Verbindung nach Polen - Reiseverkehr nach Polen sorgt für Auto-Lärm im Bad Freienwalder Kurviertel

Mo 02.12.24 | 14:39 Uhr
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Umleitung sorgt für Verkehr in Kurviertel in Bad Freienwalde (Quelle: rbb)
rbb
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 30.11.2024 | Philipp Gerstner | Bild: rbb

Bis vor wenigen Monaten nutzen Autofahrer auf dem Weg nach Polen die Brücke durch Bad Freienwalde. Mittlerweile ist die Brücke weg, ein neuer Kreisverkehr aber noch nicht gebaut. Statt über eine Umleitung, rollen die Autos nun durch das Kurviertel.

Am frühen Freitagmorgen stehen Mitglieder der Bürgerinitiative "Weniger ist mehr" an einer Straße in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland). Sie beobachten, wie sich ein Auto nach dem anderen durch die laut ihnen einst so erholsamen Straßen des Kurviertels schiebt.

Ab neun Uhr sind es auffällig viele Berliner, die wahrscheinlich Schnäppchen auf dem Polenmarkt suchen, sagt BI-Sprecher Clemens Lippok. "Am schlimmsten ist es am Wochenende. Das sind dann die Tanktouristen, die hier durchkommen. Im Sommer kommen noch Freizeitausflügler dazu, Motorradfahrer, ganze Gruppen, die hier durchdonnern."

Brücke weg, Kreisverkehr noch nicht da

Noch bis vor einem Jahr gab es in Bad Freienwalde eine Brücke, die den Durchgangsverkehr über die Stadt geführt hat. Doch die wurde mittlerweile abgerissen. Stattdessen soll nach Planung der Stadt zukünftig ein Kreisverkehr die Durchfahrten regeln. Doch der wird frühestens 2027 fertig. So lange müssen die Autos einen großen Bogen durch das Kurviertel der Stadt schlagen. Und das hat die Lage verändert und Auswirkungen auf Anwohner, so Lippok. "Ich kenne Leute, die haben Schlafstörungen. Menschen mit Kindern, sagen, dass sie jetzt wirklich Bedenken haben, sie frei vor der Tür spielen zu lassen. Eine hat mir sogar gesagt, sie würde wieder wegziehen, weil sie das nicht mehr aushält und auch von dieser Stadt enttäuscht ist. Das ist ein Armutszeugnis."

Umleitung sorgt für Verkehr in Kurviertel in Bad Freienwalde (Quelle: rbb)Umleitung bringt Umweg von zehn Kilometer

Umleitung zu lang für Polen-Touristen?

Das wahre Problem beginnt aber fünf Kilometer vor Bad Freienwalde. Dort sollen die Autofahrer, die aus Berlin kommen, die Stadt eigentlich umfahren. Ab Platzfelde führt eine Umleitung über Hohenfinow und Falkenberg an Bad Freienwalde vorbei zum Grenzübergang nach Hohenwutzen. Doch selbst ein Sackgassenschild kann die Autolawine durch die Stadt nicht stoppen.

Auf dem Polenmarkt in Hohenwutzen haben die Berliner dafür ihre Gründe. "Die Umleitung ist mir zu groß", sagt etwa Karl-Heinz Wolter aus Wittenau beim Tanken. "Durch Bad Freienwalde ist kürzer." Und tatsächlich beträgt der Umweg circa zehn Kilometer. Viele Berliner sagen aber, dass sie die Umleitung genommen haben. So wie Hannelore Helmer aus Friedrichshain-Kreuzberg. Dennoch kritisiert sie die Stadt: "Es ist eine Katastrophe, weil da schon seit fast drei Jahren zu ist. Die Bauerei ist unmöglich."

Einbahnstraße könnte Verkehr entlasten - Kita wehrt sich

Um den Lärm im Bad Freienwalder Kurviertel abzumildern, schlagen die Mitglieder der Bürgerinitiative vor, die Umleitung zu verkürzen. So könnte eine Einbahnstraße in beide Richtungen geöffnet werden. Dann wäre der Weg durch das Kurviertel um einen Kilometer kürzer. Doch auch gegen diesen Vorschlag gibt es Widerstand - vor allem von den Eltern der anliegenden Kita. Sie möchten verhindern, dass Parkplätze, die sich bislang in der Einbahnstraße befinden, wegfallen könnten, sagt Adriana Elmustapha vom Ausschuss der "Kita Bummi". "Wir sind eine Integrations-Kita mit Integrationskinder. Wir haben nur einen einzigen Parkplatz, der für schwerbeschädigte Personen gekennzeichnet ist und brauchen aber definitiv mehr Parkmöglichkeiten. Deswegen bietet sich das eben hier an." Doch auch andere Anwohner, die mit ihren Kindern einen angrenzenden Spielplatz besuchen, würden die Parkflächen nutzen, so Elmustapha.

Noch prüft die Stadtverwaltung, ob die Einbahnstraße überhaupt in beide Richtungen geöffnet werden kann, heißt es auf Anfrage. Doch so oder so: ein Teil des Kurviertels wird noch mindestens zwei Jahre mit dem Lärm leben müssen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.11.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

5 Kommentare

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  1. 5.

    Noch vor Tiefensee steht doch seit Monaten der Hinweis, OD Freienwalde und damit der Weg nach Hohenwutzen sei gesperrt, die Umleitung geht nach rechts in den Wald.

  2. 4.

    Freies Land, freie Bürger. Statt Verbote soll besser geprüft werden weshalb solch eine kleine Baumaßnahme bis 2027 dauert.

  3. 3.

    Lärmbelästigung ist etwas schreckliches. Das kann ich gut verstehen. Und dann nur weil Autofahrer Sprit sparen. Absurd. Gäbe es nicht andere Möglichkeiten diesen Sprittourismus zu verhindern? Es ist doch eine unsinnige Energieverschwendung.

  4. 2.

    Die Umleitung von/nach Berlin müsste schon in Tiefensee beginnen und dann über Heckelberg und Hohenfinow führen, das wäre kürzer.

  5. 1.

    Selbst schuld, wer nur nach dem Status strebt, dann mit Verkehrslärm lebt.

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