Parteitag in Jüterbog - Brandenburger AfD geht mit Fraktionschef Berndt als Spitzenkandidat in Landtagswahl

Sa 06.04.24 | 17:39 Uhr
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06.04.2024, Brandenburg, Jüterbog: Hans-Christoph Berndt, Kandidat für den Spitzenplatz der AfD Brandenburg für die Landtagswahl. (Quelle: dpa/Monika Skolimowska)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 06.04.2024 | Michael Schon und Thomas Bittner | Bild: dpa/Monika Skolimowska

Ohne einen Gegenkandidaten zu haben wurde der AfD-Fraktionsvorsitzende Hans-Christoph Berndt auf Listenplatz 1 für die Landtagswahl in Brandenburg gewählt. Für die Wahl setzte er ein konkretes Ziel.

Die AfD in Brandenburg geht mit Landtagsfraktionschef Hans-Christoph Berndt als Spitzenkandidat in die Landtagswahl am 22. September.

Der 68-Jährige hat beim Parteitag in Jüterbog (Teltow-Fläming) knapp 87 Prozent der Stimmen erhalten - 408 stimmten nach rbb-Informationen mit Ja und 48 mit Nein. Es gab 15 Enthaltungen und keinen Gegenkandidaten.

Ziel seiner Partei sei es, in Brandenburg stärkste Kraft bei den kommenden Landtagswahlen zu werden, sagte Berndt rbb24. "Dann werden wir den Regierungsanspruch stellen. Und dann werden wir mit anderen sprechen. Und dann werden wir mal sehen, ob es Parteien gibt, die sich der Verantwortung stellen. Oder ob die anderen Parteien sich hinter die Brandmauer verkriechen und sagen: 'Wir machen ein Anti-AfD Bündnis'", erklärte Berndt rbb24 Brandenburg aktuell.

Der Brandenburger Verfassungsschutz stuft Berndt als "erwiesenen Rechtsextremisten" ein.

Berndt bezeichnet Woidke als "personifizierten Parteienstaat"

Berndt warb in Jüterbog vor den Parteimitgliedern unter anderem für das umstrittene rechte Konzept der sogenannten "Remigration". Wenn Rechtsextremisten den Begriff "Remigration" verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. Zudem lobte Berndt ausdrücklich eine Protestaktion von 2015 gegen eine geplante Asylbewerberunterkunft in Golßen (Dahme-Spreewald).

Das Landesamt für Verfassungsschutz, das die AfD als rechtsextremen Verdachtsfall führt, nannte er eine "Neo-Stasi" ohne zu erklären, womit er diesen Vorwurf begründet. Er forderte die Abwicklung des Amts. Die demokratischen Parteien und Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) griff der Spitzenkandidat scharf an.

"Wenn die Staatsparteien inzwischen ihre Hilfstruppen zum Kampf gegen die AfD mobilisieren und wenn sie in diesem Jahr zu einem geistigen Bürgerkrieg den Kampf gegen die AfD eskalieren, dann, liebe Freunde, macht uns das nicht ängstlich, sondern es macht uns entschlossen", sagte Berndt. Und er fügte hinzu: "Woidke ist der personifizierte Parteienstaat, den wir überwinden müssen, um wieder frei atmen zu können." Was genau er mit diesem Begriff in diesem Zusammenhang meinte und womit er ihn argumentativ begründet, führte er nicht aus.

Eine ähnliche Äußerung des AfD-Landtagsabgeordneten Lars Hünich zum "Parteienstaat" hatte zu Jahresbeginn den Landesverfassungsschutz auf den Plan gerufen. Hünich hatte gesagt: "Wenn wir morgen in einer Regierungsverantwortung sind, dann müssen wir diesen Parteienstaat abschaffen."

Berndt bekannte sich beim Parteitag auch zu sogenannten Vorfeldorganisationen der AfD, darunter die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem geführte Junge Alternative sowie das ebenfalls als rechtsextrem gewertete Institut für Staatspolitik in Schnellroda. Eine Distanzierung lehnte der AfD-Politiker ab. "Wir halten zusammen und wir wehren uns gemeinsam", sagte er.

Fraktionsvorsitzender seit 2020

Berndt ist kein AfD-Mann der ersten Stunde. Der heute 67-Jährige war als promovierter Labormediziner über zehn Jahre Personalratsvorsitzender in der Berliner Charité. Zur Politik kam er über seinen Anti-Flüchtlingsverein "Zukunft Heimat", den der Verfassungsschutz als rechtsextremistisch einstuft. Der Verein begann 2015 mit Demonstrationen gegen eine Flüchtlingsunterkunft in seinem Heimatort, später organisierte der von ihm geführte Verein Kundgebungen in Cottbus gegen eine vermeintliche "Überfremdung". 2018 wurde Berndt Mitglied der AfD, 2019 zog er in den Landtag ein.

Dem unfreiwilligen Rückzug von Vorgänger Andreas Kalbitz vom Amt des Fraktionsvorsitzenden verdankt Berndt seinen Aufstieg an die Fraktionsspitze. Seit 2020 führt er die AfD im Landesparlament.

In einer Umfrage kam die AfD vor wenigen Tagen auf 25 Prozent Zustimmung in Brandenburg und lag damit auf Platz eins vor SPD und CDU. Der neue Vorsitzende René Springer hat angekündigt, die AfD wolle Brandenburg regieren. Allerdings sind keine Koalitionspartner für die Partei in Sicht.

Im Rahmen des Parteitags an diesem und dem nächsten Wochenende will die AfD ihre Kandidatenliste und das Wahlprogramm beschließen.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, Berndt lobte ausdrücklich eine Protestaktion von 2015 gegen eine geplante Asylbewerberunterkunft in Golzen (Sachsen-Anhalt). Richtig ist Golßen im Brandenburger Landkreis Dahme-Spree. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 06.04.2024, 19:30 Uhr

66 Kommentare

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  1. 66.

    Och, da ist weit mehr als nur der Höcke. Und das ist auch alles hinreichend dokumentiert. Stellen Sie sich doch bitte nicht naiv. Noch immer den Rechtsextremismus der afd zu leugnen ist doch albern.

  2. 65.

    "Genau Menschen wie Sie, oder "Grobschnitt", "Ansgar" etc.die keine andere Meinung als ihre eigene zulassen,die in Diskussionen keine "Grautöne " mehr kennen oder akzeptieren, sind schuld, dass sich Wähler, die sowieso schon vorverurteilend in die rechte Ecke bugsiert wurden, dann auch letztendlich keine Lust mehr haben, sich ständig erklären zu müssen und zum Schluss so wählen.

    .....was für eine Aussage: die anderen sind schuld daran, wenn ich so wähle, wie ich wähle? Nein, jeder ist selber dafür verantwortlich, was er wählt. Da helfen auch keine noch so an den Haaren herbeigezogenen Ausreden. Diese Menschen hätten doch sowieso rechts gewählt. Warum also schreiben Sie so etwas? Wenn das als Ausrede benutzt wird, ist es einfach nur unglaubwürdig, sorry.

  3. 64.

    Ihre Forderungen, AFD-Wähler auszugrenzen, auszuschließen, zu entlassen...
    sind alles andere als Ausdruck einer demokratischen Gesinnung.

  4. 63.

    Das Problem das Sie und auch die Politik haben: das einzige Argument ist "Aber der Höcke!" und sonst nichts. Sie können weder rechtsextreme Aussagen dieses Herrn darlegen, noch das Gerichtsurteil korrekt interpretieren. Das galt nämlich nur für einen Einzelfall und war keine juristische Prüfung der Tatsachen. Damit lässt sich niemand mehr hinter dem Ofen hervor locken, der in Erwägung zieht, diese Partei zu wählen. Wenn Bundes und Landesregierungen nicht derart Politik gegen die steuerzahlende Mitte der Gesellschaft machen würden, wäre eine AfD gar kein Thema mehr. Die AfD als Sündenbock für das eigene Versagen zu nutzen, funktioniert halt nur bedingt. Die Wähler wollen kein Viertes Reich sondern eine Politik, die auch und primär die Interessen der Bevölkerung vertritt und nicht nur für Randgruppen und angeblich benachteiligte. Die Bürger haben genau dafür ein feines Gespür und sehen, dass etwas falsch läuft.

  5. 62.

    Die Deutungshoheit von Haldenwang bröckelt. Es gehört nicht zu seinen Aufgaben, sich in die Parteipolitik einzumischen und in der "Bekämpfung" der AfD seine Aufgabe zu sehen. Er kann ja in seinem stillen Kämmerlein Fakten gegen die AfD sammeln und sich für ein Verbot derselben stark machen, Aber Herr Haldwnwang ist nicht zuständig, ein Verbot kann nur das Bundesverfassungsgericht aussprechen, nicht Herr Haldenwang. Er ist ein Abteilungsleiter im Innenministerium. Inzwischen kommen ja nicht nur Zweifel bei der FAZ auf, die ein Schreiben eines Verfassungsprofessors über die eifrigen Pläne des Herrn Haldenwang veröffentlichen. Es sei „mehr als fraglich“, ob sich der Verfassungsschutz im Fall Maaßen, der die Behörde vor Haldenwang geleitet hatte, an die gesetzlichen Hürden gehalten habe, kritisierte Kubicki von der FDP.

  6. 61.

    Einzelfälle, auch vermehrt, sind nicht die AfD. Aber das wird das BVerfG noch feststellen, dann herrscht objektive Klarheit.

  7. 60.

    Zustimmung! Wobei, Sie einen entscheidenden Satz geschrieben haben:"...wenn es zu Lasten der eigenen Sicherheit und des eigenen Wohlstands geht ".Das ist meine Erfahrung seit Jahren: soviel AfD Wähler sind nicht auf einmal "Rechts" geworden. Ich bewege mich in der "Mittelschicht " Selbständige , die sich vorkommen (ich auch) ,ALLES in diesem Land zu bezahlen. Ich kenne ehemals Linken-Wähler, die in Brandenburg AfD wählen werden. WAS IST HIER LOS ?

  8. 59.

    Ich weiß gar nicht, warum Sie räsonieren. Letzter Stand der Umfragen AfD stärkste politische Kraft in Brandenburg.

  9. 58.

    Im Großen und Ganzen bin ich da voll bei Ihnen. Nur bei einem Punkt sehe ich das differenzierter. Eine Regierung kann nicht immer nach dem Willen der Mehrheit agieren, wenn das das Land bedrohen würde. Wir müssen vielleicht nicht kriegstüchtig werden, aber verteidigungsfähig. Über Jahrzehnte hat man den Deutschen eingetrichtert, Frieden wäre ein Selbstläufer, wenn man nur zu Allen nett genug wäre. Der Ukrainekrieg hat aber bewiesen, dass dem nicht so ist. Trotzdem bleibt der Weckruf bei Vielen aus. Der Ruf nach Verhandlungen ist richtig, nur wenn die Forderung die Selbstaufgabe der Ukraine ist, eben unrealistisch, Mehrheit hin oder her.
    Aber Sie haben Recht, dass die Stärke der AfD vor allem das Versagen der anderen Parteien ist. Wenn deren Angebot vom Wähler nicht mehr akzeptiert wird und diese es trotzdem nicht anpassen, dann ist das deren Problem und nicht eine Partei, die passendere Angebote unterbreitet. Demokratie ist, was das Volk will, nicht die Regierung.

  10. 56.

    Meinen sie das ernst? Selbstverständlich steht das nicht im AfD Programm. Selbst bei der AfD ist man doch nicht so blöd die Vorlage für den VS ins Programm zu schreiben.

    Aber man muß doch nur gewissen Spitzenpolitikern der rechtsextremen AfD zuhören oder nachlesen was die so von sich geben.

    Z.B. wenn der Faschist Höcke SA Parolen skandiert.

    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/hoecke-anklage-104.html

  11. 55.

    Stimmt, die Afd liefert dem Verfassungsschutz genug Gründe . Bystrons Beziehungen zu einem schwerreichen Putinfreund aber auch.

  12. 54.

    Lesen Sie sich bitte nochmal durch , was Sie zum Thema Rechtsruck geschrieben haben: CDU,CSU,SPD (Schröder!). Ist das Ihr Ernst?

  13. 53.

    Eijeijei .... hier sollten sich einige mal bei anderen seriösen(!) Quellen belesen, was die AfD mit 'Parteienstaat' eigentlich genau meint.

  14. 52.

    Seltsames Demokratieverständnis- ein Blick ins Grundgesetz und Ihnen wird geholfen.

  15. 50.

    Grobschnitt 35: leider gibt es noch zuviel von Ihnen, Sie hängen doch die Fahne immer nach dem Wind und sind Mitläufer.
    Ausgrenzen hat nichts mit Demokratie zu tun, dann haben Sie nicht verstanden, was Demokratie bedeutet und worum es geht.

  16. 49.

    In den meisten Ländern gibt es einen Inlandsgeheimdienst, GB MI5, Frankreich Renseingnement generaux z. B. Alles Diktaturen?

  17. 48.

    Ihr seid nicht die Mitte der Gesellschaft- ihr seid rechtsdraußen. Die meisten Wähler wissen dass die Afd keine Lösungen hat.

  18. 47.

    Es gibt ja nicht mal wirklich einen Rechtsruck. Aber eine zunehmende Mehrheit in ganz Europa wählt inhaltlich wieder das, was sie vor zwanzig Jahren bereits gewählt haben. In der Zwischenzeit war es dem linken Parteienspektrum durchaus erfolgreich gelungen, die Politik und die Werte nach links zu verschieben, was erst mal gut war. Nur haben sie es in der Zwischenzeit deutlich übertrieben und sich damit selbst entzaubert, weil sie die Menschen nicht mitgenommen haben. Diese zu weit linke Politik will die Mehrheit nicht und erst recht nicht, wenn es zu Lasten der eigenen Sicherheit und des eigenen Wohlstands geht. Aktuell beobachten wir in gesamt Europa eine entsprechende Kurskorrektur, hin zu straff konservativen Werten, selbst durch eigentlich linke Regierungen. Extremistische Parteien sind immer noch die Ausnahme und konnten weit weniger profitieren, als sie sich erhofft hatten.

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