund für seien vor allem höhere Personalkosten für Pflegekräfte, heißt es.

Die Kosten für Pflegeheime in Berlin liegen im bundesweiten Schnitt (2.895 Euro im ersten Jahr in Heim). In Brandenburg müssen Heimbewohner im ersten Heimjahr monatlich 2.563 Euro zuzahlen.

Das ist in beiden Ländern deutlich mehr als vor einem Jahr. Da mussten Berliner etwa 400, Brandenburger etwa 300 Euro weniger bezahlen. Die Zuschüsse der Pflegekassen steigen mit der Aufenthaltsdauer, so dass ab dem vierten Jahr im Heim etwa 1.000 Euro weniger im Monat bezahlt werden müssen (1.711 Euro Zuzahlung in Berlin, 1.571 Euro in Brandenburg).

Pflegeversicherung trägt nur einen Teil der Kosten

In den Summen ist der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt, anders als die Krankenversicherung, nur einen Teil dieser Kosten. Für Bewohnerinnen und Bewohner im Heim kommen noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu. Ausgewertet wurden den Angaben des Verbands der Ersatzkassen zufolge Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern.

Die Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen, Ulrike Elsner, forderte die Bundesländer auf, die Investitions-Kosten für die Pflegeheime zu übernehmen - etwa für den Unterhalt der Gebäude. Ihren Angaben zufolge könnten Heimbewohner dadurch um durchschnittlich fast 500 Euro im Monat entlastet werden. "Dass diese so hoch ist, liegt auch daran, dass die Länder ihre Verantwortung ignorieren", so Elsner.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Textes hieß es im Teaser: "Dabei müssen Berliner Hunderte Euro weniger pro Jahr zahlen als Brandenburger." Das ist falsch, sie müssen mehr zahlen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.07.2024, 10 Uhr

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89 Kommentare

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  1. 88.

    Erschrocken bin ich darüber, was für Unwissen im Zusammenhang mit Netto, Brutto, Parität (alles keine Discounter)vorliegt. Unglaublich.
    Besonders befremdlich, dass zunehmend gleich betroffene Gruppen verglichen und gegeneinander ausgespielt werden. Ebenfalls, dass der Generation Z sämtlich eigene Lebensentwürfe nicht zugebilligt werden, sondern einzig an den Beiträgen zur Pflege- und Rentenversicherung gemessen und bewertet werden. Das polarisiert steigend.
    Übrigens, in Summe von Bürgergeldempfängern (Stichtag 31.08.2023) sind nicht erwerbsfähige Kinder unter 15 Jahren und auch in Ausbildung stehende mit Unterstützungsanspruch enthalten.

  2. 87.

    Andere Sichtweise als Arbeitnehmer:
    ,,Das kann doch nicht alles gewesen sein,
    das bisschen Sonntag und Kinderschrein,
    das muss doch noch irgendwo hingehn, hingehn. Die Überstunden, das bisschen Kies.
    Und abends inne Glotze: das Paradies.
    Darin kann ich noch keinen Sinn sehn, - Sinn sehn. Das soll nun alles gewesen sein. Da muss doch noch irgendwas kommen.
    Nein, da muss noch Leben ins Leben – Leben ...
    Da muss noch Leben ins Leben! Ich möchte leben - und nicht nur gelebt werden.„
    Nur mal zum Nachdenken.

  3. 86.

    „Steuern ab - 50% reicht da nicht, 70-80% wären realistischer!„
    Sie wollen überlegen, ob mit Ihrem Vorschlag nicht die jetzige Abwanderung wegen schlechter Bedingungen noch mehr beschleunigt wird? Wie wollen Sie fremdes Kapital anlocken? Dieses große Potential übertrifft alle staatlichen Steuereinnahmen um zu investieren.

  4. 85.

    Wenn man es unwirtschaftlich macht in Deutschland ein Unternehmen zu führen wandern die Unternehmen ab. Zudem wandert auch das Talent ab. Sie können das Problem nicht mehr lösen. Wir sind in einer demographischen Katastrophe und das wird nicht bezahlbar sein.

  5. 84.

    Es geht um Arbeitgeber im Großkonzern!
    Die ,,drücken“ noch viel zu wenig Steuern ab - 50% reicht da nicht, 70-80% wären realistischer!

  6. 83.

    Alles was der Arbeitgeber mehr an den Staat abdrücken muss schadet letztendlich entweder den Kunden oder den Angestellten. Gewerkschaftsmentalität zur Verteufelung der Unternehmen bringt niemandem was und verschleiert was wir wirklich zahlen müssen.

  7. 82.

    Es gibt keine Jobs ohne Mehrwert. In jedem Job bezahlt jemand Geld das ein anderer eine Arbeit verrichtet. Der Staat schnappt sich den Löwenanteil, über 50%, und der Rest geht an den Arbeitnehmer als Nettoverdienst.

    Bevor jetzt rumgejammert wird das dies nicht der Wahrheit entspricht: Was ein Arbeitgeber für einen Arbeitnehmer bezahlen muss sind Bruttolohn und Lohnnebenkosten. Diese Beträge muss man zusammenrechnen und dann sieht man das man eigentlich über 50% an den Staat abdrücken muss.

  8. 81.

    Die Heimkosten kann ich mir nicht leisten. Wie man sich das aufbaut ist auch noch nicht beantwortet worden. Wer meint geh doch zum ... , kann ich machen das Sozialamt geht dann auf die Verwandtschaft zu.Die im übrigen auch nichts dafür kann, wenn ich zum Pflegefall werde. Aber ewig und 3 Tage Bürgergeld ui beziehen geht.

  9. 80.

    Können Sie das belegen? Da würden mich die Zahlen interessieren. In Bezug auf konfessionelle Pflegeeinrichtungen sind meine persönlichen Erfahrungen nämlich anders. Danach liegen diese Einrichtungen genau im Durchschnitt. Beziehen Sie sich nur auf Pflegeheime oder auch auf Seniorenwohnheime?

  10. 79.

    Das ist wohl war, aber Sie müssen sich noch ein klein wenig gedulden. In diesem Jahr nicht mehr, aber nach der nächsten Bundestagswahl 2025 wird das neue BGE eingeführt werden, definitiv. Alles Gute und rauchen Sie nicht soviel!

  11. 78.

    Einfluss auf die Preise hat derjenige, der Marktmacht hat. Also muss man teilnehmen. Sich stellen. Eine Leistung erbringen statt erbringen lassen. Eine Mischung sorgt für Wettbewerb.

    P.S. Das ständige Festellen und „man lässt ... dies und jenes“ führt in eine Verlagerungsmentalität.

  12. 77.

    Sehr berechtigte Fragen! Das Problem bei privatwirtschaftlichem Agieren, welches aus sozialstaatlichen Mitteln finanziert wird, ist immer auch, dass die Preise viel zu hoch sind. Unser Sozialstaat lässt sich an vielen Stellen ausplündern, um die sozial vorgegebenen Mindeststandards zu erfüllen. Andere Staaten, die verantwortlicher mit sozialer Unterstützung umgehen oder wesentliche Teile der Versorgung staatlich durchführen, haben insgesamt deutlich niedrigere Kosten bei teilweise sogar höherem Standard. Deutschland hat viele Leistungen an Private ausgelagert, um Geld zu sparen, zahlt aber am Ende über andere staatliche Geldleistungen deutlich mehr. Die eine staatliche Stelle wird entlastet (zum Beispiel kommunal), dafür eine andere um so mehr belastet (z.B. im Bundeshaushalt) oder umgekehrt, aber es interessiert niemanden, weil man einfach zur Finanzierung dann neue Steuern oder Abgaben einführt.

  13. 76.

    Sie haben vergessen, daß die junge Geberation von Bedingungslosem Grundeinkommen leben kann. Das kommt so sicher, wie das Amen in der Kirche! Und das ist alternativlos und damit eerden diese sinnlosen Diskussionen über Bürgergeld + Pflegekosten überflüssig!

  14. 75.

    "Tatsache ist schon lange, dass für den Normalrentner die Pflegeversicherung keine Versicherung mehr ist." Das ist leider korrekt. Die Pflegeversicherung senkt am Ende nur die Kosten, die das Sozialamt tragen muss. Heimkosten abzüglich Pflegeversicherung abzüglich eigener Rente abzüglich eigenes Vermögen ergibt das, was dann die Allgemeinheit ohnehin zahlen muss, weil Rente plus Pflegezuschuss längst nicht mehr ausreichen, um die Heimkosten zu decken. Das eigene Vermögen ist auch sehr schnell aufgebraucht. Gewinner bei dem Ganzen ist im Grunde nur der Pflegeheimbetreiber. Mehrere tausend Euro für ein halbes Zimmer zuzüglich mangelhafter Betreuung scheint kein ganz schlechtes Geschäftsmodell zu sein. Die Personalkosten sind jedenfalls nicht der Haupttreiber, wenn man sich die Personalschlüssel mal anschaut.

  15. 74.

    Wieviel zahlen Sie denn ein... in die Soziaökassen? Nur um hochrechnen zu können, ob das ausreichen würde, Ihre Ansprüche zu finanzieren. Ich habe da einen Verdacht....

  16. 73.

    Der Staat, das sind seine Bürger, und wenn es eine Rundumversorgung nach Ihren Vorstellungen geben soll, dann müste jeder Bürger im arbeitsfähigen Alter die Ärmel hochkrämpeln um das BIP und andere Standarts auf ein entsprechend hohen Level zu bringen.

  17. 72.

    Übrigens kosten Heimplätze in kommunalen und konfessionellen Einrichtungen im Bundesdurchschnitt mehr als in Einrichtungen, die gewinnorientiert betrieben werden.

  18. 71.

    Wenn die Pflegeversicherung zur Vollkasko ausgebaut wird, steigt auch der Beitrag stark an. Das müssen Sie bei Ihrer Forderung klaglos hinnehmen.

    Die aktuellen Leistungen der Pflegeversicherung werden als Zuschuss gewährt.

    Niemand braucht Angst zu haben, sich einen Heimplatz wegen Mittellosigkeit nicht leisten zu können. Zur Not springt das Sozialamt ein. Nur die Erben haben meist Angst, dass für sie nichts übrig bleibt

  19. 70.

    Ah klasse Idee. Wir legen einfach noch mehr von den Pflegekosten auf die arbeitende Bevölkerung um. Ich finds toll jeden Tag zwei drei Stunden für Rentner zu arbeiten. Vielleicht sollte ich es doch mal im Ausland versuchen.

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