Berlin-Pankow - Eilantrag gegen Kiezblock erfolgreich

Mi 03.01.24 | 18:21 Uhr
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Symbolbild: Ein Poller in Berlin. (Quelle: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert)
dpa/Klaus-Dietmar Gabbert
Video: rbb24 Abendschau | 03.01.2024 | T. Schmutzler & V. Kleber | Bild: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Kiezblocks sollen verhindern, dass immer mehr Autoverkehr durch Wohngebiete rollt. Auch in Pankow wurde eine Kreuzung gesperrt - doch ein Bürger stellte dagegen einen Eilantrag. Dem gab das Verwaltungsgericht Berlin nun statt.

Straßen dürfen nur bei besonderen Gefahren durch Poller für den Autoverkehr gesperrt werden. Diese Entscheidung hat das Verwaltungsgericht Berlin am Mittwoch mitgeteilt.

Nach Ansicht des Gerichts war die Sperrung einer Straße im Berliner Bezirk Pankow durch Pfosten, mit denen ein sogenannter Kiezblock gestaltet werden sollte, nicht zulässig.

Eilantrag gegen Poller in Pankow

Die Bezirksverordnetenversammlung von Pankow hatte das Bezirksamt 2021 aufgefordert, den Durchgangsverkehr im Nesselweg zu reduzieren. Begründet wurde das unter anderem damit, dass in der Straße oft zu schnell gefahren werde. Das gefährde Kinder auf dem Weg zur Kita oder zur Schule.

Gegen die Poller hatte ein Bürger einen Eilantrag eingereicht. Dem hat das Verwaltungsgericht stattgegeben. Nach Erkenntnissen des Gerichts sei im Nesselweg keine Gefahrenlage vorhanden, die das Aufstellen der Poller rechtfertige.

Gegen den Beschluss kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg erhoben werden.

Kiezblock gegen Verkehrsbelastung in Wohngebieten

Die Wünsche von Anwohnerinnen und Anwohner nach Veränderungen im Straßenverkehr vor ihrer Haustür bündelt die Initiative "Kiezblocks". Diese gibt es seit 2020, sie ist Teil des Vereins "Changing Cities", der sich ansonsten vor allem für bessere Bedingungen für Radfahrerinnen und Radfahrer in Berlin einsetzt.

Das Ziel der Initiative: In Berlin soll es 180 sogenannte Kiezblocks geben. 63 sind bereits auf der Webseite gelistet, allerdings in sehr unterschiedlichen Planungs- und Umsetzungsstadien [kiezblocks.de]. Das Projekt wurde vom rot-rot-grünen Senat unterstützt, mit der Begründung, dass die Verkehrsbelastung in Berlin in den vergangenen 20 Jahren zugenommen habe.

Die Sperrung besonders von Straßen in Wohngebieten sollte zu weniger Verkehr und einem Umdenken bei Autofahrerinnen und -fahrern führen.

Poller am Nesselweg "Einzelaktion"

Die Initiatoren des "Kiezblock"-Konzepts sehen in der Entscheidung keine Auswirkungen auf ihre Projekte. "Die Poller am Nesselweg sind eine Einzelaktion und verwaltungstechnisch unsauber umgesetzt", teilte eine Sprecherin mit. Ein "Kiezblock" bestehe nicht nur aus Pollern, betonte die Initiative. Eine Durchgangssperre sei nur eine von vielen Maßnahmen eines städtebaulichen Konzepts, um den Fuß- und Radverkehr sicherer und Stadtviertel lebenswerter zu machen.

Kritik an Veränderungen am Berliner Mobilitätsgesetz

Im Herbst 2023 kritisierte der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Tino Schopf, die vom CDU-Verkehrssenat angekündigten Veränderungen am Berliner Mobilitätsgesetz. Mehr als 70 Berliner Verbände, Organisationen und Unternehmen haben sich zudem für den Erhalt des Mobilitätsgesetzes ausgesprochen.

Die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus will dem Radverkehr künftig keinen Vorrang mehr vor dem Autoverkehr geben. Radwege sollen auch schmaler sein dürfen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 03.01.2024, 19:30 Uhr

96 Kommentare

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  1. 96.

    Wenn die Begründung für den Kiezblock nicht ausreicht, muß die Begründung nachgebessert werden und nicht der Kiezblock abgeschafft werden. Das Gericht soll sich lieber um seine Verbrecher kümmern als gute Verkehrspolitik zu torpedieren. Das Gericht hat der Menschheit mit seiner Entscheidung nichts Gutes getan. Statt auf einen Eilantrag eine Eilentscheidung zu verbocken, wäre eine Entscheidung mit Bedacht viel besser gewesen. Allgemein bekannt sein müßte, daß sich die meisten Autofahrer nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und man nicht immer überall kontrollieren kann. Da kann man nur ab und zu einen Poller aufstellen, um die Bevölkerung vor den Rasern zu schützen. Auch wenn es sein Recht ist, hat der Kläger nur seinen Egoismus durchgesetzt, die Anwohner des Kiezes mit seinem Auto belästigen zu dürfen. Aus Umwelt+Klima+Unfallgefahr+Verkehrsgründen müssen viel mehr Anreize geschaffen werden, statt Autos Beine+Fahrrad+Bus+Bahn zu nutzen.

  2. 95.

    Sie argumentieren so, als hätten Sie meine Antwort nicht verstanden und darüber hinaus den Befund des Gerichtes ebenso.. Ergo, hätte ich auf Ihren Beitrag #38 besser nicht antworten sollen, gelle,
    Sie lenken vom Thema ab und schreiben vollends am Thema vorbei, wohl mit absicht.

  3. 94.

    Danke für die Aufklärung. Ich glaube, ich sollte mal wieder FfO heimsuchen. :-)

  4. 93.

    "Jetzt gehen sie doch mal mit unvoreingenommenen offenen Augen durch die Stadt und betrachten die genutzte Fläche. Das Meiste wird von Autos besetzt." Ich wohne nicht in Berlin, ich kenne es nur von einigen Jahren Arbeit dort. Ich wohne auch nicht direkt in Ffo, sondern auf dem Dorf. Wenn Sie es besser wissen als echter Berliner - und davon gehe ich mal aus - dann überzeugen Sie mich, daß es einen besseren Kompromiß für die Innenstadt von Großstädten gibt. De Aktion war zumindest wohl klar rechtswidrig.

  5. 92.

    Dann Ergänzung, da Sie wohl Ffo nicht kennen. Es gibt mehrere Parkanlagen in der Stadt mit Fußgängerwegen und Fahrradwegen (vorallen den Lennépark entlang der ganzen Innenstadt) und es gibt auch sehr viele Fußgängerzonen (in der Innenstadt vorallem die Gr. Scharrnstraße und die Oderpromenade zu nennen)- in der Innenstadt gibt es nur noch eine einzige größere durchgehende Straße.

  6. 91.

    Da hat wohl jemand nicht verstanden, dass auch Mehrheitsbeschlüsse gegen übergeordnetes Recht verstoßen können. Zudem hat die Radlobby auch beim Erarbeiten des Mobilitätsgesetzen vergessen, dass Busfahrer auch Autofahrer sind.

  7. 89.

    Vor Sie Antworten, sollten Sie den betreffenden Text richtig lesen, unn auch den Artikel!

  8. 88.

    Parks sind keine Fußgängerzonen. Da dürfen sws nur Fahrzeuge vom Grünflächenamt durchfahren.
    Die Berliner Innenstadtbezirke z. B., erbaut ab 1900, sind für soviel Verkehr gar nicht konzipiert und es ging jahrzehntelang auch ganz gut mit weniger Verkehr. Wegen Wohnungsmangel dürfen die Quartiere nicht abgerissen werden, also Verkehr raus aus den Wohngebieten und auf die Magistralen!
    Und weshalb Sie das mit der Klimakatastrophe nicht unterschreiben, ist mir eigentlich egal.

  9. 86.

    "ideologische kompromißlose Vorpreschen einiger Aktivisten eher kontraproduktiv ist."
    Kompromiss geht nur, wenn alle mit an der Problemlösung interessiert sind. Und da sehe auf Seiten der Autobefürworter nichts. Gar Nichts. Sie haben auch keine Vorschläge gebracht, sondern bekämpfen hier in mehreren Posts nachlesbar Autopolitik und das sehr kompromisslos.
    Die meiste Fläche in der Stadt nutzt der MIV, obwohl er nur 26% des Verkehrsaufkommens ausmacht. Fahrrad zählt da nicht rein und macht selbst 18% aus. Fußgänger sind sogar bei 30% und der Rest ist ÖPNV. Jetzt gehen sie doch mal mit unvoreingenommenen offenen Augen durch die Stadt und betrachten die genutzte Fläche. Das Meiste wird von Autos besetzt.

  10. 85.

    "Städtebau und Verkehrsplanung stammen aus dem letzten Jahrhundert!" ach echt jetzt?
    So scheint ja ihre bevorzugten Senatszusammensetzungen anscheinend seit dem Jahr 2000 überhaupt Nichts geplant bzw. bewegt zu haben.
    Und Verkehrsplanung ist für Verkehr zuständig, "da können Sie hoffen, was Sie wollen".

  11. 84.

    "Ich finde das Sperren der Straßen vollkommen blödsinnig. "

    Nun, die Straße heißt nicht ohne Grund NesselWEG. Die verantwortliche CDU-Stadträtin sagte damals, dass die enge Straße nicht für die hohe Verkehrsmenge durch den Durchgangsverkehr geeignet sei. Begegnen sich zwei Autos, wird regelmäßig auf den Gehweg ausgewichen - inkl. dortiger Schäden und etwaiger Gefährdung der Fußgänger. Man hat's zunächst mit Tempo 30 versucht - hat nichts gebracht (nachzulesen bei der Morgenpost).

    Vollkommen blödsinnig?!

  12. 83.

    Es gab bereits eine Verfassungsbeschwerde gegen die StVO.
    Das war 2011 und diese Beschwerde wurde nicht zur Entscheidung angenommen.
    2018 gab es das gleiche Spiel.
    Nun hat ein Student mal wieder Verfassungsklage eingereicht.... schauen wir mal.
    Tja und das mit dem Grundgesetz... Bis auf einen Artikel können und werden alle Artikel durch Gesetze beschränkt. Es ist immer eine Abwägung was nützt mehr... bestes Beispiel.. auch Heizungen blasen CO2 raus und keiner käme auf die Idee diese von heute auf morgen zu verbieten weil sie gegen Artikel 2 verstoßen.

  13. 82.

    Mit der Klimakatastrophe deshalb unterschreibe ich so nicht. Ansonsten sind das schon schöne Ideen. Übrigens ist Ffo eine sehr grüne Stadt im Sinne von vielen Parks auch im Zentrum. Ich bleibe aber dabei, daß dieses ideologische kompromißlose Vorpreschen einiger Aktivisten eher kontraproduktiv ist.

  14. 81.

    Städtebau und Verkehrsplanung stammen aus dem letzten Jahrhundert! Bedingungen und Voraussetzungen haben sich geändert.
    Alles bis auf ÖPNV, Anlieger- und für die Kritische Infrastruktur notwendiger Verkehr gehört raus aus den Städten! Sonst geht die Welt tatsächlich bald in einer Klimakatastrophe unter. Es muss viel mehr Fußgängerzonen geben - auch in FFO.

  15. 80.

    Autofahrer haben keinen Vorrang und auch kein Vorrecht, die Verkehrsplanung nur nach ihren Bedürfnissen auszurichten. Das würde dem Grundgesetz zuwider laufen!
    Damit muss sich jeder Senat, welcher auch immer, abfinden - da können Sie hoffen, was Sie wollen.

  16. 79.

    Ja, bisweilen ist schon der Eindruck, daß es gar nicht um CO2 und andere Abgase, Feinstaub, Lärm geht. Auch wenn alle ein E-Auto fahren würden, würde es weiter mit gleichem Tonfall gegen den Individualverkehr gehen. Es geht manchen dieser Aktivisten wohl schlicht und einfach ums Verbieten und möglichst strenge Vorschriften für alle - erinnert bisweilen schon etwas an chinesiche Verhältnisse als Wunsch dieser Aktivisten.

  17. 78.

    Ich finde das Sperren der Straßen vollkommen blödsinnig. Es sollten Autofahrer vor Schulen, Kitas, etc. aufs Tempo überprüft werden und den größeren Kindern Verkehrsregeln beigebracht werden. Das hilft allen, auch den Kindern wenn sie erwachsen sind. Und diesen Feldzug gegen Autofahrer und SUV‘s insbesondere, sollte man einfach unter Neid abtun. Denn das ist es auch. Wir leben nun mal in einer entwickelten Gesellschaft und wir sollten nicht so tun, als wäre das Fahrrad die Zukunft.

  18. 77.

    Mein Vorschlag wären Lotsen wie in UK auf vielen Schulwegen. Ich hatte den EIndruck, daß das dort ganz gut funktioniert und in UK wird auch gern schnell gefahren.

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