An der Tanke in Brandenburg - "Mein Pferd ist mir immer treu"

So 30.06.24 | 17:52 Uhr
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Illustration für "An der Tanke" mit einem Anhänger mit der Aufschrift:"Mein Leben ist ein Ponyhof".(Quelle:rbb)
Bild: rbb

Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine leidenschaftliche Reiterin, die bei den Bauernprotesten das erste Mal demonstriert hat.

Wer: Industriekauffrau aus Glienicke
Alter: 23
Uhrzeit: 14:37 Uhr
Fahrzeug: Weißer Opel
Getankt: -
Woher: von der Arbeit
Wohin: zum Autowaschen und dann nach Hause

 

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "an der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

Alles in Ordnung! Mein Jahr lief bisher gut, würde ich sagen. Ohne besondere Vorkommnisse, ohne schlimme, tragische Ereignisse. Also, alles in Ordnung.

Sie war gerade auf dem Weg ins Tankstellen-Häuschen und bleibt etwas zögerlich davor stehen. Ihre Antworten sind zunächst etwas vorsichtig.

Na ja, es wird noch einen Höhepunkt geben. Wir haben eine Reitananlage und veranstalten in diesem Jahr das erste Reitturnier. Das wird unser Höhepunkt. Da arbeiten wir irgendwie schon das ganze Jahr drauf hin - mit sämtlichen Vorbereitungen und allem, was dazu gehört.

Ich habe schon als Kind mit Reiten angefangen, als ganz kleines Kind. Es war noch nie eine Option für mich, das nicht mehr zu machen. Weil die Sache einfach Spaß macht. Und Pferde können, glaube ich, auch mehr geben als Menschen. Na, mein Pferd ist mir immer treu!

Sie lacht laut.

Und es kann auch nicht schlecht über mich reden. Es konnte sich mich ja nicht aussuchen. Es ist einfach immer da.

Wir mussten für das Turnier viele Sponsoren sammeln, damit wir nicht so tief in die eigene Tasche greifen müssen. Damit die Reiter, die was gewinnen, Gelder kriegen und Ehrenpreise. Das war der schwierigste Teil, weil in der heutigen Zeit wenig Leute - auch wenig Firmen - noch bereit sind, was zu geben.

Ansonsten muss jetzt natürlich organisiert werden, dass wir genug Leute haben, die die Sprünge aufbauen, sich um Essen kümmern, auf den Bierwagen stehen, die Kuchen backen und am Ende den Kuchen verkaufen. Und dann noch die Fachleute für den Tag - dass ein Krankenwagen da ist, dass Sanitäter da sind, Leute, die berechtigt sind, so einen Springparcours aufzubauen und all das.

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    An der Tanke in Brandenburg 

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  • Illustration: Serie "An der Tanke". (Quelle: rbb)
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    "Die politische Lage macht mich schon manchmal wütend"

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    "Ich würde niemals nach Berlin ziehen!"

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  • Illustration Soldat.(Quelle:rbb/Sophia Bernert)
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    "In der Bevölkerung haben wir Soldaten ein hohes Ansehen"

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  • Zapfsäule an einer Tankstelle in Beelitz (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
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    An der Tanke in Brandenburg 

    "Nicht, dass ich dann am Ende auf dem leeren Tank sitze"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: Eine Juristin, die sich fragt, wie ihre Gemeinde sie dabei unterstützen wird, ihre Ölheizung umzurüsten.

  • Illustration Autoradio.(Quelle:rbb/Sophia Bernert)
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    An der Tanke in Brandenburg 

    "Man hört nur noch schlechte Nachrichten"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: Eine Neuruppinerin klagt über Unterrichtsausfall und fehlendes Kita-Personal bei ihren Kindern.

  • Illustration: Serie "An der Tanke". (Quelle: rbb)
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    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich möchte mein Steak essen, und mein Hühnchen, tut mir leid!"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute ein Gespräch über viele Aufreger des Alltags: E-Autos, Vegetarier und Quereinsteiger im Lehramt.

  • Amaturenbrett eines Autos an einer Tankstelle in Dahme/ Mark in Brandenburg. (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
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    An der Tanke in Brandenburg 

    "Uns wird nicht geholfen. Uns vergessen sie irgendwo alle"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Kassierin, die bemerkt, dass am Monatsende vielen das Geld fürs Essen fehlt.

  • Hand an einer Kofferraumklappe an einer Tankstelle in Dahme/ Mark in Brandenburg (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
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    An der Tanke in Brandenburg 

    "Es will keiner sehen, was diese Pandemie im Nachhinein für Auswirkungen hat"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Eingliederungshelferin, die erzählt, dass die Pandemiefolgen bei vielen jetzt sichtbar werden.

  • Illustration: Wasserbauer (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich würde mir mal jüngere Einflüsse in der Politik wünschen"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Wasserbauer, dem viele Politiker zu alt sind, um gute Ideen zu haben.

  • Illustration: Rentner (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Schlecht geht's uns nicht"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Rentner, der dem verlorenen Dorfzusammenhalt nachtrauert.

  • Illustration: MTA (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Wenn sie die Leute vergessen, die hier vor Ort leben, das kann nicht sein"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Frau, die ihre Schwiegereltern pflegt und mächtig Wut angesammelt hat.

  • Hand am Zapfhahn an einer Tankstelle in Beelitz in Brandenburg (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Wenn die Ukrainer kommen, dann werden Türen und Tore geöffnet"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Rentnerin, die links wählt, aber manchmal rechts denkt.

Mit der Wahl habe ich mich schon auseinandergesetzt, weil ich ja für mich wissen wollte, welche Partei ich wähle.

Sie zögert kurz und hält inne.

Das Ergebnis hat mich nicht überrascht. So, wie die momentane Stimmung hier in Deutschland ist. Dadurch, dass wir ja eine Reitanlage haben, sind wir auch in der Landwirtschaft tätig. Es gab ja die ganz großen Bauerndemos, da waren wir natürlich auch mit dabei. Das beschäftigt einen schon sehr, weil - auch wenn wir ein relativ kleiner Betrieb sind - uns das schon auch betrifft.

Das war für mich das erste Mal auf einer Demo. Wir waren zum Beispiel bei diesen kleinen Demos dabei, wo wir hier Straßensperrungen gemacht haben und so. Das war schon irre, fand ich, weil auch der Zuspruch von den Leuten total enorm war.

Dann sind wir nach Berlin gefahren zu den großen Demos und da war ich einfach völlig überwältigt, wie viel tausende Menschen da waren. Es war schon sehr beeindruckend, wie das abgelaufen ist und wie die Stimmung war.

Am Anfang war es ganz groß und alle waren total euphorisch, aber mit der Zeit ist es immer mehr im Sand verlaufen. Wie ich das so mitkriege, sind die in anderen Ländern oder Regionen immer noch total stark, aber hier bei uns in Brandenburg ist es ziemlich eingeschlafen.

Das Problem war, glaube ich, dass irgendwann bei jedem die Ernte angefangen hat. Mein Freund sagt immer, dass die Politik das total clever gemacht hat. Die haben das so lange ausgesessen, bis die Bauern wieder arbeiten mussten. Ich sehe das auch so. Jetzt ist es natürlich sehr schwer - während der Heuernte ganz besonders. Gerade für Bauern, die Tiere versorgen müssen.

Ich kann schon ein Stück weit verstehen, dass viele sagen: 'Ich bin jetzt drei Wochenenden und drei Wochen am Stück jeden Tag mit euch unterwegs gewesen. Jetzt muss ich mich auch wieder um den Betrieb kümmern.' Aber anders herum finde ich, das hätte noch ein bisschen höher getrieben werden können.

Die Stimmung ist sehr unentspannt, glaube ich. Die Eskalationsstufe ist schon sehr, sehr hoch bei den Leuten. Ich denke, es sind alle sehr unzufrieden, egal in welchen Bereichen, nicht nur in der Landwirtschaft.

Ich bin so ein Mensch - ich lass es, glaube ich, nicht zu sehr an mich ran, weil ich der Meinung bin, dass wir sowieso nichts ausrichten. Ich sage immer: wir - hier - ob wir uns darüber aufregen oder nicht. Oder ob wir die AfD wählen oder nicht. Wir können es sowieso nicht beeinflussen. Ja, über die Landwirtschaft habe ich mir Gedanken gemacht. Aber über alles andere mache ich mir gar keine Gedanken, weil ich denke, dass es nichts bringt, mir jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen.

Das Gespräch führte Jonas Wintermantel

9 Kommentare

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  1. 9.

    Kennen sie Klaus&Klaus? .... Da steht ein Pferd auf dem Flur ....

  2. 8.

    Ja jetzt: Pferdesport halt. Gibs noch. Ganz normale Leute. So mein Eindruck vom Gelesenen.

  3. 7.

    Also ich finde das jeder der ein Pferd sein eigen nennen möchte sich auch eines halten sollte.
    Was wohl mein Vermieter dazu sagen würde?

  4. 6.

    Ist wie beim Fußball. Ein paar schubsen den Ball und bekommen nicht nur Preise sondern auch viel Kohle. Andere bauen auf und ab, Firmen betreiben Sponsoring usw. Also - so what? So isses. Neidisch?

  5. 5.

    Diese junge Frau lässt die unzufriedene aufgeheizte Stimmung der Politikvedrossenen nicht an sich ran, und das ist gut so, denn das Land braucht auch Leute die kühlen Kopf bewahren!

  6. 4.

    .....wenn ich so etwas lese, weiß ich nicht, ob ich darüber lachen oder doch eher erschrocken sein soll.

  7. 3.

    Wie jetzt? Reiter reiten und bekommen Preise und alle anderen drehen sich, backen, bauen auf, verkaufen usw. Firmen geben Geld.

  8. 2.

    23 Jahre alt und sehr politikverdrossen.
    Nun gut, Beruf, Freund, Arbeit, Auto, Pferd, Hobby, soziale Kontakte und eine von der Landwirtschaftspolitik enttäuschte Familie. Irgendwann wird der Wunsch nach Veränderung und vielleicht sogar eigener Aktivität auf politischer Ebene wachsen, nämlich dann, wenn sich das eigene Leben ändert und die kleinen Probleme des Alltags zwangsläufig dazu führen, nicht mehr alles hinnehmen zu wollen, wie es ist. Das Pferd hat keine Wahl, die junge Frau schon. Alles Gute!

  9. 1.

    "Ich bin so ein Mensch - ich lass es, glaube ich, nicht zu sehr an mich ran, weil ich der Meinung bin, dass wir sowieso nichts ausrichten. Ich sage immer: wir - hier - ob wir uns darüber aufregen oder nicht. Oder ob wir die AfD wählen oder nicht. Wir können es sowieso nicht beeinflussen."

    Worüber sollte sie sich denn aufregen? Und was möchte sie denn beeinflussen? Keine Aussage dazu, alles nur sehr vage. Sie hat doch am Anfang gesagt, dass sie ein gutes Jahr hat. Sie ist Industriekauffrau und hat ein Pferd. Damit könnten viele Menschen glücklich sein. Ich kann dieses Jammern auf hohem Niveau nicht mehr nachvollziehen, das ist mir eine Nummer zu hoch. Was für ein Anspruchsdenken haben manche Menschen eigentlich? Oder spricht sie nur über die anderen, die unzufrieden sind? Dafür spricht sie aber zum Schluss sehr viel darüber.

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