Debatte um Neubauten - Berliner Schulen sollen kleiner und preiswerter gebaut werden
Helle sowie Rückzugs- und Ergänzungsräume: Neue Schulbauten könnten Kindern und Lehrern mehr Möglichkeiten bieten. Doch in Berlin wird auch hier über Sparpotenziale diskutiert, der Senat will die Standards für Neubauten überprüfen. Von Kirsten Buchmann
Um die Kosten zu senken, will der Berliner Senat die Standards für den Schulbau überprüfen. Das sagte Schulbau-Staatssekretär Torsten Kühne (CDU) dem rbb.
Das Land Berlin muss laut der schwarz-roten Koalition im kommenden Jahr drei Milliarden Euro sparen. Der Blick fällt dabei unter anderem auf die Berliner Schulbauoffensive, die seit 2017 läuft. 4,6 Milliarden Euro wurden laut der Bildungsverwaltung bisher investiert. Rund drei Milliarden Euro seien in diesem und kommenden Jahr insgesamt für Schulbaumaßnahmen vorgesehen.
Ruhezonen und Ergänzungsräume
Im Rahmen der Schulbauoffensive ist beispielsweise die Seepark-Grundschule im Lichtenberger Ortsteil Karlshorst errichtet worden. In dem neu eröffneten Gebäude laufen Kinder durch helle, breite Gänge. Dort finden sie sonnengelbe Sitzmöbel und mit Glas umbaute Rückzugsräume. Schulleiterin Olha Bull freut sich, dass der Neubau mehr pädagogische Möglichkeiten biete, "dass ich das Kind rausnehmen kann - ich kann mit ihm ein Gespräch führen". Für ein überfordertes Kind gebe es Ruhezonen, um sich zurückzuziehen. Andere Kinder wollten lesen, in einem Ergänzungsraum hätten sie dazu die Möglichkeit.
Mit solchen Räumen in ihrem neuen so genannten Compartmentbau ließen sich die einzelnen Kinder besser nach ihrem Lernniveau und ihren Bedürfnissen unterrichten, sagt die Schulleiterin. Im Klassenverband mit 26 Kindern sei das nicht immer möglich.
Auch Berlins Schulbau-Staatssekretär Kühne lobt das neue Gebäude. Denn es biete beste Voraussetzungen für gute Ganztagsangebote, Integration und eine inklusive Bildung. Weitere Compartmentschulen sollen folgen.
Standards überprüfen
Nun wird allerdings diskutiert, die Standards für künftige Neubauten abzusenken. Da, wo schon vertragliche Verpflichtungen bestehen, will der Schulbau-Staatssekretär nicht umplanen. Angesichts der steigenden Baupreise müsse man aber bei neuen Schulbauprojekten die Kosten im Blick haben: "Insofern schauen wir uns genau baufachliche und schulfachliche Standards sowie umweltrechtliche und denkmalschutzrechtliche Standards im Schulbau an", sagt Kühne.
In Gang gebracht hatte die Diskussion um die Schulbau-Standards Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Er wolle den Schulbau voranbringen, weil Schulplätze gebraucht würden, sagte er im August in seiner Sommer-Pressekonferenz: "Aber was man schon hinterfragen muss, ist, welche Standards wir haben: Wie viele Teeküchen und Sonderräume braucht es?"
Weniger Quadratmeter, gezieltere Förderung
Für die Sozialdemokratin Maja Lasic hat Priorität, dass überhaupt Schulplätze entstehen. Bei den Standards für den Schulbau sieht sie aber ebenfalls Einsparmöglichkeiten. Sie hält etwa Compartmentschulen mit weniger Quadratmetern Fläche für möglich. Ihre weitere Überlegung: Die neuen Schulen seien darauf ausgerichtet, auch Kinder mit verschiedenen Förderbedarfen zu unterrichten. Nicht alle hätten aber tatsächlich Klassen etwa für Kinder mit dem Förderbedarf "geistige Entwicklung".
Dieses Potenzial gelte es auszuschöpfen, sagt Lasic: "Das wäre eine kluge Art, wie man in der Schulbauoffensive Geld sparen kann, indem man in neuen Schulen, die schon gebaut sind, Klassen für Kinder mit Förderbedarf eröffnet." Dann müssten nicht alle vorgesehenen Schulen für Kinder mit dem Förderbedarf gebaut werden.
Bei allen Einspardiskussionen fordert Silke Gebel von den oppositionellen Grünen, die Umweltstandards nicht anzutasten: "Das ist sehr wichtig, weil die Klimakrise aktuell schon da ist." Die Schulen müssten für die Zukunft gebaut werden.
Welche Standards die schwarz-rote Koalition konkret bei künftigen Neubauschulen absenken wird, ist noch offen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 14.10.2024, 19:30 Uhr