Teileinsturz in Dresden - Berliner Brücken laut Verkehrssenatorin sicher - Experte fordert mehr Instandhaltung

Do 12.09.24 | 12:50 Uhr
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Symbolbild: Blick auf die Oberbaumbrücke am 17.03.2023. (Quelle: dpa/Wolfgang Kumm)
Audio: rbb24 Abendschau | 11.09.2024 | Arndt Breitfeld | Bild: dpa/Wolfgang Kumm

Brücken in Berlin werden laut der Verkehrssenatorin dreimal pro Jahr begutachtet, alle sechs Jahre wird eine Hauptprüfung durchgeführt. Für die Instandhaltung werde allerdings nicht genügend Geld ausgegeben, kritisiert die Berliner Baukammer.

  • Mehr als 800 Berliner Brücken werden regelmäßig überprüft
  • 75 Prozent der Brücken sind in schlechtem Zustand
  • Experte fordert mehr Investitionen in Instandhaltung
  • Investitionsstau von mehr als einer Milliarde Euro bei Brückensanierung aufgelaufen

Nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke sieht Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) keinen Bedarf, die Berliner Brücken intensiver auf ihre Sicherheit zu prüfen. Dem rbb sagte sie, die 835 Brücken, für die das Land Berlin zuständig sei, würden regelmäßig untersucht.

Laut Bonde werden die Brücken drei Mal im Jahr begangen. Zudem gebe es alle drei Jahre Regeluntersuchungen und alle sechs Jahre eine Hauptprüfung der Brücken. Dies sei in Deutschland durch DIN-Normen geregelt. Die Begehungen würden von der Senatsverwaltung für Verkehr selbst durchgeführt; für die intensiveren Prüfungen werde externer Sachverstand hinzugezogen.

Experte: viele Versäumnisse in den vergangenen Jahren

Widerspruch erhielt Bonde am Mittwochabend von der Berliner Baukammer. Kammervorstand Christian Müller sagte im rbb, in Berlin sei in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig in die Instandhaltung von Brücken investiert worden. Zum Teil-Einsturz der Carolabrücke in Dresden sagte er in der rbb24 Abendschau, dass der Zusammenbruch eines solchen Bauwerks "ohne Verkehrslast nachts von allein" natürlich kaum von jemandem erwartet worden sei. "Aber wir in Berlin haben genau diese Spannbetonbrücken, die wir untersuchen müssen und die auch engst gewartet werden."

Müller, der die Berliner Verkehrsverwaltung beim Thema Brückenstabilität berät, wies auf viele Versäumnisse der vergangenen Jahre hin: "Das Problem ist einfach: Wir haben in den letzten 20 Jahren für die Instandhaltung nicht genug Geld ausgegeben, das heißt, Kapazitäten, Personal und Baukosten und so weiter nicht ausreichend bereitgestellt." Das Eis werde irgendwann dünn. "Und dann kann es eben zu solchen Zusammenbrüchen kommen, die nicht geplant sind, nicht schön sind. Wir haben da einen Nachholbedarf, dringend."

In der Innenstadt von Dresden war in der Nacht zu Mittwoch ein rund 100 Meter langes Stück der Carolabrücke in die Elbe gestürzt [tagesschau.de]. Ein weiterer Abschnitt gilt als einsturzgefährdet. Müller sieht die Gefahr, dass das Problem in Zukunft noch zunehmen könnte: "Wenn der Bundeshaushalt und die Länderhaushalte so angespannt sind wie bisher, also man im Grunde genommen für Investitionen in Infrastruktur kein Geld hat und nicht ausreichend zur Verfügung stellt und steigert, dann wird das mehr werden", sagte er.

75 Prozent der Brücken in schlechtem Zustand

Johannes Wieczorek (CDU), Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Verkehr, bezeichnete im rbb am Donnerstag rund 25 Prozent der Berliner Brücken als "in wirklich gutem Zustand". Der Rest - also 75 Prozent - sei "nicht top, aber nicht so, dass man die Brücken gleich sperren muss", sagte er bei Radioeins. Zuletzt hatte die Senatsverkehrsverwaltung im Februar den Investitionsstau bei den Berliner Brücken auf mehr als eine Milliarde Euro beziffert. 75 Prozent der Brücken in Berliner Verantwortung seien in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand.

Mit Blick auf die aktuell erneut angespannte Haushaltssituation Berlins betonte Verkehrssenatorin Bonde am Mittwoch, dass Berlin weiter in den Bestand und die Sicherheit der Brücken investieren werde. Das Geld dafür sei da und bleibe gesichert.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.09.2024, 19:30 Uhr

 

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110 Kommentare

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  1. 109.

    Das erste, das mir beim Lesen des Artikels in den Kopf schoss: "Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube." (J. W. Goethe in "Faust)

  2. 108.

    "Werfen Sie keine Physik-Perlen ins Leere! " Danke, versuche ich zu vermeiden, sonst hätte ich ja noch "Dauerschwingfestigkeit" in die Leere geworfen. ;-)

  3. 107.

    Was natürlich auch nicht untergehen darf, ist die Aussage von Christian Müller, Baukammer Berlin, dass in den letzten Jahren zu wenig für Instandhaltung ausgegeben worden sei und hier mit Personal und Kapazitäten nachgearbeitet werden müsse.

    Ich will freimütig ergänzen: Was derlei Verhältnis zwischen Neubau und Instandhaltung angeht, so ist systematisch zu kurz gedacht worden. Wichtig war und ist die Erstellung, nicht aber der gesamte Lebenszyklus. Das Zweite ist dementsprechend eher ein Abfallprodukt.

    Es wird Zeit, den gesamten Lebenszyklus zu betrachten. Es gibt eine endlose Schlange bei dem Erstellten und diese Schlange wird länger, wenn die Neubaupläne von Volker Wissing in diesem Ausmaß umgesetzt werden.

  4. 106.

    Zitat: "Noch dazu fehlen ihnen Grundlagen der Pklysik, die schon in der 7. Klasse gelehrt werden."
    Und das in Berlin??? Im "Heinrich-Hertz-Gymnasium" vielleicht. Als "Klugscheißer, Besserwisser...." weiß ich vom Bildungsniveau Schlands. "Ausbildungsunfähige" und "studierunfähige" - O-Ton IHK und Hochschulen/Universitäten -
    Schulabgänger*innen.
    Es ist sinnlos, sich an "Meinungen" abzuarbeiten. Die Physik und die Mathematik sind gerade die Wissenschaften, die eben nicht auf die Masse angewiesen sind
    Ich gestehe, dass ich mich trotzdem (auch) zu oft auf "Diskussionen" mit Typ*innen, die das Gegenteil von "Klugscheißer*innen" sind, einlasse.
    Werfen Sie keine Physik-Perlen ins Leere!


  5. 104.

    Ultraschall um den Zustand der Spannseile zu begutachten? Alles klar Meister.
    Ich würde es stattdessenl mit der Spanndrahtbruchortung versuchen (Georadar und ein bisschen Magnetostatik).

  6. 103.

    René:
    "Unnötig breite Luxus Radspuren, ..."

    Wo??? Ich kenne keine zu breiten Radspuren!

    René:
    "... Kieze und Umbauten der Straßen wie Schönhauser Allee, was Millionen kostet, ist anscheinend wichtiger als in unsere Infrastruktur ..."

    Die Schönhauser Alle gehört doch aber zur Infrastruktur! Jede Investition in die Schönhauser Alle ist eine Investition in die Infrastrktur!

    René:
    "... Kitas Schulen Schwerbehinderte etc zu investieren."

    Nicht Entweder-Oder, sondern Sowohl-Als-Auch!

    René:
    "Lieber für Staus, Smog und Frust in der Bevölkerung sorgen."

    Dafür sorgen aber die Autofahrer selber!

  7. 102.

    Wo waren sie die letzten 20 - 40 Jahre? Schon vor der "Wende" hat die cDU unter Diepgen alles privatisiert was nicht niet- und nagelfest war, IMMER zum Nachteil der Bürger. Das Geld der Steuerzahler verschwand dann in den Taschen privater Unternehmen, die nicht selten von Parteifreunden (Aubis) geleitet wurden.

  8. 101.

    Sie wiederholen sich weil sie keine einziges Gegenargument haben. Noch dazu fehlen ihnen Grundlagen der Pklysik, die schon in der 7. Klasse gelehrt werden.

    Wer behauptet die Geschwindigkeite hätte kein Einfluss auf die dynamische Belastung auf Bauwerke, der erzählt schlicht Unsinn.

    Wer weiterhin behauptet man könne einfach völlig verschiedene Töpfe völlig verschiedener Ressorts einfach so untereinander austauschen, der erzählt schlicht Unsinn.

    Sie wollen nicht diskutieren, sie wollen dass ihre Meinung, die noch dazu fachlich falsch ist, die einzig wahre ist. Ich nicht. Wenn sie schlüssige Gegenargumente haben, nur zu, dann bin ich gerne bereit zu diskutieren.

    Und schon stehen wir wieder am Anfang. Sie haben keine Gegenargumente, nur ideologische Phrasen.

  9. 100.

    Bin ich froh, dass in Brandenburg an der Havel mutige Politiker die Reißleine bei den 3 maroden Brücken gezogen haben, bevor es zu spät ist. Und den sofortigen 100% identischen Schnell-Schnell-Aufbau blockiert haben um die DDR-Fehler mal zu analysieren und ordentlich zu planen.

  10. 99.

    Sagt ihnen der Bankenskandal unter Herrn Diepgen was, oder sind sie so jung?

  11. 98.

    Mit den Gedanken Paul Virilios stimme ich mit Ihnen überein, als dass mit der Erfindung des Schiffes zugleich auch der Untergang, mit Erfindung der Eisenbahn die Entgleisung, mit Erfindung des Autos der Zusammenstoß und mit Erfindung des Flugzeugs zugleich auch der Absturz quasi miterfunden wurde.

    Dies kann nun im Sinne eines Fatalismus (es ist eh nicht zu ändern) oder eines Zynismus (Schwund ist dabei, erst recht bei über einer Milliarde Menschen) "gelöst" werden oder i. S. von Achtsamkeit, zu angemessenen Größen zu kommen und Waghalsigkeiten zu vermeiden. Was die überbordende Größe von Schiffen angeht, wurde aus dem Untergang der Titanic nichts gelernt, aus Flugzeugabstürzen nur insoweit, als dass technisch mögl. Flugzeuge mit 10.000 Passagieren nicht am Himmel sind. Dass die Überprüfung nur jeder 7. Schweißnaht beim ICE nicht ausgereicht hat, wissen wir seit Eschede, während auf Autobahnen immer noch ein Tollhaus herrscht.

    Erkenntnisse also gemischt.

  12. 97.

    Richtig, genau darum geht es ihnen nur, nicht um das Thema. Andere Menschen belehren und klugmastern.

  13. 96.

    Brücken stürzen nun einmal ein. In China sogar sehr oft. Es ist passiert, nun muss wieder aufgebaut werden, Menschen kamen nicht zu Schaden. Welch Glück. Fertig.

  14. 95.

    Nein. Ich widerlege Scheinargumente, die bei näheren Hinsehen nichts anderes wie ideologische Phrasen sind.

  15. 94.

    Nunja, wer von "Hipster Öko Grünen Bezirken" schwafelt, der macht ja schon deutlich dass er nicht diskutieren will, sondern agitieren.

  16. 93.

    Dresden hat vier Brückenzüge in seinem Stadtzentrum, drei historische und einen aus der DDR-Zeit. Dieser nun, der ab Frühjahr instandgesetzt werden sollte, ist in einem seiner Teile jetzt zusammengebrochen.

    Binnen eines Tages haben die Dresdner Verkehrsbetriebe ihren Tram-Verkehr, der bislang mit zwei seiner Linien auf diesem Brückenzug verkehrte, umleiten können, bei geringfügiger Verlängerung der Tram-Fahrzeit. Wäre im "Bauch" dieser Brücke eine U-Bahn-Strecke - wie analog im Berliner Bhf. Ullsteinstraße - gewesen, die Strecke wäre ab dort jahrelang tot gewesen.

    Mein Fazit: Es ist niemand zu Schaden gekommen, die Infrastruktur hat zu 75 - 80 % nicht gelitten, soweit denn Flexibiität herrscht. Betonbrücken sind insofern tückischer als hist. Steinbrücken, weil Schäden von außen schwerer erkennbar sind.

  17. 92.

    Zwischen den beiden Möglichkeiten stehen noch Verständnisprobleme der Thematik. Nur als weitere Möglichkeit.

  18. 91.

    Ganz einfach: in einem schlechten sicheren Zustand oder in einem sicher schlechten Zustand, genauso wie in einem gesicherten schlechten Zustand. Wie Sie wollen. Schlecht eben und Betreten auf eigene Gefahr, dann passt das schon.

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