Grünheide (Oder-Spree) - IG Metall: Tesla kündigt Betriebsratsmitglied fristlos

Mo 14.10.24 | 18:58 Uhr
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Tesla-Gigafactory in Grünheide © IMAGO/Eibner
IMAGO/Eibner
Audio: Antenne Brandenburg | 14.10.2024 | Stefan Kunze | Bild: IMAGO/Eibner

Der E-Automobilhersteller Tesla hat laut der Gewerkschaft IG Metall Berlin-Brandenburg Anfang Oktober einem gewerkschaftlich organisiertem Ersatzmitglied des Betriebsrats die fristlose Kündigung ausgesprochen. Der Betriebsrat der Fabrik in Grünheide hatte der Kündigung zugestimmt.

Nach rbb-Informationen handelt es sich dabei um einen Schichtarbeiter. Dieser sollte nach Beendigung einer Nachtschicht wieder ins Werk kommen, weil kurzfristig eine Sitzung des Betriebsrates um neun Uhr anberaumt war. Dort soll es zu einer verbalen Auseinandersetzung wegen der Vorgehensweise gekommen sein sowie der Überlegung, dieses Vorgehen arbeitsrechtlich prüfen zu lassen.

Trotz einer Entschuldigung des Gewerkschaftsmitglieds soll sich die Fraktion 23 im Betriebsrat mit Mehrheit für eine Kündigung des Mitarbeiters eingesetzt haben.

Der Tesla-Betriebsrat hat 39 Mitglieder. Die IG Metall stellt mit 16 Mitgliedern die größte Einzelgruppe. Weitere 23 Arbeitnehmervertreter haben sich zu einer Fraktion zusammengeschlossen. Sie gelten bei der Gewerkschaft als managementnah. Die IG Metall fordert nun die Rücknahme der Kündigung und stellt einen Anwalt.

Protestcamp auf Tesla-Baustelle in Grünheide, Brandenburg.
Bild: Marissa Boll/rbb

Der zweite Kündigungsfall eines IG Metallers in diesem Jahr

Die Gewerkschaft sieht in dem Vorgang auch einen Zusammenhang mit einer kürzlich gestarteten Umfrage zur Arbeitsbelastung im Grünheider Werk. Zuletzt gab es Berichte über einen überdurchschnittlich hohen Krankenstand bei Tesla. Das US-Unternehmen kündigte Hausbesuche an.

Nach der Neuwahl des Betriebsrates im Mai ist dies bereits der zweite Fall, dass einem IG Metall Betriebsratsmitglied gekündigt wurde. Im ersten Fall ging es um die Beantragung von Elternzeit. Das Landesarbeitsgericht wies diese Kündigung als unbegründet ab.

Laut der Gewerkschaft erreiche mit dieser erneuten Kündigung "das aggressive Vorgehen von Tesla gegen den Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen den nächsten Höhepunkt". Gegenüber den ersten 35 Mitarbeitenden auf der Kandidatenliste der IG Metall wären seit Jahresbeginn bereits 25 Abmahnungen ausgesprochen worden.

Tesla spricht von Falschbehauptungen

Der Automobilhersteller wies die Anschuldigungen entschieden zurück. Es handele sich um eine auf unwahren Behauptungen aufbauende Skandalisierung zulasten der "Gigafactory", sagte eine Sprecherin.

Die Kündigung hat laut Tesla in beiden Fällen nichts mit der Betriebsratszugehörigkeit zu tun gehabt. Im früheren Fall habe ein Arbeitszeitbetrug vorlegen. Die nun erfolgte Kündigung sei die Folge der Androhung von Gewalt gegenüber anderen Mitarbeitenden gewesen.

Weitere Einzelheiten gab Tesla nicht bekannt. Der Automobilhersteller behält sich laut der Sprecherin die Prüfung von rechtlichen Schritten gegen die Anschuldigungen der IG Metall vor.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.10.2024, 18 Uhr

Kommentar

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7 Kommentare

  1. 6.

    Tesla scheint zu vergessen das sie in Deutschland sind und nicht in den USA....zum Glück ist die Rechtssprechung bei uns besser!!! In der USA hätten sie damit Erfolg

  2. 5.

    Bei Arbeitszeitbetrug und Gewaltandrohung würde man wahrscheinlich in jeder Firma - zurecht- gekündigt werden. Hat nix mit Tesla oder IGM zu tun. Das die IGM versucht ein solches Verhalten zu decken, ist allerdings sehr bedenklich.

  3. 3.

    Das könnte Dir so gefallen was? Die Betriebsräte kämpfen gegen Ausbeutung der Arbeiter, auch und gerade bei TESLA! Musk läßt mit dieser Entlassung grüßen, der erste Schritt in ein totalitäres System.

  4. 2.

    Der Betriebsrat ist in Deutschland zu mächtig und hat viel zu viel Mitsprache - der Chef trägt das Risiko und ist nicht mal mehr der Entscheider. Der Betriebsrat gehört deutlich entmachtet und auch erst ab unternehmen mit mehr als 200 MA angesetzt. Viel zu viele Rechte , viel zu teuer und zu bürokratisch - typisch deutsch. Abschaffen wäre sinnvoll. Auch das die BR Mitglieder freigestellt werden müssen - absolut Unding!!!

  5. 1.

    Herr Woidke: Tesla Gewinn für brandenburg
    Herr Woidke: fordert Aufklärung zu Havarien
    Herr Woidke: keine Sonderbehandlung von Tesla
    usw.

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