Vor 75 Jahren endete die Berlin-Blockade durch die Sowjetunion. Eine Luftbrücke sicherte die Versorgung. Zum Festakt kamen der Regierende Bürgermeister Wegner und Verteidigungsminister Pistorius, der Lehren für den Umgang mit der Ukraine zieht.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat mit Blick auf das Ende der Berlin-Blockade vor 75 Jahren zu Unterstützung für die internationale Ordnung und Frieden aufgerufen.
"Die Luftbrücke hat gezeigt, wie wichtig es ist, das Richtige zu tun. Wenn unsere Partner nur mit den Schultern gezuckt hätten oder sich darauf berufen hätten, dass die Kosten zu hoch, die Risiken zu hoch seien, wäre Berlin sehr wahrscheinlich am Ende gewesen", sagte Pistorius am Sonntag zum Festakt in der Hauptstadt.
Rund ein Jahr lang wurde West-Berlin von US-Militärflugzeugen aus der Luft versorgt - zwei Millionen Bewohnerinnen und Bewohner überstanden die Blockade der Stadt durch die Sowjets. Am Sonntag wird am ehemaligen Flughafen Tempelhof der 75. Jahrestag gefeiert.
"So selbstverständlich sich unsere Verbündeten damals für uns stark gemacht haben, so klar müssen auch wir heute für unsere internationale Ordnung, für Frieden und Freiheit einstehen", sagte er weiter.
Pistorius: Nicht zusehen, wenn Völkerrecht mit Füßen getreten wird
Deutschland dürfe nicht stillsitzen, wenn autoritäre Kräfte auf der Welt souveränen Staaten und Völkern ihren Willen aufzwingen, sagte Pistorius weiter. "Wir können nicht zusehen, wenn das Völkerrecht, unsere Ordnung und unsere Werte mit Füßen getreten werden." Das gelte weltweit - in Afrika, im Nahen Osten und im Indopazifik und vor allem in der Ukraine. Zudem erinnerte Pistorius an den Wert der internationalen Zusammenarbeit.
Mit mehr als 270.000 Flügen hatten die Alliierten in den Jahren 1948/49 die Versorgung Westberlins gesichert. Die Sowjetunion hatte damals als Antwort auf die Einführung der D-Mark im Westen die Land- und Wasserwege blockiert und die Strom- und Gasversorgung stark eingeschränkt. Mit ihren Landungen in Minutentakt sicherten die Alliierten damals das Überleben von zwei Millionen Menschen.
Gail Halvorsen war der bekannteste der "Rosinenbomber"-Piloten. Während der Berliner Luftbrücke machte er Kindern eine Freude, obwohl er die Deutschen hätte verachten können. Von Sebastian Schneider
Gedenktafel für Rosinenbomber-Legende Halvorsen
Neben Pistorius nahm auch der Berliner Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) an den Feierlichkeiten teil. Er nannte die Luftbrücke ein "Symbol für den Freiheitskampf weltweit". In der Zeit der Berlin-Blockade seien aus den Siegermächten und einstigen Feinden Beschützer und Freunde geworden. Dank der Unterstützung der Luftbrücke seien Frieden und Freiheit in West-Berlin dauerhaft erhalten geblieben.
Am Nachmittag wurde der durch die "Operation Little Vittles" bekannte US-Luftbrückenpilot Gail S. Halvorsen (1920-2022) mit einer Gedenktafel gewürdigt. Wegner enthüllte die Tafel vor dem Besucherzentrum am Ex-Flughafen Tempelhof gemeinsam mit der Halvorsens Tochter, Denise Williams. "Er war das Gesicht und die Stimme der Menschheit", sagte Williams. Die Gedenktafel sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Berlin-Blockade in der Hauptstadt nicht in Vergessenheit gerate, betonte der Regierende Bürgermeister.
Nach Kriegsende 1945 musste in Deutschland die Währung reformiert werden. Die Westmächte und die sowjetische Militäradministration konnten sich jedoch auf keine einheitliche neue Währung verständigen. So gab es ab Juni 1948 zwei Währungen - eine für die drei westlichen Besatzungszonen und eine für die sowjetische Besatzungszone. Somit war auch Berlin in zwei Währungszonen geteilt.
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Als Folge der Währungsreformen kappte die sowjetische Seite Land-, Schienen- und Wasserverbindungen nach West-Berlin. Vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 dauerte die sogenannte Berlin-Blockade. Lediglich drei Luftkorridore konnten in dieser Zeit weiterhin genutzt werden. Die Versorgung des Westteils der Stadt mit Lebensmitteln und Hilfsgütern war nur noch mit Flugzeugen möglich.
Bild: dpa
Die Alliierten richteten eine Luftbrücke ein. Großen Anteil an deren Erfolg hatte der damalige amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay (Bildmitte neben der Berliner Flagge), der seine Regierung sowie die Briten und Franzosen überzeugte.
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Kinder begrüßen ein landendes Flugzeug, das Hilfsgüter in die abgeschnittene Frontstadt West-Berlin transportiert. Sie stehen auf einem Trümmerberg, von denen es drei Jahre nach Kriegsende noch viele gibt. Während der Blockade 1948 bis 1949 wurden rund 2,3 Millionen Tonnen Lebensmittel, Kohle und Treibstoff auf dem Luftweg transportiert.
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Alle 90 Sekunden startete und landete ein Transportflugzeug in der Stadt. Täglich waren etwa 300 Flugzeuge unterwegs, insgesamt wurden mehr als 277.000 Flüge während der Blockade ausgeführt.
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US-Pilot Gail Halvorsen (hier im Bild) wirft im Landeanflug kleine Fallschirme mit Süßigkeiten ab. Das machte ihn besonders bei Kindern beliebt. Damit sie sein Flugzeug erkannten, wackelte er beim Landeanflug mit den Flügeln. Schnell hatte er den Spitznamen Uncle Wiggly Wings - "Onkel Wackelflügel".
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Andere Piloten der U.S. Air Force folgen Halvorsens Idee und ließen ebenfalls zuckrige Flugobjekte in West-Berlin landen. Bald hießen die Transportflugzeuge im Volksmund nur noch "Rosinenbomber".
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Fast ein Jahr dauerte die Blockade. Dabei kam es auch zu zahlreichen Unfällen, bei denen insgesamt 78 Menschen starben. Unter den Opfern waren 31 Amerikaner, 39 Engländer und 8 Deutsche.
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Am 12. Mai 1949 endete die Blockade - und der Landweg von und nach Berlin war wieder frei. Mehr als 500.000 Menschen kamen spontan vor das Rathaus Schöneberg, um das zu feiern.
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Am 10. Juli 1951 wurde im Beisein von Tausenden von Berlinern als Dank für die Hilfe während der Berlin-Blockade das Luftbrückendenkmal auf dem Platz der Luftbrücke vor dem Flughafen Tempelhof eingeweiht.
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Eine historische Maschine des Typs Douglas C-54 Skymaster steht noch immer auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafen Tempelhof.
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Der Pilot Gail Halvorsen besuchte Berlin noch viele Male, hier im Jahr 2009, anlässlich der Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Luftbrücke. Am 16. Februar 2022 starb Halvorsen im Alter von 101 Jahren.
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Am Sonntag wurde Halvorsen beim Fest anlässlich des 75. Jahrestages des Endes der Berlin-Blockade mit einer Gedenktafel geehrt. Seine Tochter Denise und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) enthüllten die Tafel am ehemaligen Flughafengebäude. Halvorsen hatte eine sehr große Familie hinterlassen - mehrere seiner Angehörigen waren zur Ehrung nach Berlin gekommen.
Bild: dpa
Nur noch wenige, die damals mitgeflogen sind, können heute noch davon erzählen - diese vier Veteranen zum Beispiel. Auch sie feierten am Sonntag beim Fest in Tempelhof mit.
Bild: rbb / Schneider
Beim Festakt auf dem Vorplatz des Flughafengebäudes sprachen Wegner und der Bundesverteidigungsminister Pistorius (SPD) ein paar Worte. Aber eindrücklicher war die entspannte Atmosphäre - zu der zum Beispiel diese Swingband beitrug.
Bild: rbb / Schneider
Es gab Gespräche mit US-Zeitzeugen der Luftbrücke, zur Sonderausstellung "Blockierte Sieger - geteiltes Berlin", die momentan auf dem Vorplatz zu sehen ist, ein Programm für Kinder und ein Theaterstück.
Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass die Berliner Luftbrücke vor 75 Jahren endete. Dies ist nicht korrekt. Auch nach dem Ende der Berlin-Blockade am 12. Mai 1949 gab es Versorgungsflüge, um die Lagerbestände weiter aufzufüllen. Die Zahl der Flüge wurde schrittweise reduziert - offiziell eingestellt wurde die Luftbrücke am 30. September 1949, als der letzte "Rosinenbomber" mit rund 10 Tonnen Kohle an Bord in Tempelhof landete.
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53.
"Ohne diese hätten die Amerikaner, die, wie Sie sicher wissen, Buchenwald befreit hatten,"
Die Häftlinge von Buchenwald haben sich selbst befreit, die Amerikaner übernahmen dann das Lager.
Ach so?!?
Erst Helme, dann Eiertanz, dann Strela und anderen NVA-Plunder, dann Eiertanz, dann viel später Panzerhaubitze und Gepard ohne genug Munition, dann Eiertanz, dann Leopard I angetäuscht, dann Eiertanz, dann Fuchs und ein paar Marder, dann Eiertanz, dann Leopard II, etc.
Putin, und das konnte er wahrscheinlich selbst kaum glauben, konnte sich derweilen noch im Rückzugsgefecht nach seiner eigenen komplett vergeigten „Spezialoperation“ konsolidieren, kilometerweise seine Stellungen ausbauen und verminen, seine Wirtschaft auf Rüstung umbauen und sich übergangsweise billige Utensilien massenweise aus dem Iran und Nordkorea besorgen.
Spätestens nach Aussitzen der amerikanischen Militärhilfe ist Putin wieder in der Vorderhand und der Blutzoll der Ukrainer entsprechend gestiegen.
Da wäre soviel mehr drin gewesen und wenn wir Rüstungsgüter eben gleich von Drittstaaten oder direkt von den Amis abgekauft hätten.
Nun kann Putin, auf unsere Kosten, über die volle Laufzeit spielen.
Sind Sie sich sicher, dass die persönliche Freiheit für Sie am wichtigsten ist? Zur persönlichen Freiheit gehört auch die Freiheit von sozialen Notlagen und die Freiheit, sich nicht in Arbeit Knechten lassen zu müssen. Aber von einem bedingungslosen Grundeinkommen wollen Sie ja nichts wissen.
„ Das wichtigste ist jedoch die persönliche Freiheit.“
Sind Sie sich da sicher? Die persönliche Freiheit umfasst stets auch die Freiheit vor sozialer Not. Solange die Menschen gezwungen sind, sich für ihr Überleben ausbeuten zu lassen, sind sie nicht persönlich frei. Und von einem bedingungslosen Grundeinkommen wollen Sie ja nichts wissen.
Wo werden denn hier "die Amerikaner in den Himmel gehoben"? Mal davon abgesehen, dass an der Luftbrücke auch Englänger, Kanadier, Neuseeländer, Australier uvm. teilnahmen.
Ihnen geht es mit ihrem latenten Antiamerikanismus doch um etwas völlig anderes.
Sie haben vollkommen recht. Ich wollte bloss feststellen, wie hier die Amerikaner in den Himmel gehoben werden, als ob sie allein den Krieg gewonnen haben. Über die ersten Jahre nach dem Krieg könnte man sich Stundenlang unterhalten.
Wikipedia zum Viermächtestatus von Berlin: 1944 war von der Europäischen Beratenden Kommission (EAC) die Teilung der Hauptstädte Berlin und Wien in je drei Sektoren vorgeschlagen worden.
1945 wurde im Februar bei der Krimkonferenz, der Konferenz von Jalta, die Besatzungsplanung für Deutschland von den drei Hauptalliierten (USA, Vereinigtes Königreich, UdSSR) konkretisiert. Sie vereinbarten, den Franzosen eine eigene Besatzungszone und einen Platz im Alliierten Kontrollrat zur Verfügung zu stellen. Der französische Sektor von Berlin wurde, als anglo-amerikanische Truppen bereits ihre Sektoren in Berlin besetzten, erst am 30. Juli 1945 in der ersten Sitzung des Kontrollrats festgelegt,[6] nachdem die EAC am 26. Juli 1945 in einer letzten Sitzung die Details ausarbeitete. Die vertragsrechtliche Bestätigung, in beiden Ländern französische Besatzungszonen einzurichten sowie weiterer Einzelheiten, folgte im Sommer 1945 auf der Potsdamer Konferenz.
Endlich mal jemand der Ahnung von der wahren geschichte hat und nicht bloss verklärt.
40.
Antwort auf [Rosa] vom 12.05.2024 um 20:24
Wie Sie die die Leute zwanghaft falsch verstehen wollen hat schon was für sich. Er bestätigt es doch sogar indirekt. Erläutern Sie uns doch bitte mal den Geschichtsrevisionismus. Danke!
39.
Wenn Pistorius von "unsere Ordnung und unsere Werte" und "oder unsere internationale Ordnung" spricht, dann meint er wohl mehr den Nordatlantikvertrag und weniger die Charta der Vereinten Nationen.
"Dass die genannten hier waren, ist die Folge, dass Russland dies zuließ." ===> Wohl eher die Folge einer vorherigen vertraglichen Abmachung. Ohne diese hätten die Amerikaner, die, wie Sie sicher wissen, Buchenwald befreit hatten, wohl nicht die Übernahme Thüringens und großer Teile Sachsen-Anhalts und Sachsens (Leipzig) durch die sowjetischen Truppen "zugelassen".
Ja. Was die Leistung der Luftbrücke aber trotzdem keinen Deut schmälert.
36.
Klar ist aber auch, dass die Amerikaner mit dem Erhalt von Westberlin, ganz eigene politische Ziele verfolgt hat.
35.
Ich bin entrüstet wie die Abendschau die Geschichte geframet hat. Berlin und quasi das Ostdeutschland drum hereum, wurde von den Russen befreit und NICHT von USA, Frankreich oder UK. Dass die genannten hier waren, ist die Folge, dass Russland dies zuließ. Sonst hätte niemals ein Westberlin und damit eine Luftbrücke gegeben.
"Man fragt sich unwillkürlich, ob auch kleinere Länder -beispielsweise Estland, Lettland und Litauen- ihre Sicherheitsinteressen berührt sehen dürfen oder ob das nur für deutlich größere Länder gilt, die über fast 6000(!) Nuklearsprengköpfe verfügen."
Das ist ein wirklich guter Einwand, danke. Denn er zeigt deutlich, wie absurd das Argument eigentlich ist.